Reisebericht 12 / Waterton Lakes N.P. Alberta (Kanada) - Moab (Utah) / 10. Sept. 2009 - 25. Sept. 2009 / km 24'600 . 26'000

Reiseroute: Waterton Lakes N.P. (Grenze zu USA), Glacier N.P. Missoula, Helena, Bozemann, Yellowstone N.P., Grand Teton N.P., Jackson, Evanston, Salt Lake City, Provo, Price, Moab

Da wir aus Alaska immer noch ein gültiges Visum haben, reisen wir ohne Probleme aus Kanada in die USA ein. Montana, die Provinz der Berge, Kühe und Cowboys, empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Als erstes wollen wir den Glacier N.P. erkunden, der zu den schönsten Parks in den USA zählen soll. Schon auf dem Weg zu unserem Zeltplatz sehen wir 2 Schwarzbären, die sich genüsslich
den Bauch mit Beeren vollschlagen, bevor sie sich ein paar Wochen später zu ihrem Winterschlaf begeben.
Am nächsten Tag starten wir schon früh am Morgen zu userer Wanderung zu Swift Current Lake und zum weiter hinten gelegenen Josephine Lake. Langsam kommt die Sonne über den Bergkamm und die Schatten werden immer kürzer. Wie über die Oberfläche verstreute Diamanten glitzert der See zum Tagesanbruch und die Siluetten der Berge und Gletscher spiegeln sich im blauen, eiskalten Gletscherwasser. Ehrfurchtvoll vor all dieser Schönheit bleiben wir lange stehen und lassen das herrliche Panorama auf uns wirken. Nur das klicken des Photoapparates und das Zirpen der grünen, fliegenden "Heugümper" durchbrechen die Stille. Später, auf dem Rückweg, kamen uns die Wanderer in Scharen entgegen, denn auch sie wussten, wo sich die ursprüngliche Natur verbirgt.

Seit Vancouver mussten wir ein wenig "Gas" geben, denn die "Going-to-the-Sun" Road, sollte Mitte September infolge Unterhalts-
arbeiten geschlossen werden. Jene Verbindungsstrasse, die den Ost- mit dem Westteil des Glacier N.P. berbindet, sollte laut Reise-
führter, eine der landschaftlich reizvollsten Strassen in den USA sein.
Wir fahren am Ostufer des "Lake McDonald entlang" und hinter jeder Haarnadelkurve offenbahrt sich ein neuer Bergriese. Am "Logan Pass", auf 2036 m Höhe, unternehmen wir eine schöne Wanderung, durch einen Fichtenwald und über Blumenwiesen, hinunter zum stillen "Hidden Lake".

Auf einen Tipp hin, von einem zufällig angetroffenen Ami, fahren wir einen kleinen Umweg zum idyllischen Badesee "Holland Lake". Hier baden wir ausgiebig, machen eine Kanutour zum nahegelegenen Wasserfall und lassen den restlichen Tag gemütlich mit lesen im Liegestuhl vorüberstreichen.

