Reisebericht 20 / Chetumal ( Grenzstadt in Mexiko) - San Ignacio (Belize) / 6. März 2010 - 15. März 2010 / km 44'800 - 46'200

Reiseroute: Chetumal (Mexiko), Corozal, Orange Walk, Honey Camp Lagoon, Bermudian Landing, Blue Hole N.P., Placencia, Belmopan, Spanisch Lookout, Caracol, San Ignacio

Vor der Einreise nach Belize haben wir ein ungutes Gefühl. In sämtlichen Reisebüchern, im Internet und von andern Reisenden haben wir gehört, dass es für die Einreise nach Belize für Schweizer-Bürger ein Visum braucht. Das Problem ist nur, wir haben keines! Der Grund ist, es kostet 100 US Dollar und ein befreundetes Paar von uns ist ebenfalls vor Kurzem ohne Visum nach Belize eingereist.
Anfangs läuft noch alles gut. Wir geben die Touristenkarte sowie den Import-Aufkleber zusammen mit dem Zoll Dokument beim mexikanischen Zoll ab und erhalten eine Bestätigung über die Ausfuhr des Fahrzeuges.

Danach fängt uns ein Schlepper ab und fragt nach dem Visum für Belize. Er meint: "Aber natürlich müssen Schweizer ein gültiges Visum für Belize haben. Nur Nordamerikaner und alle Angehörigen der EU-Staaten brauchen keines. Ohne Visum lassen sie euch nicht nach Belize rein!"

Da wir für die Beschaffung eines Visums in die nächste grössere Ortschaft zurück müssten und wieder beim mexikanischen Zoll einreisen müssen, macht der Schlepper der Verschlag, er könne eines für uns besorgen. Kurz darauf kommt er mit einem Visum-Antragsvormular für Belize zurück und meint, wir sollem ihm die 100 Dollar geben und er könne auf "seine" Art ein Visum beschaffen. Langsam kommt uns die Sache ein wenig suspekt vor. Obwohl die Amtssprache in Belize Englisch ist, ist das Vormular in Spanisch gehalten und von wo er das Visum beschaffen soll, will er uns nicht mitteilen.
So lassen wir unseren "Freund" einfach stehen und fahren ohne Visum auf den Zoll von Belize zu. Hier empfängt uns ein pechschwarzer, kaugummikauender Zollbeamter und fragt uns nach dem wohin und woher. Als er meinen Pass durchblättert, schwitze ich innerlich und warte nur auf die Frage nach dem fehlenden Visum. Doch stattdessen stempelt er die 4 wöchige Aufenhaltsgenehmigung und die temporäre Importerlaubnis für unseren Suri in den Pass. Jauchzend kehren wir zu unserem Fahrzeug zurück und sind froh, dem Schlepper die 100 Dollar nicht bezahlt zu haben.
Als nächstes steht die Inspektion des Wagens an. Auf die Frage, habt ihr Alkohol oder Früchte mit dabei, verneinen wir energisch und schieben die Bananen neben dem Fahrersitz unter die Landkarte. Als nächstes will er noch das innere des Suri sehen. Nur gut klappt er nicht die Bettdecke nach hinten, ansonsten hätte er die darunter schlummernden 10 Flaschen Weisswein gesehen.
Das einzige, das wir in Belize abgeben müssen, sind die Bakterien, die sich in unserem Reifenprofil heimisch eingenistet haben. Für 5 Belize Dollar werden unsere Räder desinfiziert
Zu guter Letzt halten wir noch bei einem Versicherungsbüro und schliessen die obligatorische Haftpflichtversicherung für Belize ab, da keine ausländischen Versicherungen akzeptiert werden

An alle Schweizer, die nach Belize einreisen, trotz gegenteiliger Information in Broschüren oder anderswo -

Ihr braucht kein Visum!

So fahren wir gutgelaunt in dieses kleine Land, das ca. die Hälfte der Grösse der Schweiz hat. Im Gegensatz zu Mexiko winken uns hier die Menschen fröhlich entgegen und rufen "High" oder "Hello". Auch freuen wir uns, wieder Englisch mit den Leuten zu reden, denn das liegt uns noch immer besser als das Spanische.
Die erste Unterhaltung mit einem schwarzen "Belizianer" endet schnell und tragisch, denn wir verstehen nichts. Die meisten hier lebenden Einwohner sprechen zwar Englisch, aber mit einem starken kreolischen Akzent, vermischt mit spanisch und einem der vielen Maya Sprachen.
Die hier lebende Bevölkerung ist eine bunt zusammengewürfelte Gemeinschaft aus spanischen Einwanderern, Nachkommen afrikanischer Sklaven, indigener Mayas und vielen, teilweise deutschsprachigen Mennoniten.

