Reisebericht 31 / Titicacasee - Ende der Lagunenroute im Südwesten / 2. Dezember 2010 - 19. Dezember 2010 / km 65'200 - km 66'800

Reiseroute: Titicacasee, Copacabana, La Paz, Oruro, Challapata, Potosi, Sucre, Uyuni, Salar de Uyuni, Chuvica, San Christobal, Villa Alota, Laguna Hedionda, Laguna Honda, Laguna Colorado, Laguna Verde, Grenze nach Chile in Hito Cajon

Am Geburtsort der Sonne

Der Grenzübergang nach Bolivien verläuft ziemlich unspektakulär. Wir müssen dem Beamten jedoch gut zureden, damit er uns ein 90 Tages Visum ausstellt, anstatt der beabsichtigten 30 Tage.

Als erstes besuchen wir den bekannten Wallfahrtsort "Copacabana" am Südufer des Titicacasees. Jährlich kommen zehntausende Pilger aus ganz Bolivien und den angrenzenden Ländern in den kleinen Ort, um der schwarzen Madonna ihre Aufwartung zu machen. Überragt wird der Ort vom malerischen "Kalvarienberg", bei dessen Besteigung die Gläubigen die Leidensstationen Christi passieren.

Die meisten Reisenden quartieren sich beim Hotel Gloria ein. Dieser Platz ist uns zu laut und zu schmutzig. Wir fahren direkt zum Strand, von wo wir einen unvergesslichen Blick über den tiefblauen Titicacasee haben, bis zur berühmten Sonneninsel. Die "Isla del Sol" ist der legendäre Ort, auf der die Inkas erschaffen worden sind.
Diesen reich an Mythen und Legenden behaftete Ort wollen wir uns persönlich ansehen und kurz darauf sitzen wir in einem kleinen Boot und tuckern gemütlich zur Insel, auf der die Sonne geboren sein soll.
Im Norden der Insel verlassen wir das klapprige Schiff und wandern an archäologischen Stätten entlang durch eine karge, aber faszinierende Hügellandschaft. Die starke Sonneneinstrahlung und die Höhe von fast 4000 m schlauchen uns ganz schön, so dass wir nach 4 Stunden Wanderung froh sind, im Süden der Insel wieder unser Schiffchen vorzufinden.

Zurück auf dem Festland gönnen wir uns erstmals eine "Trucha", jene beliebte Forelle aus dem Titicacasee. Man stelle sich vor, für 18 Bolivianos, das sind umgerechnet sFr. 2.50, erhält man einen frischen Fisch mit Reis und Gemüse, incl. einer herrlichen Aussicht auf den Titicacasee.

Coca-Blätter und Hexenmarkt

Viele schwärmen von der Skyline New Yorks oder der Lage Kapstadts. Dass nie jemand La Paz erwähnt, kann nur bedeuten, dass es kaum einer kennt. La Paz ist Dramatik pur. Eine Schüssel, deren Boden 3600 Meter über dem Meer liegt. Dort stehen die Hochäuser des Geschäftsviertels. An den steilen, zerfurchten Wänden klettern die kleinen Häuser der Indigenas hoch, bis auf 4000 Meter und verschmelzen schliesslich mit den Armutsvierteln. Über allem steht breitbeinig der Schneeklotz Illimani, mit seinen 6500 Meter.

Die Lage der Stadtviertel repräsentieren umgekehrt die Einkommensverhältnisse ihrer Bewohner. Im milden Klima residiert die Oberschicht in den Villen der Stadtteile Miraflores und La Florida und an den Hängen kleben die Stroh- und Wellblechhütten der zahlreichen Zuzüger aus den ländlichen Regionen.

Wir fahren die steilen Gassen hinunter ins Zentrum der Andenmetropole, wo uns das übliche Verkehrs-Chaos einer Grossstadt empfängt. An den steilen und engen Strassen drängt sich ein Marktstand an den andern. In diese Schüssel quetschen sich beinahe zwei Millionen Menschen und alle scheinen etwas verkaufen zu wollen.
Wir schlendern um die Plaza San Francisco, wo sich ein Marktstand an den andern drängt. Vor lauter Orangen, Coca-Blättern, Socken, Windeln und Hüten sind die dahinter kauernden Martfrauen, mit ihren viel zu kleinen Zylinder-Hüten, nicht mehr auszumachen.

