Reisebericht 09 / Dawson City (Yukon Terrritories) - Tok(Alaska) 21. Juli 2009 - 03. August 2009 / km 17'500 - 20'400

Reiseroute: Dawson City, Chicken, Tok, Glennallen, Anchorage, Seward, Homer, Denali N.P., Paxson, Delta Junction, Tok,

Nun sind wir in Alaska angekommen, einem weiteren, grossen Reiseziehl. Über die Top of the World Highway, eine rumplige aber mit herrlicher Aussicht gesegnete Schotterpiste, gelangen wir nach Chicken. Genauer gesagt, Downtown (!) Chicken. Hier stehen noch 3 Häuser aus der ehemaligen Goldrauschzeit, die heute einen Souvenirshop, eine Cafeteria und einen Saloon beherbergen. Nach einem kurzen Schwatz mit der Besitzerin der Cafeteria, die gleichzeitig noch Bürgermeisterin und Besitzerin von Chicken ist, besuchen wir den längst stillgelegten Eimerketten-Schwimmbagger. Dieses riesige Stal-Monster wurde früher für die Goldgewinnung eingesetzt.

Kaum in Anchorage angekommen, besichtigen wir zuerst den Ship Creek River. Dieser Fluss fliesst direkt an der mit 300'000 Einwohner zählenden Stadt vorbei. In Reih und Glied stehen die Lachsfischer dicht gedrängt im eiskalten Fluss. Wir wundern uns aber, warum alle die meisten Lachse wieder zurück werfen. Ein Fischer klärt uns auf, dass man nur jene Fische behalten darf, wo der Lachs auch tatsächlich zugebissen hat. Die Angel muss direkt im Maul sein und nicht wie bei den meisten Fischen, irgendwo an der Seite. Erstaunlich, wie sich alle Fischer daran halten.
Hier im Stadtcamping treffen wir wieder auf unsere Freunde Sonja und Markus. Zur Feier des Tages kochen wir zusammen Schweinebraten an Morchelsauce mit glasierten Möhrchen. Es ist wohl überflüssig zu schreiben, dass es wieder sehr spät wurde.

Immer wieder haben wir in den vergangenen Nächten unsere Augen gegen den Nordpol gerichtet, aber nichts gesehen. Darum begeben wir uns ins Kunst-Museum, wo gerade ein Film über das Polarlicht, die Aurora Borealis, läuft. Wer diese Erscheinung noch nie gesehen hat, wird die zarten Lichtspiele am nächtlichen Himmel zunächst vielleicht für vereinzelte Wolken halten. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass sich die schleierähnlichen Gebilde dafür zu schnell bewegen. Je weiter man in den Norden Canadas und Alaskas kommt, desto intensiver gestalten sich die bezaubernden Farbspiele, die über den Himmel huschen.
Für jene, die sich dafür interessieren, hier ein paar Details dazu:
Verantwortlich für die Entstehung des Polarlichtes ist der Solarwind, der als ständig von der Sonne ausgehender Materienstrom in die irdische Magnetosphäre einsickert. Dabei stossen die eingedrungenen, von erdmagnetischen Feldlinien abgelenkten Elektronen mit Gasteilchen aus der Atmosphäre zusammen und bringen diese in 80-300 km über der Erde zum Leuchten. Stickstoff ergibt blaue und violette, Sauerstoff dagegen grüne und rote Farbtöne.
Es war wirklich ein beeindruckender Film.

Weiter geht es über den Sterling Highway hinunter in die Kenai Halbinsel. Zunächst führt uns der Strassenverlauf durch die wunder- schönen "Kenai Mountains" bis zum Exit Glacier. Nirgendwo sonst im Kenai Fiords National Park kommt man zu Fuss so nahe an einen Gletscher heran. Schockiert sind wir vom dramatischen Rückgang des Gletschers. Mehrere Markierungen mit Jahreszahlen dokumentieren diesen Schrumpfungs-Prozess.