So fahren wir an endlosen Zuckerrohrplantagen, der Haupterwerbszweig Nummer 1, und vielen bunten Stelzenhäusern entlang Richtung "Orange Walk". Unser erster Übernachtungsplatz befindet sich bei der "Honey Lagoon", einer erst kürzlich geschlossenen Hotelanlage direkt am schönen See. Trotz verschlossenem Tor, lassen uns die Verwalter auf ihrem gepflegtem Gelände sicher übernachten.

Eine rumplige Schotterstrasse führt uns in die Maya-Ausgrabungsstädte "Altun Ha". Hinter dem Kassenhäuschen sehen wir den Beamten friedlich schlummern und die Hände bequem hinter dem Kopf verschränkt. Wir wollen nicht unhöflich sein und ihn wecken! So schlendern wir leise an ihm vorbei zu den Ruinen. Ganz für uns allein haben wir diese guterhaltene Anlage und geniessen die Sicht über die Zermonienstädte von den hohen Tempeln aus.
Wenige km hinter der Mayastätte übernachten wir bei einer Schmetterlings-Farm und beobachten lange den hauseigenen Tucan, wie er neugierig auf unseren Arm fliegt und an unseren Fingern pickt.

Schwarze Brüllaffen

Der zu den gefährdeten Tierarten zählende Schwarze Brüllaffe findet sich fast nur noch in Belize und zwar mit grösster Wahrscheinlichkei im "Bermudian Landing Baboon Sanctuary". So fahren wir in dieses 30 km westlich von Belize City gelegene Dorf. Hier haben die Bewohner in einem Waldgebiet ein Reservat errichtet, wo ein Besucherzentrum über die seltenen Brüllaffen informiert.
Hier buchen wir eine Flussfahrt mit unserem Guide Robert. Er ist ein waschechter, schwarzer Kreole und singt mehr, als er spricht. Es dauert nicht lange und wir sehen eine Affenfamilie, wie sie hoch oben in den Baumwipfeln umher turnt. Zwischendurch ist ihr kehliges heulen zu hören, das zum lautesten Geschrei aller Landtiere gehört. Das lauteste kommt vom Löwen und dann kommen schon die Büllaffen. Die Töne werden mittels eines blasenförmigen Kehlkopfes erzeugt und sind im Dschungel über viele Kilometer zu hören. Damit kommunizieren sie miteinander oder verteidigen ihr Revier.

Wir schlagen auch gleich unsere Zelte beim Visitor Office auf. Normalerweise ist dieses kleine Nest fast menschenleer, aber nicht heute! Gestern ist das Kanurennen "La Ruta Maya" gestartet. Jenes extrem harte Rennen, das über 300 km läuft, startete in San Ignacio. Es dauert 4 Tage und der heutige Etappenort ist ausgerechnet unser Übernachtungsort. So campen die Teilnehmer von dem Rennen, ihre Verwandten, Freunde und Fans aus der ganzen Welt am Ufer des Belize Rivers. In diesem Jahr beteiligen sich 89 Teams aus Belize, Nordamerika, Japan und Europa an diesem Rennen. Da wir aber ausserhalb campen, hoffen wir, dem Trubel etwas entfliehen zu können.
Doch leider haben wir das Zelt übersehen, das nicht weit entfernt von uns aufgestellt ist. Abend's um 8 Uhr ertönt ohrenbetäubende Discomusik aus den riesigen Lautsprechern, dass die Wände unseres Suri wackeln. So begeben wir uns zum Disc-Jockey und fragen ihn, wie lange er gedenke, uns mit diesem Krach zu foltern?
Er meint: "Ich habe erst gerade angefangen und vor 3 Uhr morgens ist garantiert nicht Schluss. Einmal im Jahr wird dieses Kaff zum Leben erweckt und das ist heute!"
So bleibt uns nichts anderes übrig, als die Zelte abzubrechen und weiterzufahren, in der Hoffnung, ein ruhigeres Plätzchen zu finden.
Kurze Zeit später können wir im Innenhof von einem Hotel ruhig die Nacht verbringen.

Über den "Blue Hole National Park", wo ein unterirdischer Fluss kurz an die Oberfläche tritt und wir ein erfrischendes Bad nehmen, fahren wir weiter an den schönen Ort "Placencia". Dieser ruhige Strandort liegt an der südlichen Spitze einer langen, schmalen und sandigen Halbinsel im unteren Teil von Belize. Eigentlich möchten wir zu den vorgelagerten "Cayes" (Inseln) zum tauchen rausfahren, aber die horrenden Preise lassen uns davon abhalten. So begnügen wir uns mit schwimmen und schnorcheln vom Festland aus. Auch von hier haben wir einen schönen Blick über die vielen Inseln, die zum 290 km langen Barriere-Riff von Belize gehören und damit das längste Riff der westlichen Hemisphäre ist.