Es gibt Strassen, in denen Haushaltsgegenstände angeboten werden, andere weisen sich durch ihren strengen Geschmack als Fleischabteilung aus. Hinter fast jeder Ecke ändert sich die Szenerie.
An der Calle Santa Cruz gibt es einen eigenen Markt für Kräutermedizin und weisse Magie, den sogenannten "Hexenmarkt". Hätten wir ein Gebrechen, wäre das der richtige Platz. Hier gibt es allerei Trinkturen, Pillen und Amulette für jedes Wehwehchen. Auch getrocknete Lamaföten stehen zum Verkauf. Diesen sollen bösen Zauber vom trauten Heim fernhalten. Am Luzerner-Bahnhofplatz wäre das nicht so leicht zu verkaufen, aber in La Paz geniessen alternative Heilmethoden grosses Vertrauen.

5 Tage stehen wir beim Hotel Oberland auf dem Parkplatz mit andern Reisenden. Unter normalen Umständen wären wir schon früher weitergefahren, aber unser Suri braucht nach fast 70'000 km ein paar professionelle Streicheleinheiten. Auch die Reifen müssen nach dieser Zeit erneuert werden, denn diese werden in Südamerika nicht vorzeitig pensioniert, wenn das Profil nicht mehr sichtbar ist. Hier dürfen sie eines natürlichen Todes auf der Strasse sterben.
2 Tage wird an unserem Wohni gefeilt und geschliffen, werden Öle ausgetauscht und Teile erneuert. Schlafen können wir jeweils aufgebockt im Suri in der Garage von Ernesto Hug, der schon seit vielen Jahren mitten in der Stadt seine Garage betreibt.

Diese neuen Reifen bereiten uns aber unerwartet einige Probleme. Da wir mit diesen Pneus nur die besten Erfahrungen gemacht haben, wollen wir natürlich die selbe Marke und Grösse. "Kein Problem", meint Ernesto, "ich bestelle die aus dem Hauptlager in Santa Cruz und in zwei Tagen sind sie hier."
Also bestellen wir die Reifen. Am nächsten Tag erreicht uns die Nachricht, dass ein Erdrutsch die Hauptverbindungsstrasse von Santa Cruz nach La Paz verschüttet hat und die Lastwagen erst einige Tage später fahren können. Aus den 2 Tagen können gut und gern 10 Tage werden.

Schweren Herzens ändern wir nun unsere Reisepläne und planen zuerst Potosi zu besuchen, danach den Salzsee "Salar de Uyuni" und die Lagunen im Süden des Landes. Anschliessend müssen wir wieder zurück nach La Paz um die neuen Reifen zu montieren.

Die höchstgelegene Stadt der Welt

In Potosi, auf 4060 Meter gelegen, wird das atmen zur Qual. Dieser Ort war einst dank ihres enormen Silbervorkommens die reichste Stadt der Welt. Für uns ist Potosi typisch für die lateinamerikanischen Städte. Prachtvolle Häuser und Kirchen aus der Kolonial-Ära auf der einen, das Elend der diesen Reichtum erwirtschaftenden Menschen auf der andern Seite.

"Hat man die Silberminen nicht besucht, so hat man Potosi nicht gesehen", meint Pedro, ein ehemaliger "Minero" und jetztiger "Tour-Guide". So buchen wir für den nächsten Tag eine Tour, geführt von früheren Bergleuten, durch den Cerro Rico, den reichen Berg.
Am nächsten Morgen besuchen wir mit unserer Gruppe, die aus 2 Franzosen, 2 Irländern, 2 Australier, 3 Holländern und einer Deutschen besteht, zuerst den Markt der Bergarbeiter. Es ist üblich, dass man für die Minen-Arbeiter Geschenke mitbringt. So kaufen auch wir Kokablätter, Mineralwasser und.....Dynamit. Wir fragen uns ernsthaft, wollen wir das Dynamit wirklich den Mineros schenken oder unser Reisebudget aufbessern und die nächste Bank ausrauben. Wo sonst bekommt man so einfach Dynamitstangen!!!!!

