Reisebericht 24 / San José (Costa Rica) - Panama City (Panama) /22. Juli - 8. August 2010 / km 50'750 - km 52'500

Reiseroute: San José, Monteverde, Puntarenas, Parque National M. Antonio, Dominical, Grenze zu Panama, David, Boquete, Boca Chica, Santa Clara, El Valle, Panama City
, Colon

On the road again

Über 2 Monate haben wir nun in der Schweiz verbracht. Besuchten Freunde und Familie, genossen die herrliche Landschaft mit den klaren Seen , die wir in letzter Zeit so vermisst haben und freuten uns danach wieder, unsere Reise fortzusetzen.
Der erste Schock erwartet uns aber am Flughafen Kloten. Da wir kein Retour-Ticket haben, will uns die amerikanische Fluggesellschaft Delta nicht ausreisen lassen. Alles gut Zureden, das Vorzeigen von 4000.- Dollar Cash, das Erklären unserer speziellen Situation, dass wir einen Camper in Costa Rica haben und weiter nach Südamerika fahren, das offizielle Dokumen unseres Anwaltes, das Bescheinigt, dass wir unseren Suri am Arenal See stationiert haben, nützt nichts. Wenn wir den Flug nicht verpassen wollen, bleibt nur eine Möglichkeit, ein Retourticket von Costa Rica nach Zürich zu kaufen für happige sFr. 7200.-.
Die Dame am Schalter verspricht uns jedoch, wenn wir den Flug nicht benötigen, übermorgen den Betrag auf unser Konto zurück zu überweisen. Wenn das nur gut geht! Zu guter Letzt übersteigt der Betrag das Kreditlimit unserer Kreditkarte und so müssen wir mit gut Zureden die Kreditkarten Firma dazu bringen, kurzfristig das Limit hinaufzusetzen.
Wirklich auf den letzten Drücker erreichen wir noch den Flieger!

Da steht er nun! Gut Umsorgt von Ernst und Klärli nehmen wir unseren Suri wieder wohlbehalten in die Arme. 70 Tage stand er auf ihrer Auffahrt und genoss die prachtvolle Aussicht auf den Arenal See.
Wir glauben, auch er freut sich nun auf weitere Abenteuer mit uns. (Wir hoffen es jedenfalls).

Da in 4 Tagen die temporäre Importgenehmigung für unseren Suri abfläuft, möchten wir diese im Hafen von "Puerto Galdera" erneuern. Leider haben sie dieses Jahr die Bestimmungen geändert, so dass wir definitiv aus Costa Rica ausreisen müssen.

Der ausgezeichnete Käse, den man im Monteverde National Park bekommt, ist nicht der einzige Grund, der uns veranlasst, dieses Naturschutzgebiet zu besuchen. Im Jahre 1949 kauften 44 amerikanische Quäker grosse Teile rund um Monteverde und begannen ihren Lebensunterhalt mit einer Milch- und Käseproduktion zu bestreiten. Zunächst betrug die Menge des hergestellten Käses ca. 10 kg pro Tag, was sich schnell erhöhte auf heute über 5000 kg und im ganzen Land verkauft wird.
Wir entscheiden uns jedoch, statt der Käseprokuktion, die einzigartige Natur des Nebelwald Schutzgebietes zu erkunden. Auf einer 3 km langen Tour über 8 verschiedenen Hängebrücken, haben wir eine ganz andere Perspektive der Artenvielfalt, als in Bodennähe. Das Blätterdach des Nebelwaldes zeigt sich unter uns, ohne dass wir vom ewigen hinaufschauen fast eine Genickstarre bekommen. Wie es in einem Nebelwald nicht anders zu erwarten ist, nieselt es die ganze Zeit. Auch die Tiere des Waldes haben sich wahrscheinlich einen Schirm besorgt und sich irgendwo ein trockenes Plätzchen gesucht. Auf jeden Fall haben wir nur ein paar Vögel zu Gesicht bekommen, die gut versteckt im satten Grün des Dickicht sitzen, das nur wenige Sonnenstrahlen durchlässt. Die Pflanzenvielfalt ist jedoch beachtlich und jedes Blatt ist mindestens 3 Mal so gross wie zu Hause. Die Kletterpflanzen haben die Stämme der Bäume total umhüllt und jedes Grün sucht sich seinen Weg nach oben, zum Licht. Die Nacht verbringen wir auf dem Gelände von Kathi und Walter, die schon seit etlichen Jahren das kleine Swiss Hotel "Miramontes" leiten.

