Reisebericht 08 / Kegen (Kasachstan) - Kyakhta (Südlich von Ulan-Ude) / 23. Juni 2014 - 20. Juli 2014

Kilometerstand: 21'400km

Reiseroute: Kegen (Kasachstan), Sharyn Canyon, Almaty, Qapshaghay, Sarqan, Üsharal, Ayagöz, Sibinskie Lakes, Öskemen, Semey, (Grenze zu Russland), Rubtsovsk, Barnaul, Kemerovo, Krasnoyarsk, Irkutsk, Baikalsee, Insel Olchon, Irkutsk, Baykalsk, Ulan-Ude, Kyakhta (Grenze zur Mongolei)

In der Millionenstadt

Schon bald nach der Grenze erreichen wir den Grand-Canyon Kasachstan's, den Sharin Canyon. Natürlich kann man diese eindrückliche Schlucht nicht mit seiner Schwester in Nordamerika vergleichen, doch ist sie nicht minder beeindruckend. Wir platzieren uns für die Nacht über dem Canyon auf einem Hochplateau, von wo wir eine gute Sicht auf den darunter fliessenden Fluss haben. Zur Abkühlung, die Temperatur beträgt immer noch 38°C, nehmen wir ein erfrischendes Bad in den braunen Fluten.

Am nächsten Tag erreichen wir die Millionenstadt Almaty und betanken unseren Suri mit dem zweitbilligsten Benzin unserer Reise nach dem Iran.
Die sympathischen 55 Rappen pro Liter kommen nicht von ungefähr, sitzen die Kasachen doch auf dem weltweit viert Grössten Erdölvorkommen überhaupt. Hinzu kommen enorme Vorräte unter anderem an Kohle, Gas Silber und Gold.
Dieser Reichtum ist wahrscheinlich der einzige Grund, dass sich das Land seit dem Zusammenbruch der UDSSR und dem anschliessenden Erlangen der Unabhängigkeit von 1992, von allen zentralasiatischen Staaten am prächtigsten entwickeln konnte.
Almaty mit seinen Prunkbauten beweist, zu was Petrodollars verhelfen können.

Natürlich freuen wir uns, wieder einmal in einem nach westlichem Standart eingerichteten Shopping Center und nicht auf dem örtlichen Bazar einkaufen zu können, doch auf uns warten auch einige Aufgaben, die erledigt sein sollten.
Als 1. müssen wir eine Garage aufsuchen, denn seit Kurzem hat sich der Kompressor mit einem gurgelndem Geräusch verabschiedet. Das bewirkt, dass wir die Reifen nicht mehr aufpumpen und das hintere Differenzial nicht mehr blockieren können.
2. brauchen wir das Mongolische Visa und 3. müssen wir uns bei der Immigrations-Police noch zwingend anmelden, wollen wir bei der Ausreise nicht gebüsst werden.

Das Erste, einen neuen ARB Kompressor einsetzen, können wir relativ schnell erledigen. Das mongolische Visum ist nach der Zahlung von 80 US$ ebenfalls schnell in unseren Pässen, doch die letzte Aufgabe baucht Nerven.

Korrupte Polizei

Jeder, der sich länger als 5 Tage in Kasachstan aufhält, muss sich bei der Immigrations Polizei melden. Bei unserer Ankunft ist schon ein riesen Gedränge vor dem einzigen Schalter. Nun heisst es Anstehen, um erst einmal das Formular zu ergattern. Natürlich sind sämtliche Formulare nur in kyrillischer Schrift und nicht in lateinischen Buchstaben.
Wir müssen ein ziemlich ratloses Gesicht machen, denn eine junge Frau erbarmt sich unser und hilft beim Ausfüllen der Immigrations Papiere. Diese müssen wir zusammen mit dem Pass und einigen Kopien und Passbilder dem Beamten hinter der Scheibe übergeben und am Abend können wir das ganze wieder abholen, zusammen mit einigen wichtigen Stempeln.
Diese Registrierungspflicht wird sehr streng geahndet. Unsere Freunde aus Deutschland haben diese Registrierung um einen Tag überschritten und promt mussten sie pro Person 100 Euro Busse bezahlen. Ebenfalls wurden sie von der Polizei angehalten wegen Fahren am Tag ohne Licht und "wild Pissen". Beide Delikte wurden ebenfalls mit 20 Dollar gebüsst.

