Reisebericht 42 / Zapala (Argentinien) - Salta (Argentinien) / 13. März 2012 - 14. April 2012 / 100'800 km -105'700 km

Reiseroute: Zapala, Chos Malal, Andacollo, Lagunas Epu Lauquen, Villa Aguas Calientes, Chos Malal, Malargüe, San Rafael, Mendoza, San Luis, Rio Cuarto, Villa General Belgrano, La Cumbrecita, Park National Quebrada del Condorito, Villa Carlos Paz, Cordoba, Los Gigantes, Salscate, Villa de Soto, Chamical, La Rioja, Aimogasta, Tinogasta, Fiambala, Passo de San Francisco (Chile), Chanaral, P.N. Pan de Azucar, Antofagasta, San Pedro de Atacama, Paso Jama, San Antonio de los Cobres, Salta

Es sprudelt und zischt

Unser nächstes Ziel sind die Lagunen von "Epu-Lauquen". Frisch gestärkt, mit neuer Batterie und vollem Kampfgewicht, fahren wir los bei strahlendem Sonnenschein Richtung Chos Malal. Die Landschaft ist karg und ausgedörrt. Nur einzelne Büschel des Pampa Grases stehen für die mageren Kühe zur Verfügung. Die meisten Reisenden, die auf der "Ruta 40" nord- oder südwärts unterwegs sind, durchqueren die Wüstenstadt Chos Malal, aber nur die wenigsten machen einen Abstecher ins gebirgige Hinterland. Der Grund, die Distanzen sind riesig, die Strassen miserabel und es ist keine Rundtour. Das heisst, die selben Rüttelpisten müssen wieder zurück gefahren werden und was noch dazukommt, es hat wenig Touristen und die ganze Gegend ist nur spährlich besiedelt.
Argumente genug um das Abenteuer zu wagen.

Entlang des Rio Nahueve, des fischreichsten Flusses, den ich je auf dieser Reise erlebt habe, unnötig zu sagen, was es heute zum Nachtessen gibt, fahren wir zu den Hochgebirgs-Lagunen von "Epu-Lauquen". Idyllisch liegen die drei Lagunen eingebettet zwischen den schroffen Andenketten und der farbenfrohen Vorkordillere. Dieses wildromantische Tal, das eben sein Herbstkleid übergezogen hat, lädt geradezu zum wandern ein.
Am nächsten Tag schnallen wir uns die Bergschuhe an und steigen zum 2 Stunden entfernten Wasserfall auf. Von hier haben wir eine fantastische Sicht auf den See und ein weitere, kleine Lagune am Ende des Tales. Zwischen steil aufragenden Felsen müssen wir uns den weiteren Weg erkämpfen, denn vom ursprünglichen Pfad ist nichts mehr zu sehen. Plötzlich hören wir ein lautes: "Hola, hola" und wir erkennen unseren einzigen Camping Nachbarn vom Zeltplatz. Mit sorgenvollem Gesicht erläutert er uns, dass er schon seit 2 Stunden ohne Erfolg den Rückweg sucht aus diesem verworrenen Naturlabyrinth. Er meint, wir haben ihm das Leben gerettet und er ist heilfroh, dass er uns gefunden hat. Also machen wir uns zusammen auf den Rückweg.

Drei Tage später verabschieden wir uns von diesem herrlichen Plätzchen und fahren zu den heissen Quellen des "Park Provincial Domuyo". Hier, am Ende eines zerklüfteten Tals auf 1800 m, betreten wir eine Welt voller surrealer Felsvormationen. "Sieht das nicht wie eine Katze oder das Gesicht eines Kapuzenmannes aus"?
Immer wieder sehen wir verschiedene Gestalten und Gesichter in den verwitterten Sandsteingebilden. Dieses landschaftliche Sahnestück befindet sich kurz vor den heissen Quellen von Aguas Calientes.
Überall sprudelt es aus dem Boden oder gluckert eine gelbliche Schwefelquelle aus dem porösen Gestein. Zudem plätschert ein 35° heisser Wasserfall über die glatten Felswände und es bilden sich immer wieder kleine, natürliche Pools. Sogleich setzen wir uns in die klaren Fluten dieser Naturbadewanne, lehnen uns zurück, atmen die unberührte Natur ein, blicken in die untergehende Sonne und kommen einmal mehr zum Bewustsein, dass wir einfach Glückspilze sind, um das erleben zu können.

