Reisebericht 27 / Tulcan (Nord Grenze zu Equador) - Quito / 5. September 2010 - 24. September 2010 / km 55'800 - 58'400
Reiseroute: Ibarra, Otavalo, Quito, Vulcan Cotopaxi, Maccachi, Quito, Galapagos Inseln, Quito

Buntes Markttreiben

Wieder einmal stehen wir an einer Grenze. Nun schon das 11. Mal auf dieser Reise. Ecuador ist ein Land, worüber wir keine grossen Vorstellungen haben. So sind wir überrascht, dass an der Grenze die Daten schnell und effizient erfasst werden. Alles wirkt geordnet und sauber. In der Zwischenzeit haben wir auch eine Routine entwickelt, was die Grenzübertritte betrifft. Ausreisestempel auf der kolumbianischen Seite besorgen, Zollpapiere für den Suri abgeben, Einreisestempel auf der ecuadorianischen Seite im Pass einstempeln und die temporäre Einfuhrgenehmigung für das Fahrzeug ausstellen lassen.

Als erstes steuern wir die nächste Tankstelle nach der Grenze an und welche Freude, der Diesel kostet hier nur sage und schreibe 28 Rappen pro Liter. Das fängt ja gut an!

Ecuador ist etwas kleiner als West-Deutschland vor der Wiedervereinigung und ist somit der kleinste Andenstaat. Das Land lässt sich in drei topographische Grossräume gliedern:

-das westliche Küstentiefland, die Costa
-das zentrale Andenhochland, die Sierra
-und das östliche Tiefland, der Oriente, das ein Teil des Amazonasbeckens ist.
Hinzu kommen die Galapagos Inseln, die vulkanischen Ursprungs sind.

Langsam steigt die Strasse wieder aufwärts und an den Hängen sehen wir grossangelegte Ackerfelder, die wie eine Patchwork Decke die Landschaft verzaubert. Nicht zu vergessen, wir sind auf einer Höhe von 2700 Metern!

In Ibarra bleiben wir ein paar Tage bei einem ausgewanderten Australier. Er betreibt oberhalb der Stadt eine kleine Gärtnerei und er lebt hier alleine mit seinem Hund. Ausser uns hat es noch vier andere Traveller auf dieser schönen Aussichts-Terasse. Unter Reisenden ist diese Adresse bekannt, da sich Graham, der Aussi, immer über etwas Abwechslung freut. So essen wir alle zusammen bis spät abens und teilen Reisegeschichten aus.

Nur durch einen Schleier aus Nieselregen sind die schneebedeckten Vulkane mehr zu erahnen als zu sehen, als wir uns Otavalo nähern. Hier findet samstags der grösste, indigene Markt Ecuadors statt. Obwohl wir nicht an einem Samstag hier sind, ist die ganze Stadt ein quirliger Marktflecken.
So schlendern wir durch die Obst- und Gemüse Stände, vorbei an gackernden Hühnern, gebratenen Spanferkel-Köpfen und dampfenden Garküchen. Ein farbenprächtiges Bild und ein sagenhaftes Erlebnis.
Viel dazu beigetragen haben die "Otovalenios" mit ihren auffälligen Trachten.
Die Männer tragen lange, einfache Zöpfe, weisse, wadenlange Hosen, Schnürsandalen, graue oder blaue Ponchos und dunkle Filzhüte.
Die Frauen sehen sehr eindrucksvoll aus, mit wunderschön bestickten Blusen, langen schwarzen Röcken,Schultertüchern und raffiniert gefaltenen Kopfbedeckungen.

Oberhalb Otavalo bleiben wir drei Tage und statten der Laguna Mojanda einen Besuch ab. Eigentlich möchten wir hier am Ufer der auf 3800 Meter hoch gelegenen Lagune übernachten, aber die Einheimischen meinen, dass es hier in der Nacht nicht sicher sei und schon mehrmals Überfälle gegeben habe. Auch das Auto sollte nicht unbeaufsichtigt stehen gelassen werden.
So starte ich alleine meine Biketour um den See auf über 4400 Meter, während Ruth mit einem Pfefferspray bewaffnet im Liegestuhl sitzt und die einsamen Berghänge beobachtet. Anschliessend macht sie eine Wanderung und ich halte die Stellung beim Suri. Manchmal ist das der Preis für eine sichere Reise!

