Reisebericht 13 / Moab (Utah) - Valley of Fire (Nevada) / 26. September 2009 - 14. Oktober 2009 / km 26'000 - 30'500

Reiseroute: Moab, Arches N.P., Canyonlands N.P. Manti-la Sal National Forest, Monticello, Bluff, Monument Valley, Page, Paria Plateau, Grand Canyon N.P. (North Rim), Kanab, Bryce Canyon N.P., Kodachrom State Park, Boulder, Capitol Reef N.P., Zion N.P, Valley of Fire

Immer wieder erstaunlich, wie klein doch die Welt ist. Kaum sind wir im Arches Nationalpark eingetroffen, treffen wir auf ein junges Pärchen, wo er ebenfalls in Stans aufgewachsen ist. Mit einem gemieteten Wohnmobil wollen Andrea und Philipp für die nächsten 4 Monate die USA erkunden und von Florida aus, pünktlich zur Weihnachtszeit, wieder zurück in die Heimat fliegen. Schnell haben wir uns entschlossen, gemeinsam einen Campingplatz aufzusuchen, wo wir bis spät in die Nacht grillieren und über das Reisen plaudern.

Der Arches N.P. ist eine besonderheit in dieser an Naturwundern reichen Gegend und einer der unwirklichsten Flecken unseres Planeten. Staunend wandern wir durch die roten, massiven Sandsteinfinger, die aus der nackten Wüstenebene beim Devils Garden Trail, empor ragen. Hier liegen auf kurzen Seitenwegen weitere spitze Säulen und Felsbrücken. Aber es sind die vielen 100 durch Erosion entstandenen Steinbögen, die dem Park seinen Namen geben. Abgesehen von der Asphaltstrasse, die sich durch das Gebiet windet, zeugt absolut nichts von menschlichen Einflüssen. Am Abend wandern wir zum "Delicate Arch" einem freistehenden Felsbogen am Rande eines tiefen Canyons, um einen faszinierenden Sonnenuntergang zu geniessen.

Am nächsten Tag führt uns die Fahrt zum nahegelegenen Canyonlands Nationalpark. Er erstreckt sich auf einer Fläche von über 1300 Quadrat km und ist der grösste Park von Utah. Direkt am Canyonrand machen wir Frühstückspause, wo unser Blick auf ein unüberschaubares Gewirr von Schluchten, Plateaus, Spalten und Rissen fällt. Nur 3 steile Schotterstrassen führen in den mit Felsbögen und -höhlen durchsetzten Talgrund, wo vor Millionen von Jahren, der Colorado- und Greenriver sich eine gewaltige Schlucht gegraben hat. 3 Tage verbringen wir mit wandern und biken in diesem unzugänglichem Labyrinth, zwischen unwegsamen und wasserlosen Schluchten.
Eine schöne Bikerstrecke und zudem eine herrliche Aussicht auf den Canyon, haben wir vom "Dead Horse Point" aus. Der Name, Ort des toten Pferdes, kommt einer Legende nach, wobei früher Cowboys die eingefangenen Wildpferde in einen Canyon getrieben haben. Einmal wurde eine Herde hier vergessen und kam um, daher der Name.

Weiter führt uns die Fahrt dem Colorado River entlang und auf die "Manti la Sal" Berge. Die Strasse führt uns auf über 2500 Meter mit fantastischer Aussicht und weiter durch einen rot- gelb- und orangefarbenen Birken- und Ahornwald. Wir sehen viele Rehe, denen dieser Laubwald zu behagen scheint und plötzlich springt an unserem Auto noch ein Schwarzbär vorbei.
Für den Lebensmittel Einkauf begeben wir uns wieder ins Tal hinunter und staunen nicht schlecht, als neben uns auf dem Parkplatz ein Landy mit Luzerner Kennzeichen parkiert. Petra, Peter mit Tochter Allesandra ( 4 Jahre), alle aus Ballwil, sind mit ihrem Toyota auf dem Weg nach Südamerika. Da Allesandra nächstes Jahr eingeschult wird, haben sie sich entschieden, ihr Wohni von Miami aus nach Patagonien zu verschiffen und vor dem Kindergarten Beginn wieder in die Schweiz zurückzukehren.

