14 Mozambique

Reisebericht 35 / Kosi Bay - Quionga / 11. 04. 2018 - 08. 05. 2018

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 110'700 km (Total 239'300 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Kosi Bay, Maputo, Xai-Xai, Chindenguele, Inhambane, Ponta da Barra, Maxixe, Murrungulo, Vilanculo, Inhassoro, Inchope, Caia, Mocuba, Nampula, Ilha de Mocambique, Pemba, Quionga (Grenze zu Tansania)


Mosambik - das Land der Strände

Mosambik – wer kennt das Land schon. Die Erzählungen über dieses noch im touristischen Dornröschenschlaf schlummernde wunderschöne Land sind rar. Vor allem in Europa.
Heftige Regenfälle in der Zeit zwischen November und April führen oft zu regionalen Überschwemmungen. Zusätzlich können lokal Cholerafälle auftreten und in der Küstenregion muss mit Zyklonen gerechnet werden.
Dies waren unsere Überlegungen, um nicht zu früh nach Mosambik einzureisen.
Es ist Mitte April und wir stehen vor dem rudimentären Zollhäuschen. Bewusst haben wir uns für einen der Kleinsten Grenzübergänge ganz im Süden bei Kosi Bay entschlossen.
Hilfsbereit und speditiv erhalten wir unsere Visum für 30 Tage (siehe Länderinfos Afrika), das Carnet de passage wird gestempelt, erhalten die Einreiseerlaubnis und schon sind wir auf der Fahrt in die Landeshauptstadt.
Normalerweise gibt es an jedem afrikanischen Grenzort einen regen Handel, doch hier....Fehlanzeige. Weder Geld wechseln noch ein kleiner Einkauf ist möglich. Es hat einzig eine stark ausgefahrene Weichsandpiste. Hier ohne 4x4 unterwegs zu sein, keine Chance!
Doch bis die ganze Strecke nach Maputo asphaltiert wird, ist wahrscheinlich nur noch eine Zeit von wenigen Monaten. Schon 10 km ausserhalb des Grenzortes werden schwere Baumaschinen Chinesischer Bauart mit Chinesischen Bauarbeitern eingesetzt, um in Zukunft den Handel mit Südafrika auf dieser bis anhin noch abgelegenen Strecke zu intensivieren.


Stunden später erreichen wir Maputo, die Hauptstadt von Mosambik und gleichzeitig größte Stadt des Landes. Aufgrund der günstig gelegenen Lage am Indischen Ozean und der architektonischen Vielfalt der Stadt wird diese auch des Öfteren „Perle des Indischen Ozeans“ genannt, doch was wir sehen sind mehr die brüchigen Bürgersteige und ausgedehnte Hüttenviertel rund um die Innenstadt.
Gewiss, Maputo hätte noch viel zu bieten, doch uns zieht es an die Küste.

Schon der erste Tag in Mozambique hat uns gezeigt, dieses Land ist kein Massenreiseziel und wird gewiss noch einiges an Flexibilität, Ausdauer und eine gewisse Bereitschaft zum Komfortverzicht erfordern. Wir sind gespannt.

Über eine Brücke fahren wir kurz nach Maputo Richtung Macaneta. Bis vor kurzem war hier noch eine Fähre, doch nun überbrückt eine nigelnagelneue Betonbrücke den Incomati. Doch wer gedacht hat, nach einer neuen Brücke kommt auch eine neue Strasse, der irrt sich gewaltig. Es erwartet uns hier eine Allradpiste vom Übelsten. 10 km holpern wir durch tiefe Schlammlöcher bis wir endlich in Macaneta, einem ehemaligen kolonialen Ferienort ankommen.
Eigentlich gibt es hier, wie wahrscheinlich überall im Land, zwei Arten von Unterkünften. Entweder ist die Lodge in Einheimischer Hand, dadurch billiger und in einem schlechteren Zustand, oder unter Südafrikanischer Führung, gut gewartet, sauber und natürlich teurer.

