Reisebericht 21 / Tikal (Guatemala) - Chiquimula (Guatemala) / 16. März 2010 - 14. April 2010 / km 46'200 - 48'500

Reiseroute: San Ignacio (Belize), Tikal, Flores, Poptun, Ixobel,
Rio Dulce, Livingston, El Estor, Lanquin, Semuc- Champey, Tontem1, Tontem2, Coban, Aguacatan, Todos Santos, Huehuetenango, Fuentes Georginas, San Pedro la Laguna, Panajachel, Antigua, Guatemala Stadt, Chiquimula

Ohne grosse Probleme reisen wir in Guatemala ein. Wir bekommen ein 3 Monate Visum und lassen unseren Suri in den Pass eintragen.
Was haben wir im Vorfeld nicht alles über dieses Land gehört. Es soll eines der ärmsten und kriminellsten Staaten in Mittelamerika sein. Die meisten Warnungen erhielten wir aber von Leuten, die noch nie in Guatemala waren. Jene, die das Land besucht haben, sind meistens total begeistert, denn nach einem über 30 Jahre andauernden Bürgerkrieg, bemüht sich Guatemala aufrichtig, zur Normalität zurückzukehren und eine innere Stabilität zu erlangen.
So reisen wir zwischen Vorfreude und etwas "feuchten" Händen in dieses multikulturelle Land mit seinen archäologischen Stätten, farbenfrohen Märkten und aktiven Vulkanen.

Im Herzen der Mayawelt

Unser erstes Ziehl heisst Tikal. Dieses Juwel der Maya-Kultur liegt im Departement El Petén im nördlichen Teil des Landes. Seine Lage, inmitten des dichten Dschungels, macht es zu einem einzigartigen Ort.
Am späten Nachmittag erreichen wir unseren Campingplatz und machen uns sogleich auf, die Maya-Stätte bei Sonnenuntergang zu erkunden. Wir sitzen auf einer steil aufragenden Pyramide die sich über dem grünen Blätterdach des Urwaldes befindet und beobachten, wie sich Brüllaffen lautstark durch die Äste der uralten Bäume schwingen und Papageie kreischend um unsere Köpfe schiessen. Der Geräuschpegel vor Sonneuntergang lässt sogar unsere Worte übertönen.
Zurück beim Camping beobachten wir eine grosse "Bisotes" Familie, jene gehört zur Gattung der Nasenbären und die vielen, farbenprächtigen Maya Truthäne.
Plötzlich, mitten in der Nacht, werden wir von einem ohrenbetäubendem Geschrei geweckt. Es braucht eine gewisse Zeit, bis wir realisieren, was das ist. Eine Horde Brüllaffen zieht in den Bäumen über uns eine Runde und erzählen sich wahrscheinlich die neuesten Witze.
"Seit ein wenig leiser! Es ist 2 Uhr morgens!" schreit Ruth durchs halb geöffnete Fenster. Doch im Gegensatz zu den Affen ist ihre Stimme nur als wispern zu hören. Die Affen scheinen es dennoch verstanden zu haben und ziehen weiter.
Am nächsten Tag machen wir uns erneut auf, eine der erstaunlichsten Zivilisationen zu besuchen, die die Welt je gesehen hat. Vor über 2000 Jahren wurde Tikal die Hauptstadt der Mayas. Die Tempel ragen bis zu 44 Meter in die Höhe und obwohl das dichte Gestrüpp rundherum entfernt wurde, ist der Regenwald so nahe, dass der Weg zu und durch die mysteriöse Anlage mit ihren Tempeln, Plazas und Pyramiden, sowie der Akropolis zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.
Das Herz der Anlage ist zweifellos die grosse Plaza mit ihren Tempeln 1 und 2., die ungefähr 700 nach Chr. erbaut wurden. Doch etliche Gebäude und Tempel sind noch unter grossen Erdhügeln verborgen und es wird noch Jahre dauern, bis jene freigearbeitet oder restauriert werden können.

