20 Sudan

Reisebericht 44 / Metema (Grenze zum Sudan) - Suakin ( Fähre nach Saudi Arabien) / 01. 02. 2019 - 12. 02. 2019

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 122'400 km (Total 251'000 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Metema, Gedaref, Khartoum, Meroe - Royal City, Atbara, Suakin

Im Land der schwarzen Pharaonen

Die äthiopische Grenze passieren wir ohne Probleme. Unser Formular, auf welchem die eingeführten elektronischen Geräte verzeichnet sind, wird kontrolliert, der Pass aus gestempelt und das Carnet unterschrieben und schon sind wir auf sudanesischem Grund und Boden. Hier läuft alles noch ein wenig langsamer.
Die Sudanesen, wie auch die meisten anderen Araber, haben eine andere Auffassung von Zeit als wir Europäer. Sie sagen sich: "Als Allah die Zeit schuf, schuf er sie reichlich."
Nicht immer einfach, wenn man in einem drückend heissen Büro sitzt von 44 Grad, der zuständige Beamte gelangweilt in den flimmernden Fernseher guckt und keine Anstalten macht, unsere Papiere zu bearbeiten.
Immer wieder fragen wir nach, was denn los sei, warum es nicht weiter geht? "Nur 5 Minuten", ist seine lapidare Antwort und dies im regelmässigem Rhythmus, wie aus einem hängen gebliebenen Tonträger.
Grundsätzlich ist es allgemein sinnvoll, immer die Ruhe zu bewahren. Eile, Ungeduld oder gar Zorn führen zu nichts, höchstens zu Unverständnis und dazu, dass man "sein Gesicht verliert".
Doch nach über zwei Stunden in diesem Brutkasten flippt Ruth aus und schreit den Zollbeamten an. "Was ist den eigentlich los? Hol jetzt endlich deinen Boss, wir sind überdrüssig auch noch eine einzige Minute länger in diesem Büro zu warten."

Eigentlich ist alles mit den Zollpapieren erledigt und es braucht nur noch eine Unterschrift vom Chef auf das Carnet. Doch dieser lässt sich einfach nicht blicken. Endlich bequemt sich der Beamte aufzustehen und wir gehen zusammen zum Haus vom big Boss. Wir klopfen, treten ein und treffen den Oberbeamten laut schnarchend auf seinem Bett an.
Sofort wacht er auf und entschuldigt sich, er sei zum Gebet in der Moschee gewesen und anschliessend zu einem kleinen Nickerchen nach Hause gegangen. Noch auf dem Bett sitzend gibt er seine Unterschrift auf das Carnet und wir ziehen von dannen. Endlich können wir weiter.

Langsamer Anschluss an die Neuzeit

Auf dem Weg in den Norden fahren wir an armseligen Baracken vorbei. Nur notdürftig zusammengehalten mit Stauden, Plastikresten und Wellblech. Kaum zu übersehen ist der Abfall. Er türmt sich neben den Siedlungen, am Strassenrand, hängt in den Zäunen und brennt qualmend, in den Augen beissend, neben den Hütten.
Wieso können die Afrikaner den Abfall nicht einfach vergraben? Gibt es keine Güsel-Abfuhr? Wieso macht es ihnen nichts aus, direkt in einer Abfallhalde zu leben, zu essen, zu schlafen? Fragen über Fragen. Äthiopien war wesentlich sauberer als sein nördlicher Nachbar, doch das Phänomen des Abfalls ist ein ganz einheitliches, afrikanisches Problem, das wir nur schwer, wenn überhaupt, verstehen können.

Dieselknappheit

Trotzdem versucht der Sudan abseits der Massen langsam den Anschluss an das internationale Tourismusgeschäft zu finden. Und tatsächlich hat das flächenmässig grösste Land Afrikas nicht nur für Abenteurer, sondern auch für den kulturell Interessierten ein paar Highlights zu bieten. So brauchen die Pyramiden des Sudans den Vergleich mit denen des nördlichen Nachbars Ägypten nicht zu scheuen. Und trotzdem werden diese Sehenswürdigkeiten bislang nur von einigen wenigen Globetrottern wahrgenommen. Der einzig wirkliche Hauch von Tourismus umweht das Land in Form der Tauchtouristen am roten Meer, bei denen es sich herum gesprochen hat, welche phantastischen Schätze der Sudan auch unter Wasser zu bieten hat.
Im Vergleich zu den Horden von Tauchern, die sich Jahr für Jahr an den Riffen Ägyptens drängen, ist diese Besucherzahl jedoch verschwindend gering.

