7 Zimbabwe

Reisebericht 28 / Lusaka (Sambia) - Plumtree (Grenze Botswana) / 01. 01. 2017 - 16. 01. 2017

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 77'000 km (Total 205'600 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Lusaka, Mana Pools N.P., Karoi, Chinhoyi, Harare, Marondera, Dianas Vow, Troutbeck, Juliasdale, Bvumba Mountains, Mutare, Chimanimani, Masvingo, Lake Mutirikwe, Bulawayo, Plumtree

Housesitting auf Afrikanisch

Die letzten 3 Wochen verbrachten wir bei Nathaly und Gü, besser gesagt in ihrem Haus nördlich von Lusaka. In dieser Zeit haben die Zwei Urlaub in der Schweiz gemacht und uns ihr Anwesen überlassen.
Unsere einzige Aufgabe bestand darin, Jack, die Katze zu füttern, ebenso die Gänse-Familie, sowie den Gärtner "Janu" und die Küchenhilfe "Presley" ein wenig zu beaufsichtigen.
Alles in allem war es eine wunderbare, entspannende Zeit. Keine Suche nach einem sicheren Übernachtungsplatz, einfach die Ruhe geniessen, Bücher lesen und schreiben.

Am Weihnachtstag wurden wir von unseren Nachbarn "David" und "Li" zum Weihnachtsbrunch eingeladen. 20 Farmer, die meisten Verwandte und Bekannte, sitzen am festlich gedeckten Tisch. Es gibt Mengen von Alkohol und der Schwarze Küchen-Chef bringt immer wieder leckere Vorspeisen. Der Höhepunkt aber bildet der Truthan. Ein Muss an einem sambischen Weihnachtstag. Doch bevor sich alle auf das Huhn stürzen, wird der traditionelle "Knaller" betätigt.
Alle halten sich mit gekreuzten Armen an den Händen. Dazwischen befindet sich der festlich eingepackte Knallfrosch. Eins, zwei, drei und gemeinsam ziehen wir alle an einem Ende dass es nur so knallt. Der offizielle Startschuss zur Eröffnung des Buffets.
Aus meiner Sicht ist natürlich nicht der Truthan das Mass aller Dinge, sondern die zwei Apfelkuchen, die zum Dessert aufgestellt werden. Unnötig zu sagen, dass Ruth diese am Weihnachtsmorgen selbst gebacken hat!

In diesen 3 Wochen erhalten wir einen diskreten Einblick in das Leben der kleinen, weissen Minderheit in Sambia. Ein Beispiel sei hier erwähnt.
Einmal sind wir bei "Gerrit" und "Elise" zum Café eingeladen. Sie haben eine Rinderfarm mit 1400 Tieren und 45 Angestellten. Dazu pflanzen sie Mais, Weizen und Soja an. Für unsere Verhältnisse ein Grossbauer, der in Europa sicherlich in einem stattlichen Haus leben würde.
Sie aber leben seit über 4 Jahren im Zelt.
Elise meint: "Auch nach so langer Zeit ist es schwierig, die schwarze Bevölkerung zu verstehen. Unsere langjährige Hausangestellte hatte ein 2-jähriges Kind. Als es krank wurde, legte sie es einfach unter einen Baum. Der Medizinmann sagte ihr, wenn die Geister wollen, dass es gesund wird, dann wird es gesund. Natürlich starb das Kind. Eigentlich wusste sie, dass ich Medikamente habe, aber ich wurde nicht gefragt."
"Auch mit dem Vieh-Diebstahl wird es immer schlimmer", sagt Gerrit betroffen, "gerade letzte Nacht wurde ich vom Nachtwächter geweckt, er hätte eine verdächtige Gestalt gesehen. Sofort schnappt ich mein Gewehr und lief zur besagten Stelle. Es war dann niemand mehr dort, aber ohne eine 24 Stunden Bewachung durch unsere Sicherheitskräfte, würde sicherlich noch mehr Vieh gestohlen. Wir haben dieses Jahr durch Diebstahl 4 Kühe verloren, aber unsere ganze Nachbarschaft verlor zusammen 140 Kühe. Diese werden an Ort und Stelle geschlachtet und das Fleisch illegal verkauft. Das ist traurig und ich sehe leider keine Besserung."
Auf meine Frage meint er: "Wahrscheinlich wird es immer schwieriger hier seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei euch in der Schweiz werden die Bauern unterstützt, doch hier sind wir die Milchkühe, die vom Staat mit Steuern und amtlich festgesetzten Niedrigpreisen für Getreide gemolken werden. Wäre ich jünger, ich würde wahrscheinlich in einem andern Land wie Kanada mein Glück versuchen. Auch da muss man Steuern und Abgaben leisten, aber man sieht, wohin das Geld fliesst. In die Infrastruktur, die Bildung oder das Krankheitswesen. Hier aber fällt das ganze Geld in ein grossen, schwarzes Loch. Und wer es auffängt, das wissen alle!"

