Reisebericht 34 / Bariloche (Argentinien) - El Calafate (Argentinien) / 25. Februar 2011 - 19. März 2011 / km 74'100 - km 77'400

Reiseroute: Bariloche, El Bolson, N.P. Los Alerces, (Grenzübertritt nach Chile) Futaleufu, Chaiten, N.P. Queulat, Puerto Aysen, Coyhaique, Bahia Exploradores, Cochrane, Passo Roballo, (Grenzübertritt nach Argentinien), Bajo Caracoles, El Chalten, El Calafate, Gletscher Perito Moreno

Die Schoggi-Hauptstadt von Argentinien

Bariloche zeigt sich uns buchstäblich von seiner Schokoladenseite. Alles mögliche an Schokoladenvariationen wird verführerisch im Schaufenster präsentiert. Die Auswahl ist riesig und wir können - oder wollen - der süssen Versuchung nicht wiederstehen. Die Schokoladenmousse Torte schmeckt einfach göttlich, aber die Truffes kommen bei weitem nicht an die schweizer Qualitätsprodukte heran. Sind wir da etwas vorbelastet?
Nach all den Süssigketen verliert Ruth ein Stück ihres Zahnes. "Nein, nein", meint sie, "das hat nichts mit der Schoggi zu tun". Natürlich sagt sie das nur, damit sie nicht auf Süsses verzichten muss!
Nun heisst es wieder, einen Zahnarzt aufsuchen. Wie schon in Chile, sind die Ärzte auch hier in Argentinien gut eingerichtet. Für 3 Spritzen, Medikamente und eine provisorische Füllung bezahlte sie sFr. 25.- . Hast auch du, lieber Leser, Probleme mit deinen Zähnen, hier in Argentinien kannst du für wenig Geld dein Gebiss auf Vordermann bringen und das nach europäischem Standart.

In El Bolson, südlich von Bariloche, besuchen wir als erstes den Samstagmarkt. In den 1970'er Jahren haben sich hier viele Hippies und andere Aussteiger niedergelassen.
Obwohl etwas in die Jahre gekommen, sitzen hinter den Ständen immer noch langhaarige, tätowierte Typen, die ihre handgemachten Mate Kalebassen, Schmuck, Flöten und jede Menge Gestricktes zum Verkauf anbieten.
Auch kann man hier nach Herzenslust vegetarisch essen, selbstgebrautes Bier versuchen und Honig aus ökologischer Produktion geniessen.
An den restlichen Souvenierständen bekommt man dann all das unnütze Zeug, das die Welt so dringend braucht!

In den letzten Tagen meinte es das Wetter gut mit uns. Unter strahlend blauen Himmel fahren wir in den Parque National "Los Alerces". Eingerahmt von Südbuchen, die nur auf der Südhalbkugel wachsen und den Ausläufern der Anden, bilden die türkisblauen Seen auch Anfangs März noch wunderbare Bademöglichkeiten. Mit etwas Glück finden wir hervorragende Übernachtungsmöglichkeiten direkt am See und das zum 0 Tarif. Hier bleiben wir drei Nächte, geniessen die ruhigen Tage am Strand, backen Apfelstrudel und machen Wanderungen in die nähere Umgebung.
Eine Wanderung führt uns entlang des Lago Futalaufquen. Es ist ein Traum für Naturliebhaber. Einmal schlendern wir unter einem Dach von urtümlichen Araukarienbäumen, mit ihren merkwürdigen, harten Dornenblättern und ein anderes Mal führt uns der schmale Trampelpfad entlang einzigartiger Arraya-Bäumen. Diese Myrten-Bäume erkennt man an ihrer zimtfarbenen Rinde.
Der Blick in die Baumkronen, sowie die oftmals absurden Formen der Baumstämme und der glitzernde See, lässt uns immer wieder anhalten und staunen. Zwitschern dann noch die bunten Vögel und der Specht klopft auf die Baumrinde, so ist der Zauber der Natur perfekt. Die Strecke durch den Nationalpark "Los Alerces" gehört unseres Erachtens zu einer der schönsten Touren, die man in Argentinien befahren kann.