Monument Valley
Die klassische Wildwestlandschaft, das Monument Valley, wo man meint, jeden Moment kommt John Wayne mit seinem Hengst über die Prärie galoppiert, zählt wahrscheinlich zu den überwältigsten Eindrücken auf unserer Amerikareise. Die gewaltigen, sich auftürmenden Sandsteinformationen und Felssäulen, die aus einer endlosen Ebene aus windverwehtem, rotem Sand aufragen, sind einfach grossartig. Auf unserer Rundfahrt durch die Wildwest-Kulisse, machen wir einen Stopp bei einer Pferdekoppel. Sofort kommt ein Navajo Indianer auf uns zu und macht den Vorschlag, eine Runde mit ihm auf seinen Mustangs zu reiten. Schon bald sitzen wir in den Sättel und lassen die herrliche Landschaft, vor einem strahlend blauen Himmel, an uns vorüberziehen. Ich komme mir vor wie Charles Bronson, der durch die endlose Ebene aus rotem Sand reitet.
Am Abend fragen wir den Navajo Indianer, dem die Mustangs gehören, ob wir hinter der Pferdekoppel übernachte können? Er meint, für 10 Dollar sei das OK. So bleiben wir über Nacht alleine bei den Mustangs und nur das gelegentliche Wiehern der Pferde und das Rauschen des Windes ist zu hören.
Am Morgen kommen die 30 Pferde wieder zur Koppel zurück, die am Vorabend alle in die weite Prärie gelassen wurden. Durch die Nacht konnten sie ein wenig von den verdorrten Büschen fressen und wild umherrennen.
Ich frage den Navajo Indianer: "Hast du eigentlich nie ein Problem, dass die Pferde nicht mehr zurückkommen?" Er meint: "Am Morgen liegt immer frisches Heu bereit und das ist natürlich ein Anreiz für die Mustangs wiederzukommen. Über all die Jahre habe ich noch nie ein Pferd verloren."

The Wave
Am Lake Powell, in der Nähe von Page, machen wir den nächsten Halt. In den 60er Jahren wurde der Colorado River durch die Errichtung des Glen-Canyon-Dammes aufgestaut und es entstand ein riesiger Stausee, auf dem sich nun die Urlauber mit ihren Booten tummeln. Eigentlich wollten wir die überfluteten Seitenschluchten mit unserem Kanu erforschen, aber da es zu windig ist, machen wir uns auf zur Paria Rancher Station, bei den Staircase Cliffs.
Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass in dieser Gegend eine Gesteinsformation liegt, die durch Erosion in den letzten paar Millionen Jahren, die Form einer riesigen Welle angenommen hat. Um dieses aussergewöhnliche und difissile Naturwunder besser zu schützen, geben die Behörden nur eine begrenzte Anzahl von Wandergenehmigungen heraus. Eine Reservation durch das Internet ist auf ein halbes Jahr über ausgebucht. Doch jeden Morgen verlosen die Rancher 10 Permits. So kommt es, dass wir uns am heutigen Morgen um 8 Uhr bei der Rancher-Station einfinden und auf ein begehrtes Permit hoffen. Doch wir sind bei weitem nicht die einzigen! Es wimmelt nur so von Leuten und viele haben vor der Barriere in ihrem Auto übernachtet. Über 80 Personen nehmen an der Verlosung teil und welches Glück, an meinem Geburi erhalten wir die begehrte Genehmigung für diesen Trail.
So fahren wir zuerst, auf einer sehr schlechten Schotterstrasse, zum Wire Pass Trail. Hier befinden sich die "Slot Canyons", das sind enge, teilweise nur 50 - 60cm breite Schluchten aber manchmal bis zu 80 Meter hoch. Nach 4 Stunden durch Wasser und Schlamm, sind wir wieder zurück und bereit für die nächste Wanderung, zu der Welle. Auf einer schwierigen Strecke, die nur dank einem Plan von der Rancher Station zu finden ist, wandern wir über die Sandsteinfelsen bis zur sagenhaften "Wave". Wellenförmig und in roten, gelben und okerfarbigen Farbtönen, windet sich dieser Fels um ein Labyrinth aus verschiedenen Ein- und Ausgängen. Lange bewundern wir dieses aussergewöhnliche Naturwunder, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Wenig später, auf der Rückfahrt über die holprige Schotterstrasse, versperrt uns ein grosses Wohnmobil die Weiterfahrt. Gut, dass wir ein starkes Abschleppseil dabei haben. Im Nu haben wir das Wohni, dass ein junges Schweizerpaar, Claudia und Zeino, gemietet haben, aus dem Schlamassel gezogen.

Grand Canyon North Rim und Bryce Canyon
Diese Nacht war bitterkalt. Kein Wunder, wir stehen auf einem wilden Campingplatz, nahe des North Rims des Grand Canyon, auf einer Höhe von 2700 Meter und das am 5. Oktober. Nach einem frischem Espresso, wir haben immer noch Kaffee Bohnen aus der Schweiz, geht es über 900 Höhenmeter in den Canyon hinunter. Wenn man vom Talboden aus die schroffen Felswände emporschaut, kommt uns die riesige Schlucht, die der Colorado River in den vergangenen Millionen Jahren ausgefressen hat, noch impossanter vor. Nach einem anstrengenden Fussmarsch nach oben, zum Rand der Schlucht, bietet sich auch von den verschiedenen Aussichtspunkten ein grandioser Ausblick auf die ständig wechselnde Kulisse, denn je nach Tageszeit und Lichteinfall verändert sich das Bild.