Abenteuer Cotopaxi

Quito ist die Hauptstadt Ecuadors und mit 1,8 Millionnen Einwohnern die zweitgrösste Stadt des Landes. In 2850 m Höhe gelegen, erstreckt sie sich, eingezwängt in ein schmales Hochtal, auf gut 40 km. Inmitten der Neustadt, nahe des berüchtigten Vergnügungsviertels, stellen wir unseren Suri auf einem bewachten 24 Std Parkplatz für die Nacht ab.
Als erstes klappern wir die Trekking- und Reiseagenturen ab, denn wir haben uns entschlossen, den Cotopaxi zu besteigen. Mit 5897 m ist er der höchste aktive Vulkan der Welt. Schon von weitem sehen wir den wunderschönen konisch geformten Vulkankegel, bevor er sich wieder im Nebel verhüllt. In Quito haben wir zwei Guides angeheuert, mit denen wir uns in 4 Tagen beim Parkplatz unterhalb des Refugios, der Berghütte auf 4800 m, treffen wollen. Obwohl die Begehung keine technisch aussergewöhnlichen Ansprüche stellt, muss man seinen Körper langsam an diese extreme Höhe gewöhnen.
Wir übernachten auf 3800 m bei der Laguna Limpiopunga und machen eine erste Tour, um Material und Körper "einzulaufen".
Am 2. Tag besteigen wir den 4722 Meter hohen Ruminahui Central.
Zudem trinken wir viel und essen Knoblauch, um einer späteren Höhenkrankheit mit Kopfschmerzen und Übelkeit vorzubeugen.
Ob die Strategie der Anklimatisierung nützt, werden wir erst in ein paar Tagen wissen!
Heute übernachten wir auf dem Parkplatz des Refugio auf 4500 Meter. Orkanartige Winde schütteln unser Wohni die ganze Nacht, so dass an Schlaf nicht zu denken ist.
Am nächsten Morgen, pünktlich eine Stunde zu spät, kommen unsere Guides. Es sind zwei sympathische Ecuadorianer, von denen einer perfekt Englisch spricht. Mit ihnen wandern wir die 300 Höhenmeter zum Refugio hoch. Hier bekommen wir die ersten Anweisungen für den nächtlichen Gipfelsturm. Da wir noch nie eine solche Klettertour gemacht haben, werden wir eingewiesen wie man einen Eispickel benutzt und wie man mit den Steigeisen auf dem Gletscher läuft.
In der Schutzhütte essen wir noch eine Suppe, das einzige was die Küche anzubieten hat, bevor wir uns in den oberen Stock in die Massenschläge verziehen. Der Wind pfeifft um die Hütte und durch die Ritzen. Es ist bitterkalt, da es im ganzen Refugio keine Heizung hat.
Mit Wehmut denken wir an die schöne Tierbärgli-Hütte im Sustengebiet, wo man ein feines Menu und einen super Service bekommt.

Mit einer schlechten Nachricht weckt uns unser Guide um Mitternacht:" Es sieht schlecht aus, es schneit und der Wind bläst stark. Es wird besser sein, wenn wir noch eine halbe Stunde warten."
Auch die andern Seilschaften machen sich abmarschbereit um zurückzusein, bevor der Schnee durch die Sonneneinstrahlung aufgeweicht wird.
Trotz Schneesturm starten wir um 1 Uhr Nachts zuerst an einem Geröllfeld entlang steil bergan. Da der Sturm immer stärker weht und das Atmen zur Qual wird, entscheidet sich Ruth beim Gletscher zur Rückkehr.
Ich schnalle mir die Steigeisen um, seile mich mit meinem Guide an, denn ab jetzt geht es die nächsten 5 Stunden über den Gletscher. Zum Schneefall kommt jetzt noch der Nebel. Nur mit Mühe erkenne ich im difusen Licht der Stirnlampe die Gletscherspalten. Die meisten können wir umgehen aber die grösseren müssen wir mit Anlauf überspringen. Nach 3 Stunden machen wir in einer Eishöhle eine Pause. Ich schnappe förmlich nach Luft und der Puls rast in dieser menschenfeindlichen Umgebung. Wieder draussen hat sich der Sturm in einen Orkan verwandelt. 2 Stunden quälen wir uns noch durch den Sturm, wo wir etliche Male einfach umgeweht werden und uns nur dank des Eispickels überhaupt halten können. Bei 20 Grad unter Null ist die Stirnlampe immer wieder vereist und der Tee inzwischen eingefroren. Mein Führer schreit durch den tosenden Wind, wo die Hagelkörner wie Geschosse auf das nackte Gesicht prallen:" Wir sind inzwischen auf 5650 und noch gut 200 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Weiter zu gehen ist bei diesem Sturm viel zu riskant, da wir sonst vom Gletscher gerissen werden."
Schweren Herzens treten wir nun den Rückzug an, wo wir inzwischen kaum mehr die Hand vor den Augen sehen. Die Luft ist beissend kalt und die wütenden Böen reissen an unseren Jacken und möchten uns am liebsten in die Tiefe reissen.