Wieder steht eine Einreise nach Chile bevor, die 4. in der Zwischenzeit. Währe da nicht die Agrarkontrolle, die mit Argusaugen nach Tomaten und sonstigem Grünzeug ausschau hält, könnte man die Einreise als unproblematisch bezeichnen. Wir drücken dem Beamten eine schrummlige Kartoffel in die Hand und hoffen, dass er damit zufrieden ist. Doch leider muss dieses Mal auch der Butter dran glauben. Die anderen Frischprodukte haben wir gut versteckt.

Tschau Argentinien. Hola Chile.

Einzigartige Carretera Austral

Diese Strasse, besser gesagt Piste, im chilenischen Süden, gilt unter Reisenden als eine der Traumstrassen überhaupt. Lange Zeit war der Süden Chiles nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar. Die Panamericana führt nicht durch diese unwegsame Gegend, sondern verläuft in Argentinien nach Feuerland. Im Jahre 1976 begann Diktator Pinochet mit dem Bau der Carratera Austral. Sie führt über 1300 km von Puerto Montt bis nach Villa O'Higgins. Mehr als 20 Jahre wurde an diesem Grossprojekt gebaut und trotzdem bestehen weite Teile nur aus Schotterpiste.

Ist diese Strecke mehr Mythos als Realität, das wollen wir selbst im wahrsten Sinne "erfahren".

Als erstes fahren wir nach Chaiten, dessen gleichnamiger Vulkan am 2. Mai 2008, also vor fast 3 Jahren, zu neuem Leben erwachte. Damals hatte der Vulkanausbruch des Chaiten die Einwohner des 3000 Seelen Dorfes, das nur 10 km Luftlinie vom Gipfel entfernt liegt, föllig überrascht.
Eine gigantische Aschewolke stieg bis zu 20 km hoch auf, die in unmittelbarer Nähe des Vulkans eine mehrere Meter dicke Ascheschicht ablagerte.
2 Wochen später brach der Vulkan erneut aus. Zu dieser Zeit hatten die chilenischen Behörden den Ort bereits evakuiert.
Infolge starker Regenfälle entstanden Schlammströme, die durch den Rio Blanco flossen und sein Flussbett im Mündungsbereich verstopften. Der Fluss suchte sich einen neuen Lauf, mitten durch das Stadtzentrum von Chaiten. Hunderte Häuser wurden weggespült, oder überflutet. Eine 2.5 m hohe Sedimentschicht lagerte sich entlang des Flusses und in der Stadt ab. Das Flussdelta vergrösserte sich um gut 1 km in Richtung Meer. Der Yachthafen wurde vollkommen zugeschüttet, Boote und Häuser in das neue Delta gespült und dort von den Schlamm- und Geröllmassen eingeschlossen.

Das alles hat sich vor 3 Jahren ereignet und noch immer gleicht Chaiten einer Geisterstadt. Wir sprechen ein wenig mit der Dame vom Tourismus-Informations Büro. "Ja", meint sie, "das war eine schlimme Zeit. Sämtliche Einwohner der Stadt haben fast alles verloren. Eigentlich beschloss die Regierung, die Umsiedlung des Ortes. Etwa 300 Einwohner sind trotzdem geblieben und versuchten den Neuaufbau. Da die Regierung verhindern wollte, dass diese Leute dort wohnen, hatten sie weder fliessend Wasser noch Strom. Erst vor kurzem wurde die Strom- und Wasserversorgung wieder hergestellt und die Einwohner kommen langsam in ihre zerstörten Häuser zurück.