Zwei Tage später fahren wir weiter nördlich durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Fläche mit Mais, Reis und Maniokanbau. In den Dörfern werden Cashewnüsse und Holzkohle in hohen Säcken verkauft. Wir halten am Strassenrand und kaufen ein paar Säcklein von diesen feinen Nüssen. Ursprünglich im Amazonasbecken heimisch, hat sich der rund 12 Meter hohe Baum auf fast das ganze Land ausgebreitet. Die eigentliche, nierenförmige Cashewfrucht wächst aus einem Birnengebilde hervor, dann öffnet man mühevoll die steinharte Schale und entfernt die öligen Samen. Die Nuss selbst wird anschliessend geröstet und am Strassenrand oder den Supermärkten dieser Welt zum Verkauf angeboten.

In Chindenguele finden wir hinter hohen Küstendünen unseren nächsten Übernachtungsplatz. Hier lernen wir die beiden Schweizer Michel und Janin kennen. Sie sind zusammen mit 12 andern Mitreisenden in einem Überlandbus unterwegs. Ursprünglich ist dieser in Kenia gestartet mit dem Ziel Johannesburg, Südafrika. Es ist jedem freigestellt, ob er die ganze Strecke mitfahren oder nur eine Etappe dabei sein will. "Wir sind erst in Südafrika dazu gestossen, sind dann über den Krüger Park erneut nach Mozambique gefahren und in wenigen Tagen ist unsere 3-wöchige Tour in Johannesburg schon wieder vorbei", meint Michel. Bei einem Glas Wein erzählen sie von ihren Abenteuer, von den Problemen in der Gruppe und wie toll es wäre, einmal wie wir ohne Zeitdruck die Welt zu erkunden.
Später gesellt sich noch Flora und Jean Paul zu uns. Sie sind nicht von der Reisegruppe sonder haben hier in der Nähe ihr Haus. Jean Paul erzählt uns an der Bar: "Ich bin gebürtiger Luxemburger und meine Frau Flora ist aus Mozambique. Ich war viele Jahre Selbständig in Luxemburg und nach der Pensionierung haben wir uns nicht weit von hier ein Stück Land gekauft und eine kleine Bungalowsiedlung darauf gebaut. 8 Monate im Jahr sind wir in Afrika und 4 Monate in Europa."
"Kommt doch zu uns", meint Flora, "ihr seit unsere Gäste und könnt eines unseren Bungalows, das direkt an einer idyllischen Lagune liegt beziehen so lange ihr Lust habt."
Was für ein Glück, was für ein Zufall, dass wir die beiden Auswanderer hier angetroffen haben. Zwei Tage später sitzen wir auf der Veranda von ihrem Häuschen, schauen über den tropischen Garten auf den See und geniessen das bequeme Bett unter dem Moskitonetz. 4 Tage bleiben wir bei den Beiden, backen Brot im neuen Pizza Ofen, essen vorzügliche Prawns aus Beira, heimischen Fisch aus der Lagune und Ruth macht Pizza "à la Suri".
Liebe Flora, lieber Jean Paul, nochmals vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Gerne revanchieren wir uns in der Schweiz. Ihr seit jederzeit herzlich willkommen.

Mosambik - das Land der Palmen

Seit 1975 ist die ehemals portugiesische Kolonie unabhängig und erst 1994 endete der zwei Jahrzehnte währende, blutige Bürgerkrieg zwischen der linksgerichteten FRELIMO und der damals von Südafrikas Apartheid Regierung unterstützte RENAMO. Die dann erfolgten Wahlen gewann die FRELIMO und seitdem regiert die sozialistische Regierung das an sich potentiell reiche Agrarland mehr schlecht als recht. Für den Wiederaufbau des Landes scheint es vor allem an Industriearbeitsplätzen und viel Kapital zu fehlen.