Die nette Dame von der Tourismus Information in Malargüe beschreibt uns die Lagune "Llancanelo" im gleichnamigen Provincial Park in den höchsten Tönen und gleissendsten Farben. Unzählige Vogelarten sollen dieses Tierschutzgebiet bevölkern. Die Anfahrt ist extrem staubig und ruppig. Endlich, nach 4 Stunden kommen wir an und......sind erstmals masslos enttäuscht. Von der ursprünglichen Lagune sind nur noch kleine Tümpel vorhanden und ausser ein paar Spatzen lässt sich nichts Gefiedertes erblicken.
Was wir sehen sind verstreute Bohrtürme und statt brütende Vögel scheint sich die Petrochemie hier einzunisten.
Vogelparadies? Das war mal so! Die Dame vom Tourismus Büro müsste man zwangsweise hier her versetzen.

Am nächsten Tag nehmen wir nicht die direkte Verbindung nach "San Rafael", sondern die landschaftlich reizvolle Fahrt durch den "Canyon del Atuel". Eine enge und kurvenreiche Fahrt führt uns quer durch die farbenprächtige Schlucht.
Leider wurde der Fluss durch 4 Staudämme aufgestaut, sodass er den grössten Teil seiner Wildheit verloren hat. Eben bekamen wir ein Mail von unseren Schweizer Freunden, die auf der Carretera Austral im südlichen Chile unterwegs sind, dass die Einwohner dort gegen die geplanten Stauseen demonstrieren. Strassen werden blockiert und somit wird auch die Sprit- und Lebensmittelversorgung unterbrochen.
Die Argentinier hingegen lieben ihre Stauseen. Am Wochenende sind alle Parkplätze rund um die Seen grossräumig belegt und die ganze Familie vergnügt sich mit allerlei aufblasbarem Spielzeug im erfrischenden Nass.

Mendoza

Zwischen San Rafael und Mendoza, im Herzen der argentinischen Weinindustrie, liegen unzählige Weingüter, sogenannte "Bodegas". Diese Region hat mehr als eintausend Weinkellereien von Weltklasse zu bieten. Eine davon, der stattliche Bau der Bodega "Valentin Bianchi" sticht uns von weitem schon ins Auge. Spontan entschliessen wir uns für eine Besichtigung dieser Kellerei.

Vanentin Bianchi kommt im Jahr 1910 aus seiner Heimat Italien nach Argentinien und gründet ein paar Jahre später sein kleines Weingut. Inzwischen besitzt die Bodega vier Fincas (Weingärten und Kellerei) mit einer gesamten Rebfläche von mehr als 300 ha, auf denen vorallem Cabernet Sauvignon, Sangiovese, Malbec, Merlot, Bonarda, Sauvignon Blanc, Chardonnay, Riesling, Semilion, und Chenin angebaut werden. Wie uns der Führer erklärt, stammen all diese Sorten von Rebstöcken, die ursprünglich aus Frankreich und Kalifornien kamen.
Auch die andern Zahlen sind eindrücklich. 590'000 Liter Wein lagern in italienischen Holzfässern von je 5'000 Liter und 247'000 Liter lagern in französischen Barriques. In den Kellergewölben lagern 800'000 Weinflaschen und 1'000'000 Sektflaschen. Eigentlich fehlen nun 3 Flaschen Sekt, denn die gehen bei unserer Degustation drauf. Ebenfalls verschwinden ein paar Malbec und Chardonnay in den tiefen Kellergewölben unseres Suri. Übrigens, einige Weine der Marke Bianchi bekommt man auch in der Schweiz.