Etwas südlich liegt der Park Pumalin, der von Douglas Tompkins, dem Gründer und Manager von "The North Face" und "Esprit" , gegründet wurde. Auf gut markierten Wanderwegen mit einer tollen Infrastruktur, machen wir ein paar schöne Wanderungen.
Inspiriert von seiner Öko-Philosophi, hatte Tompkins hier seinen Traum vom besseren Leben verwirklicht. Er verkaufte seine Firma und Kunstsammlungen, um Pumalin zu schaffen. Ein kleines Paradies, das nicht nur die Natur umfasst, sondern auch den Menschen.
Doch in Chile stossen derartige Initiativen auf Widerstand. Das Wirtschaftsmodell des südamerikanischen Landes beruht auf Ausbeutung der Natur, sei es der Kupferabbau, die Holzwirtschaft oder die Lachsfarmen, die Seen und Buchten mit Futterresten und Antibiotika verseuchen
Viele Unternehmer torpedieren Tomkins so gut sie können. Auch die Militärs haben ihre Bedenken, nicht nur weil sie Beteiligungen an den von Tompkins kritisierten Lachsfarmen besitzen. Sie meinen, der Park stelle eine Gefahr für die Souveränität dar, da ein US Amerikaner Chile theoretisch entzweit und daher ein verschleierten Versuch der USA sei, die Kontrolle über das an Süsswasser reiche Territorium zu gewinnen.
In der Zwischenzeit hat sich die lokale Bevölkerung grösstenteils mit dem Projekt arrangiert. Sie meinen: "Eigentlich ist das ganz in Ordnung, die Leute hier haben den Wald früher wirklich schamlos ausgebeutet und Tomkins musste gegen viele Widerstände ankämpfen. Aber er hat den tollsten Park in ganz Chile aufgebaut, dessen Besuch dazu noch gratis ist." Das können auch wir bestätigen, denn es gibt nur noch wenige so unberührte Flecken wie Pumalin, die vor dem Zugriff gieriger Rostoffkonzerne geschützt sein müssen.

Vulkanasche statt Asphalt

Durch dichte Südbuchenwälder fahren wir nach "Puyuhapi". Die Piste windet sich über einen Pass und wieder hinunter zum National Park "Queulat". Hier ist die Carretera Austral übrigens noch nicht asphaltiert, die Piste erscheint nur deshalb so glatt, weil der Vulkan Chaiten, der vor 3 Jahren ausgebrochen ist, die gesamte Gegend mit einer zum Teil Meter-dicken Ascheschicht bedeckt hat. Vulkanasche ist ziemlich fein und gibt einen hervorragenden Strassenbelag.
Nun wird die Piste enger, kurvenreicher und führt in den Wald hinein. Und was für ein Wald das ist! Flechten hängen von mächtigen Urwaldriesen, Feuerstreucher und Fuchsien, die aussehen wie kleine Chinesen-Lämpchen, blühen leuchtend rot am Wegesrand. Meterhohe, an Rhabarber erinnernde Pflanzen, die sogenannten "Pangues", wachsen wie überdimensionale Regenschirme zwischen den Farnen und wir mitten drin.

Hängende Gletscher

Im Naturschutzgebiet "Queulat", besuchen wir den "Ventisquero Colgante", den hängenden Gletscher. Der glitschige Weg führt uns durch einen immergrünen Regenwald, etlang von riesigen Farnen, Lianen und Babusgewächsen, bis wir schliesslich auf einer Aussichtsplatform den blau schimmernden Gletscher vor Augen haben. Er hängt tatsächlich über einem Bach aus Schmelzwasser und links und rechts flankieren Wasserfälle dieses Eismassiv. Von Zeit zu Zeit hören wir ein Donnern und sehen, wie der Gletscher kalbert und Eisbrocken in die Tiefe stürzen.

