16 Tansania / Ruanda
Reisebericht 37 / Arusha - Ruhengeri (Grenze nach Uganda) / 31. 10. 2018 - 20. 11.2018
Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 113'500 km (Total 242'100 km incl. Panamericana)
Reiseroute: Arusha, Singida, Kahama, Lusahunga, Rusumu (Grenze zu Ruanda), Kayonza, Kigali, Huye, Nyungwe National Park, Gasayo, Kibuye, Gisenyi, Ruhengeri, Kisoro
Zurück in Afrika
Der längste Heimaturlaub unserer Reise ist zu Ende gegangen. 5 Monate waren wir zu Hause und genossen die Annehmlichkeiten der zivilisierten Welt.
Nun sind wir zurück und sind gespannt, was uns die Weiterreise bringen wird. Das Langzeitreisen ist nicht immer ein "Zuckerschlecken". Oft ist es ermüdend, frustrierend und es gibt Zeiten, in denen man einfach genug hat von den bürokratischen Hürden, die einem in den Weg gelegt werden, oder die "give me" Mentalität der Einheimischen.
Manchmal kann das monatelange Reisen sehr frustrierend sein, eine sichere Übernachtung zu finden, waschen, kochen, reparieren, der Alltag eben.
Doch der weitaus grösste Teil einer Langzeitreise besteht aus grossartigen Momenten, in denen man durch traumhaft exotische Landschaften fährt, interessante Menschen kennen lernt und einfach das "Zeit haben" geniesst, das neben der Gesundheit eines der wertvollsten Güter auf solch einer Reise ist.
Am Flughafen von Arusha holt uns Jakob, der Taxifahrer, wie vereinbart ab und wir fahren durch den wilden Verkehr der Safari Metropole zurück zum Suri, den wir bei Manfred eingestellt haben. Wir öffnen das Garagentor und erblicken unseren verstaubten Gefährten der uns weiter und hoffentlich sicher über Stock und Stein bringen wird.
Der zweite Eindruck ist doch etwas ernüchternder. Beim Anlassen hören wir nur ein leises knistern, statt das vertraute Geräusch des brummenden Anlassers. Die Batterie muss ersetzt werden. Besser hier als im Busch weit ab jeglicher Zivilisation.
Am nächsten Morgen, beim gemeinsamen Frühstück mit Maria und Manfred, erzählen sie uns ein wenig über sich und das Land.
"Es hat sich in letzter Zeit doch viel verändert", meint Maria. "Der tansanische Präsident hat einen schärferen Ton gegenüber der Familienplanung und dessen ausländischen Organisationen eingeschlagen. Er meint, Tansanier, vermehret euch! Nur ein fauler Mann hätte wenig Kinder und gleichzeitig liess er ausländische Organisationen, die sich für Aufklärungs- und Familienplanung einsetzen schliessen und die Mitarbeiter mussten das Land verlassen."
Bei Gesprächen mit weissen Farmern hören wir ähnliches. Die Steuern werden von Jahr zu Jahr erhöht. Bretterbuden von neu erbauten Slums werden bis an die Grenzen von weissen Rinderfarmen errichtet. Dass dadurch der Diebstahl von Vieh zunimmt ist kein Wunder. Viele wollen nur noch weg. Kein gutes Zeichen!
Drei Tage später, die Vorräte sind aufgefüllt, fahre ich unseren Suri mit der Anmut eines Bulldozers erneut in den chaotischen, afrikanischen Verkehrsfluss. Noch sind die auf Hochglanz polierten Safarifahrzeuge, mit ihren ausländischen, in Kaki Hemden gestylten Passagieren allgegenwärtig. Ein riesiger Kontrast zu der meist ärmlichen Bevölkerung, den Strassenkindern und Obdachlosen, die in der Stadt auf ein besseres Leben gehofft haben und nun am unteren Ende der sozialen Leiter ein erbärmliches Dasein fristen.