Wir fahren in die Provinz der zwei Millionen Kokospalmen, nach Inhambane. Hier reihen sich endlose Palmenhaine aneinander und geben der Küste ein tropisches Ambiente
In Inhambane machen wir eine kleine Erkundungstour durch die Altstadt. Nur langsam, sehr langsam werden die alten Kolonialhäuser restauriert. Der grösste Teil der Bauten kann man nur als Ruinen bezeichnen, doch dazwischen erkennen wir bei einigen Altbauten mit ihrem abblätternden Putz und Farbanstrich einen ganz eigenwilligen Charm in diesem heissen Tropenklima. Die Menschen hier präsentieren sich trotz aller Probleme äusserst gastfreundlich und nehmen sich Zeit, in einer Mischung aus Portugiesisch und Englisch, auf unsere Fragen nach einer "Paderia" einzugehen. Wie in Angola gibt es auch hier wieder Bäckereien, die knusprig gebackene Baquettes anbieten. Welch eine Wohltat, nach der "Gummibrot-Zeit" in Südafrika.
Auch in Zeiten materieller Schwierigkeiten versuchen die Restaurants eine gewisse Auswahl an Getränken anzubieten, doch ausser Bier und Coca-Cola findet der verwöhnte Gaumen noch nicht viele Getränke der westlichen Konsumwelt auf der Speisekarte.

In "Ponta da Barra" quartieren wir uns für ein paar Tage auf dem Camping "White Sands" direkt an der schönen Lagune ein. Mocambiques Reichtum ist seine 2500 km lange Küste, dessen Sandstrände noch grösstenteils vom Tourismus verschont geblieben sind. Wir spazieren an der mit Kokospalmen gesäumten Küste entlang und lassen unsere Füsse vom warmen, indischen Ozean umspülen. Hier ist das Wasser noch glasklar im Verhältnis zu Indien, wo wir bei gleichen Wassertemperaturen in einer braunen Sauce schwammen.
In einem kleinen Strand-Restaurant bestellen wir uns für wenig Geld ein Krabben Curry. Doch wir staunen nicht schlecht, als uns der ganze Krebs, wir dachten dieser sei schon ausgenommen, mit ihren langen Augen und den grossen Scheren anstarrt. Dazu gibt es ein Holzbrett mit Hammer, um das weisse Fleisch aus dem Panzer zu klopfen. Natürlich spritzt es auf alle Seiten, alles ist bekleckert und überall liegen Panzerteile. Ich glaube, für diese Art von Krustentieren sind wir nicht geschaffen. Doch gut war es trotzdem, obwohl wir immer noch hungrig sind!
Jeden Tag besuchen uns am Campingplatz die Fischer und bieten uns ihren Fang zum Verkauf an. Leckere Prawns, Lobster oder ein Dorado. Anschliessend kommt die Gemüsefrau mit frischen Früchten und feinen Brötchen. Es ist wahrlich ein Platz zum verweilen.
Am kommenden Tag unternehmen wir einen Schnorchelausflug mit einer "Dhau", einem kleinen arabischen Segelschiff. Im seichten Gewässer wartet der Kapitän bereits auf uns. Gemütlich schippern wir durch das seichte Gewässer einer kleinen Insel entgegen. Doch ganz so klein ist das Eiland dann doch nicht. Wie uns der Dorf-Chef mitteilt, leben 900 Leute auf seiner Insel, die eigentlich "Überlebensinsel" genannt wird. Im jahrelangen Bürgerkrieg hätten sich viele Bewohner des Festlandes vor den Wirren des Krieges auf die Insel abgesetzt.
Auf der Rückfahrt schnorcheln wir bei Ebbe um das kleine Korallenriff. Die Korallen sind grösstenteils abgestorben, doch immer noch bevölkern hunderte von bunten Fischen das kleine Riff. Neben uns fischen die Einheimischen mit Taucherbrille und Speer nach Fischen. Schade, dass die Leute vor Ort der Nachhaltigkeit der Unterwasserwelt nicht mehr Beachtung schenken und das Korallenreef, sowie die bunten Fische schützen. So kämen mehr Leute ins Land und der Tourismus würde angekurbelt. Natürlich ist das aus unserer Sicht einfach zu schreiben, wenn bei uns am Abend die Teller reichlich gefüllt sind.