Als Kurzurlauber bekommt man von diesen Problemen nicht viel mit. Nimmt man sich Zeit, spricht mit den Leuten, hört zu, dann kommt so einiges ans Licht.

Wieder einmal bewahrheitet sich das Sprichwort von "Theodor Fontane" "Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben".

Willkommen im neuen Jahr

Wir entschliessen uns, am 31.12.2016 die Strassen zu meiden. Zu viele alkoholisierte Fahrer sind da auf den sambischen Strassen unterwegs. Somit bleiben wir eine Nacht länger auf der schönen "Gwabi Lodge", dessen Stellplatz direkt am "Kafu" River liegt, einem Zufluss des Sambesi Rivers.
Gegen Abend machen wir mit dem hoteleigenen Motorboot eine Flussfahrt zum Sambesi. Viele Wasservögel wie Silber- und Graureiher sind an seinem Ufer beheimatet. Sattelstörche und Marabus suchen im seichten Schlamm nach Würmern. Krokodile liegen faul auf Sandbänken und hunderte von Flusspferden wackeln mit ihren rosa Öhrchen, als wollten sie uns zuwinken und ein gutes, neues Jahr wünschen.

Zurück auf dem Camping grillen wir zu Ehren des letzten Tages im Jahr ein feines Steak auf dem Grill. Ruth macht ein feines Pilzrisotto und wir köpfen schon jetzt den Schaumwein.
Es könnte so schön sein, ja wenn......., ja wenn unsere einzigen Nachbarn nicht wären.
Eigentlich sollten wir gewarnt sein! Schon gestern hat die indische Grossfamilie, es sind mindestens 20 Leute, gejohlt und Feuerwerkskörper abgeschossen. Es ist erst 8 Uhr Abends und bestimmt alle 30 Sekunden geht ein lauter Knaller los. Es nervt und das gewaltig. Wir haben uns für den Jahreswechsel extra ein abgelegenes Plätzchen im Busch ausgewählt, damit wir unsere Ruhe haben und nun dies!
Eine Stunde und gefühlte 200 Knaller später geht Ruht zu unseren Nachbarn.
"Wir haben Verständnis, dass ihr feiern wollt", sagt Ruth beschwichtigend zu den Indern. "Musik, Tanz und singen ist OK, aber nicht diese Böller."
Sehr aggressiv entgegnet das Oberhaupt des Indien-Clans: "Das ist mein Land. Diese Knallerei macht mir Spass und wenn euch dies nicht passt, geht zurück nach Europa."
Wie ein begossener Pudel kommt Ruth zurück und sagt: "Noch nie auf unser Reise habe ich solch aggressive und feindselige Leute angetroffen. Happy New Year....."