Die korrupten Polizisten in Mittelasien und speziell in Kasachstan sind unter Overlandern berühmt und berüchtigt. Bis jetzt hatten wir Glück und wurden bei Kontrollen immer korrekt und höflich behandelt. Bis jetzt!
Kaum sind wir aus Almaty abgefahren, werden wir von einem wie wild mit der Kelle winkenden Polizisten herausgewunken. Obwohl ich die Geschwindigkeit eingehalten habe meint er: "Sie sind anstatt mit 50 / 60 gefahren. Sie müssen mit einer "Straf" rechnen." "Straf" heisst übrigens im Russischen "Busse".
Da ich ihm diese Geschwindigkeitsübertretung nicht glaube, zeigt er mir die Radarpistole mit dem Bild des Suri darauf. Jetzt steht eine Geschwindigkeit von 70 km über dem Bild des Wohni und nach einigen Diskussionen steht schon die Zahl 75 auf dem Display. Die Geschwindigkeits
Übertretung hat sich wie von Zauberhand von 60 zu 70 und dann auf 75 erhöht. Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie die Polizei die Radarpistolen manipulieren können, um die eigene Lohntüte aufzubessern.
Natürlich bin ich nicht gewillt, die Busse von 130 US$ zu bezahlen. Sie meinen: "Wenn sie nicht bezahlen, behalten wir ihre Pässe und den Führerausweis. Diese können sie nach bezahlen der Busse auf der Polizeistation wieder abholen."
Langsam werde ich wütend, hole die Kamera aus dem Auto und sage zu den anwesenden Polizisten: "Jetzt mache ich von jedem von euch ein Foto, damit ich anschliessend beweisen kann, wer mir diese unrechtmässige Busse aufschwatzen will."
"Nein, kein Foto, kein Foto" schnauben mich die Uniformierten an, "das ist verboten und nun fahren sie endlich weiter".
Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, starten den Motor und brausen davon, ohne einen Dollar bezahlt zu haben. Nochmal Glück gehabt!

Saubere Seen und neugierige Eulen

Wir fahren der östlichen Grenze entlang Richtung Norden und nehmen zwischendurch ein erfrischendes Bad in einem der sauberen Seen und Flüssen. Leider treffen wir auch hier, wie übrigens in in den meisten "Stan" Ländern, auf das Kennzeichen aller schönen Picknick- und Übernachtungsplätze. Müll und Abfall, soweit das Auge reicht. Hier in Kasachstan scheint es noch am ausgeprägtesten, je idyllischer der Platz, desto höher türmen sich die Abfallberge. So investieren wir erst mal einige Zeit im Flaschen- und Papier sammeln, bevor wir unseren Tisch und Stühle ausbreiten und das obligatorische "Bierchen" trinken.

Richtig sauber und ruhig sind nur die Stellplätze mitten in der Pampa. Es dämmert bereits, als wir einen Übernachtungsplatz weit ab der Strasse, mitten in der Steppe ansteuern. Nach dem Essen sitzen wir wie so oft mit einer Tasse Kaffee vor dem Suri, lassen den Tagesablauf nochmals Revue passieren und betrachten den glitzernden Sternenhimmel, wie man ihn nur weit ab der Zivilisation sieht.
Plötzlich kreist ein grosser Schatten über uns. Deutlich erkennen wir den Kopf einer imposanten Eule, wie sie majestätisch knapp über unseren Köpfen ihre Kreise zieht. Die längste Zeit beäugen wir uns gegenseitig voller Neugierde, bevor sie wieder davon schwebt. Dieses Schauspiel wiederholt sich nach ein paar Minuten ein zweites- und ein drittes Mal.