Über den kleinen Park von "Manuel Antonio", mit seinen sonnenbadenden Leguanen und Einsiedlerkrebsen, steuern wir nun die Grenze zu Panama an. Viel zu schnell geht unser Besuch in Costa Rica zu Ende. In Erinnerung bleibt ein von der Natur reich verwöhntes Stückchen Erde zwischen Pazifik und Atlantik. Vulkane mit flüssiger Lava, Bilderbuchstrände zum schnorcheln und eine üppige Vegetation mit einer tierreichen Fauna.

Panama

Als letztes Zentralamerikanisches Land, überqueren wir nun die Grenze zu Panama. Dieses Land, mit seinen 3,2 Millionen Einwohner ist knapp doppelt so gross wie die Schweiz. Wie schon so oft, zeigt sich auch dieser Übergang ziemlich nervenaufreibend. In der Schwüle des Tages brauchten wir über 3 Stunden bis wir alle Papiere und Stempel für die Aus- und Einreise beisammen haben.
Eine unserer Hauptaufgaben in Panama wird sein, die Verschiffung unseres Suri zu organisieren.

Doch vorerst wollen wir der schwer zu ertragenen Hitze des Tieflandes entfliehen und fahren in das Hochland um Boquete. In dieser fruchtbaren Hochebene gedeihen allerlei von Früchten, Gemüse und natürlich der hervorragende Kaffee. Die Sonne wechselt ab mit Wolkenschwaden und Nebelbänken. Kaffeeplantagen erklimmen die Hügel, wo die durchschimmernde Sonne die feuchten Kaffeebohnen dunkelrün zum glitzern bringt.
In der Pension Topas, die von einem Deutschen geführt wird, können wir im Garten stehen. Hier lernen wir die Berner Peter und Elena kennen, die vor 3 Jahren nach Boquete ausgewandert sind. Sie bäckt Brot für Turis und er bietet Touren in die nahegelegene Bergwelt an.
Ein Tip von Peter sind die nahegelegenen Thermalquellen von Caldera. Sie sind naturbelassen und in wenigen Gehminuten vom Dorf Caldera aus erreichbar. Schon nach wenigen Minuten ziehen wir aber ein Bad im kühlen Wasser des Rio Caldera vor, als in der heissen Quelle zu schmoren.
Plötzlich entdecken wir ein kleines Äffchen auf einem nahegelegenen Baum. Wir setzen uns auf einen Baumstamm und schon kurze Zeit später kommt es zu mir und missbraucht meine Arme als Kletterstange. Es hangelt sich mit seinem Schwanz von links nach rechts, hält sich an meinem Hals fest und macht allerlei Kapriolen. Danach kuschelt es sich auf meinem Schoss zurecht, schliesst die Augen und möchte seinen Schönheitsschlaf abhalten.

Die nächste Nacht verbringen wir beim Parkeingang des Baru Nationalparkes. Der Vulkan Baru ist mit 3477 m die höchste Erhebung des Landes. Zuvor begeben wir uns noch auf den Quetzal Trail. Dieser Vogel, nachdem der Pfad benannt ist, kommt nur sehr selten in Mittelamerika vor. Die bis zu einem Meter langen Schwanzfedern dienten früher bei den präkolumbischen Herrschern als Kopfschmuck. In der Zwischenzeit sieht man ihn nur noch wenig, da viele Gebiete des Nebelwaldes abgeholzt wurden. Auch in Zoo's kann man ihn nicht halten, da er in Gefangenhaft nichts frisst. Meistens benutzt er die Höhle eines Spechtes zur Brut und lässt zur Tarnung des Eingangs seine Schwanzfedern über den "Eingang" fallen. Das sieht für Nesträuber aus wie Moos oder ein anderes Klettergewächs. Leider haben auch wir auf unserer Wanderung keinen Quetzal gesehen, da seine Hauptnahrung, die wildwachsenden Avocadobäume, im Moment nicht reif sind. Dafür werden wir aber mit all der üppigen Schönheit des Regenwaldes belohnt.