Die nächsten 10 Minuten gehen die Böller los wie gewohnt, doch danach werden sie immer weniger. Wahrscheinlich haben die Inder in der Zwischenzeit miteinander diskutiert und sind zur Auffassung gelangt, dass ein klein bisschen Rücksicht auf seine Mitmenschen doch nicht schaden kann. Pünktlich um Mitternacht stossen wir auf viele neue Abenteuer in Afrika an.

Bei den wilden Tieren

Am Silvester überqueren wir die Grenze zu Zimbabwe. Nicht viele Touristen befinden sich am Zoll-Übergang, hat das Land in letzter Zeit doch etliche Massnahmen ergriffen, um Touristen willentlich vom Besuch abzuhalten. Erst kürzlich haben wir uns mit Alexander getroffen. Er hat uns auf das Gästebuch geschrieben und kurzerhand haben wir uns noch in Lusaka getroffen. "Schrecklich", warnte er uns, "alle 20 km gibt es in Zimbabwe Polizei Kontrollen. Mal wollen sie die 2 Warndreiecke sehen, mal den Feuerlöscher, dann sämtliche Ausweise, oder spezielle Reflektoren, die es nur in Zimbabwe zu kaufen gibt. 2 Mal musste ich eine Busse von 20 $ bezahlen. Ich bin total mit den Nerven am Ende und nur froh, aus dem Land zu sein."
Nach diesem Treffen hatten wir doch reichlich Zweifel, ob wir dieses Land überhaupt bereisen wollen. Alexander war nicht der Erste, der uns Horror Story's über die korrupte Polizei erzählt hatte. Doch Schlussendlich wollen wir uns selber eine Meinung bilden, denn abgesehen von den Wegelagerer in Uniform soll die Bevölkerung sehr nett sein.

Was uns sofort auffällt ist der deutlich geringere Verkehr als in Sambia und Malawi. Zudem ist es bedeutend sauberer. Fast kein Dreck liegt am Strassenrand und an den Rastplätzen befinden sich Abfalleimer.
Unser erstes Ziel ist der "Mana Pools" National Park. Er befindet sich im äussersten Norden des Landes über 50 km entlang des Sambesi Ufers. Die 80 km lange Zufahrt ist berüchtigt unter den Reisenden. Freunde berichteten uns von abgeschlagenen Stossdämpfern, gebrochenen Blattfedern, Reifenpannen und Schleuderunfällen.
Effektiv, diese harte Wellblechpiste ist eine Tortur fürs Auto und seine Insassen. Trotz vorgängiger Reifendruck Reduzierung und extrem langsamer Fahrweise, schüttelt's uns kräftig durch. Wir hören förmlich, wie sich sämtliche Schrauben am Fahrzeug zu lösen beginnen.
Doch irgendwann erreichen wir die von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannte Uferwaldzone am Sambesi. Wir beziehen einen Stellplatz direkt am Fluss. Ausser einer Schweizer Familie sind wir alleine auf dem grosszügig angelegten "Nyamepi Camp".
Früher war der Park oft ausgebucht, doch davon ist Zimbabwe mit seinen vielen Parks noch weit entfernt. Ein weiterer Grund sind die astronomisch hohen Eintrittspreise. Bezahlen wir doch für einen Tag Camping den stolzen Preis von 96 US$.
Doch weder die hohen Gebühren, noch die überaus mühsame Anfahrt sollten einem vom Besuch abhalten. Es ist schlicht ein Tierparadies. Wir richten uns vor dem Suri gemütlich ein und beobachten Flusspferde, Krokodile und Wasservögel, die sich direkt vor unseren Augen tummeln. Dazwischen laufen diebische Paviane, Warzenschweine mit aufgerichteten Schwänzchen und grazile Impalas durch unser Camp.