Einen andern hängenden Gletscher erreichen wir auf dem Pfad "Bosque Encantado". Dieser führt durch einen verwunschenen Wald, in dem alle Bäume total vermoost sind. Keine Baumrinde ist zu sehen und käme eine Hexe zum Vorschein, wir würden uns nicht wundern, denn das wäre die ideale Umgebung. Oberhalb der Baumgrenze erreichen wir den Gletscher mit einer kleinen Lagune, die voll von Eisbergen ist. Der ganze Talkessel ist übersät von Wasserfällen und wir haben das ganze Panorama nur für uns. Wahnsinn!

Pionierland im Süden Chiles

Je weiter wir nach Süden fahren, desto dünner ist das Land besiedelt. Das ist mit ein Grund, warum auf der Landkarte des weltweiten Tourismus dieser Teil der Carretera Austral immer noch ein weisser Fleck ist. Dabei wären Landschaften und Sehenswürdigkeiten in der Natur allemal für etliche Sterne in den Reisekatalogen gut, wenn nur die Region nicht so abgelegen wäre.
In der Zwischenzeit haben sie schon ein paar km aspaltiert, aber meist fahren wir auf einer einspurigen Schotterpiste an dreitausend Meter hohen vergletscherten Berggipfel und tiefblauen Seen vorbei, in Abwechslung mit vermoosten Regenwäldern und Weideland.

Auf einem der zahlreichen Aussichtspunkten sehen wir weit unter uns eine Kette von Seen, die sich wie an einer Perlenschnur durch einen Fleckenteppich aus dunklem Grün und undurchdringlichen Wäldern dahinziehen. Die Eisgipfel und Gletscher spiegeln sich so stark im Wasser der Seen, dass deren blau auf einer Postkarte schlicht kitschig wirken würde. (siehe Photos) In unseren Schweizer Alpen stünde auf einem solchen Aussichtsgipfel längst eine Beiz mit Sonnenschirmen, Liegestühlen und Kaffee-Schnaps Ausschank.
Auch auf der Weiterfahrt nach Süden bleibt neben dem Lenken des Fahrzeuges das Photografieren die Hauptbeschäftigung.

Die Marmor Kathedrale im See

Nach weiteren 100 km ohne ein Anzeichen einer Siedlung, werden wir bei Puerto Bertrand von einem Schild gebremst mit der Aufschrift: "Capella de Marmor". Am smaragdgrünen Lago General Carrera wartet schon ein Boot, das die Besucher zur Marmor Kapelle bringen möchte.
Zusammen mit einigen Leuten aus Buenos Aires tuckern wir über den See zu den unscheinbaren Felsblöcken, die erst beim Näherkommen ihre wahre Schönheit preisgeben. Filigrane Säulen wechseln sich ab mit schräg hängenden Tunnels und alles ist durchzogen von weiss-braunen Marmorschichten. Als Alphonso sein Boot in dieses Labyrinth aus Höhlen hineinsteuert, kommen wir uns vor wie in einer halb versunkenen, gotischen Kathedrale.
Die Natur mit ihren Gletschern, Wind und Wasser, hat hier die schöneren Marmorsäulen geschliffen, als sie je ein Steinmetz bearbeiten könnte.

Es regnet in Strömen und die Wolken hängen tief. Trotzdem zwängen wir uns in die Motrorrad-Regenanzüge und machen eine Wanderung zu den Gletschern der "Bahia Exploradores". Bei schönem Wetter hätte man von hier aus eine wunderbare Sicht auf eines der grössten Eisfelder Chiles. Doch die Wolken versperren uns den Blick. Stattdessen lernen wir die Urwaldriesen im Nieselregen kennen. Feucht und kühl ist es, von den Bäumen tropft es, Südbuchen und Bambus wuchern wild durcheinander und nur das schmatzende Geräusch stört die Ruhe, wenn unsere Schuhe aus dem Schlamm gezogen werden.
Immer wieder sehen wir über dicht bemoosten Felsen einen Wasserfall in die Tiefe stürzen. So bleiben wir zwischendurch einfach mal stehen, fangen die üppige Vegetation mit den Augen ein, saugen die feuchte Kühle mit der Nase auf, spüren die nassen Blätter auf der Haut und nehmen den Regenwald dadurch mit allen Poren auf. Danach schmeckt der Kaffee im Suri gleich doppelt so gut.