Heute fahren wir in den Yellowstone Park. Dieser Nationalpark zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Um dem Gedränge ein wenig zu entgehen, haben wir bewusst unseren Besuch erst auf den September verlegt. Aber wir staunen nicht schlecht, denn schon beim Eingang teilt uns der Ranger mit, dass alle 6 Campingplätze im Park voll belegt seien. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den Park am Abend wieder zu verlassen, jedoch nicht ohne die folgenden zwei Tage einen Campingplatz zu reservieren.
Als erstes besuchen wir das tierreiche Lamar Valley, wo wir schon bald auf die ersten Bisons und Waipiti Hirsche treffen. Doch für Tierbeobachtungen müsste man eigentlich nicht sehr weit, denn direkt beim Informations Office stehen etwa 20 Hirschdamen und zwei stattliche Hirschbullen. Ein Ranger steht nicht weit des grossen Bullen und muss die vielen, bilderknipsenden Touristen auf Distanz halten.
Direkt dahinter, bei den Mammoth Hot Springs, befindet sich eine der seltsamsten Landschaften des Parks. Ein von Dampfschwaden umhüllter Berg, der mit terrassenförmigen Ablagerungen in den verschiedensten Schattierungen von Grau-, Grün-, Gelb-, Braun und Orangtönen überzogen ist. Diese Ablagerungen entstanden durch aufsteigendes Wasser, das unterirdische Kalkschichten und Mineralien an die Oberfläche spülte, wo sich Schicht auf Schicht stufenförmig ablagerte.
Am Yellowstone See entlang, fahren wir nun in die östliche Hälfte der Yellowstone-Senke. Meistens befinden wir uns hier auf einer Höhe zwischen 2300 und 2500 Meter und die Themperaturen betragen etwa 25 bis 28°C. Nicht vergessen, wir haben nun Mitte November und das auf einer Höhe, wo es letztes Jahr um die gleiche Zeit noch 50 cm Schnee hatte. Der Ranger meint, so was habe er in seiner mehrjährigen Laufbahn noch nie erlebt.
Eine der grössten Sehenswürdigkeit des Parks ist der "Old Faithful" Geysir und der steht heute auf unserem Programm. Alle 78 Min. gibt der Geysir eine Vorstellung für das erwartungsfreudige Publikum, das zu hunderten in einem Halbkreis um den Geysir sitzt. Als Vorbote eines Ausbruchs tritt mehrfach Wasser über den Rand, dann steigt nach ein paar Minuten eine Wassermenge von über 40'000 Liter als Säule 30 - 55 Meter in die Höhe.
In dieser Gegend treffen wir auf ein Ostdeutsches Paar mit Liege-Fahrrädern. Sie sind in Feuerland gestartet und durchradelten Chile, Argentinien und Peru. Eigentlich wollten Claudia und Gert die ganze Panamericana, von Südamerika nach Alaska, durchfahren. Da es ihnen in Peru ganz und gar nicht gefallen hat, die Leute wollten sie ständig übers Ohr hauen und der Autoverkehr war zu gefährlich, packten sie kurzerhand ihre Fahrräder ins Flugzeug und flogen von Lima nach Vancouver. Gert ist gelernter Bäcker und die beiden träumen davon, wenn sie von ihrer Reise zurück sind, in Deutschland eine Bäckerei mit kleinem Café zu eröffnen. Ist es nicht erstaunlich, da treffen sich im Yellowstone zwei Reisepaare, die auf der Panamericana unterwegs sind, eines ein ehemaliges Bäckerei mit Café- und das andere ein zukünftiges Bäckerei mit Café Paar. Wie klein doch die Welt ist!
Immer wieder kommt es vor, dass wir eine kleine Botschaft unter dem Scheibenwischer vorfinden. So auch heute wieder. Auf dem Zettel steht geschrieben:"Wir wünschen Euch eine gute Reise. Viele Grüsse von zwei Luzernerinnen".Das freut uns natürlich immer wieder und später, bei einem Aussichtspunkt, sprechen uns die "zwei Luzernerinnen" doch noch an. Sie sind mit einer deutschen Reisegruppe unterwegs und besuchen innerhalb von 3 Wochen die meisten der US-Nationalparks.
Am besten von all den Geysiren gefällt uns aber der Castle Geysir. Zufällig kommen wir gerade in dem Moment vorbei, wo er während den nächsten 20 Min. eine 25 Meter hohe Wasser- und Dampffontaine ausstösst. Ein gewaltiges Zischen und Brodeln begleitet diese gewaltige Erruption, die nur alle 13 Stunden stattfindet.

Nach 3 ereignisvollen Tagen verlassen wir die wundersame Welt der speienden und brodelnden Geysire in Richtung "Grand Teton National Park". Hinter einer Kette von tiefblauen Bergseen, sind die über 2000 Meter hohen Felswände der "Grand Tetons", ein spektakulärer Anblick. Die Strasse entlang der Ostflanke wurde so gebaut, dass man die Berge nicht aus dem Auge verliert und hinter jeder Kurve können wir eine andere, atemberaubende Kulisse bestaunen.
Direkt vor dem Bergmassiv, beim stillen "Jenny Lake", packen wir unser Kanu aus und machen eine gemütliche Tour über den tiefblauen See. Doch als wir fast das andere Ufer erreicht haben, kommt immer mehr Wind auf und die Wellen bekommen schon die ersten Schaumkronen. Das Kanu beginnt gefährlich zu schaukeln und wir beschliessen, sofort umzukehren. Es ist und bleibt ein auf-
blasbares Kanu und ist dementsprechend unstabil. Mit Müh und Not erreichen wir denoch das rettende Ufer. Das nächste Mal wäre es besser, mit dem kleinen Kanu nicht über einen See, sondern immer in reichweite des Ufers zu paddeln.

