Reisebericht 10 / Beaver Creek (Yukon Territories) - Vancouver (BC) / 4. August 2009 - 25. August 2009 / km 20'400 - 23'700

Reiseroute: Beaver Creek, Haines Junction, Haines, (Fähre nach) Skagway, Whitehorse, Watson Lake, Boja Lake, Stewart, Haide, Smithers, Prinz George, Barkerville, Bowron Lake, Whistler, Vancouver

Kaum im Yukon Territory angekommen, laufen zwei Schwarzbären direkt vor unserem Wohni über die Strasse. Auf der Kanutour oder beim wandern sahen wir keinen einzigen Bären aber hier am Strassenrand im hohen Norden, sieht man jede Menge. Diese Bären-
begegnungen werden ein Höhepunkt auf unserer gesamten Reise sein.

Weiter führt uns der Weg über Haines Junction nach Haines. Diese Strecke wäre eine grossartige Panoramastrecke, wenn nur der Rauch nicht wäre. Infolge der trockenen Witterung, haben sie hier doppelt so viele Waldbrände wie in einem durchschnittlichem Jahr. Kaum vorstellbar, jeden Sommer brennen hier Waldflächen so gross wie die Schweiz ab. Diesen Sommer sind es 2x die Schweiz.
Obwohl eigentlich schönes, sonniges Wetter herrscht, ist die ganze Umgebung eingenebelt

Haines ist ein kleiner Küstenort am Ende eines langen Fjordes, der vom Tourismus lebt. Hier nehmen wir die einstündige Fähre hinüber nach Skagway. Jener Ort verdankt seinen kurzen Höhenflug dem Klondike Gold Rush. Im Juli 1897 trafen die ersten Boote mit Goldsuchern ein, und im Oktober desselben Jahres hausten an den Ufern des Inlet 20'000 Menschen. Aber schon 1899 war das Goldfieber wieder vorüber und Skagway verkam fast zur Geisterstadt. Heute zählt die Stadt dank des Tourismus wieder etwa 900 Einwohner.

Chilkoot Pass Trail
In den Jahren 1897 / 98 stand für die meisten Goldsuchern, die mit den Booten in Skagway ankamen, der steile Pfad über den Chil-
koot Pass am Beginn ihres Weges zu den Goldfeldern des Klondike. Wer zum Sommeranfang, wenn der Boden langsam auftaute, am Ziehl sein wollte, musste den schroffen Pass im Winter erklimmen, am Seeufer nach dem Pass beim Bootsbau mitmachen und nach dem Aufbrechen des Eises in Richtung Yukon River ablegen. Ein Unternehmen von gnadenloser Härte. Ab Februar 1898 kontrollierte die kanadische Polizei hinter der Passhöhe, ob jeder den geforderten Einjahres-Vorrat mitbrachte. Das sind etwa 520 kg Lebensmittel und 180 kg an Ausrüstungsgegenständen und Kleidung. Die Bilder der endlosen Menschenkolonnen auf dem verschneiten Pfad hinauf zum Chilkoot Pass sind berühmt geworden. Jeder benötigte etwa 3 Monate, bis er seine Ausrüstung Stück für Stück zum 53 km ent-
fernten Lake Bennett verbracht hatt. Etwa 30'000 Männer und Frauen überstanden im Winter 1897 / 98 diese Tortur und brachen an-
schliessend in selbstgebauten Flössen und Booten in Richtung Klondike auf, wo sie den grossen Reichtum vermuteten.
Eine Alternative zum Chilkoot Trail war der längere Weg über den White Pass, aber mit der Inbetriebnahme der Eisenbahn nach Whitehorse, verloren diese beiden Trails an Bedeutung.