Seit drei Tagen schon, stehen wir bei Bea und Rolf auf ihrem kleinen "Campo", Grundstück, das sie vor einem Jahr gekauft haben. Kennengelernt haben wir sie in Patagonien, wo wir zusammen Weihnachten gefeiert haben. Zur Zeit sind sie vollauf damit beschäftigt, ihren Wohnwagen, den sie aus der USA nach Argentinien verschifft haben und ihr kleines Häuschen einbruchsicher zu machen. Das hat seinen Grund! Als wir zusammen in Patagonien waren, wurde bei ihnen eingebrochen und diverses Material gestohlen. Nun werden die Fenster verbarikatiert, die Türen verstärkt und eine Alarmanlage installiert. Nicht umsonst hat die Region Mendoza bezüglich Überfällen und Diebstahl einen schlechten Ruf. Auch in der Stadt selbst kann man das Fahrzeug nur in einer bewachten Zone abstellen, wenn man es unversehrt wieder abholen möchte. Einen solchen Platz im Zentrum, wo auch hohe Fahrzeuge reinpassen, findet man übrigens an der Lavalle Street (Koordinaten S32°53.325 W68°47.844).
Wir flanieren durch die mit Bäumen gesäumte Innenstadt, begutachten die Schaufenster der geschlossenen Geschäfte und setzen uns in eines der zahllosen Cafés.
Es ist Siesta und die ist hier heilig. Worüber sich vor allem Ruth aufregt ist die Tatsache, dass zwischen 13 und 17 Uhr überall die Rolläden dicht sind. Wenn die Sonne langsam hinter den Bergen der Umgebung verschwindet, verlassen die Einwohner ihre Häuser und die Geschäfte werden geöffnet. Erst dann scheinen die Städte wieder zum Leben zu erwachen. Trotzdem, ob die Geschäfte geöffnet sind oder geschlossen, diese Stadt reisst uns nicht vom Hocker.

Auf der Strecke Richtung Cordoba werden die Felder immer saftiger und es wird tüchtig Ackerbau betrieben. Hoch oben im Valle Calamuchita liegt, eingebettet in eine grüne Umgebung, die Ortschaft "Villa General Belgrano". Der Ort ist in touristischer und kulinarischer Hinsicht das totale Kontastprogramm zum Rest der Provinz Cordoba. Hier schlagen wir uns mit Schwarzwälder Torte und knusprigem Vollkornbrot wieder mal die Mägen voll.
Ein beliebter Stellplatz unter Reisenden ist der Camping "La Florida" von Bettina und Ralf, die hier schon seit 20 Jahren diesen Traveller-Treffpunkt betreiben. Tatsächlich treffen wir hier ein paar alt bekannte Gesichter aus Patagonien. Zudem werden wir von Österreichern freudig begrüsst, die schon lange eifrige Leser unserer Homepage sind.
Im Gegensatz zu den andern Gästen, fühlen wir uns bei den deutschen Campinglatzbetreibern nicht so wohl. Sie erzählen uns Horror-Storys von Langzeitreisenden, natürlich Schweizern und irgendwie haben wir das Gefühl, dass sie eine Abneigung gegen alles Schweizerische haben. Kommt hinzu, dass sie in den nächsten Monaten aufhören wollen und dadurch scheint ihre Motivation in vielerlei Hinsicht etwas begrentzt.
So verlassen wir "Villa General Belgrano" ein wenig schneller als geplant und machen uns auf nach "La Cumbrecita". Dieses extrem touristische Dorf gleicht einer Miniaturausgabe von Interlaken. Wir schlendern von der "Hosteria Suiza" zum "Hotel Edelweiss" und von da zum Restaurant "Kuhstall". Auf der Menukarte findet sich Raclett und Fondue und andere typisch Mittel-Europäische Speisen. Waren zur Gründungszeit die Pioniere eventuell mal Schweizer oder Deutsche, fest steht, zum jetztigen Zeitpunkt ist alles in Argentinischer Hand und die Europäischen Wurzeln ein Marketing-Gag. Trotzdem, alles ist hübsch anzuschauen.