Weitere Ausflüge in diesem Park sind nur per Boot möglich. So entscheiden wir uns in Seward für einen Katamoran Ausflug mit dem Glacier Explorer. Nach etwa 2 Stunden, in dieser Zeit haben wir etliche Delphine und Seelöwen gesehen, erreichen wir den Aialik Gletscher. Immer näher fährt uns der Kapitän an den riesigen Gletscher-Abbruch heran, bis sich die Eisschollen an der Schiffswand reiben. Am begrenzten Horizont, nahe der Reling, türmen sich die weissen Gletscherwände zu einer eisigen, theatralischen Silhouette. Lautlos kreuzen wir bedächtig vor dem Gletscher und alle Passagiere sind fasziniert von der Schönheit dieses einzigartigen Anblickes. Die warmen Sonnenstrahlen beschleunigen um die Mittagszeit das Kalben der Gletscher. Laut birst und kracht das Eis beim Abbruch. Hoch aufstpritzend fällt der Eisberg (siehe Kurzvideo) in die Bucht und treibt dann unaufhaltsam dem offenen Meer entgegen. Auf dem Rückweg sehen wir noch 2 Wale, aber leider nur noch von weitem die Schwanzflosse. Es ist nicht einfach, immer am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.

Wettermässig sind wir in Alaska definitiv nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Denn seit wir in diesem US-Bundesstaat angekommen sind, ist es mit dem schönen Wetter vorbei. Trotzdem entscheiden wir uns, den Denali (Mount McKinley) National Park zu besuchen. Rund 200 km südlich von Fairbanks liegt dieser populäre Park. Denali bedeutet übrigens "der Hohe" und ist die indi-
anische Bezeichnung für den immer schneebedeckten Gipfel des Mount McKinley.
Mit dem Shuttle Bus, privater Autoverkehr ist seit langem Untersagt, fahren wir zu unserem ersten Campigplatz, dem Igloo Creek Campground. Schon auf dem Weg dorthin, bekommen wir einen kleinen Vorgeschmack von der artenreichen Tierwelt dieser Gegend. Als wir am Nachmittag einen weiteren Buss Ausflugl mitmachen, sehen wir eine Grizzlie Bärenmutter mit 2 Jungen, die direkt neben unserem Fahrzeug entlang spazieren. Später können wir noch einige Caribous, Bergziegen, Dallschafe und einen Wolf beobachten.
Am nächsten Tag bringt uns der Shuttle Bus über die oberhalb der Baumgrenze führende Parkstrasse zum 150 km entfernten Wonder Lake Campground. Bei strömendem Regen "dürfen" wir unser nicht regenfestes Zelt aufbauen. Herrlich! Unser Gemütszustand ist auf dem Höhepunkt!!!!
Doch ein paar Stunden später sieht die Welt schon besser aus und nach einem weiterm Ausflug durch die artenreiche Tundra sind wir wieder überwältigt von den Naturschönheiten. Zwischen Wonder Lake, an dessen Ufer sich unser Campingplatz befindet und dem Gipfel des Mount McKinley, der direkt aber wolkenverhangen vor uns liegt, beträgt der Höhenunterschied 5'500 m. Selbst im Himalaja gibt es keine so steil aufragende Bergmassive.

Da es rund um Fairbanks viele Waldbrände hat und über der ganzen Gegend eine dichte Rauchwolke schwebt, entscheiden wir uns für die alternativ Route nach Paxson und Delta Junction. Jene Strecke ist der Denali Highway, der bis 1971 die einzige Zufahrt zum Denali Park war. Diese Schotterstrasse, die mit vielen Schlaglöchern bespickt ist, führt uns durch eine wilde, unberührte Landschaft. Die Strasse verläuft überwiegend oberhalb der Baugrenze in absoluter Einsamkeit. Nach etwa 100 km, inmitten eines herrlichen Hoch- gebirgspanoramas, fahren wir einen kleinen Pfad entlang, wo wir in aller Ruhe die Nacht verbringen möchgen. Unsere Blicke schweiffen über die vielen kleinen Seen und die durch Moore durchzogenen Hochflächen. Im Nordwesten sind die Bergriesen Mount Sanford (4949m) und Mount Wrangell (4317m) und im Nordosten sehen wir den Gulkano Glacier. In der Nacht herrschte hier eine unglaubliche Stille und die Sterne leuchteten so hell und klar, dass man meinen konnte, nur hinaufgreifen zu müssen, um sie zu berühren. Für uns ist jene Gegend, mit diesem prachtvollen Panoramablick, der schönste Platz in ganz Alaska!