3 Namibia Süd

Reisebericht 24 / Vioolsdrif (Grenze Südafrika) - Windhoek / 14. März 2016 - 20. April 2016

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 63'700 km (Total 192'300 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Vioolsdrif, Grünau, Hobas, Fish River Canyon, Rosh Pinah, Aus, Lüderitz, D707, Sossusvlei, Solitaire, Walvis Bay, Swakopmund, Cape Cross, Brandberg, Palmwag, Kamanjab, Etosha N.P. (Galton Gate), Tsumeb, Grootfontein, Waterberg, Okahandia, Windhoek


Der Süden Namibias

Erfreulich unproblematisch überqueren wir den Namibischen Zoll und mit ihm den Oranje River, der die natürliche Grenze dieser beiden Staaten bildet.
Sofort verändert sich die Landschaft. Namibia ist ein Wüstenstaat, dessen Charme sich nicht auf den ersten Blick erschliesst. Es ist die unglaubliche Weite, die karge Landschaft, die uns fasziniert. Hat sie doch etwas Verführerisches wie Beängstigendes zugleich. Wir fühlen uns von der Welt abgeschnitten, fast wie auf einem andern Planeten. Es ist eine lebensfeindliche aber dennoch faszinierende Landschaft.

Grünau scheint auf der Karte ein grösserer Ort zu sein, doch in Wirklichkeit besteht er aus einer Tankstelle, einem Hotel und wenigen, windschiefen Wellblechhütten. Zum Glück haben wir unsere Fleisch- und Milchprodukte gut vor dem Zöllner versteckt gehalten, denn hier gibt es nichts zu kaufen.

Unser erstes Ziel ist der Fish River Canyon. Er ist eine der grössten Schluchten der Welt am Südrand Namibias, nahe der Grenze zu Südafrika. Leider können wir die Trekkingroute zum Talgrund nicht begehen, da sie bis Ende April noch geschlossen ist. In dieser Zeit kann der Fisch Fluss plötzlich Hochwasser führen und in der Vergangenheit wurde das etlichen Touristen schon zum Verhängnis.

Somit bleibt uns keine andere Wahl, als bei Temperaturen von 43°C im Schatten, doch hier gibt es weit und breit keinen Schatten, entlang der Abbruchkante eine Wanderung zu unternehmen. Immer wieder bleiben wir stehen und lassen das einzigartige Panorama auf uns einwirken. An den mächtigen Gesteinsschichten des bis zu 550 Meter tiefen Canyons lassen sich Jahrmillionen Erdgeschichte ablesen.
Diese Ebene ging vor Jahrtausenden zu Bruch. Eine Spalte tat sich auf, die dann in Kombination mit starken Schleifarbeiten des Fish Rivers zur heutigen Schlucht führte.

Er ist zwar nach dem Grand Canyon der zweitgrösste Canyon der Welt, doch die Dimensionen in Arizona sind schon noch gewaltiger. Toll ist er aber allemal mit seinen Flussschlingen und schroffen Felswänden

Am nächsten Morgen, nach einer Nacht die nur auf 33°C abkühlte, besuchen wir zum Sonnenaufgang erneut den Haupt-Aussichtspunkt auf den weit unter uns fliessenden Fisch Fluss. Die langsam aufsteigende Sonne zaubert mit ihrem warmen Licht und dem Schattenspiel immer neuen Strukturen in den Fels. Ein starkes Schauspiel, bis die Schlucht immer mehr ausgeleuchtet ist.

Ai-Ais bedeutet in der Nama Sprache "Feuerwasser" und so heiss ist es wirklich, als wir unsere Finger in die brodelnde Quelle stecken. Wir befinden uns ein paar Kilometer südlich des Fish River Canyons. Es ist immer noch über 40°C und niemand benutzt das schöne Thermalbad auf dem Camping, dessen Wassertemperatur wir auf 45°C schätzen.
So ist es auch kein Wunder, dass wir heute Nacht von Schnee und Eis träumen.