Zwei Tage verbringen wir am sauberen, zum schwimmen geeigneten Lago "Petén Itza". Anschliesend machen wir uns auf zur "Finca Ixobel".
Diese Farm ist schon seit vielen Jahren ein Treffpunkt bei den Langzeitreisenden. Sie bietet gepflegte Unterkunftsmöglichkeiten, einen grossen Campingplatz, Baumhäuser und ein Restaurant mit dem bekannten, reichhaltigen Buffet. Zusätzlich hat es hier einen Naturweiher, der mit seinem herrlich klarem Wasser zum schwimmen einlädt. Kommt man aus dem Wasser so laden die Hängematten zum relaxen ein. Was will man mehr?
Leider ist im Moment niemand ausser uns mit einem eigenen Fahrzeug hier zu Gast.

Rio Dulce

Vom Lago Izabal, dem grössten See Guatemalas , bis zur karibischen Küste, fliesst der rund 40 km lange Rio Dulce. Im Zentrum von "Rio Dulce", dem süssen Fluss, beziehen wir Quartier bei der kleinen Marina an der Brücke. Bei einer leichten Brise sitzen wir mit einem Bier im Restaurant und beobachten die vielen internationalen "Yachtis", die hier mit ihren Booten vor Anker liegen. Es ist schon eine verkehrte Welt! Wir befinden uns in einem der ärmsten Länder Amerikas und vor uns hat es "Millionen Yachten" so weit das Auge reicht.

Am nächsten Tag entschliessen wir uns für eine Bootstour in das karibische Städtchen Livingstone. An der spanischen Festung "San Felipe" vorbei, die noch an alte Piratenangriffe erinnert, fahren wir mit unserem Motorboot den Rio Dulce hinunter. Dichter Urwald umsäumt den Fluss und Seerosen finden einen ruhigen Platz in einer der vielen Seitenarme. Fischer gehen in einfachen Holzbooten ihrer Arbeit nach und machen den Eindruck, als scheint die Zeit hier stehen geblieben zu sein.
Nach 2 Stunden kommen wir in Livingstone an und sind erstmals ein wenig enttäuscht. Das Wasser ist schmutzig und die Strände können nicht mithalten mit den andern Karibikstränden in Mexiko oder Belize. So begeben wir uns in eine der vielen Reggae-Kneipen und schon bald halten nicht nur die Schwarzen in ihrem Rasta-Look ein Bier in der Hand, sondern ebenfalls zwei Schweizer!
Diese Kleinstadt ist gewissermassen der karibische Gegenpol zum restlichen Guatemala. Hierhin verschlug es vor Jahrhunderten flüchtige Sklaven, die vormals auf der Karibikinsel St. Vincent siedelten. Die Garifunas, wie sie sich selbst nennen, sind ein gemütliches Völckchen und sprechen eine eigene Kreolensprache.
Wieder zurück, verbringen wir die nächsten zwei Nächte etwas abseits des Trubels auf der schönen "Hacienda Tijax".

Der kochende Wasserfall

Etwa eine Stunde westlich von "Rio Dulce", verbirgt sich eine weitere Sehenswürdigkeit, inmitten dichten Dschungels. Die "Cascadas Aguas Calientes". Es handelt sich hierbei um einen kühlen Gebirgsfluss, in den sich ein kochend heisser, leicht schwefelhaltiger Wasserfall ergiesst. Nach einem kurzen Spaziergang durch den üppig, wuchernden Urwald sehen wir schon bald die Dampfwolke des Wasserfalls. Wir steigen ins lauwarme Wasser und je näher wir dem Wasserfall entgegenschwimmen, desto wärmer wird es. Bei den Fällen ist es dann brandheiss. So schwimmen wir hinter die tosenden Wasserfälle in eine Felsnische, in der es so schwül heiss ist, dass wir uns wie in einr türkischen Sauna vorkommen.
Wir schauen durch den Wasservorhang in das vor uns liegende Pool und nur die frechen Fische, die uns immer wieder in die Waden beissen, stören dieses Naturidylle.