Inmitten des Parque Nacional Maritimo Golfo de Chiriqui liegt die kleine Insel Boca Brava. Am Hafen von Boca Chica fragen wir den Fischer Don Chico, ob er uns auf die vorgelagerte Insel bringen kann. Eigentlich möchten wir dort am Strand zelten, aber das Wetter ist viel zu regnerisch. Weit und breit ist kein Schamane, der mit den Göttern um besseres Wetter verhandeln könnte. So begnügen wir uns mit einsamen Strandspaziergängen und schnorcheln im warmen Wasser der Lagune. Wieder zurück auf dem Festland, suchen wir einen geeigneten Übernachtungsplatz. Wir finden ein einsames Plätzchen auf einem Hügel mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegenden Inseln. Hier bleiben wir gleich zwei Tage, da es so reizvoll ist. Während des Tages schauen wir den Kakadus zu, wie sie wild kreischend über unsere Köpfe im Tiefflug hinwegrauschen und am Morgen lassen wir uns vom Gebrüll der Affen wecken. Immer weht eine Brise über das Land, das die gemeinen Sandfliegen verjagt. Diese kleinen Stecher, haben uns schon mehrmals bis an den Rand eines Nervenzusammenbruchs geführt. Leider finden sie ohne Probleme Einlass in unser Wohni, da das Moskitogitter viel zu grobmaschig ist.

An der Playa Santa Clara herrscht Hochbetrieb. Es ist Wochenende und die Panamaer tummeln sich mit Kind und Kegel am weissen Sandstrand. Uns ist mehr nach dem küleren Landesinnern und so fahren wir nach El Valle auf angenehme 650 Meter. Dieses Dorf befindet sich in einem Kraterkessel eines längst erloschenen Vulkans. Der Talboden ist sehr fruchtbar und viele Nordamerikaner haben sich hier im angenehmen Klima in prächtigen Prunkbauten zur Ruhe gesetzt. Die umliegenden Berghänge sind mit einem undurchdringlichen Grün überzogen. Auch uns gefällt es hier und so bleiben wir 2 Tage im Garten des Hotel Campestre.

Reizvolle und bequeme Häuser zieren den Strassenrand und keine Prachtbauten. Dafür leben die Einheimischen ein Leben in Einfachheit, die wir Europäer auch Armut nennen würden. Dennoch haben wir nicht den Eindruck, dass es den Menschen schlecht ginge. Sie bedienen sich im Garten der Natur, bauen ihr Gemüse an, halten Hühner und Schweine. Sie brauchen wenig und das wenige ist ihnen mehr als genug.

