24 Türkei und Bulgarien

Reisebericht 48 / Esendere - Ruse (Grenze nach Rumänien) / 23. 04. 2019 - 14. 05. 2019

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 138'400 km (Total 267'000 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Esendere, Van, Batman Lake, Diyarbakir, Mount Nemrut, Osmaniye, Adana, Silifke, Antalya, Kas, Fethiye, Mugla, Izmir, Ayvalik, Canakkale, Abide, Edirne (Bulgarien), Plovdiv, Velingrad, Rila, Sofia, Veliko Tarnovo, Ruse

In Feindes Land

Der Grenzübertritt vom Iran in die Türkei gestattet sich als langwierig und mühselig. Einmal ist der zuständige Beamte, der unser Carnet abstempeln sollte unauffindbar und das andere Mal ist das System ausgefallen.
Auf Türkischer Seite muss Ruth den Suri verlassen und zusammen mit dem "Fussfolk" durch die Immigration, während ich das Fahrzeug durch den Zoll bringe. Zu guter Letzt steht noch die Fahrt durch die Röntgen-Anlage auf dem Programm.

Hier scannt der Zoll mit moderner Technik ganze LKW's , zudem auch unser Wohnmobil gehört, nach Rauschgift und Schmugglerzigaretten, die gerne hinter Verkleidungen und Sitzen versteckt sind.
Ich fahre den Suri in die Halle, steige aus und kurz darauf fährt der grosse rechtwinklige Röntgenarm an unserem Gefährt entlang.
Keine zwei Minuten dauert es, bis ein grosses Fahrzeug so durchleuchtet ist.
"Kein Problem, du kannst weiter fahren", meint der Zöllner, der die Röntgenanlage bedient.
So hole ich Ruth ab, die schon ungeduldig am Ausgang wartet und zusammen geht unsere Reise weiter in die Tiefe Anatoliens.

Den ersten Übernachtungsplatz finden wir an den Ufern des Van-Sees. Die teilweise über 4000 Meter hohen Gipfel sind allesamt weiss eingezuckert.
Der Van-See im Osten der Türkei ist mit einer Fläche, die siebenmal so groß ist wie der Bodensee, der größte See der Türkei. Der einstige Abfluss des Sees wurde durch den Vulkan Nemrut versperrt. Deshalb ist das Wasser stark alkalisch, d.h. reich an Soda und anderen Salzen. Eine wunderschöne Gegend die eigentlich zum verweilen einlädt.

Was die Reise jedoch trübt, sind die allgegenwärtigen schwer bewaffneten Truppen des türkischen Militärs. Das auswärtige Amt warnt vor Reisen in das Grenzgebiet der Türkei zu Syrien und dem Irak, insbesonders in die Stadt Diyarbakir, die als Kurden Hochburg gilt. Doch genau da müssen wir auf unserer Weiterreise Richtung Westen hin.
Doch vorerst versorgen wir uns im Städtchen Gevas mit dem Nötigsten. Kaum sind wir ausgestiegen, kommt ein Kurde auf uns zu und lädt uns zum Chai ein. Obwohl wir uns nicht verstehen versuchen wir mit Händen und Füssen, sowohl mit dem Übersetzer App, uns einander näher zu bringen. Diese Einladung zum Chai sollte uns speziell im Kurdengebiet in Ost-Anatolien, noch mehrmals widerfahren.
Wir haben die Kurden als ein extrem gastfreundliches Volk kennengelernt. Darum tut es in unserer Seele weh, dass dieses Volk schon seit Jahrhunderten so unterdrückt wird.
Obwohl Staatsgründer Kemal Atatürk einst den Kurden eine begrenzte Autonomie zugesichert hatte, wurde ihnen der Status einer geschützten Minderheit nie zuerkannt. Seitdem wurden kurdische Tradition, ihre Sprache und Kultur weitgehend unterdrückt.