Auf dem Weg zum Oranje Fluss tut sich uns eine wunderbare Landschaft auf. Vollkommen einsam rollen wir auf guter Schotterpiste mit vereinzelten Sandpassagen an eigentümlichen Felsgebilden vorbei. Eindrucksvolle Akazien und Köcherbäume ranken sich in den stahlblauen Himmel und rötlicher Fels türmt sich zu imposanten Hügeln auf. Vereinzelt huschen Strausse über den flimmernden Sand.
Irgendwo in dieser arkadischen Landschaft biegen wir links ab und beziehen unser Nachtlager direkt am Oranje Fluss. Unsere Nachbarn, die Kormorane, lassen nach erfolgreichem Beutezug ihre Flügel an der wärmenden Sonne trocknen und mit dem Beginn der Abenddämmerung fliegen Dutzende von Glühwürmchen an uns vorbei. Eine himmlische Ruhe liegt über dem Land.

Kurz nach "Aus" heisst es Augen offen halten. Hier sind meist von der Strasse aus Wildpferde der Namib Wüste zu sehen. Tatsächlich! In der Ferne erspähen wir eine kleine Herde dieser perfekt an das trockene Klima angepassten Pferde. Sie trinken in der Trockenzeit nur alle 5 Tage und dass sie auch längere Dürreperioden überleben, wurde in der Nähe von Aus eine Tränke für sie eingerichtet.

Auf dem Weg nach Lüderitz gibt es keine Zäune mehr, hier wächst nichts. Ein heftiger Wind weht, die Hitze vom Fish River Canyon ist längst vergessen, das Thermometer innerhalb weniger Stunden um etwa 20 Grad gefallen. Brettebener Horizont soweit das Auge reicht, nur hin und wieder ein paar Büsche die sich gegen den permanent wehenden Wind in den Sand stemmen. Das dringend benötigte Wasser erhalten sie vom Küstennebel.

Schon lange freuen wir uns auf die kühlen Temperaturen der einstigen Keimzelle des ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika. Der einzige Camping liegt auf der stürmischen Halbinsel der Haifischbucht. Kalte Winde lassen unseren Suri schaukeln wie ein Segelboot in rauen Gewässern. Diese Kälte kommt vom Atlantik, der an der Südwestküste Afrikas vom Benguelastrom geprägt ist. Er führt aus der Antarktis unablässig eiskaltes Wasser heran.

Hier treffen wir auf die 2 Österreicher Sandra und Rainer, die gemeinsam mit ihrem Landy die afrikanische Westroute hinuntergefahren sind. Die Nacht wird lang und der Weinvorrat verkürzt sich von Minute zu Minute in fast schon dramatischer Weise.

In Lüderitz begann im August 1883 die deutsche Kolonialgeschichte, die bis heute dieses Land so stark geprägt hat. Hier, in den Dünen der Namib, wurden einige Jahre später die grössten Diamantvorkommen der Erde gefunden. Auf dem Weg dorthin werden wir angehalten und der uniformierte Beamte gibt uns klar zu verstehen, dass wir hier keinen Zutritt haben. So wird es leider nichts, durch ein paar Diamantenfunde unser Budget ein wenig aufzubessern.
Der Weg führt uns zurück, vorbei an den verfallenen Häusern der alten Diamantenstadt "Kolmanskuppe", die gespenstisch halb im Sand vergraben liegen.


Nach 3 Tagen Strandfeeling ruft uns erneut die Wüste. Die kleine, kaum befahrene Piste 707 ist gut präpariert und folgt dem Ostrand der Namibwüste nach Norden. Auf den nächsten 300 km gibt es nur eine Handvoll Farmen, alles wirkt wie ausgestorben. Wir parken unsern Landcruiser in der völligen Einsamkeit der Namibwüste und richten uns für die Nacht ein. Jede Minute tauchen mehr Sterne am mondbeleuchteten Himmel auf, als hätte sie jemand angeknipst. Über uns strahlt die Milchstrasse, das Sternbild des Orion und das Kreuz des Südens sind regelrecht in den Himmel gemeisselt.