Der Anblick dieser Ungerechtigkeit macht einen oftmals richtig wütend. Beim Austeilen der Karten haben manche Menschen, oder soll man sagen manche Länder, einfach ein zu schwieriges Blatt erhalten.
Im Land der tausend Hügel
Wir fahren durch endlos erscheinende Busch-Savannen, mit einer Portion guter Nerven und hoffentlich viel Gelassenheit im Rucksack in nordwestlicher Richtung Ruanda entgegen. Ich achte auf den Verkehr, schaue dass wir keine Kühe oder Ziegen überfahren und Ruth liest währenddessen im Reiseführer über dieses kleine Land, eingeklemmt zwischen Tansania, Kenia, Sudan, dem Kongo und Burundi.
Ruanda soll ein sauberes Land mit netten Menschen sein und der Gebrauch von Plastikbeuteln ist verboten.
Doch über allem Lastet die verheerenden Auswirkungen der Geschehnisse von 1994.
Was ist geschehen?
1890 wird beschlossen, dass Ruanda eine deutsche Kolonie wird und später, nach dem ersten Weltkrieg geht es in den Besitz von Belgien über. Ruanda war damals ein friedliches Königreich und da es keine Bodenschätze hat wie im benachbarten Kongo, brachen keine Kriege oder Stammesfehden aus.
Alle Einwohner waren sogenannte "Banjaruanda" und diese bestanden aus zwei Berufsgruppen den Tutsi, sie waren Rinderhirten und besassen das Weideland und den Hutu, den Ackerbauern.
Die Hutus und die Tutsis waren keine verschiedenen Stämme sondern es war nur eine Berufsbezeichnung. Das Fass ins rollen brachten die Belgier, als sie die Berufsbezeichnung in die Pässe ein stempeln liessen. Es ist als würde in einem Schweizer Pass stehen, Herr Müller Alfred, Architekt oder Frau Meier Susanne, Putzfrau. Dadurch schufen die Belgier aus einem Volk zwei Rassen.
Die immer reicher werdenden Tutsis wurden von der Kolonialregierung gefördert bis sie schliesslich selber die Unabhängigkeit forderten. Da machten die Belgier eine Kehrtwende, entliessen die Tutsis und setzten stattdessen die Hutus an die Macht. Ihrer Macht bewusst verjagten die Hutus 1962 die Belgier aus dem Land und setzten eine Hutu Regierung ein unter dem ersten Präsidenten Kayibanda. Doch das Misstrauen und die Missgunst zwischen diesen zwei "Berufsgruppen" wurde immer ausgeprägter.
Die Explosion des Hasses fand am 6. April 1994 statt, als das Flugzeug des Präsidenten beim Landeanflug auf Kigali abgeschossen und der Präsident dabei getötet wurde. Die Schuld wurde den Tutsi in die Schuhe geschoben, obwohl nie geklärt wurde, wer wirklich veranwortlich war. Dies war der Startschuss für die im Geheimen mit langer Hand geplante Ausrottung der Tutsi. Wurde bei einer Strassenkontrolle den Namen "Tutsi" im Pass entdeckt war das sein Todesurteil. Die Tutsis konnten weder auf die Strasse noch waren sie in ihren Häusern sicher. Mit Knüppeln, Pistolen und Macheten ausgestattet zogen ganze Trupps hasserfüllt von Dorf zu Dorf, Hütte zu Hütte und erschlugen oder zerhackten ihre bis dahin in Eintracht zusammenlebenden Nachbarn. Ein Pfarrer lockte 5000 Frauen und Kinder in seine Kirche und versprach ihnen Schutz um sie kurze Zeit später an die Hutus zu verraten mit den Worten: "Kommt schnell, hier gibt es Arbeit".