Auf der Weiterfahrt Richtung Westen sind die Militärkontrollen allgegenwärtig. Strassensperren mit Panzern, türkisches Militär mit Schnellfeuer-Waffen, stoppen uns alle paar Kilometer.
Ob die ganze Militär Präsenz wegen den unsicheren Grenzen zu Syrien und dem Irak omnipräsent ist, oder ob die militärische Führung mehr Angst hat wegen den Kurden, ihren eigenen Leuten, ist schwer zu sagen. Wir neigen zum Zweiten.


Tief im Südosten der Türkei liegt Batman. Mit der Comic-Fledermaus hat die kleine Provinz wenig zu tun. Hier leben vornehmlich Kurden, Touristen sind eher die Seltenheit in Batman. Doch uns gefällt es hier.
Hoch über dem gleichnamigen Stausee schlagen wir unsere Zelte auf. Die einzigen Besucher in den nächsten 3 Tagen sind hunderte von Ziegen und Schafen mit ihren Hirten. Ganz in der Nähe unseres Schlafplatzes machen sie für gewöhnlich Rast, rollen einen Teppich aus, legen Oliven, Käse und Fladenbrot obenauf und entfachen das obligate Feuer für ihren Chai.
"Kommt zu uns herüber", geben sie mit Handzeichen zu verstehen, "seit unser Gast und trinkt zusammen mit uns einen Chai". Es ist die Gastfreundlichkeit der einfachen Menschen, die uns immer wieder auf Neue peinlich berührt. Wir nehmen ein kleines Gastgeschenk mit hinüber und schon plaudern wir alle wie wild drauf los. Wahrscheinlich verstehen sie ebenso wenig wie wir, doch sagt ein Lachen nicht mehr als tausend Worte?

Bei den Göttern des Nemrut Dagi

Auch von unserem Übernachtungsplatz, etwas unterhalb des Götterberges, sieht man noch die Köpfe der römischen Götter.
Es ist eine Grabstätte und ein Heiligtum: Der Berg Nemrut Dagi ist in der östlichen Provinz Adiyamani. Mannshohen Statuen und im braunen Sand verteilte Götterköpfe markieren hier den Platz an dem König Antiochos I. im ersten Jahrhundert vor Christus seine Macht demonstrierte. Nach dem Zerfall des Reiches von Alexander wurde er Herrscher über Kommagene im nördlichen Mesopotamien. Der Mythos erzählt, dass Antiochos und sein Vater einen Pakt mit den Göttern geschlossen hatten und seitdem jahrelang erfolgreich gegen die Römer kämpften.

Noch heute steht der Ort für Unverwundbarkeit - weder Wind, Wetter noch Erdbeben haben die Kultstädtte je zerstört. 1987 wurde der Ort, der auch als Antiochos I. Grabstätte diente, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

In Silifike ist wieder einmal ein Rundum Service für unseren Suri nötig. Er hat es sich verdient. Wir lassen die Stossstange schweissen, finden nach langem suchen geeignete Öl- und Dieselfilter, lassen das Öl wechseln und schmieren die beweglichen Teile ab.
Doch alles braucht seine Zeit. Als ich den Schweisser ausfindig gemacht habe und ihm mein Anliegen mit Zeichensprache erklärt habe, gibt er mir zu verstehen, ich solle doch erstmals Platz auf seinem uralten Sofa nehmen. Anschliessend nimmt er sein Handy in die Hand und beginnt wie wild zu telefonieren. Kurze Zeit später kommt ein Moped Fahrer vorbei und in einer Hand hält er einen verschlossenen Behälter. Darin ist nicht etwa eine Thermoskanne mit Chai, nein, darin stehen 2 Gläser bis zum Rande gefüllt mit feinstem Tee.
Genüsslich trinken wir jetzt unseren Chai, plaudern zusammen, soweit es ohne eine gemeinsame Sprache überhaupt geht und erst dann, mindestens eine Stunde später, geht es an die eigentliche Arbeit mit dem schweissen.
Hektik, Stress, Burnout, das sind hier Fremdwörter im eigentlichen Sinne.