Die höchsten Dünen der Welt

Drei Tage später erreichen wir Sossusvlei. Es ist noch dunkel, als wir den Motor starten. Pünktlich um 6.00 Uhr öffnet das Gate und wir gehören zu den Ersten, die zu den Dünen losbrausen. Bevor die unbarmherzig steigende Sonne jede Bewegung zur Tortur ausarten lässt, wollen wir den Sonnenaufgang von den Dünen aus erleben.
Die letzten Kilometer Sandpiste sind selbst für unseren kampferprobten Suri eine harte Nuss. Er bockt wie ein wildgewordenes Impala in den kniehohen Sandrinnen und hoppelt heftig über Bodenwellen. In unserer Wohnkabine tanzen die Teller und Gläser lautstark einen Rock' n Roll. Wir ziehen eine endlose Staubfahne hinter uns her. Würde man bremsen hat man schon verloren und bleibt stecken. Doch wozu haben wir einen 4x4 mit Untersetzung und Sperrdifferenzial? Als Alternative könnte man auch den parkeigenen Shuttle-Service benutzen, doch diesen hat unser Suri schlich und einfach abgelehnt.

Wenn die ersten Sonnenstrahlen das Sossusvlei erhellen ist das Panorama schlicht berauschend. Irreal wirkende, scheinbar abgestorbene Baumstämme, stehen inmitten des trockenen Salzsees. Orange glitzernde Sandwälle im Kontrast zu den Grün-Gelben Kameldorn Büschen machen das Ganze gar märchenhaft. Lange sitzen wir einsam auf einer Sanddüne, beobachten eine einzelne Oryx-Antilope, hier auch Gemsbock genannt und lassen uns von der Sonne die Morgenkälte vertreiben.

Die Dünen sind, anders als in der Sahara, auch Lebensraum für Kleintiere, die in Trockenperioden ausschliesslich dank der Feuchtigkeit des morgendlichen Nebels existieren können. Kleine schwarze Käfer huschen über den Sand und sobald es ihnen an der Oberfläche zu heiss wird, graben sie sich ein.
Gestern hatten wir noch den 60 km entfernten Tsauchab-River besucht. Wie andere Flüsse auch, ist er die meiste Zeit im Jahr ausgetrocknet. Führt er doch mal Wasser, was nur etwa alle zwanzig Jahre vorkommt, blockieren ihn die hohen Sandwälle des Sossusvlei, wo er endgültig in den Wasserpfannen verdunstet. Dies ergibt die sogenannten "toten Vleis". Hier recken über 500 Jahre alte Akazien ihre toten Äste in den stahlblauen Himmel. (siehe Fotos)

Die Magie der Wüste

Auf der Weiterfahrt zum "Namib Naukluft Park" säumen immer wieder ärmliche Holz- und Wellblechhütten die staubig, weisse Strasse. An einfachen Verkaufsständen versuchen die Einheimischen den vorbeifahrenden Touristen Halbedelsteine zu verkaufen. Da wir auch ohne die Steine schon überladen sind, können wir ihnen nichts abkaufen, aber die Frage nach einer Flasche Wasser erfüllen wir gerne.

Hier soll es ein natürliches Schwimmbad geben? Wir sehen weit und breit nur Sand, rote Felsen und die Luft flimmert in der Hitze. Doch Jon, der Manager vom Hauchabfontein Camp zeigt uns auf dem schön angelegten Campingplatz seine natürliche Quelle. Welch eine Wohltat, in diesem natürlichen, glasklaren Schwimmteich mitten in der Wüste sich den ganzen Schubkarren voll Sand vom Körper zu waschen.

Westlich von hier liegt Solitaire. Ein wichtiger Knotenpunkt mit Tankstelle, Camping und Restaurant. Doch wer hier nur tankt, oder ein Foto von den eingewachsenen, verrosteten Oldtimern schiesst, verpasst die eigentliche Sensation. Hier, in der Desert Bakery, stellen sie den besten Apfelkuchen Afrika's her. Es ist Ostermontag und fast alle Plätze sind belegt. Die schwarzen Apfelkuchen-Produzenten können dem Ansturm der vielen Touristen fast nicht stand halten. Und das Mitten in der Wüste, kaum zu glauben.

Schon im Vorfeld haben wir uns eine Bewilligung für ein paar Übernachtungen in der Namib Wüste bei den Nationalpark Verwaltung geholt. Ohne dieses Permit darf man die direkte Strasse durch die Wüste nach Swakopmund nicht verlassen.