Schon bald kommen wir mit der Schweizer Familie ins Gespräch. David arbeitete die letzten Jahre für ein Christliches Schweizer Hilfswerk in Zimbabwe. Er meint: "Rückblickend gesehen ist es ziemlich zweifelhaft, ob mein ganzes Engagement etwas gebracht hat. Meine Frau und ich gaben unser Bestes, den Leuten unser Wissen weiterzugeben. Ob das Ganze Nachhaltig ist, ich bezweifle es. Die Meiste Hilfe für Afrika, speziell vom Schweizer Hilfswerk "Deza", ist gut gemeint aber falsch. Sie stellen irgendwas auf, sei es ein Brunnen, eine Schule oder Werkstätten, dann ziehen sie wieder ab zu neuen Projekten. Kurze Zeit später verfallen die Gebäude, die Technik versagt, oder es fehlt schlicht das Wissen und das Geld für den Unterhalt."
Zu einer weiteren Frage meint er: "Sprecht mit den Leuten, es sind liebe Menschen. Wir fühlten uns sicher und auch meine 2 Kinder hatten eine gute, unbeschwerte Zeit hier im Land. Was jedoch gefährlich ist sind Diskussionen über die Politik. Haltet euch da raus. Es gibt viele Spizel im Land die von der "Zanu", der Regierungspartei bezahlt werden. Sobald sie regierungskritische Aussagen hören wird das der Geheimpolizei weitergeleitet und bei Nacht und Nebel werden diese dann abgeholt. Auch wir kennen Leute, die auf diese Weise auf Nimmerwiedersehen verschwanden."
Somit enthalten auch wir uns jeglicher politischer Stellungsnahme und gehen über zu erfreulicheren Themen.

Während dem grillen unserer Steaks leuchte ich mit der Taschenlampe die Gegend ab. Gestern, sagte uns David, seien um diese Zeit Hyänen auf dem Platz gesichtet worden und ein Büffel hatte sich keine 20 Meter von unserem Zelt entfernt sein Nachtlager unter dem Akazienbaum eingerichtet.
Von diesen Tieren sehen wir nichts, dafür im Schein der Lampe ein paar Flusspferde, die ganz in der Nähe das saftige Grün des Campingplatzes abgrasen.
Es nähert sich ein Fahrzeug. Es ist der Park Ranger der uns warnt, von nun an besser im Auto zu bleiben, denn eine 5-köpfige Löwenfamilie sei ganz in der Nähe gesichtet worden. Schon lange haben wir das typische Gebrüll des Löwenmännchen gehört, konnten aber die Entfernung nicht richtig abschätzen.
Genau dies ist das abenteuerliche an diesem Platz. Kein Zaun der die Wildtiere von den Campern fernhält, wir sind mittendrin.

Schon am frühen Morgen gehts zur Pirschfahrt. Durch kleine, sandige Wege entlang verschiedener Wasserbecken am Sambesiufer erreichen wir den "Long Pool". Hier planschen Flusspferde zwischen Hyazinthen und anderen Wasserpflanzen. Eigentlich sollten sich etwa 30'000 Elefanten im Park aufhalten. Doch sobald die alljährlichen Regenfälle einsetzen, wir sind zur Zeit mitten drin, ziehen sie sich weit ins Hinterland zurück. Trotzdem sehen wir immer wieder ein paar der mächtigen grauen Riesen die unseren Weg kreuzen oder genüsslich fressend vor von den wilden Feigenbäumen stehen.
Im Campinggelände staunen wir nicht schlecht, als wir 5 Löwen unter einem Baum dösen sehen. Dies sind gewiss die selben Grosskatzen, die wir die ganze Nacht gehört haben.

Auf dem Weg nach Harare machen wir einen Zwischenstopp bei den "Chinhoyi Caves". Ein Labyrinth aus unterirdisch miteinander verbundenen Kalksteinhöhlen, sowie der "Sleeping Pool" sind das Markenzeichen dieser Höhle. Wenn am Morgen die Sonne in den 90 Meter tiefen Pool strahlt, erinnert er uns an die mexikanischen "Cenoten" in Cancun. Dort konnte man in den beleuchteten, unterirdischen Wassersystemen im herrlich klaren Wasser schwimmen.

