Reisebericht 11 / Vancouver (BC) - Waterton Lakes NP. (Alberta) / 25. August 2009 - 10. September 2009 / km 23'700 - 24'600

Reiseroute: Mit dem Kreuzfahrt-Schiff von: Vancouver nach Ketchikan, Juneau, Skagway und zurück nach Vancouver.
Dann wieder mit unserem Suri: Vancouver, Hope, Princeton, Osoyoos, Creston, Cranbrook, Waterton N.P. (Grenze USA

Heute holen wir meine Mutter (84 Jahre) am Flughafen von Vancouver ab. Wir sind gespannt und ein wenig aufgeregt, wie sie wohl die lange Reise von der Schweiz nach Vancouver überstanden hat. Ganz alleine, in diesem Alter, eine solche Strapaze, ist gewiss keine Selbstverständlichkeit. Doch als wir sie sehen, über das ganze Gesicht strahlend, sind wir erleichtert und wir freuen uns, die nächsten 2 Wochen zusammen zu verbringen. Wir möchten unsere gemeinsame Zeit möglichst stressfrei verbringen. Das ist auch der Grund, warum wir eine Kreuzfahrt gebucht haben.

Doch zuerst besuchen wir gemeinsam die schöne City von Vancouver, den Stanley Park, machen eine Tour nach Vancouver Island und zum Butchart Garden. Jener Blumengarten liegt nördlich von Victoria und besticht durch seine enorme Blumenpracht. 500 Mitarbeiter, davon 60 gelernte Gärtner, sind eigens dafür angestellt, dass die ganze Anlage stehts am blühen ist. Die Gärten, die urspüchlich als Hobby angelegt worden waren, wurden ständig erweitert und breiteten sich in den Japanischen Garten, den Rosengarten und den Italienischen Garten aus. Heute wird diese gärtnerische Höchstleistung der Butcharts jedes Jahr von über einer Million Besuchern besichtigt.
Strenge Winter sind auf dieser Insel unbekannt, denn die Kaltluft des kanadischen Festlands wird dank pazifischer Einflüsse abgehalten. Mit jährlich ganzen 29 cm verzeichnet Victoria den geringsten Schneefall Canadas. Wenn weite Teile des Landes noch unter Schnee liegen, spriessen in Vancouver Islands Süden, wo sich der Garten befindet, bereits die ersten Blüten und Blumen. Das ist auch ein Grund, warum sich viele pensionierte Kanadier in das gemässigte Klima von Victoria Island zurückziehen.

Die Inside Passage
Heute beginnt unsere Kreuzfahrt mit der Norwegian Sun. Dises riesige Kreuzfahrtschiff, mit über 250 m Länge, fasst etwa 2100 Passagiere und wird von 900 Angestellten unterhalten. Alles glänzt und glitzert in Chrom und Marmor. Für das leibliche Wohl sorgen 11 verschiedene Restaurants und 12 diverse Baren. 2 Swimming Pools, 5 Whirlpools, ein Fitness Center und eine Jogging Bahn, die 500 Meter rund um das Schiff läuft, sorgen dafür, dass man nach einem zu üppigen Essen die angefutterten Fettpolster wieder verliert. Was allerdings in der Praxis leider anders verläuft. Selten haben wir irgendwo auf unserer Reise so viele fettleibige Personen auf einem Haufen gesehen. Nicht nur die Dimensionen des Schiffes sind riesig, auch die Essens-Portionen, welche die vornehmlich aus den USA stammenden Gäste auf ihre Teller schaufeln und zu ihren Plätzen balancieren, sind gewaltig. Obwoh sie vor lauter Fettpolster kaum mehr gehen können, wir kräftig gefuttert, denn:" Es ist ja alles inbegriffen".

Pünktlich laufen wir bei strahlendem Sonnenschein aus und lassen schon bald die Skyline von Vancouver hinter uns. Die Sonne begleitet uns auch weiterhin bis zu unserem ersten Ziehl, Ketschikan. Diese Stadt liegt in der regenreichsten Region der Inside Passage. Die Niederschlagsmenge ist hier sechsmal so hoch wie in der Schweiz. Die südlichste und mit 7'700 Einwohner fünftgrösste Stadt Alaskas, erstreckt sich über mehrere Kilometer auf einem schmalen Uferstreifen zwischen Bergen und Meer. Nicht weit vom Downtown, am Ketchikan Creek, können wir die Lachse beobachten, wie sie zum laichen zu tausenden den reissenden Strom hinauf-
schwimmen. Kein Hindenis ist ihnen zu gross, weder Stromschnellen noch Wasserfälle. (Siehe Kurzvideo)

Am nächsten Tag heisst unser Ziehl, Juneau. Die abseits gelegene Hauptstadt Alaskas, am geschützten Gastineau Channel zählt 31'000 Einwohner und ist nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen. Ihre Geschichte begann 1880, als ein Joe Juneau an einem Bach Gold fanden. Danach entstanden mehrere Goldminen und insgesamt hat die Region über die Jahre knapp 200 Tonnen reines Gold her
vorgebracht.
Wir widmen uns aber weniger dem Gold, sondern mehr den Gletschern. Etwas ausserhalb der City befindet sich der 19 km lange und über 2 km breite "Mendenhall Glacier", der vom 3'800 Quadrat km grossen "Juneau Icefield" hinunter ins Tal drückt.
In Skagway, wo wir vor einem Monat auch schon waren, damals mit unserem Suri, haben wir den nördlichsten Punkt auf unserer Kreuzfahrt erreicht. Von nun an geht es ohne Halt wieder südwärts, bis Vancouver. Es ist natürlich sehr angenehm, genüsslich in einem bequemen Sessel zu sitzen, ein Lachsbrötchen zu verspeisen und nebeinbei die vorbeidriftende Landschaft zu betrachten. Aber immer kann es so nicht weitergehen, denn man will ja nicht so Enden wie die vielen dicken, meist nordamerikanischen Passagiere.