Angesicht zu Angesicht mit einer fliegenden Eule ist ein ganz spezieller Moment. Ein Augenblick, den man für die Ewigkeit festhalten möchte. Diese kurzen Sekunden sind für uns so wertvoll wie ein Sechser im Lotto. Momente, von denen man jeden Bruchteil tief in sich aufsaugt, mit dem Wissen, dass sie wahrscheinlich nur einmal im Leben stattfinden werden. Eindrücke wie diese sind die Würze einer Suppe einer solchen Reise und bestimmt werden sie uns ein Leben lang begleiten.

Obwohl die Öleinnahmen wie wild sprudeln, sind die Strassen Kasachstans katastrophal. Während wir wie wild im Wohni durchgeschüttelt werden, ersinnen wir uns immer neuer Foltermethoden für den hiesigen Präsidenten, der wahrscheinlich diese Strecke nur mit seinem Privatjet überflogen hat.
"Auf das Dach des Autos binden und so lange hin und her fahren, bis er seine Petrodollars in den Strassenbau investiert, anstatt für unnütze Prachtbauten in der Hauptstadt zu vergeuden", darin sind wir uns einig.
Die andern Vorschläge sind zu krass, um hier erwähnt zu werden.

Nach etlichen Tagen Steppe, Steppe und nochmals Steppe, bekommen wir im nordosten Kasachstans die ersten Berge zu Gesicht. Hier, südlich von Öskemen, befinden sich die traumhaft schönen "Sibinskie Lakes".
Bald finden wir einen Stellplatz an einem der 5 Seen und verbringen die nächsten zwei Tage mit schwimmen und wandern. Die Kulisse ist einmalig, sind sie doch alle eingerahmt von sogenannten "Pancake Rocks", oder wie wir Schweizer sagen, Kuhfladen Felsen.

Ein schöner Abschluss von unserer Kasachstan Reise. Doch im Grossen und Ganzen waren wir nicht so begeistert von diesem Land. Es bietet wenig Höhepunkte, sehr viel Steppe und die Menschen sind nicht mehr so freundlich wie in den andern mittelasiatischen Ländern.
Doch kaum habe ich diese Zeilen geschrieben, wir stehen gerade in einem Versicherungsbüro in Öskemen, da kommt ein junger Mann herein und fragt uns: "Seit ihr diejenigen von diesem Wohnmobil, das draussen vor dem Laden steht? Ich dachte mir, das sind sicherlich Ausländer im Versicherungsbüro und der hiesigen Sprache wenig bewandert. Vielleicht kann ich ja helfen?"
Wie recht er hat! Wir haben unsere liebe Mühe mit dem Abschliessen der russischen Autohaftpflicht-Versicherung. Da niemand Englisch spricht, versuchten wir gerade mit Händen und Füssen zu fragen, wie hoch die Deckungssumme ist. Das geht nun einfacher mit unserem hilfsbereiten Übersetzer, spricht er doch fliessend Englisch und kann uns noch andere Fragen beantworten.

Eben habe ich geschrieben, die Leute seien nicht mehr so freundlich und nun kommt ein Wildfremder und will einfach nur helfen. Welch ein Gegensatz.

Die letzte Stadt vor der Grenze ist Semey. Semipalatinsk, wie die Russen sagen, hat zwischen 1949 und 1989 eine tragische Berühmtheit erlangt. Unglaublich grausam, was die Russen hier veranstaltet haben. Die Stadt mit rund 300'000 Einwohner, welche damals hauptsächlich von ehemals deportierten Intellektuellen bevölkert wurde und in der endlosen sibirischen Steppe liegt, wurde ausgerechnet zum grössten Atomtestzentrum der Russen auserkoren. Die Bevölkerung wurde von den über 500 Atombombentests, welche unweit der Stadt gezündet wurden, nie vorgewarnt oder mit Schutzausrüstung versorgt. Noch heute leben laut UNO Berichten 500'000 gesundheitlich geschädigte Menschen im Grossraum von Semey.
Jeder normal denkende Mensch denkt sich, warum haben die Russen diese Test's nicht im unbevölkerten Norden Sibirien's durchführen können, oder hätten durchführen müssen? Aber eben, man denke an die französischen Atomtest's auf den Südsee Atollen!