Die Zwangsenteignung der weissen Farmer

"3 Bulls Butchery". Dieses Schild ist kaum zu übersehen, als wir durch das Städtchen "Banket" fahren. Alles sieht sauber aus in der kleinen Metzgerei. Ein älterer, weisser Herr sitzt an der Kasse und während wir die Steaks und das Biltong bezahlen, ein typisch südafrikanisches Trockenfleisch, plaudern wir ein wenig mit dem Besitzer.
"Wisst ihr", fängt er bedächtig an, "ich war früher selbst Farmer. Uns weissen Farmern war damals klar, dass im Zuge der Unabhängigkeit die Ungleichheit des Landbesitzes nicht weiter Stand halten konnte. Damals besassen 6700 weisse Farmer, 5 % der Bevölkerung, fast 60 % des Landes. Schon 1995 habe ich der Regierung von Robert Mugabe angeboten, die Hälfte meines Landes abzutreten und gleichzeitig den neuen Eigentümern alles über die Landwirtschaft beizubringen. Sie haben nur gelacht und gesagt, weisst du, es dauert nicht mehr lange und wir bekommen alles. So ist es dann auch gewesen. Unter Waffengewalt wurde ich gezwungen, innert 24 Stunden Haus und Hof zu verlassen. Ich konnte absolut nichts mitnehmen. Mein ganzes Kapital war die Farm. Hatte ich Geld angespart investierte ich in neue Traktoren und Techniken. Dies alles haben nun die neuen Besitzer. In der Zwischenzeit ist der ganze Maschinenpark verrottet, die Felder liegen brach und alles was man sonst noch brauchen konnte wurde abtransportiert. Ich kann schliesslich auch nicht von heute auf Morgen Arzt sein! So wie mir erging es Tausenden. Die Meisten sind nach Australien, Kanada oder Sambia ausgewandert. Ich aber blieb, konnte später ein kleines Häuschen kaufen und mich mit der Metzgerei über Wasser halten. Doch ohne die Unterstützung meiner Kinder die in Übersee leben, könnte ich nicht existieren. Dies ist meine Heimat, hier wurde ich als Kind polnischer Auswanderer geboren und hier will ich bleiben."

Noch lange beschäftigen uns die Schilderung dieses ehemaligen Farmers. Wir wissen, dass in früheren Jahren die Weissen mit nicht gerade unzimperlichen Mitteln sich das Land der Schwarzen angeeignet habe. Doch was danach geschah hat selbst das Oberste Gericht im Lande, sowie die UN als illegal und gesetzeswidrig bezeichnet.
Seit nun 15 Jahren geht es mit Zimbabwe steil hinunter. Die enteigneten Farmen wurden mehrheitlich an unerfahrene Städter ohne landwirtschaftliche Kenntnisse oder an die wohlhabende Machtelite verteilt.
Die Folgen: Nach der Plünderung standen die Betriebe still, die Felder verrotteten, das Vieh verhungerte oder verdurstete, die Produktion sank in den Keller und viele der unerfahrenen Farmbesetzer verliessen schon bald enttäuscht die Farmen. Aus dem einst blühenden Land mit gewaltigen Exportüberschüssen ist ein Bittsteller geworden. Die Leute leben am Existenzminimum und fast täglich werden wir angesprochen, ob wir nicht Arbeit für sie hätten. Es sind liebe Leute, mit denen wir sprechen, doch verkneifen wir uns die Aussage, dass ihr diese Regierung gewählt habt und nun mit dessen Auswirkungen zu leben habt.
Bis zur Jahrtausendwende haben die touristischen Sehenswürdigkeiten und eine gut funktionierende Infrastruktur bis zu 2 Millionen Besucher pro Jahr angezogen. Mit den negativen Schlagzeilen, sowie dem wirtschaftlichen Niedergang brach der Tourismus um geschätzte 90 % ein.