Die grössten fliegenden Vögel der Welt, die Andenkondore

Nach so viel heiler Heidi Welt, zieht es uns wieder in die Berge, in die freie Natur. In der "Sierra de Cordoba" führt uns die "Ruta de Altas Cumbres", die Strasse der hohen Gipfel, nach dem vorangegangenen Tiefland wieder in kühlere Gefilde. Hier, auf 2000 m über Meer, liegt der Nationalpark "Quebrada del Condorito", die Schlucht der Kondore. Kaum angekommen schnüren wir unsere Wanderschuhe und wandern durch eine mit Disteln durchsetzte Hochebene. Nach zwei Stunden Marsch erreichen wir den ersten Aussichtspunkt beim Nordbalkon, direkt oberhalb der tiefen Schlucht. Die starken Thermik Winde machen es den zahlreichen Andenkondoren leicht, sich immer weiter in die Höhe tragen zu lassen. Bis zu 3 Meter betragen ihre Flügelspannweiten und wir sind fasziniert über ihr majestätisches Dahingleiten. Der zweite Aussichtspunkt, der Südbalkon, erfordert noch weitere 2 Stunden Wanderzeit. So steigen wir in die Schlucht hinunter, überqueren den "Rio Condorito" und erklimmen die gegenüberliegende Südwand.
Die ganze Zeit segeln diese mächtigen, schwarzweiss gefiederten Aasgeier über unsere Köpfe und im Gegensatz zu uns, gewinnen sie scheinbar ohne Anstrengung an Höhe.
Es dunkelt schon, als wir nach 7 Stunden Wanderzeit müde und erschöpft, aber um ein wunderbares Erlebniss reicher, zurück beim Suri eintreffen. Wir können auch gleich auf dem Parkplatz der Nationalpark Verwaltung übernachten und sehen, unter einem unendlichen Sternendach, wie die Welt der Amdenkondore langsam entschwindet.

Mit fast 2 Millionen Einwohner und 7 Universitäten, ist Cordoba die zweitgrösste Stadt des Landes und das Bildungszentrum schlechthin. Hier finden sich etliche guterhaltene Kolonialgebäude. Auf unseren Spaziergängen durch die autofreien Gassen entdecken wir viel vom Flair dieser Grossstadt, essen unter freiem Himmel in einem "in" Restaurant und kritisieren die vorbeischlendernden "Grossstadt-Indianer". Cordoba und das nahe Villa Carlos Paz, wo wir das Wohni während zweier Tage abgestellt haben, gefällt uns bedeutend besser als Mendoza.

In westlicher Richtung kehren wir Cordoba den Rücken zu und steuern ein weiteres Ziel unserer Reise in den kühleren Bergen an. Eine staubige Sandpiste führt uns immer höher in die bergige "Sierra de Cordoba". Riesige, runde Granitfelsen bestimmen immer mehr das Landschaftsbild und verdrängen die fruchtbare Agrarfläche des Tieflandes.
Inmitten dieser kargen Gegend schlagen wir unser Nachtlager auf und geniessen die wunderbare Stille einer Wüstennacht.

Tags darauf verlassen wir die Provinz Cordoba endgültig und gelangen zur angrenzenden Provinz La Rioja. Die letzten fruchfbaren Ackerflächen verschwinden nun vollendes und machen Platz für eine staubigen und trockenen Halbwüste. Alle Flüsse die wir überqueren führen schon längst kein Wasser mehr. Die Luft flimmert vor Hitze und nebst dürrem Buschwerk machen sich langsam die imposanten Kandelaber-Kakteen breit. "La Rioja" bedeutet "die Rote". Kommt es, dass die Bewohner dieser Provinz vermehrt dem Rotwein fröhnen, oder sind die nackten, roten Berge im Hintergrund für die Namensgebung verantwortlich? Beim nächsten Tourismus-Häuschen werden wir uns mal schlau machen.

Die nächste Provinz, "Catamarca", befindet sich grösstenteils direkt an der Andenkette und dadurch hat es mehr fruchtbare Täler. Dieses eigenartige Mikroklima sorgt dafür, dass hier Oliven und Weintrauben auch in grossen Höhen gedeihen. Wir versuchen den lokalen Chardonnay, dessen Trauben durchschnittlich auf 2000 m angebaut werden, können ihm aber nichts liebliches abgewinnen. Der harzige Beigeschmack erinnert ein wenig an die Weine Griechenland's.