Wir fahren entlang einer herrlichen Mittelmeerküste. Immer wieder gibt uns die Küstenstrasse paradiesische Einblicke in einsame Buchten, wilde Klippen und lange Sandstrände. Wir übernachten meist in Strandnähe oder lieber an Hängen mit einer hübschen Aussicht auf die umliegenden Berg- und Hügelketten. Doch wir sind nicht die Ersten, die an solchen Plätzen ihre Zelte aufgeschlagen haben. Die schönen Orte sind auch begehrte Picknick Plätze und meist total von Abfall übersät. Unbegreiflich, wie die Türken ihren ganzen Müll nach einem gemeinsamen Essen einfach liegenlassen, da es doch überall im Land Abfall Eimer und Container gibt.

Der Verkehr nimmt zu, die Hotels werden immer zahlreicher, man baut in die Höhe um Platz zu sparen, wir befinden uns im All-inklusive Antalya. Fünf Sterne, fünf Tage, vier Nächte für 271 Euro mit Flug und Transfer. Essen, bis man platzt, und so viel Bier, bis man nicht mehr laufen kann.
Wir sprechen mit einer Dame, die eine kleine Pension führt. Sie meint: "Die Deutschen wollen nicht mehr in die Türkei; das Geschäft ist eingebrochen. Sie haben Angst vorm Terror. Ihnen gefällt die politische Situation im Land nicht. Jetzt kommen statt der Westeuropäer die Russen und die Georgier. Die geben weniger Geld aus, sind unfreundlicher und sprechen keine Fremdsprachen, aber man nimmt was kommt."

Auch uns gefällt die Gegend mit den Bettenburgen-Ghettos sowie den leeren Stränden nicht besonders und somit machen wir uns schneller als geplant auf den Weg nach Westen.

Kas, eine andere Türkei

Wir befinden uns in Kas, dem Städtchen an der lykischen Küste. Hier sehen und fühlen wir eine andere Türkei als noch weiter östlich in Antalya.
Das Aquamarin und das Smaragdgrün des schimmernden Meeres. Die Pinien-Kiefergrün-Mischung der üppigen Wälder. Darüber die kargen Dreitausender des Taurusgebirges, welche immer noch mit Schnee bedeckt sind.
Wir setzen uns in eine romantische, mit Einheimischen besetzte Gartenbeiz, bestellen Fisch und lassen unseren Blick über den mit Segelbooten dicht belegten Hafen schweifen.
Kas kennt (noch) keinen Massentourismus. Kleine Pensionen, meistens Familienbetriebe direkt am Meer oder im Dorf, beherbergen die Gäste. «All inclusive» ist out.
Anschliessend schlendern wir durch die Gassen und Gässchen. Mit Gaststätten, welche (noch) mit einheimischer Küche um die Gunst der Gäste buhlen.
Wir versuchen uns vorzustellen, wie es hier einmal ausgesehen haben muss. Damals, als es noch keine Touristen gab, als Esel über die steinigen Wege trotteten und man sich mit Ouzo zuprostete.
Kas gefällt uns. Dieser Ort hat zwar keine weissen Sandstrände zu bieten, dafür steigt man über Treppenstufen direkt ins smaragdgrüne spiegelklare, meist ruhige Meer.

In Fethiye, ein paar Kilometer weiter westlich, setzen wir uns in ein Restaurants mit Meerblick. Beim Cappuccino schnappen wir ein paar Wortfetzen auf und werden das Gefühl nicht los, allein unter hunderten von Briten zu sein. In den schattigen Gassen der Altstadt herrscht das gleiche Bild. Souvenirgeschäfte, Friseure und Restaurants, alle Preise sind in Britischen Pfund angegeben.