Steht da nicht ein LKW mit Schwyzer Nummern Schild im Regen? Ich mache eine Vollbremsung und klopfe kurz entschlossen an ihrer Tür. Edith, Linus und ihre 10-jährige Tochter Malaika sind seit einem halben Jahr auch Achse und möchten ca. noch ein Jahr so weiterreisen. Jeden Morgen hat ihre Tochter Schule und einmal im Monat werden ihre Testblätter per I-Phone an die Fernschule für Auslandschüler nach Deutschland geschickt. Dort werden die Aufgaben und Test's von einer CH-Lehrerin korrigiert und bewertet. Ende Semester bekommt sie ihr Zeugnis wie in einer normalen Schule, nur mit dem Unterschied, dass sie ihre über 600 Klassenkameraden nicht persönlich kennt. Wieder in der Schweiz zurück, kann sie jederzeit in die nächst höhere Klasse einsteigen. Auch das ist eine Art, mit Kindern zu reisen.
Nach dem fischen in strömenden Regen ziehen wir uns in ihr Wohnmobil zurück und tauschen Reisetipps aus. Auch er hat seine Firma verkauft und nun realisieren sie sich ihren Lebenstraum.

Entlang des "Lago General Carrera", der fast doppelt so gross wie der Bodensee ist, fahren wir Richtung "Chochrane". Die Piste schraubt sich regelrecht in die Berge, kurvt um Felsnasen, taucht unter Überhänge und zwängt sich zwischen grüne Täler. Neben der Strasse weiden Pferde und immer wieder eilen Hühner mit ihren Küken über die staubige Schotterpiste.

Zurück nach Argentinien

Da die Strasse weiter südlich in einer Sackgasse endet, müssen alle Reisenden abermals die Grenze nach Argentinien passieren. Wir entscheiden uns für den touristisch wenig erschlossenen Grenzübergang beim "Paso Roballos". Dörfer gibt es hier keine und nur alle 2 Stunden begegnen wir einem Auto. Dafür entschädigt die Natur für das Nichtvorhandensein menschlichen Lebens. Guanakos grasen friedlich auf den kärglichen Wiesen, hunderte von Hasen hoppeln über die Felsen, Flamingos stacken durch die salzhaltigen Lagunen, ein Gürteltier gräbt eine Höhle und wirft den Sand meterhoch in die Höhe, Nandus, die aussehen wie Strausse, flüchten vor uns in horrendem Thempo und lassen nur eine Staubwolke hinter sich zurück.
In der kargen, argentinisch-patagonischen Halbwüste angelangt, erwartet uns nun die touristische Langeweile. Auf der legendären "Ruta Cuarenta" fahren wir mehrere 100 km durch Hügel mit Steppengras, die sich nicht einmal für die Schafszucht eignen. Erst beim National Park "Perito Moreno", nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gletscher weiter südlich, sind wir bei einem Juwel der argentinischen Parks angelangt. Warum es hier so wenig Leute hat, wir sind die einzigen, wissen wir nicht. So schlagen wir am Lago Burmeister unsere Zelte auf und machen erstmals Bekanntschaft mit dem patagonischen Starkwind. Hätten wir unser Wohni nicht im windgeschützten Kieferwald abgestellt, es wäre glatt in den See geblasen worden. Am nächsten Tag machen wir lange Wanderungen unterhalb der Sierra Colorado, deren Sedimentgestein in allen Farben leuchtet. Vorbei an friedlich weidenden Guanakos und türkisblau schimmernden Lagunen. Ein Gürteltier ist gerade dabei, eine Höhle zu graben, doch als es uns sieht, flüchtet es sogleich in seinen unterirdischen Bau.