Wir fahren entlang von verwaisten Tankstellen. Auf unsere Fragen, ob sie Diesel hätten, antworten sie mit einer abweisenden Handbewegung. Obwohl der Sudan ein Erdöl reiches Land ist, besteht schon seit Monaten eine akute Benzin und Diesel Knappheit. Dass eine Tankstelle Treibstoff hat, sieht man an der Kilometerlangen Warteschlange von Fahrzeugen aller Art. Eigentlich müsste man sich hinten anstellen, was eine Wartezeit von bis zu einem halben Tag heisst, doch wir fahren einfach an die Zapfsäule und fragen: "Do you have Diesel?"

"Natürlich", meint der nette Tankwart, "stellt euch gleich an die Spitze der Schlange. Ihr seit Touristen und die wollen wir gut behandeln."
Die Sudanesen sind ein nettes Volk. Dies spüren wir immer wieder auf unserer Reise.
Das einzige Negative ist, wir haben 9 Uhr und somit Frühstücks-Zeit. Vor die Zapfsäulen werden Eisenstäbe gelegt und die ganze Tankstellen Belegschaft zieht sich ins Häuschen zurück, wo "Ful" gegessen wird. Ful ist das am weitesten verbreitete Gericht im Sudan. Es besteht aus Favabohnen, die zu einem dicken Brei eingekocht werden. Dieser wird mit einem dünnen Fladenbrot "gedippt" und so mit den Händen gegessen.
Gemeinsam wird dieser von den Mitarbeitern aus einer grossen Schüssel gegessen. Ich werde aufgefordert, mich zu ihnen zu setzen und an ihrem Essen teilzunehmen. Gewiss, es schmeckt nicht schlecht, aber ich bevorzuge doch ein europäisches Frühstück.

Diese ganze Frückstücks-Zeremonie dauert mindestens eine halbe Stunde und in dieser Zeit geht überhaupt nichts. Dabei darf man nicht vergessen, im Hintergrund steht immer noch diese gewaltige Kolonne mit hunderten von Fahrzeugen. Keiner regt sich auf. Manche machen ein Nickerchen in ihrem Auto, andere schlendern umher und die meisten palavern angeregt mit ihren ebenfalls anstehenden Leidensgenossen. Das ist Afrika.

In Wad Medani überqueren wir den blauen Nil. In einem kleinen Shop kaufen wir drei grosse Flaschen Trinkwasser à je 18 Liter und füllen damit unseren Wassertank. Das Wasser hier an den öffentlichen Wasserhähnen ist mit Schmutz Partikeln besetzt und wenn wir dieses auffüllen, wäre in Kürze unser Wasserfilter verstopft. Der nette Ladenbesitzer lässt es sich nicht nehmen, gleich persönlich das Trinkwasser in unseren Tank umzuleeren.

Plötzlich ertönt ein schrilles Geräusch im Fahrerhaus. Unser Reifen Kontrollgerät zeigt an, dass der hintere Reifen einen Druckabfall hat. Ich halte an und sehe, das hintere Ventil ist spröde geworden und verliert Luft.
Ich ziehe das Ersatzrad auf und wir fahren zu einer Flick-Werkstatt. Sofort wir das Rad untersucht und ein neues Ventil eingesetzt. Ich kaufe noch eine Cola und bezahle die Rechnung von insgesamt 80 sudanesischen Pfund, das sind umgerechnet 1,30 sFr. inklusive der Reparatur. Sudan ist ungeheuer billig.

In Khartum stellen wir uns auf den Parkplatz des "Blue Nil Sailing Club". Hier treffen sich die Afrika Fahrer. Dan, der junge Mann aus Alaska steht mit seinem Jeep schon hier und langsam trudeln auch unsere Freunde aus der Schweiz ein, Peter und Patrizia, anschliessend kommen noch die Australier Antony und Ruth und einen Tag später Conny und Thomi mit ihrem MAN Reisemobil. Die Stühle werden zusammengeschoben und es wird gequatscht.