Jeden Abend ist etwas los. Heute ist Showtime mit einer englischen Tanztruppe im Stardust Theater angesagt. 15 Tänzerinnen- und Tänzer wirbelten in gekonnter Akrobatik durch die Luft, dass es einem nur schon beim zusehen den Atem nimmt. Am späteren Abend lassen wir bei einem Tänzchen zu Pianomusik den gemütlichen Abend ausklingen.
Heute nehmen wir an einer Führung durch das Schiff teil. Der österreichische Chef-Koch informiert uns über die täglichen Abläufe seiner Bordküche. Vornehmlich philipinische und südamerikanische Köche und Hilfsarbeiter sind für das Wohl der Passagiere be-
sorgt. Wir sind überrascht über die Hygienevorschriften und Sauberkeit seiner Küche, die, so berichtet er uns nicht ohne Stolz, schon zum 2. Mal hintereinander die volle Punktzahl von 100 Punkten, bei einer Hygiene-Kontrolle bekommen hat.
Wie im Flug verging diese gemütliche Woche auf dem Kreuzfahrtschiff, zusammen mit meiner Mutter und so heisst es nun wieder, Abschied nehmen. Wir drei genossen die vergangenen 2 Wochen miteinander und freuen uns schon wieder auf ein nächstes Wiedersehen.

On the road again
Von Vancouver aus, führt uns der weitere Verlauf der Strecke nach Osten, mehr oder weniger der US-Grenze entlang. Wir fahren durch das Okanagan Valley, das dank der dort geringen Niederschläge im Sommer und warmen Themperaturen im Herbst, sich gut für Wein- und Früchteanbau eignet. In diesem fruchtbarem Gebiet, fühlen wir uns wie nach Südeuropa versetzt. Verkaufsstände für alle Arten von Obst und Gemüse säumen die Strasse und verschiedene Weinbauern laden zu Weinproben ein.
Wir verzichten auf eine Weindegustation, da es erst Mittag ist und begeben uns stattdessen in eine deutsche Bäckerei mit Café. Ein Schild an der Wand, mit der Aufschrift "For Sale" (zu verkaufen), erregt unsere Aufmerksamkeit. Auf die Frage nach dem "Warum und Wieso", erklärt die Verkäuferin:"Als ich vor 8 Jahre in dieser Bäckerei angefangen habe, war dieses Schild schon an der Wand. Der Deutsche Bäcker wollte nach 20 Jahren Selbständigkeit in Kanada wieder zurück in seine Heimat. Aber leider will diese Bäckerei niemand kaufen und seine Frau ist in der Zwischenzeit schon nach Hause, nach Deutschland, heimgekehrt".
Wir stellen uns das so richtig lebhaft vor, wie der Deutsche Bäcker vor 8 Jahren zu seiner Frau sagte:" Geh nur mal vor, ich hänge noch schnell das Verkaufsschild auf und komme dann in ein paar Tagen nach".
Aus den paar Tagen sind ein paar Jahre entstanden und wer weiss, wieviele noch?

Waterton Lakes National Park
Langsam verlassen wir das fruchtbare, hügelige Gebiet von Britisch Columbia und nähern uns wieder den Rocky Mountains, in Alberta. Nirgendwo sonst haben wir einen derart abrupten Übergang zwischen Prärie und Hochgebirge gesehen. Schon am Eingang zum Park begegnen uns die ersten Schwarzbären und Bergziegen. Nach einem kurzen Aufstieg, zum "Bear's Hump", haben wir ein atemberaubendes Panorama über den "Upper Waterton Lake", der bis hinüber zur USA reicht. Leider müssen wir hier mit dem engen, im schattigen Wald angelegten Campingplatz vorlieb nehmen. Unsere "lieben" Nachbarn mit den drönenden Generatoren, lassen uns schon bald ins innere unseres Suri verziehen. Die Amis brauchen schliesslich Strom für ihren Microwellenofen und das Sateliten-TV Gerät! Man will ja auch in den Ferien auf nichts verzichten!
Ruhiger und idillischer wäre sicher das "Prince of Wales Hotel", das malerisch auf einer Anhöhe zwischen Upper- und Middle Waterton Lake liegt. Aber die "bescheidene" Summe von 270 Dollar für ein DZ, pro Nacht, ist uns doch etwas zu viel!
Viel lieber begeben wir uns am nächsten Tag auf eine Wanderung zum "Lake Josephine". Bei strahlend blauem Himmel, wandern wir entlang einer grandiosen Bergkulisse. Schroffe Felswände wechseln sich ab mit tiefblauen Seen.
Nun waren wir über 4 Monate im wunderschönen Kanada untewegs, haben interessante Bekanntschaften gemacht und durften die herrliche Natur dieses riesigen Landes "erfahren". Doch nun heisst es auch hier Abschied nehmen, denn das nächste Land, die USA, wollen erkundet werden.