Völlig entkräftet komme ich kurz vor dem Morgengrauen wieder bei der Berghütte an. Wahrscheinlich war das die anstrengenste Nacht in meinem Leben. Mein Führer meint:" So eine Nacht habe ich selten erlebt. Schnee und Wind sind keine Seltenheit, aber nicht in einer derartigen Stärke."
Keine einzige Seilschaft, viele davon professionelle Berggänger, haben in dieser Nacht den Gipfel erreicht.

Galàpagos

Diese Inseln liegen beinahe 1000 km vor der Westküste Südamerikas direkt am Äquator und umfassen 13 grössere - sowie etwa 40 kleinere Inseln. Die gesamte Inselwelt bedeckt etwa die Fläche des Kantons Graubünden.

"Hattet ihr einen angenehmen Flug?" begrüsst uns Solana beim Airport in Baltra. Dieses junge, hübsche Girl wird für die nächsten 5 Tage unsere Führerin sein, wenn wir die verschiedenen Inseln und die Unterwasserwelt mit dem Boot erkunden. Nebst uns sind noch ein junges Neuseeländerpaar, zwei ältere Damen aus den USA, zwei Französinnen, zwei Spanierinnen und eine Ecuadorianerin mit von der Partie.
Die "Monserat", eine 30 Meter lange Motorjacht, haben wir vor 3 Tagen in Quito beim Office von "Safari Tours" gebucht. Wir sind angenehm überrascht von der Geräumigkeit unseres schwimmenden Zuhauses für die nächsten Tage. Obwohl wir unsere Kajüte unter dem Meeresspiegel haben, fühlen wir uns sogleich wohl. Das Doppelbett ist bequem und das grosse Bad hat eine siedend heisse Dusche.
Isla Bachas
Nach dem Mittagessen heisst es schon: "Schnorchelausrüstung fassen und ab ins Schlauchboot." Unterwegs zum Strand sehen wir schon die ersten Meeresschildkröten, wie sie majestätisch an uns vorüber schwimmen. Obwohl wir uns nahe beim Equator befinden, ist das türkisblaue Wasser sehr kalt zum schnorcheln. Vom Südostpassat angetrieben fürht der Humboldt-Strom in dieser Jahrszeit kaltes, nährstoffreiches Wasser aus den antarktischen Gewässern in den Bereich der Galàpagos Inseln und hat somit eine Temperatur von 17 - 19°C, wenn es die Inseln erreicht.
Ist es die Kälte oder das Entsetzen, das mir einen Schauer durch den Körper jagt. Ein paar Meter unter uns schwimmen gemächlich ein ganzes Rudel Weisspitz-Riffhaie. Aber zum Glück beachten sie uns nicht gross, denn meistens verachten sie Menschenfleisch wie die Appenzeller die Nacktwanderer.
Doch bald wird uns im kalten Wasser wieder warm ums Herz. Ein Seelöwe beäugt uns Schnorchler neugierig und schwimmt spielerisch um uns herum, indem er immer wieder purzelbäume schlägt. Ein traumhaftes Erlebnis.
Isla Bartolomé
In der Nacht fahren wir wir zur nördlich gelegenen Insel Bartolomé. Ein Muss für alle Vulkan Freaks. Soweit das Auge reicht erblickt man aussergewöhnliche Lavaformationen, Schlackenkegel und kleine Lavatunnel. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt spazieren wir an endemischen Lavakakteen entlang, das heisst, dass sie nur hier auf Galapagos vorkommen.
Am Nachmittag sehen wir auf dem Weg zu unserem Schnorchel-Revier bei der Sullivan Bay noch einen einsamen Galapagos Pinguin.
Die meisten Pinguin Kolonien befinden sich auf der Isla Isabela, da es dort die kühleren Wasserströmungen hat. Auch hier ist die Unterwasserwelt wieder sehr fischreich. So schwimmen wir durch einen funkelnden Schwarm gelbschwänziger Doktorfische und Papageienfische, die sich durch uns absolut nicht gestört fühlen. Plötzlich begleitet unsere Schnorchelgruppe ein grosser Manta, bis er sich elegant in tiefere Gewässer verzieht.
Gestört fühlen sich höchstens die vielen Seelöwen, die die Insel zu hunderten bevölkern. Nur ungern bewegen sie sich träge ein paar Flossen-Schritte neben unseren Wanderweg. Bei den Seellöwen-Männchen sieht es anders aus! Auch durch lautes klatschen lässt er sich nicht von seinem Mittagsschlaf stören und grunzt wohlig vor sich hin, so dass wir einen Bogen schlagen müssen.
Doch aufgepasst, auf keinen Fall dürfen wir in die kreisrunde Vertiefung im Sand treten. Hier vergraben die grünen Galapagos Wasserschildkröten ihre Eier im Sand. Zwischen Dezember und Juni kommen die bis zu 150 kg schweren Tiere hierhin, um jeweils mehrere Dutzend Eier oberhalb der Flutgrenze in einem Sandloch zu deponieren. Danach schleppen sich die Tiere zurück ins Wasser. Die Jungtiere versuchen sofort nachdem sie geschlüpft sind das Meer so schnell wie möglich zu erreichen. Die meisten fallen dabei den hungrigen Seevögeln zu Opfer.
Durchgefroren erreichen wir mit unserem Schlauchboot wieder das Mutterschiff und werden mit warmen Bananengebäcken und frisch gepressten Säften verwöhnt.
Auch das Nachtessen auf dem Schiff ist feudal. Immer werden uns Salate aufgetischt mit anschliessendem Hauptgang bestehend aus Fleisch, Fisch, Gemüse und Beilage. Zum Dessert presentiert uns der Koch einen selbstgebackenen, schrägen Vanillè-Kuchen nach Galapagos Art. Auf die aussergewöhnliche Form angesprochen meint er: "Während ihr auf Landgang gewesen seit, herrschte starker Wellengang und dabei war es unmöglich, dass der Kuchen im Ofen regelmässig hoch wurde."
Isla Genovesa