Über endlose Steppengebiete und Farmland, das nur dank künstlicher Bewässerung eine reiche Ernte hergibt, erreichen wir die Vororte der Mormonenstadt, Salt Lake City. Hier übernachten wir auf einem nicht gerade idillischem Parkplatz des Wal Mart. Das einzig Positive: Es ist ruhig, zudem gratis und wir können für einen Dollar aus einem Automaten eine DVD entnehmen. Bis spät in der Nacht sitzen wir vor dem Laptop und schauen uns die Love Story eines mittelmässigen Filmes an.

Das geografische und religiöse Zentrum von Salt Lake City ist der Tempel Square, das Hauptquartier der Mormonenkirche oder wie sie sich lieber nennen, Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage. Mit zwei anderen Deutschen Mädels, nehmen wir an einer Besichtigungs-Tour durch das religiöse Reich der Mormonen teil. Während den nächsten 45 Minuten, erklärt uns eine Deutsche "Schwester", die während 18 Monaten im Tempelbereich lebt, viele interessante Dinge über die Mormonen und ihre Tätigkeit.
Den Mormonen ist der Familienzusammenhalt sehr wichtig. Mindestens ein Mal pro Woche verbringen alle zusammen einen Abend mit spielen und Gesprächen. Eine Hölle und ein Fegefeuer existiert für sie nicht. Vielmehr müssen diejenigen, die sich im irdischen Leben bewusst nicht korrekt verhalten haben,sich nach dem Tode mit psychischen Qualen auseinandersetzen.
Die junge Mormonin hat uns ihren Glauben auf eine einfache und sympatische Art nähergebracht.

Im grossen und ganzen hat Salt Lake City den Besuchern eher wenig zu bieten und auf uns macht die City einen langweiligen Eindruck. So beschliessen wir, lieber mehr Zeit auf der etwas ausserhalb, inmitten des grossen Salzsees gelegenen Insel zu ver-
bringen. Diese Insel, Antilope Island, besticht durch ihren Tierreichtum inmitten des grossen, sehr salzhaltigen Sees. Auf einer Fahrradtour entlang der Küste, die mit wilden Sonnenblumen Feldern bestückt ist, kommen wir an etlichen Bisons und Bronghorn Antilophen vorbei. Am Abend sehen wir von unserem Suri aus einen flammenden Sonneruntergang, der die ganze Insel erstrahlt und den mit Schäfchenwolken überzogenen Himmel langsam purpur verfärbt. Einfach himmlisch, wir geniessen jede Minute.

Über Price geht die Fahrt ins östlich von Utah gelegene Städtchen Moab. Früher hat man hier Uran abgebaut, aber als der Boom vor-
über war, hat sich Moab dem Tourismus verschrieben. In den letzten Jahren entwickelte sich der Ort zum Aktivurlaub-Reiseziel Nummer eins des Südwestens der USA und es wimmel hier überall von Outdoorfreaks.
Die Gegend um Moab ist ideal für Mountainbike-Touren und der bekannteste und schwierigste Trail, ist der "Slickrock Bike Tail". Da wir unsere eigenen Fahrräder dabei haben, lasse ich es mir nicht nehmen, diesen Trail ebenfalls abzufahren. Er beginnt auf einem Hochplateau, auf der Mesa und beschreibt einen 10 Meilen langen, sehr anstrengenden Kreis über unebene Sandsteinfelsen und durch sandigen Flusstäler. Immer wieder habe ich einen wunderschönen Ausblick auf die La Sal Mountains und den Colorado River. Der Trail wechselt sich ab zwischen extrem steilen Anstiegen auf Sandsteinfelsen und ebensolche Abfahrten. Bei einer Abfahrt blieb ich in einer Mulde stecken, so dass es mich über den Lenker katapultierte und nach einer Flugphase glücklicherweise wieder auf den Füssen landete.
Ein Schweizer Pärchen, das ich auf dem Trail antreffe, hat ebenfalls schon Stürtze hinter sich und sie blutet aus einer Schienbein-
wunde. Kaum zu glauben, aber hier trifft sich die internationale Bikerszene. Nebst Eglisch hört man überall viel Schweizer- und Hochdeutsch, Französich, Spanisch und Italienisch.
Auf dem Sand Flats Recreation Area, einer Hochebene über der Stadt Moab, haben wir einen herrlichen Übernachtungsplatz gefunden. Das ist der ideale Ausgangspunkt für die vielen Nationalparks, in dieser von Canyons und Schluchten durchzogenen Landschaft. Aber alles weitere im nächsten Bericht!