Unser wichtigstes Anliegen in Khartum ist die Beschaffung des Saudi Arabien Visa. Von Norden her kommen schon seit einigen Jahren ein fast unmögliches Unterfangen. Die Saudis sind in der Vergabe von Visas sehr zurückhaltend. Natürlich sind wir aufgeregt, als wir uns zur saudischen Botschaft begeben. Sollten wir das Visum nicht erhalten, würden wir quer durch Ägypten fahren und unseren Suri von Alexandria aus zum europäischen Festland verschiffen. Doch diese Option ist nur zweitrangig.

Somit ziehen wir unsere besten Kleider an und begeben uns hoffnungsvoll zur saudischen Botschaft. Während der langen Wartezeit im gekühlten Vorraum der Botschaft geht uns so alles mögliche durch den Kopf. Ist nicht erst kürzlich der saudische Journalist Khashoggi im Konsulat von Istanbul getötet worden? Könnte dies nicht auch hier geschehen?

Das Aufrufen unseres Namens weckt uns aus unseren Tagträumen. Der Konsul ist bereit uns zu Empfangen. Er verwickelt uns in ein kurzes Gespräch wo er wissen will, warum wir nach Saudi Arabien wollen und was unsere Pläne sind. Darauf verschwindet er mit unseren Pässen, Kopien und dem Carnet de Passage in den hinteren Räumen. Kurz darauf gibt er uns alles zurück zusammen mit einem kleine Zettel auf arabisch. Mit diesem gehen wir zu Waleed, der in seinem Büro auf arabisch die ganzen Antragsformulare ausstellt. Dieses selber auszufüllen - no way!
Anschliessend begeben wir uns erneut mit all den Formularen in die Botschaft, geben alles ab und warten. Wenig später erhalten wir die Pässe zurück mit dem begehrten saudischen 3-tages Transitvisa. Wir sind überglücklich, obwohl das heisst, dass wir in drei Tagen die 1500 km quer durchs Land überbrücken müssen. Kein einfaches unterfangen.

Im Büro nebenan organisieren wir noch die Überfahrt von Suakin, dem Fährhafen neben Port Sudan und Jeddah, das bei Mekka in Saudi Arabien liegt. In einem halben Tag haben wir somit alles erledigt, das Visa sowohl die Überfahrt nach Saudi Arabien. Dies ist wahrscheinlich ein Rekord unter den Overlandern. Wir haben von tagelangen Wartezeiten und grossen Entäuschungen gehört, von solchen, die ohne Grund kein Visum bekommen haben.

"Mit etwas Glück werden wir in einigen Monaten eine neue Regierung haben", sagt Achmed, Stellvertretender Geschäftsführer des Fruchtstandes, wo wir jeden Tag mehrere frisch gepresste Mango/Grapefruit Säfte bestellen und immer ein wenig mit ihm plaudern.
Er meint ganz offen und ohne jegliche Hemmungen: "Die ganze Regierung ist schlecht. Seit dem Militärputsch von 1989 beherrscht Omar al-Baschir diktatorisch den Sudan. Eigentlich sollte eine Regierung für das Volk da sein, doch diese arbeitet gegen uns. Als Präsident Donald Trump im vergangenen Herbst die Sanktionen aufgehoben hat, war es hier in der Hauptstadt Khartum so, als sei ein Fenster zu Welt geöffnet worden, durch das wieder die Luft zum Atmen kam. Es gab somit die Hoffnung auf Wandel und Handel, doch es kam nichts.
Für uns Sudanesen hat sich bisher wenig verändert, vieles wurde sogar schlechter. Es fahren kaum Züge, die Währung verfällt und das Brot wird immer teurer. Immer wieder demonstrieren Tausende gegen das teure Leben, die Regierung antwortet mit Tränengas und verhaftet Oppositionelle. Es war auf beiden Seiten nicht das Ergebnis, das man sich von der Aufhebung der Sanktionen erhofft hatte."