Die Eastern Highlands

Wir fahren durch die wild wuchernden Vororte von Harare. Trotz der geschätzten 2 Millionen Einwohner ist der Verkehr durch die Innenstadt bescheiden. Die Meisten Simbabwer sind zu Fuss unterwegs, kein Wunder, ist der Preis für ein eigenes Fahrzeug weit jenseits des Möglichen.

Diana's Vow, mit seinen Felszeichnungen aus Menschen und Tieren gilt als bedeutendste Felsmalerei Simbabwes. Ein kleiner Weg führt uns durch den Wald, wo anhand der Spuren schon lange keiner mehr durchgefahren ist.
Die Zeichnungen haben eine eigenwillige Ausstrahlung. Wir erkennen Riesengestalten mit Antilopenmasken, tanzende Menschen und verschiedene Vögel. Da es zu regnen anfängt beschliessen wir, an Ort und Stelle in dieser kleinen Waldlichtung zu übernachten.

Im Nyanga Mountains Nationalpark bleiben wir ein paar Tage. Es gibt hier schöne Wanderrouten, Wasserfälle und saubere Pools, in denen man baden kann. Da wir oberhalb von 1500 Meter sind müssen wir uns nicht mehr von den Malaria Mücken in Acht nehmen und die fliessenden Gewässer sind alle Bilharziose frei.

Über die nebelverhangenden Hügel der "Bvumba Mountains", die Nebelberge, fahren wir nach Chimanimani. Wenn der Nebel sich lichtet sehen wir durch dichte, alte Bergwälder kleine Wasserfälle vorbeiziehen, wilde Proteen und malerische Schirmakazien.
"Schimanimani" ist ein "Shona" Ausdruck und bedeutet "im Gänsemarsch gehen". Dies bezieht sich auf die schmale Schlucht, die hier so schmal wird, dass Menschen nur im Gänsemarsch vorbeiziehen können.

Auf den Tipp hin, den uns David im Mana Pools National Park gegeben hat, quartieren wir uns im "The Farmhouse" ein. Es ist eines der ältesten Kolonialhäuser in Chimanimani und wurde von der sympathischen Besitzerin "Tempe" liebevoll renoviert. Es bietet 3 Zimmer und Campinggelegenheit im Garten. Da Tempe mit ihrem Mann Dag etwas ausserhalb wohnen, sind wir alleine auf der Farm und können das ganze Gebäude samt Küche und Wohnraum nützen.
Heute hat ihr Mann "Dag" ein Lamm geschlachtet und wir kaufen ihr ein paar Lamm-Koteletten ab. Da es schon wieder zu regnen anfängt meint Tempe: "Bei dem Wetter könnt ihr doch nicht im Freien grillieren. Ich hole euch am Abend ab und wir werfen gemeinsam ein paar Fleischstücke bei uns zu Hause auf den Grill. Meine Tochter fliegt morgen zurück nach Cape Town und zu diesem Anlass habe ich ein paar Leute eingeladen. Wird bestimmt gemütlich"
Wenn das kein Vorschlag ist!
Am Abend sitzen 8 Personen gemütlich um den reich gedeckten Tisch. Ich unterhalte mich ein wenig mit Dee, dem 84 Jahre alten Schwiegervater von Tempe. "Ja, die ganzen Umwälzungen zur Zeit der Unabhängigkeit war eine harte Periode für uns Weisse. Viele wurden mit Waffengewalt gezwungen, das Land, das sie liebten und wo sie aufgewachsen sind, zu verlassen. In dieser Zeit wurde einer meiner Söhne in Harare vom wütenden Mopp umgebracht. Unsere Familie blieb trotzdem im Land. Ich hatte eine leitende Stellung in der grössten Sägemühle der Region. Sie war zu dieser Zeit in ausländischem Besitz und wurde von einer Besetzung verschont. Eine andere Sägerei die weissen Simbabwern gehörte, wurde kurzerhand konfisziert. Heute ist diese Fabrik nur noch eine Bauruine. Niemand von den schwarzen Besetzern war fähig die Maschinen zu bedienen, oder war gewillt, hart zu arbeiten. Alle wollten nur das schnelle Geld."