Obwohl eigentlich noch Vor-Saison herrscht, sind Fethiye und seine benachbarte Stadt Ölüdeniz noch immer gut besucht. Hier reiht sich ein Restaurant an das nächste, eine Bar an die andere. Unterbrochen wird diese Anordnung nur gelegentlich von einem Geschäft für Strandutensilien, Flip-Flops, Gummireifen oder Bikinis. Es gibt überall English Breakfast, über die Bildschirme flackert die täglichen Übertragungen der Premiere League in einer endlos Schleife.
Ölüdeniz befindet sich in einer geografisch besonderen Lage. Schon vor 5 Jahren auf dem Weg in den Iran haben wir an dieser immer noch traumhaften Bucht halt gemacht.
Das Wasser hier ist so klar und tiefblau, dass man Ölüdeniz eigentlich nur als Ort an der Blauen Lagune kennt. Nicht zu Unrecht gehört die Lagune wohl zu den beliebtesten Fotomotiven an der türkischen Südwestküste.
Gegen Abend ziehen wir uns vom Trubel in Ölüdeniz zurück und finden auf der Anhöhe beim Hotel Montenegro einen ruhigen Übernachtungsplatz.
So denken wir jedenfalls. Es ist schon stockdunkel, als wir wie von der Tarantel gestochen aufschrecken. Ein Getöse wie auf einer Baustelle erschüttert unsern Suri. Es ist das Geschrei des Muezzin, der vom nahen Minarett, das wir vorher gar nicht gesehen haben, die Gläubigen zur Moschee ruft. Wir haben Verständnis dafür, wir befinden uns in einem moslemischen Land, aber muss das so laut sein?

Da kommen wir die Worte von unserem iranischem Freund Behrooz in den Sinn, der uns vor ein paar Wochen eindringlich warnte.
"Passt auf ihr im Westen. Wir Moslems haben die Pflicht, so steht es im Koran geschrieben, die ganze Menschheit vom Islam zu überzeugen. Das geht ganz Sachte vor sich. Wie Nadelstiche, wie kleine Injektionen werden wir eure Länder vom Islam überzeugen. Es sind kleine Geschenke, eine soziale Integration oder andere Arten von Gefälligkeiten, mit der wir euch innerlich bewegen. Seit ihr erst mal weich geklopft, ist es zu spät und der Islam mit seinen eigenen Gesetzen hat sich bei euch fest gebissen."
Wir staunten nicht schlecht. Solche Sätze hätten wir von gewissen Parteien in Europa erwartet aber nicht von einem iranischem Muslim.

Die Schlacht von Gallipoli

1915 versuchten Briten und Franzosen, sich den Weg durch die osmanischen Dardanellen freizuschießen. Der Angriff endete im Desaster. Ein kleines Schiff, die "Nusret", bereitete ihnen ein nasses Grab.
Unentdeckt von den zahlreichen britischen und französischen Kriegsschiffen versenkte die Nusret damals 26 Seeminen. Bald darauf erschütterte eine Explosion eines der Kriegsschiffe. Sie war in das Minenfeld gefahren und sank. Zuvor war bereits die französische "Bouvet" zum Opfer der Seeminen geworden. Über 600 Seeleute kamen dabei um.

Hier, an diesem historischem Ort, auf der Halbinsel Gallipoli, finden wir ein tolles Übernachtungs-Plätzli. Von den blutigen Offensiven und den zahlreichen Opfern sind nur noch Gedenktafeln vorhanden. Was geblieben ist, eine wunderbare Aussicht auf die Meerenge der Dardanellen, wo fast ununterbrochen grosse Containerschiffe einfahren.

Es sind für uns die zwei letzten Tage im ehemaligen osmanischen Reich. Zwei Wochen haben wir die Gastfreundschaft der Türken genossen. Im Gegensatz zu unserer letzten Reise vor 5 Jahren, als wir auf dem Weg Richtung China waren, besuchten wir dieses Mal fast keine kulturelle- und historische Stätten. Wir beschränkten uns auf die fantastische Berglandschaft mit seinen Seen und die ebenso grandiose Meeresküste.
Möchtet ihr etwas über die Kulturdenkmäler der Türkei lesen, klickt doch einfach auf den Reisebericht "Türkei 2014" und ihr werdet viele interessante Dinge zum Ursprung des Samichlaus, den Göreme National Park oder über das hölzerne Pferd bei Troja erfahren.
Doch nun winkt uns ein neues Land entgegen. Bulgarien, das ärmste Land der EU.

Einmal mehr sind wir gespannt, was uns dieses Land zeigen wird.