Die schönsten Berge und die grössten Gletscher

Der National Park "Los Glaciares" teilt sich in einen Nord- und einen Südteil. Das Städtchen "El Chaltén" ist das Eingangstor zum Nordteil und somit das Tor zu einem der eindrucksvollsten Bergmassive Südamerikas, dem Fitz Roy. Wir packen unsere Rucksäcke und starten unsere Tour zum 3406 Meter hohen Granitberg. So wandern wir zwischen blühenden Stäuchern, durch einen herbstlichen Südbuchenwald, bis hinauf zur "Laguna de los Tres." Hir werden wir mit einem umwerfenden Gletscher- und Bergpanorama belohnt.
Da das Wetter hier sehr schnell umschlagen kann, sollte man mit den richtigen Outdoor Klamotten unterwegs sein.

Für Kletterer ist der Gipfel des Fitz Roy, mit seinen steilen Hängen und vielen Gletscherspalten, eine echte Herausforderung. 40 Stunden benötigt man bis ganz nach oben.
Durch die geographische Lage in direkter Nachbarschaft mit der extremen Wetterküche des patagonischen Inlandeises, ergibt sich eine höchst instabile Wetterlage, bei der sich Regen, Schnee und Sonnenschein an einem einzigen Tag ständig abwechseln. Häufig ist der Fels vereist und schneebedeckt. Kommt dann noch der berühmt, berüchtigte Starkwind aus Westen, der mit brachialer Gewalt über den Fitz Roy herfällt, das Gehen unmöglich macht, Zelte zerfetzt, dann wird es für Bergsteiger in der Wand schnell lebensgefährlich.

Der Fitz Roy ist jener Berg, den Gott auf die Erde stellte, um den Stolz der Menschen zu brechen und ihnen die äusserste Grenze ihrer Möglichkeiten aufzuzeigen.

Am nächsten Tag mit frischen Kräften, starten wir bei blauem Himmel und nur wenig Wind, zu der "Laguna Torre". Nach 3 Stunden haben wir die gewaltigen Spitzen des "Cerro Torre" vor uns. Auf der Lagune vor uns schwimmen kleine Eisberge und dahinter befinden sich die dramatischen Granit Nadeln.

Der Südteil des 600'000 Hektar grossen Parks ist einer der meistbesuchten Nationalparks in ganz Argentinien und wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Hier besuchen wir den Star unter den patagonischen Gletschern, den "Glaciar Perito Moreno". Er ist Teil eines weitläufigen kontinentalen Gletschergebiets und einer der wenigen noch wachsenden Gletscher.
Staunend stehen wir keine 100 m vor seiner Zunge, die sich jeden Tag 2 bis 3 Meter nach vorne schiebt. Es knackt und kracht im Gletschereis. Rundherum werden Wetten abgeschlossen, welche Gletscherzacken als nächste abbrechen. Und wenn dann wieder Eisblöcke der 4 km breiten Gletscherzunge ins Wasser fallen, was meterhohe Flutwellen verursacht, ist ein lautes "Aaaa", "Oooo", "great", "muy hermosa" und "huärä scheen" zu hören.
Alle 4 bis 7 Jahre kommt es zu einem besonderen Naturschauspiel, wenn ein Teil des Gletschers auf den Gegenhang trifft und den "Rio Brazo", einen Nebenarm des "Lago Argentino", blockiert. Das führt zu einem Anstieg des Wasserspiegels im südlichen Teil, bis der Druck so hoch wird, dass diese Barriere unter lautem Getöse in sich zusammenbricht.
Wir verbringen die Nacht auf dem Parkplatz direkt beim Gletscher. Bei Vollmond begeben wir uns mit Café und gut eingepackt zum Gletscher und können unter dem Licht des Vollmondes ein gewaltiges Farbenspiel beobachten. Das grau-weiss des Gletschers verwandelt sich allmählich in ein türkisblau und die Grotten, Tunnels und Spitzen strahlen in einem Violett.
Ein unglaubliches Schauspiel und alles nur für uns.