In den folgenden Monaten verloren bis zu einer Million Menschen, vor allem Tutsis, ihr Leben. Die Massaker gelten als grösstes Genozid der jüngeren Geschichte und das schlimmste war, die internationale Staatengemeinschaft schaute nur tatenlos zu. Der Einmarsch, der von den Tutsis gegründeten Armee RPF unter Paul Kagame, konnte allmählich das Morden stoppen. Millionen von Menschen, viele mit Blut an den Händen, flohen in die Nachbarländer, vor allem in den Kongo, nachdem immer klarer wurde, dass die Hauptstadt in die Hände von Paul Kagame fallen würde. Seit dem Jahre 2000 ist Kagame nun offiziell Staatspräsident.
Dies und noch viel mehr lesen wir während der Fahrt, als wir uns langsam dem Land der tausend Hügel nähern. Wir sind gespannt, wie sich Ruanda seit dieser Zeit verändert hat, wie die Leute miteinander umgehen und ob wir noch auf Zeugnisse der Vergangenheit stossen werden.
Mit gemischten Gefühlen nähern wir uns der Grenze, was wird uns hier wohl erwarten?
Ohne Probleme stempeln wir das Carnet aus, der tansanische Beamte knallt den Ausreisestempel in unsere Pässe und im Schalter nebenan empfängt uns schon der ruandische Uniformierte. Gut haben wir schon im Vorfeld ein Ostafrikanisches Visum beantragt. In diesem sind die Länder Ruanda, Uganda und Kenia beinhaltet. Das erleichtert doch vieles, muss man doch weniger in afrikanischen Botschaften die Klinke drücken und lange Wartezeiten in staubigen Hauptstädten in Kauf nehmen. Das einzig schwierige ist, in Ruanda fährt man wieder rechts und dies nach fast einem Jahr links Verkehr in Afrika.
Sofort fällt uns auf, das Land ist sauber, viel sauberer als die meisten von uns bereisten Länder in Afrika. Es wimmelt nur so von Menschen. Überall wird gearbeitet, die Felder bestellt, Saat ausgetragen, Gemüse geerntet und tonnenweise Bananen auf wackligen Fahrrädern transportiert. Sahen wir in andern afrikanischen Ländern vor allem Frauen auf den Feldern arbeiten, sind hier in Ruanda ebenso viele Männer mit Spitzhacke bewaffnet auf dem Acker anzutreffen.
Es ist das Ergebnis sogenannter Landwirtschaft's Cooperativen. Von oberster Stelle kommt die Direktive, Feldarbeit ist keine ausschliessliche Frauenarbeit, sondern da müssen beide Geschlechter ihren Beitrag dazu leisten.
Die Geschlechtergerechtigkeit setzt sich auch im Parlament fort. Die Verfassung schreibt vor, dass in beiden Kammern mindestens 30% der Abgeordneten weiblich sein müssen. Mit derzeit 56% hat die ruandische Volksvertretung den höchsten Frauenanteil weltweit.
Den ersten Übernachtungsplatz finden wir im "Urugo Womens Opportunity Center". Hier bekommen Frauen eine Ausbildung im Schneidern von Kleidern, in der Herstellung von kleinen Souvenirs und der Produktion von Joghurt, welches wir mit Begeisterung konsumieren. Wir stellen uns auf die Wiese hinter den Bungalows und gönnen uns erst mals zwei Tage Pause, um uns an das neue Land zu gewöhnen. Im Restaurant gibt es einen vorzüglichen Café und auch das Essen ist zu empfehlen.
Auf tadellosem Asphalt rollen wir weiter in die Hauptstadt Kigali, doch Ruanda ist kein Land, in dem man pro Tag viele Kilometer zurücklegt. Es geht immer Hügel rauf und Hügel runter und einer nicht enden wollenden Ansammlung von kleinen Dörfern. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt höchstens 50 kmh. Die Kinder, und von denen gibt es reichlich, winken freundlich und lassen dabei ihr weisses Gebiss aufblitzen. Das kleine Land verzeichnet wie viele seiner Nachbarn ein unkontrolliertes Bevölkerungswachstum. Auf eine Frau kommen durchschnittlich 5 Kinder. Denn Kinder stehen in Afrika für Wohlstand und finanzielle Absicherung im Alter. Dass die hohe Geburtenrate die begrenzten Ressourcen im Übermaas beanspruchen, bedenkt hier niemand.