Wir fühlten es, man redet nicht gerne über diese Zeit. Zu viel Leid, zu viele unschöne Dinge sind passiert. So ändern wir das Thema und erzählen lieber von unserer Reise und lassen Tempe und Dag über ihr Farmers-Leben erzählen.
"Noch vor einem Jahr", meint Dag, "hatte ich auf der Fahrt von Harare bis nach Hause 3 Polizeikontrollen. Vor einer Woche hatte ich auf der gleichen Strecke 27 gezählt. Nicht nur wir Weissen leiden unter diesen Wegelagerer in Uniform, auch die schwarze Bevölkerung wird aufgehalten und zu Bussen gedrängt. Seit die Polizei immer unregelmässiger vom Staat bezahlt wurde, griff sie zu diesen Methoden mit den "Road-Blocks".

Auch wir wurden schon x-Mal aufgehalten. "Einmal", erzählte ich Dag, "hat die Polizei uns gestoppt und wollte den Führerausweis sehen. Danach kontrollierten sie die Reflektoren und die Lichter. Alles war korrekt bis auf das Fahrrad, das seiner Meinung nicht korrekt bezeichnet war. Es ist ein Überhang und wurde speziell für Sinbabwe mit einem rot/weissem Schild bezeichnet. Dies ist nicht korrekt, sagte der Polizist, das Schild ist nicht regelkonform. Das gibt eine "Fine", eine Busse. Ich sagte, ich habe alles, 2 Warndreiecke, 2 reflektierende Westen, ein Feuerlöscher mit einem aktuellen Service von Sinbabwe. Alles ist korrekt und wurde vom Zoll kontrolliert und als rechtens empfunden. Ich bezahle keinen Cent!
So ging das Streitgespräch eine Weile weiter zwischen mir und dem Polizisten bis er schlussendlich sagte - "Go on", fahr weiter!"

Am nächsten Morgen holt uns Tempe mit ihrem "Allradler" ab. Wir wollen gemeinsam eine kleine Wanderung unternehmen. Trotz Nieselregen und Nebel wandern wir durch die üppige Landschaft der Chimanimani Mountains. Den feuchten Luftmassen, die sich über dem indischen Ozean bilden und verstärkt über den Bergen abregnen, verdanken die hiesigen Berge ihre artenreiche Vegetation.
Bei "Tessa's Pool" stürzt der "Haroni" River von einem ca. 20 Meter hohen Felsen in einen tiefen, klaren Pool. In dieser tropischen Vegetation entledigen wir uns der durchgeschwitzten Kleider und nehmen ein erfrischendes Bad.
Tempe meint: "Meine Tochter "Jane" hat eben den Doktortitel in Geologie und Mining gemacht. Trotzdem ist sie ein Natur-Girl geblieben. Bei ihrer Hochzeit vor 2 Jahren ist sie mit ihrem weissen Hochzeitskleid vom Felsen direkt in den Pool gesprungen und die ganze Gesellschaft ist Spalier gestanden."