Heute, nach nur 10 Tagen, verlassen wir das Letzte und Grösste der "Stan" Länder und reisen nach Russland ein. Wir erleben einen überaus speditiven und hilfsbereiten Zoll und zwar auf beiden Seiten, der kasachischen sowie auf der russischen Seite. Eine gute Stunde später und wir rollen auf russischer Seite dem Baikalsee entgegen.
Wie immer, werden die genauen Zollformalitäten unter der Rubrik "Tipps / Länderinformationen" angegeben.

Einmal quer durch Sibirien

Unsere erste Station in Russland ist Barnaul, eine Stadt, 250 km südlich von "Novosibirsk". Da wir uns die mühsame Suche nach der Einwanderungsbehörde ersparen wollen, nehmen wir uns ein Hotel in der City, das für uns den Bürokram mit der Registrierung erledigt. Im Rahmen der weltweiten Angst vor Terrorismus hat Präsident Putin die Kontrollen im Land verschärft. Jeder muss sich spätestens nach 72 Stunden bei einem der Pass- oder Visadienste registrieren lassen.
Wir staunen nicht schlecht, auch mitten in der Grossstadt werden wir von ekelhaft, winzigen Stechfliegen begleitet. Schon auf dem Weg hierhin haben wir die Leute auf der Strasse beobachtet, wie sie mit langen Wedeln in der Hand die Stechfliegen zu verscheuchen versuchten. Dass wir aber mitten in der City dauernd mit Verscheuchungsversuchen beschäftigt sind, damit haben wir nicht gerechnet.
Dazu kann man nur sagen: "Willkommen in Sibirien"!

Am nächsten Tag nehmen wir nicht die Hauptverkehrsstrasse nach "Novosibirsk", sondern eine kleine Nebenstrasse nach "Krasnoyarsk". Wir fahren entlang von Getreidefeldern und hin und wieder kommen kleine, ländliche Dörfer mit halb zerfallenen Häusern. Entlang der schmalen Strasse reihen sich Dutzende von kleinen Holzhäusern nebeneinander, fast immer mit kunstvollen in den Farben blau und grün gehaltenen Ornamenten an Fenstern und Türen. Das Wasser wird noch wie vor 200 Jahren aus einem Schöpfbrunnen geholt. Im Dorf leben fast nur noch alte Menschen, die sich mit selbst angebautem Obst und Gemüse über Wasser halten. Die spärliche Monatsrente von umgerechnet 80 Euro reicht nicht einmal für ein bescheidenes Leben auf dem Land. Die junge Generation findet hier keine Arbeit und wandert in die Städte ab.
Welch ein Kontrast zur schillernden Grossstadt. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Menschen, die Häuser, die Vorgärten, alles hier ist klein und fein, entweder liebevoll gepflegt oder dem Verfall preisgegeben. Für uns als Touristen sind die hölzernen Knusperhäuschen schön anzusehen und wirken einfach nur romantisch.

Bevor wir die 2000 km zum Baikalsee unter die Räder nehmen, gönnen wir unserem Suri noch ein paar Streicheleinheiten. In Krasnoyarsk bekommt er einen rundum Service mit Ölwechsel, frischem Dieselfilter und alle Kleinteile werden abgeschmiert.
Wir hingegen spazieren entlang des Jenissei, der mitten durch die Stadt fliesst und hunderte von kleinen Dörfern im Norden Sibiriens als Lebensader dient.

Wir verlassen die Stadt und gegen Abend biegen wir spontan auf einen kleinen Feldweg ab, der uns entlang eines Flusses führt. Kaum sind wir ausgestiegen werden wir vom penetranten Gesumme Myraden von Stechmücken überfallen. Ein kurzes Bad im Fluss liegt noch drin aber an ein gemütliches draussen sitzen können wir nicht denken. Leider ist es so, wie wir es aus Berichten der Sibirienreisenden gehört haben. So trinken wir unseren Apéro im Wohni während uns hunderte von Mosis interessiert aussen am Fensternetz beobachten.