"Zieht die Köpfe ein" ruft uns Pedro, unser Führer zu. Den Kopf anzuhauen scheint mir hier unten allerdings die kleinste Gefahr zu sein. Seit über 2 Stunden befinden wir uns bei einer unvorstellbaren Hitze und einer staubgeschwängerten Luft in den Schächten einer Mine bei Potosi. Waren die Stollen am Anfang noch aufrecht, später gebückt zu begehen, kriechen wir nun auf allen Vieren durch einen schmalen Gang in die obere Etage. Nur vom flackernden Licht unserer erbärmlichen Stirnlampe beleuchtet, zwänge ich mich durch die schmale Röhre. Hätte ich am Vorabend noch ein Fondue gegessen, ich wäre garantiert irgendwo stecken geblieben.

Dicht gedrängt hockt unsere Gruppe schweissgebadet in einer winzigen Kammer. Als letztes kommt noch Angelika, den Tränen nahe und völlig am Ende ihrer Kräfte, zu uns dazu. Keinen Schritt weiter werde sie gehen, meint sie kopfschüttelnd.
Das gleiche denkt wohl jeder von uns, aber in dieser menschenfeindlichen Umgebung bearbeitet ein Minero das mineralhaltige Gestein mit seinem Pickel.
Auf unsere Fragen antwortet er: "8 Stunden und 6 Tage pro Woche arbeite ich hier. Dennoch mache ich das gerne, da die Mine als Kooperative organisiert ist. Wenn ich eine Silber- oder Kupferader finde, gehört das mir und meinen Kumpels und nicht dem Boss der Mine".
Das Argument leuchtet ein, dennoch könnte keiner von uns sich vorstellen, bloss eine Stunde in dieser stickigen, beinahe 40° C.
heissen Luft zu arbeiten. Die Arbeiter, die unglaublich vielen schädlichen Chemikalien ausgesetzt sind, sterben häufig nach nicht einmal 10 Jahren Schuften im Bergwerk, an einer Quarzstaublunge.
Bevor auch unsere Lungen versagen, treten wir den Rückweg an. Entlang morscher Stützbalken, die viele halb eingerissen sind und rostiger Eisenstangen, an denen das Wasser hinunterläuft und unseren Weg in einen Bach verwandeln, troten wir stumm und nach Luft schnappend durch die düsteren Gänge.
In der frischen, glasklaren Luft vor der Mine, in über 4000 Metern Höhe, ist jeder von uns dankbar, wieder reinen Sauerstoff zu atmen. Noch benommen durch Luft und gleissendes Tageslicht, versuchen wir, das gerade Erlebte zu verdauen. In der Schweiz würde keiner, aber wirklich keiner auch nur daran denken, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Das ist auch gut so. Aber hier hat man keine andere Wahl, will man überleben.
Die eigentliche Gefahr geht von den ungesicherten Stollen und dem selbstgebastelten Dynamit aus, die nur auf den unvermeindlichen Kollaps zu warten scheinen, durch den sich weitere hundert Seelen zu jenen gesellen würde, die vor dem Höllenort schon herumgeistern.

Was als kleiner Abenteuerkitzel begann, wurde zur Besichtigung menschlichen Elends.

Nicht weit von Potosi entfernt, liegt die kleine Lagune "Ojo de Inca". Der ideale Ort, um unsere staubverklebten Körper im heissen Quellwasser zu reinigen.

Auf den Fussspuren der Dinos nach Sucre

Die Hauptstadt Boliviens empfängt uns mit strahlend weissen Gebäuden und einem gemütlichen Stadtkern, der zum genüsslichen Verweilen einlädt. Kein Wunder, wurde Sucre von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
Was für ein Gegensatz zur eben gewesenen Minenstadt Potosi, wo wir uns gar nicht wohl gefühlt haben.

Die eigentliche Sensation Sucres liegt einige Meilen ausserhalb der Stadt, in einem Zementsteinbruch. Fast eine Stunde fahren wir mit dem öffentlichen Bus kreuz und quer durch die Stadt, bis wir an unserem Ziel ankommen und das für 1,5 Bolivianos, das sind 20 Rp.