Nächste Station, die "Termas von Fiambala". Ein kleines, grünes Tal, eingeklemmt in hohe Felswände, durch das ein heisses Flüsschen plätzschert. Im Gegensatz zu Chile ist der Eintrittspreis inclusive Camping sehr niedrig. Trotz den warmen Themperaturen, über 30°C. im Schatten, stürzen wir uns in die heissen Pools. Das unterste Becken ist mit 25°C noch recht angenehm, aber je weiter wir uns empor arbeiten, desto wärmer werden die grossen Badewannen. Das letzte der 10 Becken ist mit 45°C alles andere als angenehm. Zurück beim Wohni geniessen wir aus diesem engen Felsental eine herrliche Sicht auf steilen Felswände und das Städtchen Fiambala.

Am Morgen des 3. April sagen wir diesem kleinen Örtchen mit all seinen Thermalquellen lebewohl und machen uns schon früh auf den Weg, da ein Prüfstein für Mensch und Maschine bevorsteht. Was nun folgt, sind Erlebnisse der "höheren" Art. Eindrücke, die Bilder nur unvollkommen wiedergeben können. Es fehlt die dünne Luft, die klirrende Themperatur, die Abgeschiedenheit von jeglicher menschlichen Behausung, es ist das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.
Langsam aber stetig steigt die Strasse an und mit zunehmender Höhe gleicht die Gegend mehr und mehr einer Mondlandschaft. In der Zwischenzeit haben wir Argentinien bereits verlassen und bewegen uns im Niemandsland, da uns die chilenische Grenze erst nach über 100 km, weit im Landesinnern erwartet. Dann, man merkt es kaum, erreichen wir den höchsten Punkt der diesjährigen Reise. Das GPS zeigt 4748 m über Meer. Vor uns türmen sich die schneebedeckten Vulkane, die aber seit langem erloschen sind und im Rückspiegel sehen wir die schwarze Rauchwolke unseres schwer arbeitenden Suri, dem die Höhe weit mehr abverlangt als seinen beiden Mitfahrern.
Links von uns befindet sich der "Ojos del Salado", der mit seinen 6893 m der höchste Berg Chile's ist und zudem auch der höchste aktive Vulkan der Welt. Herden von Guanakos, Vicunias und wilden Eseln leben an den Ausläufern dieser zerklüfteten Abhänge und unberührten Bergspitzen.

Auf einen Tipp hin, gehen wir ein paar km hinter der Grenze einen kleinen Trampelpfad hinunter zur "Laguna Verde" (4325 m). Laut Reiseführer sollte dieser See von unglaublicher, türkisfarbener Farbe sein. Leider sieht die Realität anders aus! Vor uns breitet sich eine graue, kalte, mit von windaufgepeitschten Schaumkronen durchwühlte Wasseroberfläche aus. Doch der Tipp bezieht sich nicht auf die Lagune, sondern auf das, was daneben liegt. Aus unzähligen Löchern steigt heisser Wasserdampf empor und einige dieser Quellen wurden gefasst, um ein kleines Schwimmbecken zu formen.
Eine Steinwand auf der Seite hält den bissigen Westwind ab, sodass wir bequem, mit einem dampfenden Café in der Hand, es uns in der Privatbadewanne auf über 4300 m häuslich einrichten.

Eben waren wir noch Enttäuscht über die Lagune, an die zu grossen Erwartungen an einen empfohlenem Platz und keine 10 Min. später geniessen wir das herrliche Ambiente dieses aussergewöhnlichen Platzes, der in keinem Reiseführer steht und von dem die wenigsten je zuvor gehört haben.

Nicht immer kennen wir das genaue Ziel unserer Reise, dafür achten wir umso mehr auf das, was am Wege liegt.

Immer grösser zeichnet sich die Siluette des entgegenkommenden LKW's ab, bis wir schliesslich die Buchstaben über der Fahrerkabine entschlüsseln können. ALEMANIA steht da ganz gross in leuchtender Schrift. Doch wie sich schnell herausstellt, ist es nicht irgendein "Alemania", sondern es handelt sich um Ingrid und Herbert Füss, die wir vor einem Jahr bei unserem Heimurlaub zu Besuch hatten. Kennengelernt haben wir die Beiden vor fast 3 Jahren im Brice Canyon, in den USA. Obwohl noch früh am Morgen, wird zur Feier des Tages eine Flasche Wein geköpft und unser Zusammentreffen gefeiert. Auf über 4000 m bringt uns nur schon das Stemmen des Weinglases ausser Atem, geschweige denn, man müsste hier körperliche Arbeit verrichten.