Die nächsten Tage fahren wir auf der M53, der weit und breit einzigen Strasse, die Ost und West verbindet. Unfassbar diese Weite, diese Einsamkeit, die nicht enden wollenden Birkenwälder und Sümpfe. Es ist die grösste zusammenhängende Landmasse unseres Planeten. Die Strasse hat sich im Gegensatz zu früher markant verbessert. Es gibt noch kleinere Bodenwellen aber die Schlaglöcher und das Flickwerk von Kasachstan liegt weit hinter uns.
Das hat den Nachteil, dass die russischen Fahrer mächtig aufs Gaspedal drücken. Entlang der Strecke ist die M53 mit Grabsteinen gespickt. Alles Dokumente verheerender und tragischer Verkehrsunfälle. Hauptursache - Übermüdung, Unterschätzung der ungeheuren Distanzen zwischen den Städten und natürlich der nach wie vor oft in Unmengen konsumierte Wodka.

Zum legendären Baikalsee

Endlich gelangen wir nach "Irkutsk". Uns ist diese Stadt an der Angara, dem einzigen und gewaltigen Abflusse des Baikalsee's, auf Anhieb sympathisch. Wir parken unser Wohni auf dem Parkplatz des Hotel "Irkutsk und nehmen, obwohl wir die einzigen sind, erstmals ein erfrischendes Bad im 14° kalten Wasser.
Am Abend geniessen wir es draussen zu sitzen. Wir können es kaum glauben, diese Stadt ist moskitofrei. Da die Sonne erst um 10.30 Uhr verschwindet, sind die Tage lang und die Nächte kurz.
Die Stadt liegt nur für russische Verhältnisse "am" Baikalsee. Doch tatsächlich sind es noch knapp 100 km bis zu dem mit 1600 Meter tiefsten und wasserreichsten See der Welt.
Man hat uns gesagt, dass der schönste Platz Sibiriens die Insel "Olchon" sei. Diese wollen wir uns nicht entgehen lassen und so fahren wir die 250 km bis zum Fähranleger in "Sachjurta".
Unser Weg führt uns durch den autonomen burjatischen Bezirk "Ust-Ordynski", in dem die aus der Mongolei stammende Minderheit der Burjaten schon seit dem 13. Jahrhundert lebt. Das Aussehen der Menschen, die wir entlang der Strecke sehen, ist typisch mongolisch.

An der Fähre spüren wir zum ersten Mal, dass wir in der Hochsaison reisen. 2 1/2 Stunden beträgt die Wartezeit vor der kleinen Fähre. Sind wir erst mal drauf, dauert die Überfahrt keine 30 Minuten bis zum Anleger auf Olchon.
Auf der Insel fahren wir über eine holprige Waschbrettpiste, bis wir nach ca. 12 km links auf eine kleine Sandpiste abbiegen, die uns zu einer versteckten Bucht am Meer bringt. Das ist unser Platz!
Wir parken direkt oberhalb des weissen Sandstrandes über dem Meer, gegenüber die kahlen Berge des Baikalgebirges, rechts und links steil aufragende Klippen, die Wellen plätschern gemächlich an den Strand, Möwen ziehen vor den Felsen ihre Kreise und die Sonne ladet zum baden ein.
Auf den Punkt gebracht, hier ist es traumhaft schön.
5 Tage bleiben wir an diesem himmlischen Ort und baden in der "Perle Sibiriens". Das Wasser des See's, er enthält ein Fünftel der Süsswasserreserven der Welt, ist kühl aber glasklar. Ideal, um unsere Wassertanks beim Wohni zu füllen. Für das Auffüllen schneiden wir bei einer Petflasche auf der Seite ein Viereck raus, stülpen über den Verschluss Ruth's Nylon Söckchen, um etwelche Restpartikel rauszufiltern und halten den sogenannten Trichter an den Wassereinfüllstutzen. Danach holen wir in Kübeln das Trinkwasser vom See herauf und befüllen den 150 Liter Tank.
Am Morgen nach dem obligatorischen Bad im See gibt es zum Frühstück selbst gebackenes Brot aus Schweizer Paillasse Mehl, danach ist eine Wanderung angesagt mit anschliessendem Café und Apfelkuchen, den Ruth gebacken hat und am Abend wird grilliert, bis um 11 Uhr der Vollmond aufgeht und die unzähligen Kristalle der weissen Kiesel wie kleine Sterne zu glitzern beginnen.
Was sind wir doch für Glückspilze, dass wir so viele Wunder der Natur erleben dürfen.