Bei Armin Weikl, einem ausgewandertem Österreicher, bleiben wir für zwei Nächte auf seinem Grundstück stehen. Er betreibt hier eine Autogarage mitten in der Stadt. Hat irgendjemand ein Problem mit seinem Fahrzeug oder braucht Rat im technischen Bereich, dies ist der Ort!
Seit Monaten nimmt der Gasdruck unseres Herdes mit den zwei Kochfeldern immer mehr ab. Wahrscheinlich sind nur die Düsen verstopft aber dazu müsste man den Brenner auseinandernehmen. Einfacher gesagt als getan. Es braucht dazu einen sogenannten Torx Schraubenzieher in extrem kleiner Grösse und dieser ist in Afrika nirgends aufzutreiben. So müssen wir die Schrauben des Gasherdes aufbohren und neue Gewinde eindrehen. Nach der Reinigung der Düsen funktioniert alles wieder einwandfrei und Ruth macht vor lauter Freude Luftsprünge bis an die Decke.
Am nächsten Tag muss noch der defekte Wasserhahn ausgewechselt werden. Nach Konsultation von diversen kleinen Sanitär Shops in der Innenstadt von Kigali werden wir fündig und der alte wird an Ort und Stelle ausgebaut und ersetzt. Man sieht, auf einer Langzeitreise gibt es immer was zu tun und wenn man denkt man hat jetzt Ruhe, kommt das Nächste.
Obwohl wir uns schon vertieft in die tragische Geschichte des Landes eingelesen haben, gehen wir mit gemischten Gefühlen zum "Kigali Genocide Memorial Center". Hier im Museum wird anschaulich auf die Ereignisse von 6. April 1994 eingegangen und umfassend über die Hintergründe des Völkermordes berichtet. Teilweise braucht es Überwindung, beim Anblick der brutalen Bilder nicht einfach wegzuschauen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschliesst, wird blind für die Gegenwart.
Wir hoffen inständig, dass die Menschheit in Anbetracht dieses Völkermordes klüger wird und sich so was in Zukunft vermeiden lässt. Wie die Menschen jetzt in Ruanda miteinander umgehen, gibt uns Hoffnung, denn die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah, aber sie sind verantwortlich für das, was die Geschichte sie lehrt und sie daraus machen.
Am Abend sprechen wir noch ein wenig mit Armin über diese schreckliche Zeit.
"Wisst ihr", meint er, "als die Massenmorde begannen, war ich selber vor Ort. Ich hatte zu dieser Zeit eine Garage am gegenüberliegenden Hügel. Am zweiten Tag wusste ich, ich muss fliehen. Ich packte meine Frau und die zwei Töchter in den Van, stopfte so viel als möglich in den Kofferraum und verliess die Hauptstadt. Auf dem Weg nach Burundi lagen schon überall Leichen am Strassenrand. Nachbarn, Tage zuvor noch gute Freunde, vielen nun brutal übereinander her. Europäer und Amerikaner wurden so schnell als möglich ausgeflogen, doch die hier lebenden Tutsis hatten keine Chancen. Über eine Million verloren innert kürzester Zeit auf bestialische Weise ihr Leben. Monate später ging ich zurück nach Ruanda, doch meine Frau und die Kinder wollten zurück nach Österreich. Hier in Kigali fand ich meine Werkstatt total ausgeräumt vor. Die ganze Einrichtung, alle Werkzeuge waren verschwunden. Ich musste von Vorne anfangen, heiratete wieder und habe zwei Kinder. Ruanda ist trotz der tragischen Geschichte meine Heimat und hier möchte ich auch bleiben."
Ob wir das könnten oder wollten? Wohl eher nicht.