Nicht weit von Skagway, in der jetzigen "Geisterstadt" Dyea, schlagen wir unsere Zelte auf. Jener Ort, der früher zeitweise über
10'000 Einwohner beherbert hatte, ist heute menschenleer. Nur noch ein paar verstreute Holzlatten, erinnern an die grosse Zeit mit all den Goldsuchern. Von einem Ranger haben wir erfahren, dass man am Taiya River gut Bären beobachten kann. Also nichts wie hin! Gegen Abend können wir schon von weitem 2 Grizzlies mit dem Feldstecher beobachten. Leider veziehen sie sich schon bald in den nahegelegenen Wald. Auf dem Weg zurück zum Zeltplatz, machen wir nochmals Halt bei einem Lachsfluss. Zu tausenden kann man hier die Lachse beobachten, wie sie auf ihrem beschwerlichen Weg flussaufwärts, zu ihren Laichgründen zurückschwimmen. Eigentlich müssten wir nur in das Wasser greiffen, um einen fetten Lachs herauszuziehen. Aber das sie schon lange ohne Nahrung unterwegs sind und in dieser Zeit auch ihre herkömmliche Farbe in ein rosarot mit weissen Streiffen wechseln, sind sie nicht mehr geniessbar.
Doch plötzlich hören wir nicht weit von uns entfernt ein grunzendes Geräusch. Keine 10 Meter von uns entfernt, kommt ein grosser Grizzly aus dem Gebüsch und begibt sich zum Lachsfluss. Ohne uns zu beachten, fängt er an, einen Lachs nach dem anderen aus dem Wasser zu ziehen. Da es so viele hat, frisst er nur das Filetstück und den Rest lässt er für die vielen Möven zurück. Staunend betrachten wir dieses einzigartige Naturschauspiel, bis sich der Bär plötzlich mehr für uns interessiert, als für die Lachse. Schnüffelnd hält er die Nase in die Luft, sodass er unseren Geruch besser wahrnehmen kann und langsam kommt er in unsere Richtung. Jetzt ist es uns auch nicht mehr wohl, denn wir sind nicht in einem schützenden Auto. Keine 5 Meter trennen uns noch von dem Grizzly, als wir langsam und mit lautem Herzklopfen, rückwärts laufend und ein wenig zu schnell als man eigentlich sollte, das sichere Auto an-
steuern.
Doch nach ein paar Metern machte der Bär wieder kehrt, so als wollte er uns nur sagen: "Geht weg! Das ist mein Territorium und ihr Touris habt hier nichts verloren".
Wir verstanden die Botschaft und die restliche Zeit beobachteten wir den Grizzly in gebührendem Abstand.

Heute fahren wir in die grösste Stadt des Yukon, nach Whitehorse. Mit etwas über 24'000 Einwohner ist sie das wirtschaftliche Zentrum der Region und beherbergt 75% der Bevölkerung des Yukon. Die Stadt selbst hat nicht allzuviel zu bieten und so fahren wir etwas ausserhalb zur längsten Holzfischleiter der Welt. Durch den Bau des Schwatka Lake Dam, wurde den Lachsen der direkte Weg zu den Laichgründen versperrt. Um ihnen den Weg trotzdem zu ermöglichen, wurde ihnen eine Holzleiter erstellt, über die sie trotzdem den oberen Flusslauf erreichen können. Hier könnte man beobachten, wie die Lachse die Stufen erklimmen, wenn es hier Lachse hätte. Auf jeden Fall sahen wir keine Lachse mit Kletterausrüstung. Wenn ich Lachs wäre, würde ich wahrscheinlich auch einen etwas einfacheren Fluss zum laichen auswählen.

Nachdem wir im Vorfeld schon etliche Mails über die Datenautobahn gesendet haben, treffen wir heute in Smithers wieder unsere Freunde Sonja und Markus. Zum Abendessen gibt es frischen Lachs, den ich heute morgen einem Indianer abgekauft habe. Für Kanadier und Touristen ist der Fischfang stark reglementiert. Indianer hingegen dürfen so viele Lachse fangen wie sie wollen. Diese Regeln haben schon bei manchem einheimischen Kanadier Missgunst geschürt.
Trotzdem, der Fisch ist vorzüglich und es wurde wieder ein lustiger Abend.

Barkerville
Heute ist wieder Kultur angesagt und so besuchen wir, laut Reiseführer, das "beste lebende Musem Kanadas". Und wirklich, ich glaube, nirgendwo sonst in Kanada findet man einen besser erhaltenen Ort aus der Goldrauschzeit, noch dazu an der originalen Stelle. Rund 130 Gebäude, darunter 40 aus dem 19. Jahrhundert, wurden im engen Tal des Williams Creek authentisch restauriert und teils mit zeitgenössisch gekleideten "Bewohnern" besetzt. Ein Bummel durch Barkerville ist sehr interessant und wenn man Lust hätte, könnte man noch beim Goldwaschen mitmachen, oder mit der Postkutsche fahren.