Panama City

Von weitem sticht die Skyline der Metropole ins Auge. Wolkenkratzer reihen sich nahtlos aneinander und dicht dahinter sind die ärmlichen Behausungen der unteren Schicht.
Doch vorerst überqueren wir die "Puente de los Americos". Diese Bogenbrücke überspannt den Panamakanal und verbindet so die Hauptstadt mit dem Inland. Mit ihrer Länge von fast 1700 Metern und einer Höhe von 118 Metern galt sie jahrelang als eine der längsten und hösten Brücken der Welt.
In dem Moment, als wir auf der Brücke sind, fährt gemähchlich ein riesiger Frachter unter uns durch.
Beim Balboa Jacht Club bleiben wir für die nächsten Tage stehen und organisieren von hier aus die Verschiffung. Diese künstlich aufgeschüttete Landzunge dient als Treffpunkt für Reisende, doch ausser uns ist weit und breit kein anderes Reisefahrzeug zu sehen. Doch zuerst steht die Besichtigung der Miraflores Schleusen auf dem Programm.
Diese Schleusen sind der Zugang vom pazifischen Ozean zum Lago de Miraflores. Als erstes drängt sich ein Besuch der Videovorführung auf. Anschaulich wird vom ersten Versuch der französischen Kanalbauer beschrieben, wie sie 1881 mit den Arbeiten begannen und die bis 1889 dauerten. Unter misslichen Umständen starben in den nächsten 8 Jahren über 22'000 Arbeiter in der Sumpflandschaft der grünen Hölle an Gelbfieber und Malaria.
Als die französische Kanalbaugesellschaft Konkurs gegangen war, übernahmen ein paar Jahre später die Amerikaner den Weiterbau.
1914 erfolgte die erste Durchfahrt durch den heutigen Kanal, der bis zum Jahre 2000 noch unter amerikanischer Kontrolle stand. Seit diesem Datum betreibt der Staat Panama in alleiniger Regie die Organisation.
Wir stehen auf der grossen Aussichtsplatform und schauen zu, wie ein riesiges Containerschiff in die Schleusen fährt. Wie uns der "Speaker" mitteilt, handelt es sich um das grösste Containerschiff, das den Kanal durchfahren kann. Die Kosten für dieses belaufen sich auf Sage und Schreibe 305'000 US Dollar und das für eine 8 stündige Kanaldurchfahrt. Würden das Schiff aber den Umweg über das Kap Horn nehmen, um den berüchtigten Südzipfel Südamerikas, wären die Kosten um ein paar Millionen höher und die Fracht drei Wochen später am Bestimmungsort. Käme noch dazu, dass die Container bei dem hohen Wellengang in Südpatagonien nicht lange aufeinander gestapelt bleiben.
Bei der Durchfahrt durch den Kanal bleibt oft nur eine Handbreite zwischen Schiff und der Wand der Schleuse. 6 starke Elektro Loks ziehen jeweils ein Schiff durch die Kanalzone.


Verschiffungs-Prozedur

Da unser Suri zu hoch für einen Container ist, haben wir keine andere Möglichkeit, als ihn LO-LO (Lift on - Lift off) von Colon aus zu verschiffen. Die andere Art wäre noch die RO - RO Variante, aber in nächster Zeit verlässt kein Schiff, das jene Möglichkeit zu lässt, Panama. Bei LO - LO wird unser Fahrzeug auf einen Flatrack Container gefahren, das ist eine Plattform ohne jegliche Wände, nur mit einer Angängevorrichtung für den Kran, der unser Wohni auf das Schiff hievt. (Hoffentlich fällt er nicht runter!!!)
Bei der Agentur Barwil kaufen wir die Bill of Lading. Anschliessend geht es zur Policia Tecnica Judicial. Hier wird das Fahrzeug gecheckt und abgeklärt, ob man in Panama in kein hängiges Verfahren involfiert ist. Unfall, Diebstahl usw.
Beim Zollbüro auf der gegenüberliegenden Seite erhält man eine Ausreise-Erlaubnis für die nächsten 8 Tage.

Als erschwerend stellt sich noch heraus, dass die ganze Gegen rund um diese Polizei- und Zollgebäude, sich in einer gefährlichen Slumgegend befindet. Während ich den Papierkram auf den Büros erledige, steht Ruth die ganze Zeit Wache neben dem Suri, um im Ernstfall einem möglichen Dieb die Fahrradpumpe über den Schädel zu hauen. Es ist nichts passiert, da dieses Bild alle mutmasslichen Übeltäter schon von weitem abgeschreckt hat.

Das Wohni muss einen Tag vor Auslaufen des Schiffes am Hafen sein. Hier bei der Hafeneifahrt am Schalter "Salida Vehiculo", wird das Auto nochmals Vermessen und akribisch kontrolliert, bevor es dann ins eigentliche Hafengelände geht. Die Fahrerkabine muss absolut leer sein, da das Fahrzeug von den Hafenarbeitern auf die Plattform gefahren wird. Sicherheitshalber haben wir die Fahrräder und alles auf dem Dach ins Wageninnere verfrachtet. Alles was nicht abgeschlossen und verriegelt ist, kann und wird geklaut.
Geschafft!
Wir verlassen das Hafengelände, fahren mit dem Expressbus zurück nach Panama City und geniessen endlich die Annehmlichkeiten eines klimatisierten Hotels.