Bulgarien, das entvölkerte Land

In keinem Land der Welt sinkt die Bevölkerungszahl schneller und stärker als im EU-Land Bulgarien. Arbeitslosigkeit und Armut haben ganze Landstriche entvölkert.

Viele Bulgaren suchen ihr Glück im Ausland und lassen ihre Heimat hinter sich. Die Bevölkerungszahl ist schon dramatisch gesunken, weite Landstriche sind regelrecht verwaist. Doch neuerdings gibt es zarte Anzeichen, dass sich der Trend umkehrt. Erste Auslandsbulgaren kommen zurück, ganz bewusst und gezielt, wie uns Nick, der freundliche Besitzer des Campings Veliko Tarnovo am letzten Tag unseres Bulgarien Aufenthaltes berichtete.

Doch erstmals zum Anfang.

Der Grenzübergang geht recht flott von statten. Ausstempeln auf türkischer Seite und Kontrolle des Fahrzeuges auf bulgarischer Seite. Kein Abstempeln des Carnet, keinen Stempel in den Pass, ein klares Zeichen, wir sind in Europa.
Wir finden beim ausgewanderten Briten Matt einen einfachen, sauberen Übernachtungsplatz. Doch so sauber und aufgeräumt hat es hier nicht immer ausgesehen.
Bei unserem Spaziergang durch das kleine Dorf "Biser" sehen wir immer noch die Auswirkungen des grossen Unwetters vom Februar 2012. Dazumal haben heftige Winterstürme mit ergiebigen Regenfällen einen Staudamm zum brechen gebracht. Bei der anschließenden Flutwelle wurde das Dorf vollständig überflutet und 8 Menschen ertranken. Ein Passant spricht uns an, zeigt auf ein Haus und meint: "Da seht ihr noch den Farbunterschied beim Haus. Über 2 Meter stand hier das Wasser vor 7 Jahren. Der ältere Mann, der im Erdgeschoss schlief hatte keine Chance. Alles ging so schnell, er konnte nicht einmal fliehen und er ertrank in seinem Haus."
Betroffen stehen wir vor dem Haus. Alles sieht so friedlich aus. Der Fluss plätschert gemütlich vor sich hin, die Amseln singen sich warm für den Sonnenuntergang, ein ganz gewöhnliches Dorf im südlichen Bulgarien und so schnell kann eine Katastrophe hereinbrechen.
Wieder einmal bewahrheitet sich das Sprichwort "Zur falschen Zeit am falschen Ort".

Plovdiv, die Europäische Kulturhauptstadt 2019

Auf anraten von Matt, "ihr müsst unbedingt Plovdiv besuchen", stehen wir jetzt mitten in einer der ältesten Stadt Europas mit seiner über 8.000 Jahre alten Geschichte. Damit ist sie älter als Rom oder Athen. Es ist eine Stadt mit unterschiedlichen, geschichtlichen Epochen. Bei unserem Bummel durch die Stadt besuchen wir das von den Römern errichtete, antike Theater, sowie eine der ältesten Moscheen des Osmanische Reiches auf dem Balkan. Reich verzierte Häuser ehemals wohlhabender Händler zieren das Stadtbild. Plovdiv wirkt auf uns wie ein Freilichtmuseum.

Die kleinen, aneinander gedrängten Häuser in den engen Gassen des Viertels erinnern mit ihren bunten Fassaden ein bisschen an Paris oder Amsterdam. Liebevoll eingerichtete Cafés und Restaurants, Galerien, Modegeschäfte und kleine Krimskramsläden ziehen vor allem die Jugend an. Diese jungen Menschen, speziell die Frauen, wissen ihre Weiblichkeit elegant in Szene zu setzen. Schon lange haben wir nicht mehr eine solche Pracht an selbst gemachter Eleganz gesehen. So viele hübsche, kurzberockte Frauen mit phantastischen, gewagten Kleidern. Kreationen, die sogar in London oder Mailand auffallen würden.
Der Leser wundert sich wahrscheinlich über diese Zeilen aber man muss bedenken, dass der Schreiberling sich bis vor kurzem in streng islamischen Ländern aufhielt. Da beschränkte sich die Frauenmode auf lange, schwarze Umhänge mit ebensolchen Kopftüchern.