Kanuparadies Bowron Lake Park
Schon zu Hause in der Schweiz hatten wir den Wunsch, auf dem Bowron Lake zu paddeln. So fahren wir nun über eine 28 km lange Schotterpiste zu diesem Paradies für Kanufahrer. Hier sind über 10 Seen durch verschiedene Wasserläufe direkt oder indirekt miteinander verbunden. Diese Route verläuft rund um ein gewaltiges Bergmassiv herum. Der Rundkurs auf der fast strömungslosen Seenplatte ist auch für Anfänger geeignet, sofern man eine gute Kondition mitbringt. Es wollen schliesslich 105 km gepaddelt und 11 km auf Protagen geschafft sein. Die Portagen sind jedoch einfach zu bewältigen. Zur Umgehung der Stromschnellen und Wasserfälle sind schöne Wege angelegt worden, auf denen man das Kanu mit gemieteten Rädern bequem stossen kann. Also kein Vergleich mit den vielen Tragestrecken im Algonquin-Park.
Da wir in einer Woche in Vancouver sein müssen, wollen wir nur die Westseite des Parkes durchpaddeln. So holen wir vom Park-Ranger eine Permit für das Wilderness campieren und mieten für die nächsten 3 Tage ein Kanu. Auf dem Weg zum Spectacle Lake könne wir schon die ersten Elche beim fressen beobachten. Auf einem schönen Platz, direkt am See, stellen wir unser Zelt auf
und können schon bald einen wunderschönen Sonnenuntergang geniessen.
Heute regnet es in strömen. Trotzdem frühstücken wir einigermassen trocken am See und machen uns auf den Weg zum Babcock Lake. Nach zwei Tragestrecken ist die Sonne wieder zurückgekehrt und wir lassen uns auf dem glasklaren See treiben, nehmen ein kühles Bad und geniessen die Ruhe, die nur durch den Ruf des Loonie durchbrochen wird.
Es waren 3 herrliche Tage auf See.
Wenn du einen Kanutrip nach Kanada planst, dann ist dieser Provincial Park, mit seinen verschiedenen Seen, wärmstens zu empfehlen.

Vancouver und Whistler Mountain
Vom Bowron Lake aus fahren wir über Williams Lake in das kanadische Skiparadies Whistler Mountain. Hier werden nächstes Jahr die olimpischen Winterspiele stattfinden. Gemütlich schlendern wir durch das mondäne, alpine Städtchen und sind beeindruckt, von der Grösse und Architektur dieses Ortes. In Reih und Glied stehen die vielen Restaurants, Edelboutiquen und Souvenierläden beieinander. Es hat etwas vom exclusiven Charme St'Moritz und den rustikalen, österreichischen Skiorten. Insgesammt eine gelungene Mischung.
Lange bleiben wir staunend stehen bei den verrückten Mountenbikern am Blackcomb Mountain Bike Park. In halsbrecherischem Thempo fahren diese, meist jugentlichen Fahrer, die steile, mit etlichen Löchern und Schamtzen bespickte Strecke hinunter. Teilstrecken mit den Namen, "direkter Weg zur Klinik" oder "Treppe zur Hölle" sagt alles zum Zustand dieser downhill Piste aus.

Vancouver ist eine der attraktivsten Grosstädte Kanadas. Seine Lage zwischen Küstengebirge, Fraser River und dem Meer, machen seinen besoneren Reiz aus. Etliche Strände und zahlreiche grüne Parks, prägen zudem das Stadtbild.
Wir beginnen unsere Stadtbesichtigung, mit den über 2,3 Millionen Einwohner, beim Stanley Park. Hier können wir der grossstädtischen Hektik ein wenig entfliehen, denn mit einem Wohnmobil in der City herumzukurven, macht nicht wirklich Spass.
Doch wozu haben wir die Fahrräder dabei? Vancouver besitzt ein hervorragendes Fahrrad-Netz und schon sind wir pedalend Richtung City unterwegs. Vorbei an den schönen, aber leider schmutzigen Stränden der "English Bay", fahren wir zur "Granville Island". Diese aufgeschüttete Halbinsel, diente früher als Industriestandort. Später erweiterte sich Ganville Island langsam zu einem Komplex mit Restaurants, Boutiquen und Kunstgalerien. Hier geniessen wir einen feinen Espresso in einem Strandcafé, mit herrlichem Blick auf die Vancouver Skyline.