So kommen wir schnell auf die Velofahrer zu sprechen, die wir vor 5 Tagen angetroffen haben.
Es begann so: Ein junger Mann in Radlerklamotten kam mit seiner Begleiterin lachend auf uns zu, als wir an einer Tankstelle auf Diesel warteten. "Endlich erwischen wir euch Nidwaldner", meinte er mit vorwurfsvoller Mine, "das letzte Mal beim Lanin National Park seit ihr einfach an uns vorbei gefahren.".
Bei den 2 Radlern handelt es sich um die Luzernerin Simone und den "Tschiffälär" Samuel. Für alle nich Innerschweizer, damit ist die seltene Spezies unseres Nachbarkantons, der Obwaldner gemeint. Da die Tankstelle im Moment sowieso keinen Sprit für uns übrig hatte, nächtigten wir, wie die jungen Radler, ebenfalls hinter der Tankstelle. Bei uns im Suri wurde dann viel getratscht und wir erfuhren, dass sie soeben den 4748 m hohen "Paso San Francisco" überquert hatten. Auf fast 400 km gibt es auf dieser Strecke keine Versorgungsmöglichkeiten.
Übrigens, in den letzten Monaten wurde das Diesel Problem immer gravierender und vor jeder zweiten Tankstelle war ein Absperrband gezogen das signalisierte, hier ist nichts zu holen. Sahen wir mal eine lange Schlange vor einer Zapfsäule, stellten wir uns sofort hinten an, denn das war ein unträglicher Beweis, auf volle Sprit Lager.
Kaum war unser Besuch kurz vor Mitternacht in ihr Zelt übergesiedelt, kam auch schon der Tanklastwagen und brachte die lang ersehnte Dieselfracht. In diesem Fall heisst es, sofort auffüllen ob Tag oder Nacht, bevor es sich herumgesprochen hat, dass es hier Nachschub gibt.
Zurück zu unseren beiden Velofahrern. Ihnen gehört unsere grösste Hochachtung. Mit dem Fahrrad und all dem Gepäck über solch einen Pass, Chapeau!

3 Jahre auf Reisen

Heute darf gefeiert werden. Es ist der 8. April, wir haben Ostern und exakt vor 3 Jahren haben wir unsere Reise begonnen. Vor über 1000 Tagen sind wir voller Vorfreude auf das kommende Abenteuer losgefahren, um die Welt zu entdecken. Viele Menschen, die wir auf dieser Reise kennengelernt haben meinten, wie schön es wäre, selbst einmal mit einem Wohnmobil durch Südamerika zu fahren. Doch im Grunde wussten wir alle, dass sie den Rest ihres Lebens in ihren einsamen Bergen verbringen würden. Nur ein paar Nationen dürfen träumen und dass ausgerechnet wir dazugehören, dafür sind wir unendlich dankbar.

Gemüseomelette, selbst gebackener Butterzopf, sowie eigene Brombeerkonfi und Ruth's Vollkornbrötchen, besser kann man sich einen Osterbrunch nicht vorstellen. Immer wieder staunen wir von Neuem, was wir aus unserem kleinen "Truckli" so alles hervorzaubern. Wir verbringen die Ostertage an der wilden Brandung im National Park "Pan de Azucar". Die Landschaft ist karg und an den dahinter liegenden Berghängen leben über 20 Kakteenarten nur von der Feuchtigkeit des Küstennebels.

Über den 4700 m hohen "Paso Jama"

Das staubige Andendörfchen "San Pedro de Atacama" hat sich seit unserem letzten Besuch doch sehr verändert. Hatte es damals schon Unmengen an touristischen Einrichtungen, so scheint es jetzt nun nur noch aus Gästehäusern und Touranbietern zu bestehen. Alle unangenehmen Nebenwirkungen einer zu schnellen touristischen Entwicklung scheinen hier konzentriert zu sein.