Hier haben nicht irgendwelche Hollywood Sternchen ihre Handabdrücke auf dem "Walk of Fame" hinterlassen, nein, da waren viel schwerere Kaliber am Werk.
Hunderte von Dinosaurier haben vor ca. 68 Millionen Jahren an einer vertikalen Kalksteinwand ihre bis zu 80 cm grossen Spuren hinterlassen. Staunend stehen wir vor der Wand und fragen uns, wie konnten die Tiere ohne Kletterausrüstung senkrecht die Wand hochlaufen?
Juan Carlos, nicht der König persönlich aber unser Guide klärt uns auf: "Vor Millionen von Jahren liefen die Dinos durch ein Sumpfgebiet, wo ihre Fussabdrücke im Sumpf abgedrückt wurden. Danach trocknete das Feuchtgebiet langsam aus und die Spuren versteinerten. Durch tektonische Verschiebungen der Erdplatten stellte sich das ganze Gebiet senkrecht auf und noch heute sieht man die über 5000 Fussspuren von 8 verschiedenen Spezies an der Wand vor uns. Das ist Weltrekord!"

Die grösste Salzwüste der Welt, der Salar de Uyuni

Genüsslich fahren wir über das 4000 m Hohe Altiplano Richtung Uyuni. Eine faszinierende Landschaft zieht an uns vorüber. Sind es einmal die leuchtend-roten Canyons in einer mit Kakteen bespickten Steinwüste, deren Kontrast zum tiefen dunkelblau des Himmes unwirklich erscheint, ist es ein andermal der lange Hals eines Lamas, wie es neugierig mit seinen farbigen Ohrenschleiffen aus einer grasenden Schafherde herausschaut.
Doch der wahre Reichtum der Anden gedeiht unter der Erde, die Kartoffel. Ein Andenbauer kann bis zu zweihundert verschiedene Sorten an der Farbe, der Struktur, dem Geschmack und dem Geruch erkennen. Die westliche Welt kennt nur noch eine, nämlich die "Pommes frites".

In Uyuni, einem windverblasenem, staubigen Kordillerenstädtchen, nutzen wir die Gelegenheit, unsere Wasser- und Benzinreserven bis zum Maximum aufzufüllen, denn die nächsten 600 km werden uns über den grössten Salzsee der Erde und etliche Hochgebirs-Lagunen führen.
Es ist schon Dezember und eigentlich Regenzeit, als wir am Ufer dieser gigantischen Salzfläche stehen. Kein Regen, dafür ein wolkenloser Himmel und eine völlig ebene Fläche, die sich von Horizont zu Horizont erstreckt.
Der Salar de Uyuni gehörte einst zum Anden Binnenmeer und bedeckte schier unglaubliche 12'000 Quadrat km. Das ist etwa ein Viertel der Schweiz. Als er austrocknete, blieben eine Reihe von Salzpfüzen zurück, die in der Trockenzeit durch die starke Sonneneinstrahlung verdunsteten. In der Regenzeit verwandelt sich die feste Salzdecke in einen Salzsumpf, was ein Vorwärtskommen nahezu verunmöglicht. Vor ein paar Tagen hat es noch geregnet und ein befahren wäre nicht möglich gewesen.

Sicherheitshalber fragen wir noch einen Tourguide am Rande des Salars über die jetztigen Verhältnisse: "Doch, doch, im Moment ist es noch gut. Fahrt einfach den Spuren nach und passt auf die "Ojos" auf. Das sind Salzwasser gefüllte Löcher, die überall lauern können. Fährt ihr in ein solches Loch, dann Gnade euch Gott!"
So stehen wir an der grossen Salzwüste und erinnern uns an die Story von den beiden Tessinern, die wir in La Paz getroffen haben.
Zweimal sind sie mit ihrem 9 Tonnen schweren "Steyer" Lastwagen im Salar eingebrochen. Einmal konnten sie sich mit eigener Kraft befreien und das andere Mal mussten ihnen Einheimische behilflich sein mit einer Ladung voll Steinen, Balken und Eisen. Das dauerte über einen Tag.
So fahren wir mit einem etwas mulmigen Gefühl auf den 160 km langen und 135 km breiten Salzsee. Nur eine 30 bis 50 cm dicke Salzkruste trennt uns vom darunter befindlichen Salzwasser. Vorsorglicherweise haben wir aus dem Google Map die wichtigsten Wegpunkte herauskopiert. Aus der Sateliten-Perspektive kann man die dunklen Reifenspuren gut erkennen. Ob sie wohl stimmen?