Wir sind schon seit Stunden keinem Fahrzeug mehr begegnet. Die einzigen Lebewesen sind Orix-Antilopen, Zebras, Knus und Erdmännchen, die neugierig aus dem Bau schauen. Es gibt keine Zäune mehr, hier wächst nichts.
In "Blutkuppe", dessen Granit Felsen in der Abenddämmerung tatsächlich wie Blut erleuchtet sind, beziehen wir unser Nachtlager und geniessen ein weiteres Mal die absolute Stille, die es nur in der Wüste gibt. Die riesigen Felsplatten sind in das Licht der warmen Abendsonne getaucht und strahlen die Hitze des Tages zurück.
Am nächsten Morgen besteigen wir den Granit Hügel, der etwas vom Ayers Rock in Australien hat und finden an einem ausgetrockneten Wasserloch den schönsten Köcherbaum unserer bisherigen Reise. Mit seiner schillernden Rinde und den vielen gelben Blüten ist er ein starker Kontrast zu der ausgetrockneten, steinigen Gebirgslandschaft. Früher haben die Buschmänner aus dem Holz ihre Köcher für die Pfeile geschnitzt.

Ein Vorort Bayern's oder doch Afrika?

An wohl keinem andern Ort der Welt treffen deutsche und afrikanische Kultur und Lebensart so unvermittelt aufeinander wie in Namibias beliebtestem Küstenort. Sowohl für uns auch als für die meisten Touristen ist Swakopmund, mit dem Ambiente eines traditionellen Seebades an der Ostküste, ein fester Programmpunkt auf ihrer Reiseroute.
Im Café Anton schlemmen wir eine Schwarzwälder Kirschtorte während sich am Nebentisch ausgewanderte, deutsche Damen angeregt über den neuesten Klatsch unterhalten.
Der kleine Küstenort zählt rund 50 Restaurants. Die Bandbreite reicht von urdeutscher Küche mit Schweinshaxen mit Sauerkraut bis zu Krokodilsteak in Erich's Restaurant. Wir begnügen uns mit einer einfachen Pizza beim Italiener.

Auf unserer Fahrt ins südlich gelegene Walvis Bay fahren wir entlang der wilden Küste, die immer wieder im Morgennebel verschwindet. Hier sorgt der eiskalte Benguela Strom zwar nicht gerade für Badetemperaturen, jedoch für optimale Lebensbedingungen von Fisch und Plankton. Ideale Voraussetzungen für Wale, die die Gegend einst berühmt gemacht haben.
Wir schlendern entlang der Bucht und beobachten die vielen Wasser- und Zugvögel, die hier regelmässig Rast machen. Tausende von rosa schillernden Flamingos staken durch das Brackwasser, wo etliche Würmer und Schnecken ein üppiges Nahrungsangebot finden. Pelikane kreisen und kleine Watvögel mit langen Schnäbeln picken im Sand. Wahrlich ein Vogelparadies.

Uralte Felszeichnungen

Am Morgen verlassen wir "Little Germany" und fahren nordwärts zu den Seelöwen. Es stinkt fürchterlich, als wir Cape Cross erreichen. Tausende von Seelöwen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens, wenn sie nicht am fischen sind, hier auf diesen Felsen. Es sind nur weibliche, sowohl Jungtiere anzutreffen. Die männlichen Seelöwen sind zu dieser Jahreszeit weit draussen im Ozean. Dies nützen die Frauen gnadenlos aus und es ist ein Lärm und Gezanke wie auf einem arabischen Kamelmarkt.

Der Umweg rund um den 2500 Meter hohen Brandberg hat sich gelohnt. Nach einer Stunde Wanderzeit erreichen wir mit unserem Führer die schönen, filigranen Felsmalereien der "White lady". Dutzende, teilweise übereinander gemalte Bilder in weisser, roter und blauer Naturfarbe liegen vor uns. Giraffen, Springböcke, Antilopen, Nashörner und Elefanten. Menschen auf der Jagd mit Pfeil und Bogen. Wir staunen über die ältesten Felsmalereien Afrikas, die bis zu 5000 Jahre als sind.