Durch das bergige Hinterland der "Sierra de Santa Cruz", fahren wir Richtung "Semuc Champey". Die Rumpelpiste führt über unzählige Hügelketten und vorbei an kleinen Dörfern, die wie Schwalbennester an den saftig, grünen Berghängen kleben. Hier kommen nicht viele Touristen vorbei. So werden wir häufig von den Indios neugierig angestarrt, bis wir zu winken anfangen. Dann verändert sich ihr Gesichtausdruck zu einem breiten lachen und sie winken uns freudig zurück, oder pfeifen zur Begrüssung.
Die Mädchen dagegen springen erst einmal mit wehenden Röcken hinter ein sicheres Gebüsch, bevor sie uns dann schüchtern zurückwinken.
Wir sind froh, als wir nach einer anstrengenden Tagesetappe endlich in "Semuc Champey" eintreffen. Das ist der Ort, an dem das Wasser in der Erde verschwindet.
Am nächsten Tag machen wir uns auf zum Miradores, von wo man einen sagenhaften Blick über den Rio "Cabahon" hat. Am Anfang einer 400 Meter langen Kalksteinplatte hat sich der Fluss in etlichen Jahren Kleinstarbeit ein neues, unterirdisches Flussbett geschaffen. Überirdisch befinden sich auf der Brücke etliche Terrassen, wo das klare, von kleinen Bergbächen gespiesene Wasser, treppenförmig in natürliche Pools fliesst. Lange baden wir in diesem grün / blau schimmernden Naturphänomen und geniessen den wolkenlosen Tag.
Am Nachmittag möchten wir noch die nahegelegene Höhle erkunden. So nehmen wir uns einen Indio-Führer und begeben uns nur mit einer brennenden Kerze in der Hand durch das knietiefe Wasser des Eingangsbereichs. Schon bald wird es stockdunkel und nur die Kerze, welche wir krampfhaft in den Händen halten damit sie ja nicht erlischt, gibt ein wenig Helligkeit. Im Schein dieser Kerze sehen wir etliche Stalaktiten, die zwischen den Fledermäusen von der Decke hängen. Über eine feuchte Eisenleiter klettern wir durch einen schmalen Durchgang in ein höheres Gewölbe, bevor es an Seilen wieder hinunter geht ins schwarze Nichts. Wir schwenken unsere Kerze von links nach rechts, können aber dennoch nur trübes Wasser erkennen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als schwimmend, die Kerze knapp über der Wasseroberfläche, unseren Weg vortzusetzen. Als nächstes zwängen wir uns mit den Füssen voran durch einen schmalen Tunnel, halten uns an einem Felsvorsprung und lassen uns ins dunkle Wasser fallen, in der Hoffnung, das es tief genug ist.
Auf jeden Fall sind wir froh, als wir das Tageslicht wieder erblicken.

Innerschweizer Auswanderer in den Bergen von Guatemala

Vor 12 Jahren sind Vera und Markus Reinhard aus Horw, Luzern, mit grossem Pioniergeist aufgebrochen, um im Gegiet von Alta Verapaz, östlich von Coban, ein Projekt zur Erhaltung des Regenwaldes zu lancieren. Während etlichen Monaten haben sie zusammen mit den hier lebenden Mayas, eine Eco-Lodge mitten in ein grünes Paradies in "Chelemha" gebaut. Zuvor musste jedoch unter schwierigsten Bedingungen eine Strasse gebaut und 23'000 Kiefer-Bäume gepflanzt werden. Für nähere Information, freiwillige Mitarbeit oder zum relaxen als Hotelgast, schaut doch rein unter: www.chelemha.org.

Da sie den zwei Kindern eine bessere Schulbildung ermöglichen wollten, siedelten sie in die nahegelegene Stadt Coban über. Hier widmete sich Markus wieder dem Schreinern ohne sich dem Projekt "Chelemha" ganz zu entziehen. Als der elterliche Schreinereibetrieb in Horw, Luzern, mangels Nachfolger aufgelöst werden sollte, zügelte die Familie Reinhard kurzerhand den gesamten Maschinenpark nach Coban, Guatemala.