Wir haben schon viele Bilder vom Salar gesehen aber die Wirklichkeit übertrifft alles. So weit das Auge reicht, eröffnet sich uns eine gigantische, weisse Fläche. Es ist, als fahre man auf einem zugefrorenem See. Die Salzkristalle knirschen unter den Reifen und eine feine Salzfahne weht hinter unserem Suri her.
Die erste Nacht verbringen wir mitten auf dem Salzsee, irgendwo im nirgendwo. Wir stellen unsere Campingstühle auf die Salzkruste, trinken einen Café und hören bewusst die tiefe Stille die hier draussen herrscht.

Am nächsten Morgen fahren wir laut Koordinaten und Kompass zur "Isla de Pescado", denn anders ist eine Orientierung fast unmöglich. Fisch, wie der Name vermuten liesse, gibt es hier nicht, dafür aber wunderbare Kakteen. Weit über mannshoch werden die grössten und geben der Insel ihr unverwechselbares Gepräge.
Beim Besteigen des Fisch-Berges stöbern wir noch einige "Vizcachas" auf, das sind langschwänzige, mit den Chinchillas verwandte Nagetiere, ähnlich eines Hasen, aber mit einem buschigen Schwanz. Was die wohl hier zu fressen haben?

Auf der Strasse der farbenprächtigen Lagunen

Die Südausfahrt des Salars bei Chuvica ist dank unseres GPS leicht zu finden. Was aber dannach kommt, ist eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine. Eine extreme Wellblechpiste wechselt sich ab mit Sandpassagen und Geröllpiste. Strassenschilder, hätte es je irgendwelche gegeben, wurden schon lange für den Hausbau oder sonst was zweckentfrendet.

Südlich des Salar de Uyuni befinden sich etliche Lagunen, die sich alle auf einer Höhe zwischen 4300 m und 4700 m befinden. War die Piste vorher schon schlecht, dann wird sie jetzt extrem grottenschlecht. Es ist, als fahre man durch ein ausgetrocknetes Flussbett, das mit grossen Kieselsteinen, Geröll und Felsblöcken übersät ist. Unser Suri ächzt und stöhnt über dessen Tortur.
Doch das fantastische Panorama macht alles wieder wett.
Weite Felder tiefen Sandes werden abgelöst durch nackte, felsige Höhenzüge, die an frisch geschorene Lamarücken erinnern. Der hier oben unaufhörlich blasende Wind hat regelrechte Dünenzüge aufgeweht und im Zusammenspiel mit der Verwitterung aus den Felsen bizarre Skulpturen herausgearbeiten. "Schau mal, das sieht aus wie ein Zwerg, dort ist ein Gesicht und da hinten ein aus Stein gemeisselter Kondor", sagt Ruth voller Freude.

Unser erster Übernachtungsplatz auf der Lagunenroute befindet sich mutterseelen-alleine an einer namenlosen Lagune auf 4500 Meter. Abgesehen von einigen Büschelgräsern scheint sich die Vegetation aus dieser unwirtlichen Wildnis zrückgezogen zu haben.

An der Laguna Hedionda, ebenfalls auf über 4000 Meter, hat die Tierwelt den Kampf mit der unbarmherzigen Witterung aufgenommen. Hunderte von Flamingos stolzieren in dem brackigen Salzwasser umher und fischen aus der von Algen bunt schillernden Lagune kleine Organismen.

Der Dezember ist der wärmste Monat im Jahr und trotzdem haben wir unserem Diesel ein Additiv beigemischt, um das Versulzen des Diesels bei Minus-Themperaturen zu vermeiden. So haben wir nie ein Problem, am Morgen bei klirrender Kälte den Motor zu starten.
Suri, du machst das wie immer vorzüglich!