Unsere inneren Akkus sind nach 5 Tagen Baikalsee randvoll und wir fühlen uns nun fit für den nächsten, anstrengenden Abschnitt unserer Reise. Gemeint sind die Schotterpisten und Sumpfpassagen in der Mongolei.

Doch zunächst führt uns die Fahrt zurück nach Irkutsk, wo wir noch einmal so richtig einkaufen. Wie immer meint Ruth, im nächsten Land bekommt man nichts mehr und darum müsse man noch so richtig bunkern. Meistens sind wir da nicht einer Meinung, aber ob wir in der Mongolei auch noch solch üppige Auslagen finden werden, das bezweifle auch ich. So kommt es, dass wir zwei volle Einkaufswagen voller leckeren Sachen vor die Kasse
schieben.

Am nächsten Tag fahren wir entlang des südlichen Ufers des Bakalsees, immer in Sichtweite der transsibirischen Eisenbahn. Wir befinden uns nun in der autonomen Republik Burjatien. Diese umfasst den gesamten Bereich vom südlichen Baikalufer bis zur Mongolei. Unser nächstes Ziel ist Ulan-Ude, die Hauptstadt dieser Republik, welche vorwiegend von Burjaten bewohnt wird, einem Mongolenvolk, welches schon unter Dschingis Khan hier gelebt hat.
Übernachten wollen wir am nahe gelegenen "Gänsesee". Welche eine Überraschung! Das ganze Ufer des See's ist übersäht von Zelten und Menschen die fischen, grillieren oder einfach das Weekend geniessen. Das ist uns eindeutig zu gedrängt. Nach einem erfrischenden Bad verziehen wir uns lieber auf den nahen Hügel mit Sicht über den See und bleiben für eine Nacht zusammen mit Tausenden von kleinen Stechmücken.

Ein letztes Mal überqueren wir die Selenga, den gewaltigen Zufluss des Baikalsee's. Die Gegend wird weitläufiger. Sanfte Hügel mit Kieferwäldern prägen die Landschaft. Bei den Aussichtspunkten nahe der Strasse stehen Tische und Bänke mit schamanischen Stelen und farbige Opferbänder flattern an den umliegenden Bäumen. Die ersten Vorboten der Mongolei.


Wir erreichen den Grenzort "Kyakhta", eine Garnisonsstadt mit etlichen Kasernen, defilierenden Soldaten, Wachtürmen, Hallen und Panzerfahrzeugen. Bevor wir uns zur eigentlichen Grenze machen, tanken wir noch einmal randvoll, denn der Diesel auf der anderen Seite des Schlagbaums wird teurer sein als hier in Sibirien.

Kurz vor Mittag rollen wir an die russische Grenze, um die Ausreise zu organisieren. Doch nun fangen die Probleme an. Der Zöllner will ein Deklarations Formular sehen, dass wir angeblich bei der Einreise erhalten haben sollen. Er zeigt uns ein leeres Blatt, aber dieses haben wir eindeutig weder erhalten noch einmal ausgefüllt. Niemand von den Zöllnern kann etwas Englisch. Das einzige was wir verstehen ist "Big Problema". Er dirigiert uns auf einen Abstellplatz, konfisziert die roten Pässe und verschwindet im Zollgebäude. Nun heisst es warten, warten und nochmals warten. Auf unsere Anfrage, wie es nun weiter geht meint er nur: "Ohne Formular keine Ausreise".
Plötzlich, nach 3 Stunden, winkt er uns nach vorn und gibt zu verstehen, dass wir nun weiter fahren können. Eigentlich haben wir schon damit gerechnet, dass wir hier übernachten müssten. Doch nun geben wir Gas, lassen die Pässe ausstempeln und sagen: "Da swidanya ruski", auf Wiedersehen Russland.

Wie es uns in der Mongolei ergeht, dann im nächsten Bericht.





.