Besser bekannt unter dem Namen "Vogelinsel". Es handelt sich um die einzige Insel im Norden des Archipels, die besucht werden kann. Aufgrund der weiten Entfernung verlassen wir unseren Ankerplatz schon nach dem Nachtessen. Unser Schiff wird heftig durchgeschüttelt beim hohen Wellengang der im Pacifik herrscht. Ich habe die Pille gegen Seekrankheit zu spät genommen. Das rächt sich nun und schon bald werde ich durch starke Übelkeit aus dem Bett Richtung WC-Schüssel getrieben.
Am Morgen ist alles wieder gut und wir machen uns auf eine "dry landig" bereit. Im Gegensatz zu den letzten Landungen mit dem Beiboot, den sogenannten "wet landings", können wir heute trockenen Fusses die Insel betreten.
Im Süden der beinahe kreisrunden Vulkaninsel hat eine starke Brandungserosion die "Darwin Bay" gebildet. Auf dem Hochplateau erwartet uns ein wahres Vogelparadies. Hier brüten 19 Seevogelarten, davon fünf endemisch.
Mit einer Flügelspannweite von über 2 Metern faszinieren uns die Galapagos Fregattvögel. Als "Piraten der Lüfte" bekannt, stehlen die schwarzen Vögel Tölpeln und andern Seevögel die Beute. Die Männchen haben einen leuchtend roten Kehlsack, der zur Brutzeit aufgeblasen wird. So stellen sie stolz ihre Männlichkeit zur Schau und werden dabei von den Weibchen ausgesucht, je nach Grösse des roten Kehlsacks.
Da die Tiere auf Galapagos keine natürlichen Feinde haben, können wir bis auf wenige cm an sie heran. So sehen wir genau die roten Augenringe der 50 cm grossen Gabelschwanzmöve die tagsüber bei den Jungen ist und in der Nacht auf die Jagd geht. Daneben leben auf Galapagos die seltenen Lavamöven von der auf der ganzen Welt nur noch ca. 300 Brutpaare existieren. Während über unseren Köpfen der Rotschnabel-Tropikvogel seine Runden dreht stehen wir fasziniert neben dem Brutplatz des Maskentölpels, wo das flaumig-weisse Kücken seine ersten Gehversuche macht.
Unsere Insel Lieblinge sind die Rotfusstölpel, die nur auf dieser Insel vorkommen, sowie die Blaufusstölpel. Ihr Watschelgang und ihre scheinbare Unbeholfenheit an Land ist in Kontrast mit ihrerem Können in der Luft. Haben sie ihre Beute entdeckt, verharren sie in der Luft einen Moment auf der Stelle, um sich dann aus einer Höhe von über 20 m wie ein Kamikaze-Flieger in die Fluten zu stürzen.
Die Balz befindet sich am Boden und beginnt mit der Werbung um das Weibchen. Vor allem das Männchen ist dann ständig bemüht und tänzelt mit Watschel-Schritten und erhobenem Schnabel um das Weibchen, bis dieses auf sein Liebesspiel eingeht und mit ihm zu tanzen beginnt. Die Füsse werden dabei abwechselnd und in einer Art und Weise hoch gezogen, als wolle sich das Paar gegenseitig die blauen Füsse zeigen.
Zum Abschluss des Tages begegnet uns noch die gut getarnte Sumpfohreule, die diese Insel bewohnt.
Isla Santa Fé
Kaum an Land stehen unzählige Seelöwen zur Begrüssung bereit. Die Jungen sind verspielt und planschen im Wasser, während die Weibchen wie immer träge im Sand liegen. Nur der Platzbulle schwimmt aufgeregt im Wasser hin und her stetig darauf Bedacht, dass sich kein anderes Männchen nähert. Nicht selten finden dabei blutige Kämpfe um Kolonie und Territorium statt. Wie uns die Führerin erklärt, essen die Bullen in dieser Zeit nichts. So verlieren sie etliches Gewicht und ca. nach einem Monat verlieren sie ihr Harem wieder an ein ausgeruhtes und frisches Seelöwen-Männchen.
Der gelbliche Landleguan mit seinem Rückenkamm und stachligem Nacken ist auf dieser Insel endemisch. Das charakteristische Kopfnicken des "Platzhirsches" soll einem männlichem Artgenossen signalisieren, wer Herr des Territoriums ist. In grosser Anzahl können wir diese urtümlichen Tiere hier genüsslich beobachten. Das Männchen leuchtet in einem intensiven Gelb, die Farbe des Weibchens wechselt zwischen braun und grau.
Neben der roten Klippenkrappe die im Felsbereich an der Wasserlinie lebt, faszinieren uns besonders die schwarzen Meeresleguane. Sie sind die einzigen Echsen auf der Welt, die eine amphibische Lebensweise angenommen haben. Gut können wir beobachten, wie sie sich dank ihres kräftigen Schwanzes schnell im Wasser fortbewegen und plötzlich abtauchen, um die Algen abzuweiden.
Isla Santa Cruz
Der letzte Tag ist angebrochen. Schon jetzt können wir sagen, die Galapagos Inseln sind einen Besuch mehr als wert, obwohl das ganze Vergnügen nicht billig ist. Zum Flug und der Kreuzfahrt kommen noch die Eintrittsgebühren von 100 US Dollar p.P. Diese Inseln mit ihrem reichen Tierleben über und unter Wasser werden ein unvergessliches Erlebniss in unserm Leben sein.
Bevor wir uns von unserer Gruppe verabschieden steht noch die Besichtigung der "Charles Darwin Forschungsstation" auf dem Programm. Hier befindet sich ein Aufzuchtgehege für die Galapagos Schildkröten und ein über 100 Jahre altes Schildkrötenmännchen, der einsame Georg, (lonesome George). Er ist noch der einzige seiner Gattung und für ihn wird verzweifelt eine Schildkrötenfrau gesucht. Vergleichbar etwa mit "Bauer sucht Frau", nur dass die schweizer Bauern noch nicht vom Aussterben bedroht sind.
Nun verabschieden wir uns von unseren Reisegefährten, die einen beträchtlichen Anteil daran hatten, dass dieser Trip so aussergewöhnlich wurde.