Wir wissen von ihnen nur, dass sie in Tontem, in der Nähe von Coban wohnen. Da auf unserer Karte kein Tontem eingezeichnet ist, fragen wir auf unserer Route etliche Leute, wo dieses kleine Nest sein sollte. Ein paar Indios zeigen uns schliesslich den Weg und so holpern wir über eine Stunde auf einem extrem schlechten Naturpfad in dieses kleine Pueblo. Auf unsere Frage nach einem "Hombre Suizo" mit einer Möbelfabrik, schauen uns nur alle ungläubig an und schütteln den Kopf.
Auch uns scheint es in der Tat unwahrscheinlich, dass hier im abgelegenen Dorf, das nicht einmal elektrischen Strom hat, eine Möbelfabrik sein sollte. Langsam beginnt sich das Rätsel zu lösen, als uns der Bürgermeister mitteilt, dass es in der Nähe der Stadt "Coban", auch noch ein zweites "Tontem" gebe.
Doch in der Zwischenzeit fängt es schon zu dämmern an und an eine Weiterfahrt ist nicht mehr zu denken. "Aber selbstverständlich könnt ihr hier bei uns übernachten", meint der "Chefe" und weist uns sogleich einen ruhigen Platz neben der alten, noch aus der spanischen Kolonialzeit stammenden Kirche zu.
Hier schlafen wir ruhig zwischen Kardamonenfelder und Kaffeeplantagen. Am nächsten Morgen weckt uns ein Stimmengeflüster und als ich verschlafen die Türe öffne, blicke ich in die erstaunten Kinderaugen des halben Dorfes. Auch der Dorflehrer ist dabei und fragt zögernd: "Willkommen in Tontem. Hättet ihr nicht Lust, unsere Schule zu besuchen? Heute ist ein besonderer Tag, da wird die Sprotlerin des Jahres auserkoren!"
Natürlich nehmen wir die Einladung dankend an und wandern sogleich den steilen Feldweg zur Schule hinauf, die ganze Kinderschar im Schlepptau. Zusammen mit den Lehrern wird uns ein Stuhl auf der Ehrentribüne bereitgestellt und etwa 300 Kinder schauen erwartungsvoll zu uns hinauf. Der Direktor der Schule hält eine Rede, eine Musikgruppe spielt ein einheimisches Lied und die Sportlerin des Jahres wird ausgerufen. Schüchtern kommt das Mädchen auf die Tribüne und erhält ein Band mit dem Spruch "Ninia de deportes del anjo 2010" und zusätzlich wird ihr unter tosendem Aplaus ein Krönchen aufgesetzt.
Zu meinem Entsetzen wird mein Name aufgerufen und der Direktor hält mir das Mikrofon entgegen, mit der Bitte, doch ein paar Worte zu sagen. So gut es geht spreche ich auf Spanisch zum jungen Puplikum ein paar Sätze, dass wir "Swizos" seien, uns sehr über die Einladung gefreut haben und dass hier die nettesten Leute von ganz Guatemala leben.
Nun halten sich alle die Hand aufs Herz, die Fahne wird gehiesst und aus hunderten von Kehlen ertönt die guatemaltekische Nationalhymme.
Anschliessend überreichen wir dem Hauptlehrer das Schweizer Kuhkäppi und er wirft unsere mitgebrachten Kugelschreiber in die Menge, wo sich die Kinderschar sogleich mit grossem Gejohle über sie hermacht. Eigentlich wollen wir uns nun verabschieden, aber der Direktor meint, wir müssen unbedingt zu Essen beiben.
Zusammen mit etwa 30 Lehrkräften essen wir in einem sehr einfachen Schulzimmer eine feine Hühnerbouillon mit Tortilla, übergeben dem Direktor eine kleine Donation und verabschieden uns herzlich von allen.
So wurde diese Irrfahrt in das abgelegene Dorf, wo garantiert noch keine Schweizer vor uns waren, zu einem unbezahlbaren Erlebnis.