So machen wir uns nur 7 Tage nach unserer letzten Andenüberquerung zur nächsten bereit. Zur Auswahl stehen 2 Übergänge. Zu einem der asphaltierte "Paso Jama" und zum andern der einsame, komplett mit Wellblechpiste versehene "Paso Sico". Wir entscheiden uns für den Paso Sico, es reizt das Abenteuer und das geringe Verkehrsaufkommen von ein bis zwei Autos pro Tag.
Der nette Carabinieri auf der Polizeiwache macht uns aber einen Strich durch die Rechnung.
Er meint: "Der Paso Sico ist gegenwärtig schneebedeckt und nicht zu befahren. In den Vertiefungen oberhalb von 4300 m bleibt der Schnee hängen und da ist kein Durchkommen mehr. Ihr müsst den 4700 m hohen Paso Jama nehmen. Auf dieser Asphaltstrasse wird der Schnee geräumt". So bleibt uns keine Wahl.

Nochmals volltanken, abmelden bei der Zollkontrolle in San Pedro de Atacama und los geht's. In langen Kurven schlängelt sich die Strasse langsam in die Höhe. Auf 4000 m werden aus den kontinuierlichen Regentropfen Schneeflocken, die uns bis zur Passhöhe auf 4700 m begleiten. Endlich öffnet sich die geschlossenen Wolkendecke und erste Sonnenstrahlen machen sich breit.
Wir sind auf dem Altiplano angekommen. Das Wort bedeutet nichts anderes als Hochebene, ist aber im Denken ihrer Bewohner mit tiefgründigen Gedanken verbunden. Es ist eine Welt alter Inkas, Lamas, Guerilleros und Drogenschmuggler-Pfaden. Wir befinden uns in einem isolierten Leben, inmitten einer vulkanischen Landschaft., die eher der Mondoberfläche gleicht. Schneebedeckte Gipfel verschwinden in den Wolken und der ganze Aufstieg hat nur dazu geführt, uns in eine neue, eine andere Welt zu katapultieren.
Wie am "Paso Agua Negra" leuchten auch hier die Berge von dem mineralhaltigen Gestein in allen erdenklichen Farben. Hier verdunstet alles Nass in der trockenen Wüstenluft oder verliert sich in den abflusslosen Hochebenen, was grellweisse Salzseen hinterlässt. Das führt dazu, dass mitten im Niemandsland zahlreiche Minenbetriebe vom Abbau der seltenen Rohstoffe existieren können.

Zwischendurch passieren wir immer wieder Dörfer die Aussehen, als hätte ein Meteorit diese Ansammlung von Lehmhäusern getroffen. Doch Solarzellen auf den rostigen Wellblechdächern signalisieren, hier leben Menschen.

Plätzlich verändert sich die Landschaft. An den steilen Berghängen gedeihen die schönsten Kandelaber-Kakteen, wie wir sie in dieser Grössenordnung seit Mexiko nicht mehr gesehen haben.

Das staubige Minenstädchen "San Antonio de los Cobres" ist mehr oder weniger der Endpunkt des "Tren a las Nubes", der Zug zu den Wolken. Früher fuhr dieser dampfende Stahlkoloss bis zur chilenischen Grenze, aber heute fahren die Züge nur noch ungefähr die Hälfe dieser Strecke, insgesamt knapp 220 km. Da der Zug über den 4575 m hohen "Paso Abro Chorrillos" klettert, ist sie damit die vierthöchste Eisenbahn, die weltweit in Betrieb ist.
Beeindruckt stehen wir vor dem 1600 t schweren Viadukt "La Polvorilla". Hier überquert der Zug eine riesige Schlucht über ein 224 m langes Viadukt, das erst noch halbkreisförmig angelegt ist. 1932 war das eine enorme Ingenieurleistung die wirtschaftlich wohl kaum zu rechtfertigen war, aber bis heute noch unzählige Besucher anlockt.

Nach einer weiteren Nacht auf beinahe 4000 m fahren wir hinunter ins Tiefland.

Unser Ziel, die pulsierende Grosstadt Salta. Doch davon im nächsten Bericht.