Am nächsten Tag erheben sich bei "Twyfelfontein", am Ort der zweifelhaften Quelle, rotbraune Riesenmurmeln zu einem imposanten Hügel. Auch hier, an einer der reichsten Fundstellen von Felsgravuren in Afrika, darf man nicht ohne Führer losmarschieren. Im Gegensatz zur "White lady" sind die Darstellungen nicht gemalt, sondern geritzt. Zusätzlich hinterliessen die Steinzeitkünstler hier ihre Unterschrift in Form eines Fussabdrucks. Am berühmtesten ist wohl der Löwe mit dem abgeknickten Schwanz.

Wir staunen nicht schlecht, als wir am nächsten Tag bei der Palmwag Lodge unsere Freunde Brigit und René aus Emmetten antreffen. Sie sind jedes Jahr mit ihrem Dreiachser Unimog für einige Monate im südlichen Afrika unterwegs. So verschieben wir unsere Weiterreise, denn vorerst muss gefeiert werden.

Der Etosha National Park

Mitten im Damaraland, zwischen der Skeleton Coast und dem Etosha Park, liegt das Camp von Vital und seiner Frau Marianne. Vital ist Belgier und hat sich vor 7 Jahren seinen Traum von der eigenen Lodge erfüllt.
Er meint: "Eigentlich bin ich Dachdecker von Beruf, habe von Restauration keine Ahnung, aber wenn man ein Ziel vor Augen hat und beharrlich darauf zu arbeitet, kann man alles erreichen. Ursprünglich wollte ich mit einem Wohnmobil um die Welt reisen, so wie ihr, bin aber dann hier, mitten in der Wüste, hängengeblieben."
Da kommt man schon ins staunen über so viel Pioniergeist. Jemand, der die Einsamkeit nicht ertragen kann, ist hier sicher fehl am Platz.
Auch die Liebe zu den Reisenden kommt auf seinem Prospekt zum Vorschein. Hier steht, "Vehicles with Non-African Registration may make free use of our camp sites."
Nicht schlecht! So bleiben wir 2 Tage bei Vital auf dem schönen Campingplatz und schlemmen seine berühmten Zebra Steak. Vom Esstisch im Freien können wir freilebenden Ginsterkatzen und Stachelschweinen beim abendlichen Fressen zusehen. Es hat sich bei den Tieren schnell herumgesprochen, dass Vital jeden Abend ein paar Leckerbissen auf der Mauer für sie bereit hält.
Plötzlich schrillt eine Glocke an der Bar. Wir schmunzeln und schauen zur WC Tür. Ein junger Mann kommt etwas verlegen aus dem Toiletten- Häuschen und geht schnurstracks zu seinem Tisch. Was ist passiert?
In der Herren Toilette hängt ein übergrosses Poster von einer hübschen Bikini Schönheit. Ein Pfeil zeigt auf die Brüste mit dem Hinweis, "Drückt ihr auf den Busen, müsst ihr zuerst eine Runde Jägermeister an der Bar bestellen." An eben diesem Punkt befindet sich ein unsichtbarer Kontakt Knopf der bei Berührung an der Bar Alarm auslöst.
So ist es nicht verwunderlich, dass kurz darauf ein Runde Jägermeister auf unseren Tischen steht. Herzlichen Dank dem noblen Spender, der es nicht lassen konnte.

Der Etosha Park liegt ca. 550 km nördlich von Windhoek. Sein Herzstück ist die Etosha Pfanne, ein Salz-Ton Pfanne, auf der die Hitze nur so flimmert.
Wir erreichen den Park vom Westtor aus und begeben uns sogleich auf die Suche nach Elefanten, Giraffen, Geparden und Konsorte. Der Anblick eines Leoparden, der sehr scheu und nachtaktiv ist bleibt uns vergönnt, können uns aber trotzdem vom Tierreichtum des 22'000 Quadrat km grossen Parks überzeugen.
Löwen, Impalas und winzige Dikdik Antilopen sind zu sehen.
Gegen Abend, etwas ausserhalb des "Olifantrus" Camps, kommt plötzlich Bewegung in die Runde. Eine 20-köpfige Elefanten Familie zieht gegen das Wasserloch um ihren Durst zu stillen. Genüsslich bespritzen sie sich mit Schlamm und geniessen das schlammige Wasser, bevor sie trompetend und Ohren schwenkend in der Weite der Savanne verschwinden.