Schon wieder sind wir auf über 2400 Meter und das Thermometer sank in der Nacht unter den Gefrierpunkt. Aber die Tage beim Bryce Canyon sind noch angenehm warm und so starten wir schon bald zu unserer Wanderung in den Kessel des mit Felsnadeln bespickten Talbodens. Wir kommen uns vor wie in einer Traumwelt, so unglaublich schön. Hier sind vor vielen Millionen Jahren sukzessiv Schichten vielfarbigen Gesteins in veschiedenen Schattierungen übereinander gerutscht und danach wieder abgewaschen worden. Die so entstandenen, pilzförmigen Sandsteintürme, leuchten speziell bei Sonnenuntergang in den Farben Gelb, Weiss und Orange.
Zurück am Campingplatz angekommen, versperrt uns einer händeringend den Weg. Claudia und Marcel aus dem Thurgau mit ihren 2 Jungs, haben ebenfalls ihr Wohnmobil nach Halifax verschifft und wollen für ein Jahr Nordamerika und Mexico erkunden. Wir staunen nicht schlecht, als sie uns sagen, dass es in der Schweiz kein Problem sei, die Kinder für ein Jahr aus der Schule zu nehmen. Wenn sie nächsten Sommer wieder zurückkehren und die Jungs einschulen, sind natürlich die Klassenkameraden alle eine Stufe höher. Dafür haben sie in diesem Jahr viele neue Kulturen kennengelernt. Bis in den frühen Morgen plaudern wir angeregt über unsere Reisen und die bevorstehenden Abenteuer.

Etwas südöstlich vom Bryce Canyon liegt der bizarre und weniger besuchte "Kodachrome Basin State Park". Auch hier sehen wir auf einer Pamorama Wanderung etliche rote und gelbe Sandsteinformationen und wie gestern lernen wir wieder eine Schweizer Familie mit 2 Kindern kennen. Felix und Charlotte sind mit ihrem Sohn Roland (10J.) und der Tochter Eva (12J.) in einem gemieteten Wohni in Utah und Nevada unterwegs. Beim gemütlichen Steakessen am Lagerfeuer erzählt uns Roland: "Ich möchte später einmal Erfinder werden". Sogleich gebe ich ihm eine knifflige Aufgabe:" Also Roli, wie löst man folgendes am besten: Mangels Platzverhältnisse hat die Abwaschmaschine in der Küche keinen Platz. Also muss sie im darüber liegenden Estrich plaziert werden. Wie kommt die Maschine vom Estrich in die Küche hinunter und wie installiert man die Wasser- und Abwasseranschlüsse?"
Von diesem Moment an spricht er von nichts anderem mehr und mit Müh und Not kann ich ihn überreden, heute Abend eine Pause einzulegen und mir erst Morgen früh einen Detailplan zu übergeben. So kamen wir Erwachsenen an diesem Abend doch noch zu Wort.
Am nächsten Tag müssen wir schon früh zu Roland ins Wohnmobil. Auf mehreren Blatt Papier hat er uns seine "geniale Erfindung" erklärt und pausenlos von Umlenkrollen, Flaschenzügen und Wasserschläuchen gesprochen. Aus diesem kleinen Kerl wird sicher einmal ein grosser Erfinder!

Anstatt auf direktem Weg in den Capitol Reef National Park, entscheiden wir uns für die etwas längere Schotterstrasse über Boulder, dann den Burr Trail und über die Bullfrog Road zum südlichen Parkeingang. Dieser Tip von Felix hat sich wirklich gelohnt. Der Burr Trail führt uns zunächst eine steile, kurvige Strasse in den Canyon des Grand Staircase-Escalante National Monument hinunter. In letzter Zeit haben wir viele Schluchten befahren und bewandert, aber jene, mit ihren roten, bizarren Steilwänden und pilzförmigen Felsnadeln, ist etwas vom schönsten, was wir in diesem Teil Amerikas gesehen haben.

Bei der verlassenen Mormonengemeinde "Fruita", pflücken wir uns einen Rucksack voll feinster, rotbackiger Äpfel, die wir am Abend umgehend in einen feinen Apelkuchen "Homemade" verwandeln.

Mit seinen schroffen Felsen, bewaldeten Flusstälern und hohen Wasserfällen, ist der Zion National Park einer der beliebtesten Parks Utahs. Das bekommen wir schon beim Parkeingang zu spühren. Der Ranger meint:" Ihr seit lucky people, denn für euch haben ich noch den letzten, freien Platz im Camping, denn eigentlich sind wir völlig ausgebucht".
Doch so glücklich sind wir dennoch nicht, eingeklemmt zwischen 2 riesigen Motorhomes, die fast pausenlos ihre Generatoren laufen lassen, damit sie genügend Strom für die Sateliten TV's bekommen, sitzen wir zähneknirschend in unserem Suri. Dafür geht es am nächsten Morgen zeitig los für unsere Wanderung. Ein herrlicher Trail führt uns einen schmalen Pfad hinauf, über Schwindel erregende Felsnacken, von denen es links und rechts steil in die Tiefe geht. Immerhin gibt es Stahlseile zum festhalten. Zuoberst, auf dem "Angel's Landing", dem Landeplatz der Engel, haben wir einen weiten Blick über das grüne Tal des Zion Canyon.

Jetzt heisst es Abschied nehmen von diesem Hochplateau des mittleren Westens, auf diesem die meisten der schönsten National Parks beheimatet sind. Die weitere Strecke wird uns durch den tiefsten Punkt des amerikanischen Kontinents führen und dann weiter nach Californien. Doch mehr dazu später.