Wir bleiben noch einen Tag länger auf der Insel und besuchen die Riesenschildkröten die in freier Wildbahn auf der Insel leben. Die bis zu 340 kg schweren Tiere bevorzugen das feuchte Hochland und sind hier in grosser Zahl anzutreffen. Es ist erstaunlich, wie sich die Tiere ihrer Umgebung angepasst haben. Ist die Insel vegetationsreicht, haben sie kürzere Beine und ebenso einen kurzen Hals um besser das Gras zu fressen. Ist die Insel aber trocken haben sie längere Beine, einen langen Hals und der Rückenpanzer ist am Halsansatz nach oben gewölbt, so dass sie besser an die Büsche und Sträucher kommen, die ihre Nahrungsquelle sind. Beim Kampf ums Überleben bestehen nur die anpassungsfähigsten Arten und so existiert eine natürliche Auslese.

Was die Inseln in den Augen der Besucher so besonders und berühmt gemacht hat, ist die Furchtlosigkeit ihrer Bewohner. Blaufusstölpel, Seelöwen, Landleguane aus prähistorischer Zeit, sie alle benehmen sich so, als wären die Menschen nichts anderes als lästige Paparazzi. Nur hier veranstalten Mensch und Tier einen Wettbewerb darum, wer den andern länger anstarren kann - und der Mensch verliert!