Am nächsten Tag sind wir noch keine 20 km gefahren, da liegt der Hauptdarsteller Afrikas herzhaft gähnend perfekt getarnt neben der Strasse. Für einen kurzen Moment sind im hohen Savannengras nur noch seine beeindruckenden Reisszähne zu sehen.
Langsam steht er auf. Er ist kaum zu sehen im honiggelben Gras. Der Anblick hat etwas Erhabenes, etwas Majestätisches. Kurz reckt er seine Nase in den Wind, sein Blick schweift durch die ausgedörrte Weite, bevor er sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung hergibt, dem dösen.

Auf dem weiteren Weg begegnen uns immer wieder turmhohe Giraffen, die ihre Hälse über die Dornenakazien schwenken, ein Schakal schleicht vorbei und Nashörner grasen genüsslich das harte Savannengras ab. Die halbe Arche Noah versammelt sich rund um die eigentliche Etosha Pfanne im Osten des Parks.

Heimaturlaub

Langsam läuft unsere Reiseuhr ab. Nicht der ganzen Reise aber einer weiteren Teiletappe. Wir haben beschlossen, eine 4-monatige Pause einzulegen um Freunde und Familie in der Schweiz zu besuchen. Wir werden unseren Suri in Windhoek einstellen (siehe Link) und Anfangs Mai Heimfliegen.

Die letzten Monate bewegten wir uns ständig zwischen erster und dritter Welt, zwischen Wohlstand und Armut, zwischen heiler Welt und einer Welt ohne oder wenig Hoffnung. Auch Windhoek, die Hauptstadt Namibias macht da keine Ausnahme. Die hohe Arbeitslosigkeit unter den schwarzen Bevölkerungsschichten, man schätzt sie auf 80%, betrifft auch den Reisenden. Vermehrt kommt es zu Diebstählen und Autoeinbrüchen. Unseren Freunden wurde mitten am Tag in Windhoek an einer Ampel bei laufendem Motor die Scheibe eingeschlagen und das Handy geklaut. Anderen wurde auf dem Supermarkt Parkplatz die Türe aufgebrochen und unsere Camping Nachbarn müssen heute auf die Botschaft, da ihnen ebenfalls auf einem bewachten Parkplatz die ganze Reisetasche mit Kreditkarten und Reisepässen aus dem Auto geklaut wurde.

Noch vor ein paar Stunden waren wir im Shopping Center hier in Windhoek einkaufen. Aus dem Lautsprecher wurden die Kunden vor Handtaschen Dieben gewarnt, die ihr Unwesen treiben.
Plötzlich ein Gekreische!
Ein Schwarzer flitzt neben mir vorbei und dahinter ruft eine ältere Frau: "Haltet den Dieb, er hat meinen Geldbeutel geklaut". Die Leute von der Securitas spurten dem Schwarzen hinter her, quer durch die Mall.
Hier in Afrika, wo der Wohlstand unmittelbar auf die Armut trifft, ist das soziale Gefälle am sichtbarsten. Läden mit Rolex Uhren, sowie Gucci Handtaschen und vor dem Schaufenster ein paar Schwarze die genau wissen, so was kann ich mir nie im Leben leisten. Natürlich ist jeder Diebstahl falsch und muss geahndet werden. Doch wie würden wir reagieren, wenn wir an ihrer Stelle wären ohne jegliche Perspektive? Nicht wissend, wie man den nächsten Tag über die Runden bringen kann?

Bei so einem Hintergrund ist es kaum zu glauben, dass uns noch nie was gestohlen wurde. Noch nie wurden wir ernsthaft bedroht. Was für ein Privileg. In wenigen Tagen können wir in das Flugzeug steigen und die Armut einfach hinter uns lassen. Natürlich haben auch wir in Europa unsere Probleme. Vermehrte Kriminalität, Flüchtlingswelle usw, doch meistens klagen wir auf einem hohen Niveau im Verhältnis zu diesen Ländern.

Darum, geniesst jede Minute eures Lebens, denn man weiss nie, was als nächstes passiert.

Auf jeden Fall, wir freuen uns auf die Schweiz und es wäre toll, wenn wir einige von euch auf unserem Heimaturlaub treffen könnten.

Ruth und Walter

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