An den Lagunen Honda und Ramaditas vorbei, erreichen wir den "Arbol de Piedra". Diese Gesteinsformation hat durch Erosion in Millionen von Jahren die Gestalt eines Baumes angenommen. Hier treffen wir auch den Berner Andi wieder, der mit seiner Honda Südamerika bereist. Als begeisterter Motocross-Fahrer ist er hier, in dieser Steinwüste, in seinem Element.

Was für ein Anblick! Eben noch eine karge Gebirgslandschaft und nun taucht vor uns auf 4400 m die Lagune Colorado auf. In der ziegelroten Lagune, hervorgerrufen durch Algen und Mineralien, tummeln sich tausende von rosafarbenen Flamingos und wie kleine Schilfinseln schwimmen weisse Borax Felder inmitten des Sees.
Unser Übernachtungsplatz, alleine oberhalb der Lagune, ist einer der schönsten auf unserer bisherigen Reise. Das Gefieder der Andenflamingos leuchtet noch intensiver in der untergehenden Sonne und der See glitzert, als ob tausende von Rubinen der Lagune seine blutrote Farbe geben. Theres's no place like this!

Schon von weitem riechen wir das Geysir Feld von "Sol de Mañana". Kochende Schlammlöcher, pluppernder Lava Schlamm und zischende Schwefeldämpfe steigen aus den unheimlichen Löchern gegen den stahlblauen Himmel. Ein anwesender Tourguide zeigt uns sein verbranntes Bein und meint: "Seit ja vorsichtig, die gesammte Gegend ist sehr instabil und man kann leicht einbrechen so wie ich, letzten Monat."
Anderswo wäre alles fein säuberlich eingzäunt und mit sicheren Pfaden durchzogen. Aber nicht hier in dieser abgelegenen Gegend!
So laufen wir direkt neben den brodelnden, siedend heissen Schlammlöcher vorbei, schauen in den Abgrund hinunter und wären nicht erstaunt, den Teufel persönlich zu erblicken.

Auf einem Borax Minengelände, befindet sich der bolivianische Zoll. Der wahrscheinlich höchstgelegene Zollposten der Welt befindet sich 80 km vor der Grenze auf einer Höhe von 5030 Meter. Rauchend und dank Untersetzung mühelos, schleichen wir die Schotterstrasse hinauf, um unser Fahrzeug auszuklarieren.

Auf dem "Salar de Challviri" hat es wunderschöne heisse Quellen und so nehmen wir erstmals ein 40° heisses Bad in einer der natürlichen Badewannen in der Laguna Salada. Nach den staubigen Passagen der letzten Tage ist das eine wahre Wohltat.

Die letzte Lagune vor der chilenischen Grenze ist die Laguna Verde. Auch hier übernachten wir direkt oberhalb der Lagune und sind glücklich, das alles erleben zu dürfen. Das ware Schauspiel eröffnet sich uns am nächsten Tag.
So gegen 9.30 Uhr verändert sich die Farbe des Sees von einer zuvor graublauen in eine leuchtende. smaragdgrüne Farbe. Fasziniert stehen wir vor unserem Sur und beobachten dieses Naturschauspiel, wie sich zuerst am äussersten Zipfel ein paar grüne Flecken bilden und nach und nach den ganzen See überziehen. Nach einer guten Stunde glitzert die Oberfläche wie ein hochalpiner Gletschersee und im Hintergrund erhebt sich der perfekt geformte Vulkan Lincancabur mit seinen 5960 Metern. Verantwortlich für dieses Phänomen sind pflanzliches Plankton und verschiedene Metalle die sich im Wasser befinden.

Nun verlassen wir Bolivien in Richtung Chile, aber nicht für lange, schliesslich müssen wir noch die bestellten Reifen in La Paz abholen. Uns hat Bolivien sehr gut gefallen. Die karge und wüstenhafte Hochebene, mit ihren bunten Lagunen, den Flamingos und den weiten Salzseen, waren etwas vom Eindrücklichsten auf unserer ganzen Reise.