Ein Platz zum Träumen

Im Bonito Bay Resort in Morrungulo bleiben wir für ein paar Tage hängen. Hier ist es einfach zu schön um weiter zu fahren. Wir stellen uns zwischen zwei Bungalows mit einem tollen Meerblick und setzen unsere roten Stühle unter die vom Wind wiegenden Palmen. Hier ist das Wasser türkisblau, klar und bei Ebbe gut zum Baden geeignet. Idyllische Palmenstrände säumen das Ufer, vor denen die Dhaus lautlos vorübergleiten. Wirklich, es ist ein Platz zum Träumen.

Vilankulo ist ein Städtchen ohne Besonderheiten, ja wenn....der Schweizer nicht wär.
Vor ein paar Tagen haben wir Klaus kennengelernt und der wiederum gab uns den Tip mit Peter. Der Berner Peter betreibt mit seiner Frau Soraya hier in Vilanculos die Lodge "Dona Soraya".
"Ihr könnt euch vor die Bungalows stellen", meint Peter. "Von hier habt ihr eine gute Sicht auf den Palmenstrand und das Meer. Zudem öffne ich euch ein Bungalow für die WC- und Dusch Benützung.
Beim Abendessen erzählt uns Peter von seinem Leben. "Wisst ihr", sagt uns der 62-ig jährige in seinem schönsten Berner Dialekt. "Vor 20 Jahren habe ich die ganze Anlage eigenhändig erbaut. In all der Zeit gab es viele Auf und Abs, doch generell ist es schwierig, hier in Mocambique mit dem Tourismus Geld zu verdienen. Es kommen einfach zu wenig Gäste ins Land. Der Bürgerkrieg mit seinen Auswirkungen ist noch zu sehr in den Köpfen der Leute verankert, obwohl schon lange Frieden herrscht. Gewiss, Afrika tickt anders. Erst kürzlich habe ich ein junges Mädchen mit dem Auto mitgenommen. Sie hatte ein Baby auf dem Arm und ich fragte sie, ob das ihre kleine Schwester sei. Sie sagte Nein, das sei ihre Tochter. Auf die Frage nach ihrem Alter sagte sie, sie sei gerade 11 geworden. 11 ist wirklich noch sehr jung, doch in Mocambique werden die meisten Mädchen mit 13 / 14 schwanger. Zudem besteht hier im Land eine Mindestlohn Pflicht. 5000 Metcal, das sind so ca. 75 sFr. im Monat, oder einen Tageslohn von 180 Metcal, 2.80 sFr. Das wird auch kontrolliert, aber nur bei ausländischen Arbeitgebern. Einheimische Arbeitgeber zahlen selten mehr als einen US Dollar pro Tag. Das hält aber die Männer nicht davon ab, mehrere Frauen zu haben mit Durchschnittlich 6 bis 8 Kindern."
Peters Frau Soraya meint: "Wir sind vor über 20 Jahren aus Südafrika weggezogen. Wir hatten einfach genug von der hohen Kriminalität. Einmal sind wir in unserem Zuhause in der Nähe von Johannesburg mitten in der Nacht überfallen worden. Peter war nicht da. Ich habe Glas klirren gehört und plötzlich standen Fremde vor mir. Gut hatte ich meine geladene Pistole unter dem Kopfkissen. Ich schoss reflexartig und zwei der Einbrecher waren sofort tot und die andern ergriffen die Fluch. Hätte ich nicht geschossen, wäre ich auf der Strecke geblieben. So einfach ist das. Anschliessend zügelten wir nach Mocambique."
Das sind wieder Storys! Manchmal mehr als man ertragen kann.