Am späten Nachmittag finden wir das zweite und richtige "Tontem" und werden auch gleich von Vera, Markus und ihren beiden Kindern begrüsst. Die Schreinerei beschäftigt inzwischen 15 gelernte- und angelernte Schreiner und erfreut sich einer guten Auftragslage. Markus meint, auch er hätte mit der chinesischen billig Konkurenz zu kämpfen und müsse knallhart kallkulieren.
Nach zwei gemütlichen Tagen mit Fussball spielen mit den Kindern und interessanten Gesprächen über das Leben eines Auswanderers in Guatemala, verlassen wir ihr schönes Anwesen mitten im Grünen und fahren weiter Richtung Westen. Herzlichen Dank für eure Gastfreundschaft und die schöne Zeit, die wir zusammen verbringen konnten.

Todos Santos

Weiter geht unsere Fahrt auf ein Hochplateau von 3400 m Höhe und dann in steilen Serpentinen wieder hinunter nach "Todos Santos" auf 2500 m Höhe. Zum wiederholten Male versuche ich badewannengrossen Löchern auszuweichen und kurble wie wild am Steuerrad. Immer gelingen diese Ausweichmanöver natürlich nicht und so werden wir heftig durchgeschüttelt. Es fällt zudem mit jeder Stunde schwerer, hochkonzentriert auf die Strasse vor sich zu starren und mit einer Schlangenlinie die Löcher zu umfahren.

Doch endlich sind wir angekommen! Eingerahmt von fast 4000 m hohen Bergen konnte Todos Santos, dieses kleine Bergdorf, seine spezielle Kultur bis heute bewahren, die am besten am Markttag, wenn die Leute von den Berghängen zum ein- und verkaufen kommen, ersichtlich ist. Heute ist Markttag und so schlendern wir durch die farbenprächtigen Stände und lassen uns von dem einzigartigen Ambiente verzaubern. Da sich nur wenige Touristen in dieses Bergdorf verirren, ist das Angebot grösstenteils auf die hier lebenden Menschen abgestimmt.

Doch das Auffälligste sind die Trachten der Männer, mit ihren rot / weiss gestreiften Hosen, blau / weiss gestreiften Jacken, sowie einem weissen Strohhut mit blauer Bordüre verziert. Einige Männer bekleiden sich noch zusätzlich mit einer wollenen, schwarzen Überhose.
Die Frauen tragen den gleichen Strohhut, mit blauem Rock und einer vertikal gestreiften blauen Bluse. Zu unserem Erstaunen ist hier die westliche Kleidung verpöhnt. Jung und alt tragen voller Stolz die gleichen Trachten, die es nur in diesem nördlichen Teil Guatemalas zu sehen gibt.

Ostern am Lago de Atitlan

Eine gut ausgebaute Teerstrasse führt uns kurvenreich durch schöne Berglandschaften hinunter nach "Quezaltenango". Von hier ist es nicht mehr weit bis zu den Thermalquellen von "Fuentes Georginas". An den fruchtbaren Vulkanhängen wächst allerlei Gemüse und Obst und die Bauern sind emsig am arbeiten. Als wir am späten Sonntagnachmittag ankommen, sind die Thermalbäder schon ziemlich belegt von den erholungssuchenden Badegästen und wir quetschen uns auch noch dazwischen in dieses grüne, siedend heisse Wasser. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz und am nächsten Morgen haben wir die Pools ganz für uns alleine. Von hier haben wir einen schönen Ausblick auf die Vulkane "Santa Maria" (3772 m) und den "Santiaguito", der einer der gefährlichsten der Welt sein soll.

Am "Lago de Atitlan" möchten wir unsere Spanisch Kenntnisse ein wenig aufbessern und wieder eine Sprachschule besuchen. Wir entscheiden uns für den kleineren Ort, "San Pedro la Laguna", da es in "Panajachel" für unseren Geschmack zu viele Touristen hat. Der See, an dessen Ufern unsere Schule beheimatet ist, liegt in einer absolut fantastischen Lage. Er wird eingerahmt von den drei Vulkanen San Pedro (3019), Toliman (3158) und dem Atitlan (3536).