Die Ruinen von Great Zimbabwe

Eigentlich weiss man nicht viel über diese Ruinenstätte. Auf jeden Fall ist es die grösste Ausgrabung im südlichen Afrika. Im 14. Jh. soll der riesige Ringbau so viele Arbeitskräfte erfordert haben, wie seinerseits der Bau der ägyptischen Pyramiden und war das grösste afrikanische Bauwerk südlich der Sahara.
Im angrenzenden Museum betrachten wir die kunstvollen Webereien und die metallverarbeitende Kunst in Form von goldenen Armreifen.
Man schätzt, dass alleine für die "grosse Einfriedung" mehr als 1 Million Steinblöcke verarbeitet wurden. Diese enorme körperliche Leistung muss in jahrelanger Schwerstarbeit vollbracht worden sein.
Was wir sehen sind vornehmlich Mauerkonstruktionen, die bis zu 6 Meter an ihrer Basis messen und bis zu 11 Meter hoch sind. Dazu viele umgestürzte Mauerblöcke und Plattformen, auf denen einst Rundhütten standen.

Wir übernachten ganz in der Nähe auf dem Camping von "Norma Jeanes's". Ein schöner Stellplatz mit Sicht auf den "Lake Mutirikwi". Im Restaurant genehmigen wir uns einen Café und sprechen mit Norma, der Besitzerin, über ihr Heimatland.
"Leider kommen immer weniger Touristen nach Zimbabwe", erklärt uns Norma. "Die aggressiven "Road Blocks" der Polizei halten die Leute davon ab, das Land zu bereisen. Auch der wirtschaftliche Niedergang nach der gewalttätigen Vertreibung der weissen Farmer und der wirtschaftlichen Elite hat das Seine dazu beigetragen. Ich weiss an manchen Tagen nicht mehr, ob ich meine Angestellten überhaupt bezahlen kann."

Viele ähnliche Geschichten haben wir ebenfalls von ehemaligen Farmern und Hotelbesitzern gehört. Für uns ist es traurig dies zu hören. Wir können uns gut in sie hinein versetzen. 90 % der Weissen haben das Land verlassen und diejenigen, die ausgeharrt haben, werden immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen.

Nach fast 3 Wochen Zimbabwe verlassen wir über Bulawayo das Land Richtung Botswana mit der Gewissheit, dass man eine demokratisch gewählte Regierung, die für ihre Bürger da ist, nicht als selbstverständlich erachten sollte, sondern dazu Sorge tragen muss.

Fazit

Zimbabwe ist ein überaus reiches Land an Bodenschätzen und Agrikultur. Auch seine Menschen haben wir als hilfsbereit, zuvorkommend und freundlich kennengelernt. Wir fühlten uns sicher und willkommen im Land. Doch jetzt kommt das aber!
Leider tut die Regierung alles, um das Land in den Ruin zu treiben. Die Korruption ist immens. Die allgegenwärtigen Polizeikontrollen machen eine Autofahrt zur Tortur. Es werden oft haarsträubende Gründe genannt, das Bremslicht ist zu hell oder das Auto zu schmutzig, um an Dollars zu kommen. So bleiben die Touristen natürlich aus.
Investoren werden abgeschreckt, da man nie weiss, ob einem die Fabrik oder die Farm wieder enteignet wird. Eigentum wird nicht respektiert, Gesetz und Ordnung wird willkürlich gehandhabt, die Justiz von der Regierung gesteuert und eine Apartheid betrieben, wie sie früher in umgekehrter Weise von der Weissen Kolonialregierung betrieben wurde.
Das Land wurde von der einstigen Kornkammer Afrikas in kurzer Zeit in ein Armenhaus verwandelt. Es braucht keine finanzielle Hilfe aus dem Westen, keine Kleiderlieferungen und keine Hilfsorganisationen. Was es braucht ist eine Regierung die Eigeninitiative fördert und das persönliche Eigentum schützt. Die für die ganze Bevölkerung da ist und nicht nur parteitreue Kopfnicker unterstützt.
Wenn die Bevölkerung wieder Vertrauen zu seiner Regierung gefunden hat, wird sich das Land in Kürze zu dem wandeln, was es einst war, zum zweitreichsten Land Afrikas mit einer prosperierenden Landwirtschaft und Exportwirtschaft.

It's time for chance! Wir hoffen es jedenfalls.




























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