Heute übt sich die Tutsi Regierung in Integration. Es gibt keine Tutsis und Hutus mehr, sondern nur noch eine Rasse, und ein Volk, die Ruander. Die Politik hat den Frieden verordnet. In etlichen Mahnmalen übers Land verteilt, wird das Vorgefallene thematisiert und verarbeitet. Auf unserem Weg zum Kivu See besuchen auch wir eines dieser Mahnmale.
In einer Schule wurden über 16'000 Tutsi, vor allem Frauen und Kinder, auf hinterhältige Art, mit falschen Versprechen in die vergitterten Klassenzimmer getrieben, nur um sie anschliessend brutal umzubringen. Reihenweise Knochen und vergilbte Schädel erinnern daran. Die Regierung versucht der Welt darzulegen, wie Hutus und Tutsis nun in Frieden zusammenleben, doch wie uns Armin gesagt hat, "ein Ruander vergisst nie".
Die Wunden sind nur oberflächlich verheilt und sobald der jetzige Präsident Paul Kagame einmal nicht mehr ist, was dann geschieht, haben nicht nur wir, sondern das ganze Volk eine Heiden Angst.
Doch vorerst regiert er das Land mit harter Hand und wie uns scheint sehr erfolgreich für Afrika. Es ist eine seit Jahren stabile Regierung, um dessen Infrastruktur er von vielen seiner Nachbarn beneidet wird.
Doch ob alle seine Entscheidungen richtig sind, da spalten sich die Meinungen. Ein Beispiel:
Ab der kommenden Saison im Herbst 2018 steckt Ruanda für drei Jahre rund 34 Millionen Euro in den Premier-League Topclub FC Arsenal. Viel Geld für ein Land, in dem knapp zwei Drittel der Menschen unter der Armutsgrenze leben. Dafür wird der Slogan "Visit Rwanda", besucht Ruanda, auf dem linken Ärmel des Trikots der Spieler zu sehen sein. Die einen toben, die andern sehen es einfach als klugen Marketing-Schachzug. Seit Paul Kagame als Staatschef das Land führt ist die Armut gesunken und die politische Stabilität wurde wieder hergestellt. Doch immer noch Leben der Weltbank zufolge knapp 60 Prozent der rund 13 Millionen Menschen in extremer Armut, also von weniger als 1.60 Euro am Tag.
Gerade deswegen will Ruanda den Tourismus ankurbeln.
Doch darf ein Land, das hohe Entwicklungsgelder erhält das tun? Viele Politiker in den Geberländern sehen dies kritisch. Millionen in einen reichen Fussballclub zu pumpen, wo Ruanda doch viel Geld als Unterstützung bekomme sei ein perfektes Eigentor für die Entwicklungshilfe.
Hinzu kommt, dass Arsenal der Lieblingsclub von Paul Kagame ist. Während er seine Machtposition weiter stärkt, werden Menschenrechte und Pressefreiheit zunehmend eingeschränkt.
Doch alleine die Frage "dürfen die das", tönt ein wenig nach Neokolonialismus.
Wir fahren auf guter Asphalt Strasse ins Landesinnere Richtung Nyungwe Nationalpark. Vorbei an fruchtbaren Feldern, riesigen Teeplantagen, bis wir auf 2400 Meter, kurz vor dem Park Eingang, einen schönen Übernachtungsplatz finden.
Am nächsten Tag rollen wir gemütlich durch das dichte Grün dieses Berg- und Regenwaldsystems, wo der meiste Regen im ganzen Land fällt. Hier entspringt die Quelle des Nils. Es ist auch eine Wasserscheide. Das Wasser im westlichen Teil fliesst in den Kongo, jenes des östlichen Teils in den Nil. Der Nyungwe National Park besitzt eine der höchsten Primatendichte weltweit. Ein paar dieser seltenen Affen bekommen wir direkt neben der Strasse zu Gesicht, als wir einen Café halt einschalten. Es sind sogenannte schwarz / weisse "Mountain monkeys".