Dschungel-Leben

Heute gibt es zum Frühstück Mennoniten Joghurt, Mennoniten Käse, ein Mennoniten Brot und zu guter letzt ein Mennoniten Bananen-Cakes. Was würde die hiesige Bevölkerung wohl tun, wenn die fleissigen Mennoniten nicht wären. Ein Grossteil der erbrachten Wirtschaftsleistung wird von den strenggläubigen, meist aus Deutschland oder Nordamerika eingewanderten Bevölkerungsgruppe erbracht. Meistens sehen wir die blonden Männer mit ihrem Strohhut und die Frauen mit langen, schwarzen Gewändern und einem kleinen Kopftuch im Haar. So sitzen sie auf ihrer Pferdekutsche und leben ein Leben wie zu "Gotthelfs Zeiten".
Technische Errungenschaften, wie elektrischer Strom oder Autos werden von ihnen abgelehnt.

Im Gegenzug gibt es auch "moderne" Mennoniten. Sie bewirtschaften grosse Ländereien mit den neuesten, technischen Geräten.

In "Barton Creek Outpost" wollen wir eine Nacht inmitten des Dschungels verbringen. Eine rauhe Schotterstrasse bringt uns an der guatemaltekischen Grenze entlang zu diesem kleinen Einod. Plötzlich muss ich voll auf die Bremse stehen. Direkt vor uns überquert eine "Boa Constrictor", eine 3 Meter lange Würgeschlange, unsere Urwaldpiste und schlängelt sich gemächlich ins sichere Unterholz.

Jim und Catherin betreiben hier, weitab der Zivilisation, eine einfache Lodge, wo man auch campen kann. Als erstes stürtzen wir uns in den kühlen River, der direkt neben ihrem Haus verläuft, denn die Themperaturen in den letzten Tagen bewegten sich immer so um die 35°C im Schatten.
Am nächsten Tag buchen wir eine Höhlentour, denn nur mit einem Führer ist das Begehen der Höhle erlaubt. Melvin, unser Guide, macht schon das Kanu bereit, als wir bei ihm eintreffen. Da sich durch die gesamte Höhle der Barton Creek windet, ist ein Boot das einzige Fortbewegungsmittel. Mit einer starken Lampe beleuchten wir die hohe, mit Stalagniten und Stalaktiten gesäumte Höhle. Auf einem erhöhtem Podest liegen noch die Reste eines Skelettes. Vor fast 2000 Jahren haben die Mayas hier Menschen dem Regengott geopfert, um eine gute Ernte zu erbeten.

Als letzte Sehenswürdigkeit von Belize möchten wir die Maya Ruinen von Caracol besuchen. Diese befinden sich in der Provinz Cayo, an den Ausläufern der Maya Mountains, südlich von San Ignacio. Bereits etwa 2000 vor Chr. war die Region des heutigen Belize von den Maya besiedelt, deren Nachfahren heute noch im Land leben.
Eine ruppige Schotterstrasse bringt uns zur 86 km entfernten Maya-Stätte. Doch in der Mitte der Strecke werden wir von einem Militär Check-Point gestoppt. Da in der Vergangenheit wiederholt Raubüberfälle auf Touristen ausgeübt wurden, können wir nicht alleine fahren. So warten wir, bis sich ein Convoi aus mehreren Fahrzeugen gebildet hat. Anschliessend fahren wir die letzten 1 1/2 Stunden sicher begleitet von einem Militärfahrzeug und bewaffneten Armeeangehörigen, durch den urwüchsigen Tropenwald nahe der guatemaltekischen Grenze. Ein grosser Teil der Ruinenstätte ist hervorragend restauriert und wir kraxeln auf die Akropolis und den Himmelspalast, der mit 43 Metern das höchste Mayabauwerk Belizes darstellt. Caracol hatte in seiner Blütezeit über 150'000 Bewohner, die 562 nach Chr. sogar das benachbarte Tikal in Guatemala besiegten. Mehrere Stunden sind wir in dieser interessanten Anlage unterwegs, die wunderschön im dichten Dschungel eingebettet ist.


Morgen geht unsere Zeit in Belize vorbei. Dieses winzige, englischsprachige, kreolisch dominierte Land, mit einer Geschichte ohne jeglichen Militärputsch, hat auf uns einen entspannten Eindruck gemacht. Teilweise hatten wir das Gefühl, als läge dieser Teil der Erde in einem tiefen Winderschlaf. Das bunte Völkergemisch und die relaxte Stimmung haben uns aber gut gefallen und nun freuen wir uns auf Guatemala.