Wir entscheiden uns für die Schule "Escuela de San Pedro". Sie gehört nicht zu den billigsten, aber ihre Lage direkt am See ist einzigartig. In diesem grosszügigen Areal befinden sich etliche "Lernoasen", bestückt mit Strohdach, ein paar Stühlen, Pult und einer kleinen Stehtafel.
In zweier Gruppen oder mit Privatunterricht, sieht man überall im Garten verstreut, die lernhungrigen Schüler aus der ganzen Welt Spanisch büffeln. Ein Teil des Schulgeldes fliesst direkt an ein örtliches Kinderhilfsprojekt.
Während einer Woche versuchen wir zusammen mit "Maria", unserer geduldigen Lehrerin, Verben und Vokale in unser Hirn zu speichern.

Die Karwoche, "Semana Santa", ist eine weitere Sehenswürdigkeit in Guatemala. Heute, am Karfreitag, begeben wir uns schon früh am Morgen ins Zentrum von San Pedro. Die ganze Nacht über haben die fleissigen Dorfbewohner die Strasse um die Kirche in ein Blumenmeer verwandelt. Wir können uns kaum satt sehen an den kunstvollen Dekorationen aus gefärbten Sägespänen, Obst- und Blumengestecken, die zu einem farbenprächtigem Teppich gestaltet wurden. Die biblischen Symbole und Figuren entstehen durch das Streuen von farbigem Sägemehl auf zuvor angefertigte Schablonen. Eine Person ist vollauf damit beschäftigt, den sich auf über viele Quadratmeter ausbreitende Teppich fortwährend mit Wasser zu bespränkeln. Schon ein kleiner Luftzug würde genügen und die ganze Arbeit könnte davon geweht werden. Auf einer Trage wird der leidende Christus von etwa 20 schwer schleppenden Männern getragen und gleich dahinter tragen Frauen eine Marien-Statue. Sie bahnen sich ihren Weg durch die dicht stehende Menschenmenge. Über 3 Stunden dauert die Prozession über den Blumenteppich und fast das ganze Dorf nimmt daran teil. Leider ist dem Kunstwerk nur ein kurzes Leben beschieden, denn wenn die Prozessionsteilnehmer darüber hinweg schreiten, ist nicht mehr viel davon zu erkennen.

"Chichi"

Chichicastenango befindet sich auf über 2000 m Höhe, liegt zwischen malerischen Tälern und ist bekannt für seinen besonders farbenprächtigen Markt. Wir besuchen dieses Dorf am Ostersonntag und kommen gerade recht um zu sehen, wie die religiöse Bruderschaft heute ihre Prozession abhält. Es ist eine Verknüpfung von traditionellen Maya-Riten mit dem Katholizismus. Rund um die Kirche "Santa Tomas" wird dem Maya-Erdgott gedenkt und es werden den Vorfahren Weihrauch, Speisen und Getränke geopfert, um dafür zu sorgen, dass die Erde weiterhin fruchtbar bleibt.
Danach tauchen wir in das Marktgeschehen ein. Die Gassen im Zentrum, wo der Markt stattfindet, sind für den Autoverkehr abgesperrt und voll mit bunten Verkaufsständen. Es hat zwar deutlich mehr Touristen als an den anderen Märkten in den Bergen, aber die exotischen Gerüche, farbenprächtigen Auslagen und fremdartigen Dialekte machen diesen Markt zu einem der schönsten in ganz Guatemala.

Nach 9 Tagen spanisch büffeln und interessanten Ausflügen sind wir froh, dass es weiter geht. Eigentlich wollten wir die Bergroute nach Santiago nehmen, aber etliche Leute haben uns davon abgeraten mit den Argumenten: "Fahrt auf keinen Fall diese Strecke! Da werdet ihr garantiert überfallen. Auf der kurvenreichen Strecke rollen sie euch Steine in den Weg, sodass ihr stoppen müsst und danach werdet ihr mit vorgehaltener Pistole aufgefordert, eure Wertsachen rauszurücken."
So bleibt uns nichts anderes übrig, als die starkbefahrene altenativ Strecken nach Panajachel zu nehmen.