Achmed sagt weiter: "Es gibt riesige Flächen am Nil, auf denen man Soja und Tierfutter anbauen könnte für die Grossverbraucher auf der arabischen Halbinsel. Die Golfstaaten sind gerade dabei, sich eine eigene Viewirtschaft aufzubauen. Ihnen fehlt aber das Gras, das Futter für die Tiere. Für den Sudan somit eine grosse Chance."
Und tatsächlich, auf unserer weiteren Reise Richtung Meer sehen wir immer wieder grosse Laster mit Heu- und Strohballen beladen, die wahrscheinlich für den arabischen Markt bestimmt sind.

Die Wiege der Zivilisation

Genüsslich schlürfen wir unseren heissen Tee in einer kleinen Raststätte inmitten der nubischen Wüste. Nur eine Tagesreise sind wir von der Hauptstadt Khartum entfernt und doch fühlen wir uns zurückversetzt in eine längst vergangene Zeit. Hauptverkehrsmittel ist auch hier der Esel und der Begriff Zeit hat noch eine ganz andere Dimension. Zeit hat man einfach und der Begriff Hektik ist ganz und gar unbekannt. Wozu auch, die Natur geht sowieso ihren Gang. Der schmale Vegetationsstreifen entlang des Nils bringt seit Jahrtausenden genug Ertrag für alle und für genügend Wasser sorgen die pünktlichen jährlichen Hochfluten des Nils.
Die Strasse nordwärts führt uns mal entlang des fruchtbaren Nilufers, dann wieder durch das Niemandsland der nubischen Wüste. Immer häufiger säumen ausgebleichte Kamelgerippe wie Mumien unseren Weg.

Ist der Sudan überhaupt ein Reiseland? Diese Frage ist durchaus berechtigt, erreichen uns aus dem Süden des Landes und aus Darfur im Westen doch immer wieder besorgniserregende Meldungen.
Nach einem blutigen Bürgerkrieg hat sich Südsudan abgespaltet und der Völkermord in Darfur brachte Staatschef Omar al Baschir einen Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs ein. Seitdem sind al Baschirs Auslandsreisen sorgfältig geplante Termine bei Staatschefs, deren Länder die Entscheidung des Gerichtshofes nicht anerkennen. In Russland und der Türkei ist er ein gerngesehener Gast, doch international hat er den Sudan weitgehend isoliert.
Doch hier leben die Nilbauern seit hunderten von Jahren friedlich zusammen und freuen sich über jeden Besucher, der ein wenig Geld in ihre Kassen bringt.

Wir biegen von der Hauptstrasse ab ins Niemandsland und folgen den wenigen Reifenspuren in die Wüste. Vor uns liegt Meroe und das Abendlicht badet die Pyramiden in ein mildes Wüsten-braun, aus dem die hellen, abgehackten Spitzen hervorstechen. Wir parken vor einem einsamen Haus und bezahlen den kleinen Eintrittspreis. Die Wächter freuen sich über Besuch, denn Touristen sind hier selten.
Kaum sind wir in der Anlage, kommen ein paar Beduinen auf Dromedaren angeritten und Ruth entscheidet sich, die Anlage auf dem Rücken eines der Tiere zu erkunden. Während ich durch den feinsandigen Dünenkamm hinauf stapfe, reitet meine Frau genüsslich über den rötlichen Sand, der die Pyramiden umfliesst.

Archäologen sehen heute in Meroe eine Wiege der Zivilisation. Lange bevor das alte Ägypten erblühte, entstanden in Nubien die ersten Hochkulturen. Im Königreich von Kusch keimten die afrikanischen Wurzeln der ägyptischen Kultur. Den stolzen Ägyptern war diese Vergangenheit nicht ganz geheuer. Offenbar schwelten zwischen den Völkern lange Jahre Konflikte, die meistens zugunsten der Ägypter ausgingen.
Diese Konflikte sind uns im Moment egal. Fasziniert erkunden wir in einer schon fast intimen Atmosphäre den Ort mit seinen vielen grossen und kleinen Pyramiden, die im Vergleich zu ihren ägyptischen Kollegen aussergewöhnlich steil sind.
Obwohl der Sand unaufhörlich an den Kulturdenkmälern schleift, sind die restaurierten Inschriften und Gravuren in einem guten Zustand.
Als wir aus der Anlage hinaus treten, zeigen uns die Beduinen geschnitzte Holzschalen und Krummdolche, die sie gerne verkaufen möchten. Schweren Herzens verzichten wir auf derartige Souvenirs, denn wir sind schon ohne diese Sachen heillos überladen.