Das Rila Kloster, eines der schönsten Kloster überhaupt

Wir nehmen nicht den kürzesten Weg nach Sofia, nein, wir wollen in die Berge. Und hier in den Bergen befindet sich eines der ganz grossen Highlights Bulgariens, das Rila Kloster im gleichnamigen Nationalpark.

Mit vollem Namen nennt es sich Kloster des heiligen Iwan von Rila und wurde schon im 10. Jahrhundert gegründet. Es ist das grösste und bedeutendste Kloster in ganz Bulgarien.
Fasziniert von der einmaligen Architektur und den gut erhaltenen Wandmalereien schlendern wir ehrfürchtig durch die Klosteranlage.
Das orthodoxe Rila Kloster gehört übrigens zum UNESCO-Welterbe.

Heute haben wir uns ein Fitness Programm zugemutet, denn wir wollen die 7 Rila Seen erwandern. Zusammen mit einem jungen Franzosen Paar nehmen wir den Sessellift, der uns auf 2300 Meter bringt. Hier auf der Bergstation ist es schon bedeutend kühler. Der Winter hat die Hochebene noch fest im Griff und die Berge sind allesamt weiss eingepudert.
Zu Viert machen wir uns auf den Weg durch teilweise hohe Schneefelder und an blühenden Krokussen vorbei. Auf 2500 Metern angekommen haben wir eine schöne Aussicht auf die unter uns liegenden Seen. Der neben uns ist noch teilweise vereist und die oberen sind unter der dicken Schneedecke kaum auszumachen.

Die Sieben Rila-Seen sind durch kleine Bäche verbunden und der Niedrigste ist dann die Quelle des Flusses “Dzherman”. Jeder See hat seinen Namen, der sich auf seine Form bezieht. Der Augen-See, der Untere-See, der Doppel-See, der Nieren-See, jeder See nach deren Aussehen oder Lage.
Es war schlicht ein fantastischer Tag in den Bulgarischen Bergen und eigentlich erstaunlich, wie wenig man über diesen Teil Europas überhaupt weiss.

Die Königin der Bulgarischen Städte

Der Titel bezieht sich nicht auf Sofia, die Hauptstadt Bulgariens, der wir nur eine kurze Stippvisite abstatten, nein, es ist die schöne Stadt Veliko Tarnovo.
Sie ist eine der ältesten Städte des Landes, wobei ihre Geschichte auf mehr als fünf Jahrtausende zurückgeht, was archäologischen Ausgrabungen bezeugen. Sie liegt auf drei Hügeln verteilt an einem felsigen Steilufer des sich windenden Jantra Flusses.
Wir schlendern gemütlich in schmalen Strassen an traditionell errichteten Häusern entlang, die sich, so scheint es, sich gegenseitig über dem Abhang absichern. Schöne Cafés laden immer wieder zum verweilen ein.
Doch das eigentliche Prunkstück ist das auf dem Hügel errichtete Zarenschloss. Fast wie auf einer Insel über steilen Abgründen wurde die Anlage im 12. - 14. Jh. erbaut. Dicke, bis zu 10 Meter hohe Festungsmauern mit Kampftürmen umgeben den einstigen Palast des bulgarischen Zaren. Die ganze Stadt strotzt nur so von geschichtsträchtigen Bauten und wir fühlen uns wie um mehrere hundert Jahre zurück versetzt.

Zwei Tage später verlassen wir Bulgarien. Es war nicht zu übersehen, Bulgarien ist das Armenhaus Europas und trotzdem, die Menschen sind bestrebt, ihr Land vorwärts zu bringen. Dabei gibt es gute Ansätze wie wir immer wieder gesehen haben.
Es ist ein Land mit einer interessanten Geschichte und einer Kultur zum Entdecken. Dazu hat es wunderbare Naturlandschaften und schöne Städte.

Eine Reise dorthin lohnt sich bestimmt.

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