100 km weiter nördlich erreichen wir etwas ausserhalb der beschaulichen Küstenstadt "Inhassoro" unseren letzten Camping im südlichen Mocambique, das "Goody Villas Camp". Wir sind die einzigen Gäste an diesem herrlichen Palmenstrand. Die Farben sind ein Genuss für die Sinne. Türkisblaues Meer, weisser Sand, grüne Kokospalmen und ein wolkenloser Himmel. So gehen wir erstmals baden an einem der schönsten Strände Mocambiques. Doch eine Abkühlung ist es nicht. Die Wassertemperatur entspricht eher der Körpertemperatur und die Nacht bietet auch kaum Abkühlung.
Die nächsten Tage werden schwierig werden, darüber sind wir uns im klaren, darum geniessen wir noch einmal in vollen Zügen diese atemberaubende Kulisse. Kaufen für wenig Geld von den Fischern frischen Lobster und grillen sie am Abend auf dem Lagerfeuer. Nur schwer können wir uns nach 2 Tage von diesem Küstenabschnitt losreissen, denn wir haben noch eine weite Strecke vor uns.

Nach Inhassoro endet ziemlich abrupt der touristisch stark entwickelte Teil des Landes. Bis hierher fahren noch viele der südafrikanischen Touristen, doch spätestens wenn sich die EN 1 vom Meer abwendet, kehren fast alle wieder um. Hier beginnt für uns das ursprüngliche Zentrum Mocambiques, das richtige Afrika.

Vielfach wurden wir gewarnt, die Strasse ab Inhassaro sei schlecht, doch was wir hier erleben, ist der blanke Horror. Wie aus dem Nichts löst sich plötzlich der Asphaltbelag auf. Zwischen restlichen Teerbruchstücken klaffen gewaltige Löcher. Diese Gruben sind zu gross, als man ihnen ausweichen könnte. Jedes Auto, jeder Lastwagen muss sich von einem Loch ins Andere winden und dies zwei Tage lang. 25 km pro Stunde ist unser Schnitt von früh morgens bis am Abend. Es ist die Hölle!
Diese Piste bringt unsere Zeitrechnung ganz schön durcheinander, so dass wir erst in der Nacht unser Ziel im Gorongosa National Park erreichen. Wir fahren durch einen dunklen Wald und als ich eine Abzweigung verpasse muss ich einige Meter zurücksetzen. So kommt es wie es kommen muss, es kracht gewaltig, als ich in der dunklen Nacht einen Baum ramme. Am nächsten Morgen sehen wir die Misere. Die Aluwand ist eingedrückt und es hat sich ein Riss gebildet, den ich notdürftig mit etwas Fugenmaterial abdichte.
Bis jetzt haben wir uns immer an das Motto gehalten "Never drive at night" und kaum fahren wir einmal in der Dunkelheit, kracht es.
Die nächste Nacht verbringen wir mangels Campingplätzen auf einer Missionsstation. Wild stehen ist in Mocambique nicht zu empfehlen. Es ist verboten und als unsere Freunde einmal wild an einer Beach standen, wurden sie mitten in der Nacht von der Polizei geweckt und auf den Posten gebracht.

Dem Papagei die Freiheit geschenkt

Je näher wir der Provinzhauptstadt Nampulo kommen, desto malerisch und einzigartig wird das Panorama. Riesige Granithügel stehen einsam in der leicht welligen Landschaft. Es ist ein sehr fruchtbares Gebiet und wir wundern uns, warum nicht mehr Landwirtschaft und Viehzucht betrieben wird. Meistens beackern die Leute rund um ihr Grundstück ein wenig den Boden mit Mais, Maniok, Nüssen und Früchten, gerade genug, um das Überleben zu sichern. Haben sie einen Überschuss, wird es auf dem Markt verkauft oder gegen andere, lebensnotwendige Dinge eingetauscht.
Viele dieser kleinen Marktstände sind entlang der Strasse unter Schatten spendenden Baobabs aufgestellt. Temporäre Verkaufsstände, notdürftig hergerichtet, an dem die Einheimischen die lokalen Produkte wie Honig, Gemüse oder die herrlich feinen Bananen verkaufen.