"Gringotenango", Ort der Ausländer, wie Panajachel auch genannt wird, macht auf uns einen wenig einladenden Eindruck. Trotzdem bleiben wir 3 Tage. Grund ist der phantastische Stellplatz direkt am See und die Bekanntschaft von Erika und Claude, die schon seit 10 Jahren die Welt bereisen. Mit dem Austausch von Reiseerlebnissen und "guten Tipps", vergehen die Stunden wie im Flug.
Kurz vor unserer Abreise trauen wir unseren Augen kaum. Eine endlose Kolonne von Deutschen- und Schweizer Wohnmobilen nimmt Kurs auf den Campingplatz. Eben noch alleine kommen wir uns nun vor, wie an der Riviera in der Hochsaison! 18 Wohnmobile mit 35 Leuten, die an einer organisierten Panamericana Tour teilnehmen, bevölkern den Platz. In 6 Monaten bereisen sie Süd-, Mittel- und Nordamerika. Jeder hat natürlich eine Story auf Lager!
-Bei der Überschiffung nach Südamerika mussten die Wohnmobile infolge Motorschaden auf ein anderes Frachtschiff umgeladen werden.
-Einer hatte schon 4 platte Reifen.
-Ein anderer hatte Probleme mit der Aufhängung.
-Wieder einer Ärger mit dem Getrieben.
-Und der letzte sitzt seit 2 Wochen in Nicaragua fest und wartet auf einen neuen Turbolader.

Nach all den Horror-Szenarien sind wir froh, dass wir die Reise mit einem bewährten und überaus robusten Landcruiser gestartet haben. Ein Jahr auf Achse und absolut keine Probleme!

Antigua

Antigua, die alte Hauptstadt Guatemalas, wurde unter den Spaniern zu einer der wichtigsten und schönsten Städte der neuen Welt. Die herrliche Lage in einem fruchtbaren, weiten Tal und das ganzjährig angenehme Klima, liess Antigua schon in der Frühzeit zu einem wirtschaftlich und kulturellen Zentrum aufsteigen, bis 1773 ein verherendes Erdbeben innerhalb von Sekunden fast alles zerstörte. Da es hier zu gefährlich sei, wurde der Wiederaufbau von den spanischen Kolonialherren verboten und die Hauptstadt nach Guatemala City verlegt. Diese Standortwahl war aber auch nicht sonderlich gut gewählt, denn die neue Hauptstadt wurde ebenfalls von Erdbeben heimgesucht, wie das letzte Mahl im Jahr 1976.
Trotz der Zerstörung blieb in Antigua viel von der Atmosphäre vergangener Kolonialjahre erhalten. So flanieren wir durch die engen, mit Kopfstein gepflasterten Strassen und betrachten die prächtigen Kirchen, die schöne Plaza und etliche guterhaltene Klöster und Herrschaftshäuser. Nicht ohne Grund wurde die Stadt von der UNESCO zum "Weltkulturerbe" ernannt, denn fast an jeder Ecke gibt es Geschichtsträchtiges zu bewundern.

Der über 2500 Meter hohe Vulkan Pacaya gehört zu den aktivsten Mittelamerikas. Beim Ausbruch im Jahre 2000 wurde Lava über 1000 m hoch in den Himmel geschleudert.
So beschliessen wir, diesen Vulkan zu besteigen. Wir buchen eine Tour in Antigua und am Nachmittag geht es los Richtung Gipfel. Erst führt der schmale Weg durch einen Laubwald und später durch eine schwarze Lavasandwüste. Noch vor 2 Wochen konnte man einen glühenden Lavastrom beobachten. Heute jedoch, ist der Strom erstarrt und je höher wir kommen, desto wärmer wird es. Oben angelangt, sind wir etwas enttäuscht, denn statt eines Lavastroms können wir nur in tiefe Spalten schauen, die eine gewaltige Hitze abstrahlen und feuerrot glühen.

Nach einem Monat in Guatemala geht unsere Zeit hier langsam zu Ende. Wieder durften wir ein interessantes Land mit überaus freundlichen Menschen erkunden. Auch haben wir uns trotz verschiedenen Sicherheitswarnungen nie unsicher gefühlt. Morgen wird es Richtung Honduras gehen. Wir sind gespannt, was uns dieses Land bringen wird!