Schon von weitem erblicken wir den wunderschönen Kivu See. Er liegt eingebettet in einer herrlichen Berglandschaft, umrahmt von grünen Hügeln und saftigen Weiden. Von unserem Stellplatz aus haben wir eine tolle Sicht auf die vorgelagerte Insel, die bereits zum Kongo gehört. Hier backen wir Brot, Ruth macht einen köstlichen Kuchen und wir lassen unsere Blicke über den See schweifen.
Die weitere Strecke ist eine der schönsten Panoramastrecken Afrikas. Auf dem sogenannten Kongo Nil Trail, der Wasserscheide Ruandas, fahren wir durch eine üppige Hügellandschaft, die geprägt ist von intensiver Kulturlandschaft. Die ganze Uferlinie des Kivusees wird intensiv genutzt und immer wieder machen wir Halt und lassen die tolle Aussicht auf uns wirken. Gewiss, dies ist einer der reizvollsten Seen im Zentralafrikanischen Graben. Soweit das Auge reicht säumen Felder mit Reis, Mais, Kartoffeln, Karotten und anderes Gemüse den Weg, doch weitaus am meisten werden hier Bananen angebaut. Fruchtbare Böden und reichhaltiger Regen verhelfen den ruandischen Bauern zu üppiger Ernte.
Der nächste Übernachtungsplatz finden wir in Kibuye. Tief eingeschnittene Buchten die an unseren Vierwaldstättersee erinnern und steil aufragende Bergketten mit vorgelagerten Inseln, wahrlich, ein grandioser Blick von unserer Campsite aus (siehe unter Tipps / Stellplätze / Ruanda).
Wir stellen unseren Tisch und Stühle direkt ans steil abfallende Ufer im "wilden Afrika" und lassen die entspannte Atmosphäre auf uns wirken.
Am nächsten Tag chartern wir ein Boot samt Kapitän und fahren zur sogenannten "Bat Island" hinaus. Die kleine Insel bewohnen zehntausende von Flughunden, die wir aus nächster Nähe beobachten können. Nach einer kurzen Wanderung durch einen ursprünglichen Regenwald erreichen wir den höchsten Punkt der Insel, der uns mit einer grossartigen Aussicht über den See mit seinen kleinen Inseln bis hinüber in den Kongo belohnt.
Nur schwer können wir uns vier Tage später von unserer Wohlfühloase aufraffen und die Weiterreise antreten.
Gisenyi und seine Nachbarstadt Goma in der Demokratischen Republik Kongo, kennt man vor allem aus den Medien. Hier haben sich nach dem Genozid 1994 eine ganze Reihe von humanitären Katastrophen abgespielt. Innert weniger Stunden haben über eine Million ruandische Bürgerkriegsflüchtlinge die Grenze in den Kongo überschritten. Heute ist von diesen Kriegswirren nichts mehr zu sehen.
Auf der weiteren Reise zum Volcanos National Park durchqueren wir erneut überaus fruchtbare Felder und begegnen tausenden von Leuten am Strassenrand. Eigentlich wollten wir in dieser Gegend den Berggorillas einen Besuch abstatten, doch die horrende Summe von 1500 US$ pro Person für eine Stunde, war uns dann doch zu viel.
Hier lebte einst die amerikanische Gorillaforscherin Dian Fossey bis sie 1984 in ihrer kleinen Hütte getötet wurde. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz für den Volcanos National Park und seine Berggorillas, insbesonders die von ihr aufgebaute Wildererbekämpfung gäbe es in Ruanda heute vermutlich keine Gorillas mehr.
Entlang der imposanten Virunga Vulkane rollen wir genüsslich der ugandischen Grenze entgegen. Ganz im Gegensatz zu Tansania hat uns Ruanda, dieses kleine Land mit den netten Menschen, sehr gut gefallen.
Wären die Preise für das Gorilla Trecking und die Nationalparks nicht so astronomisch hoch, hätte es alle Voraussetzungen für einen florierenden Tourismus. Doch auch so hat es viel zu bieten, wir jedenfalls sind begeistert.