Immer wieder halten wir an, um unsere Vorräte an Frischprodukten aufzustocken. Einmal wollen sie uns einen kleinen Papagei in einem winzigen Holzkäfig verkaufen. Der farbige Vogel schaut uns traurig durch die Holzstäbe an, so dass wir nicht anders können, als nach einem kräftigen Feilschen den kleinen Kauz zu kaufen. Für umgerechnet 1.50 Euro wechselt der Papagei den Besitzer. Ich entferne die Gitterstäbe und will in fliegen lassen. "Flieg kleiner Vogel, flieg,"sagt Ruth, doch er macht keinen Wanck. Wahrscheinlich ist er noch zu sehr traumatisiert von der engen Kàfighaltung. Ich will ihm ein wenig helfen und setze ihn auf meine Hand. Da beisst er mich mit voller Wucht in den Finger, dass ich laut aufschreie. Die Dorfbewohner kugeln sich vor lachen. So was haben sie sicher noch nie erlebt.
Nun nimmt ein Einheimischer den Vogel an den Flügeln und wirft ihn in die Luft und siehe da, er fliegt geradewegs auf die nächste Palme. Gerettet!
Anschliessend verteilen wir den Kindern noch ein paar Kugelschreiber und verbieten allen aufs schärfste, den Vogel wieder einzufangen.

In Monapo biegt eine schmale, anfangs von unzähligen Löchern durchsetzte Teerstrasse zur 50 km entfernt gelegene Küste hin ab, die in Ilha de Mocambique endet, das zum Weltkulturerbe erklärt worden ist.
Am 1. März 1498 landete hier Vasco de Gama und setzte als erster Europäer seinen Fuss an die ostafrikanische Küste. Wir quartieren uns für die nächsten zwei Tage am Festland ein, direkt gegenüber der Insel. Hier ist ein kleiner Camping angelegt, mit Dusche, Toiletten und einem kleinen Restaurant. Die Insel ist seit einigen Jahren über eine 3,5 km lange einspurige Brücke erreichbar. Wir nehmen uns für die Überfahrt ein Motorradtaxi für umgerechnet 40 Euro Cent. Hier auf der Insel ist das Volk der Makua beheimatet, das in der Hauptsache vom Fischfang und immer mehr vom Tourismus lebt. Die Insel gleicht einem einzigartigen Museum.
Schon 1508 begannen die Bautätigkeiten für das gewaltige Fort Sao Sebastiao mit seinen zwölf Meter hohen und 750 Meter langen Mauern, das nach nur 3 Jahren fertiggestellt worden ist. Tausende von Sklaven mussten damals für diesen Bau ihr Leben lassen. Die gewaltigen Granitblöcke wurden aus Portugal mit hierher gebracht. Es war eine uneinnehmbare Festung, die Grösste und Bedeutendste an der gesamten ostafrikanischen Küste.
Gemütlich schlendern wir durch die teilweise renovierten Bauten aus der Kolonialzeit. Die Zitadelle, die Kirche, der Palast des Sultans und andere wichtige Gebäude sind, oder werden noch erneuert, doch der grösste Teil ist dem Verfall preisgegeben.
In den letzten Jahren sind ein paar exklusive Hotels im alten Stil auf der Insel entstanden. Wir wandeln durch die liebevoll entstandenen Räume und glauben, den Geist der damaligen Sultane zu spüren. Bei einem Apéro auf der Terrasse eines Hotels lassen wir den Tag ausklingen. Am Strand befinden sich einige alte Dhaus und ihre Gerüste wiederspiegeln die untergehende Sonne im glasklaren Meer. Zeit, um uns auf den Heimweg zum Suri zu machen.
In drei Tagen möchten wir mit der Fähre bei Quionga über den Rovuma, den Grenzfluss nach Tansania übersetzen. Diese Fähre operiert nur, wenn der Wasserstand genügend hoch ist und die Flut eingesetzt hat.

Rückwirkend war für uns Mocambique sehr interessant, setzt aber eine gewisse Flexibilität voraus. Man weiss nie, vor allem in der Regenzeit, ob die zu befahrenen Strasse passierbar sind oder ob die angegebenen Campingplätze infolge mangelnder Nachfrage überhaupt noch existieren. Wenn man bereit ist, auf gewissen Komfort zu verzichten, kann man im Gegenzug viel Neuland entdecken, eine ursprüngliche Landschaft mit herzlichen Menschen bereisen und baden an den schönsten Küsten Afrikas.

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