Als Übernachtungsplatz suchen wir abseits des Pyramidenfeldes ein ruhiges Fleckchen und als es langsam einnachtet, spuken die Grabkammern von Meroe noch lange in unseren Köpfen.

Die weitere Fahrt Richtung Meer ist ein schnurgerades Asphaltband inmitten der Wüste, ein schwarzer Strich im rötlichen Sand. Der Blick findet keinen Halt, er verliert sich in der Leere der Wüste. Lebendig ist nur der Seitenstreifen. Links und rechts der Strasse liegen abgeschälte Reifenprofile wie aufgerollte Holzwürmer, deren Stahlgeflecht in der heissen Wüstensonne verglühen. All die Lastwagen, die zwischen dem Hafen Port Sudan am Roten Meer und der Raffinerie in der Nähe der Hauptstadt pendeln, fahren so lange, bis sich die Reifen ablösen und sie dadurch eines natürlichen Todes sterben.

Am 10. Tag unserer Sudanreise erreichen wir die Hafenstadt Sawakin. Sie war vom 15. bis zum 19. Jahrhundert der wichtigste Hafen an der afrikanischen Küste des Roten Meeres. Hier versammeln sie die Mekka Pilger von halb Nord-Afrika um sich nach Jeddah verschiffen zu lassen und danach weiter nach Mekka zu fahren.
Wir sind die einzigen Weissen am Hafen. Es dominieren dunkelhäutige Männer mit weissen "Jalabiyas" und die Frauen tragen den traditionellen schwarzen Umhang, den „Abaya“.
Auf dem Fährbüro lassen wir unsere Tickets nach Saudi Arabien bestätigen und können auch gleich den Abfahrtstermin auf morgen vorverlegen.
Sawakin ist keine Gegend, wo man länger als unbedingt verweilen möchte.
Nach einer ruhigen Nacht an der Hafenmole fahren wir um 12 Uhr Mittag zum Fähranleger. Niemand spricht Englisch und niemand kann uns sagen, wie es hier weitergeht. Endlich finden wir jemand, der uns zu den verschiedenen Büros begleitet. Hier eine Kopie, da ein Stempel, der muss noch unterschreiben und nach drei Stunden haben wir alle Papiere für die Überfahrt beisammen. Jetzt heisst es erstmals warten.
Um 22 Uhr können wir endlich in den Bauch der Fähre fahren. Auf den verschiedenen Decks herrscht ein Gedränge wie auf dem Jahrmarkt. Überall liegen die Pilger verstreut auf dem Boden. Man kann keinen Schritt tun, ohne über einen schnarchenden, essenden Sudanesi zu stolpern. Unter diesen Umständen nehmen wir eine Kabine, was sich im Nachhinein als völlig richtig erweist.
18 Stunden später erreichen wir den Hafen von Dscheddah. Wolkenkratzer stechen bis weit in den Himmel hinein, mehrere Autobahnen sind übereinander gebaut und alles sieht so aufgeräumt und sauber aus. Welch ein Gegensatz, welch ein Kulturschock zum Sudan.

Ende 2015 haben wir von Mumbai, Indien, unseren Suri nach Durban, Südafrika verschifft. Und nun, über 3 Jahre später verlassen wir den afrikanischen Kontinent.
Es waren drei Jahre voller Hochs und Tiefs. Eine Flut von exotischen Eindrücken, wunderbaren Erlebnissen, netten Bekanntschaften und teilweise eine Konfrontation mit einer Armut, die einem unter die Haut geht.
Jeder von uns kann sich glücklich schätzen, nicht ins Tiefste Afrika hinein geboren zu sein. Wir im Westen haben das Paradies auf Erden, auch wenn es nicht immer so scheint.

Mit diesen Gedanken verlassen wir das Schiff und setzen erstmals auf unserer Reise arabischen Boden unter die Füsse.

Wir wünschen euch weiterhin eine schöne Winterzeit mit viel Schnee. Geniesst es wann immer ihr könnt.

Eure Reisenomaden

Ruth und Walter

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