Reisebericht 30 / Ramatlabama ( Grenze zu Südafrika) - Windhoek / 12. 02. 2017 - 23. 05. 2017

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 86'400 km (Total 215'000 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Ramatlabama, Wyburg, Upington, Kakamas, Springbok, Kleinsee, Hondeklipbaai, Garies, Clanwilliam, Cederberge, Tulbagh, Wolseley, Stellenbosch, Prince Albert, Brenton on Sea, Mossel Bay, Cape Agulhas, Wellington, Paternoster, Citrusdal, Springbok, Vioolsdrif (Grenze zu Namibia), Grünau, Keetmanshoop, Mariental, Windhoek

Zurück in Südafrika

Bei der erneuten Einreise in Südafrika erhalten wir problemlos das Visa für 3 Monate und fahren Richtung Upington. Plötzlich zeigt das Reifen-Kontrollgerät an, dass der Luftdruck hinten rechts drastisch abnimmt. Ich steuere das Fahrzeug rechts ran und schaue mir das Malheur an. Kaum angehalten, gibt es einen Knall und das ganze Ventil fliegt mir um die Ohren. In wenigen Sekunden steht der Suri mit einem Rad auf der Felge.
Dies war wieder so ein Moment, wo wir froh um unser Reifendruck Gerät waren (Tire Moni). Hätten wir den Druckabfall nicht vorher bemerkt, wäre die Luft bei voller Fahrt explosionsartig rausgeschossen. Was dann passiert, kann sich jeder selber ausdenken.

Wir wechseln bei 40° im Schatten, hier hat es weit und breit keinen Schatten, das Rad und lassen diesen später in Upington reparieren. Bei dieser Gelegenheit reparieren wir die Handbremse, wechseln die Bremsbacken aus und ersetzten den Luftschlauch der für das einrasten des Differenzial Getriebes verantwortlich ist. Hier in Südafrika ist alles kein Problem. Überall gibt es Ersatzteile für unseren Landcruiser und die Stunden Ansätze sind ein Bruchteil von jenen in der Schweiz.

Auf dem schönen Camping direkt am "Orange" River lernen wir das Deutsche Paar Diana und Walter aus München kennen. Schon seit 7 Jahren befahren sie während 4 bis 5 Wochen pro Jahr das südliche Afrika. Sie haben ein Dachdeckerunternehmen und regelmässig auf Ende Jahr bekommen sie von ihrem Lieferanten aus der Schweiz, Sarnafil, einen grossen Raclette Käse aus Sarnen zugestellt.
Genüsslich trinken wir bis morgens um 1 Uhr südafrikanischen Wein vor ihrem Wohnmobil, tratschen über das Reisen und dazu gibt es....., genau, Schweizer Käse.

Im Diamanten-Sperrgebiet

"Nein, hier könnt ihr nicht campen. Die ganze Küste ist Diamanten-Sperrgebiet", meint die Stimme am andern Ende der Leitung. Wir stehen schon zum dritten Mal vor einem verschlossenem Tor. Eigentlich sind hier an der Küste, westlich von Springbok, etliche kleine Campings eingezeichnet. Hinter der Stacheldraht-Abzäunung sehen wir das Meer, aber kein Weg führt zur Küste.
An einem der Gatter ist ein Schild befestigt mit der Aufschrift, "bei Fragen bitte anrufen". Und nun nehmen wir zur Kenntnis, dass die ganze Küste, über 100 km, zum Diamanten Sperrgebiet erklärt wurde. Nur mit einer Spezialgenehmigung könnte man hier durch fahren und Camping ist sowieso verboten.
Somit bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Bei der kleinen Ortschaft "Hondeklipbaai" endet der Stacheldraht und wir finden ein herrliches Plätzchen direkt am Meer. Trotz heftigem Wind geniessen wir die Sicht auf die raue See und die kühle Brise fegt unseren Suri beinahe von den Klippen. Eine Wohltat nach den heissen Temperaturen im Landesinnern.

Erneut rufen die Berge. Wir quartieren uns für die nächsten 2 Tage auf einer Rooibos Farm ein. Auf einem Hochplateau inmitten der "Gifberge", liegt die "Gifberg Holiday Farm". Die Farm und die Berge heissen so, weil hier viele der giftigen Sträucher wachsen. Schon vor tausenden von Jahren nutzten die "San", die ehemaligen Buschmänner, diese giftige Pflanze, um damit ihre Pfeile für die Jagd zu präparieren.
Genau das Gegenteil ist der Roibosch Strauch. Der Tee, der aus ihm gewonnen wird, soll für alles mögliche gut sein. Er ist von Natur aus Koffeinfrei und hat deshalb eine beruhigende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, wirkt bei Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen.
Der junge Besitzer zeigt uns seine Farm und meint: "Schon mein Vater hat hier in der Cederberg-Region Rooibos-Pflanzen gesetzt. Wenn die Sträucher alt genug sind, werden die Blätter sowie die dünnen Stängel geschnitten und an der heissen, afrikanischen Sonne getrocknet. Erst nach der Gärung erhalten sie ihren typischen Geruch und werden zu durstlöschenden Getränken zubereitet."
Auf der Veranda, mit Sicht auf einen Seerosenteich, können wir uns selbst vom vorzüglichen Geschmack dieses Getränks überzeugen, der nur in dieser Gegend gedeiht.

Etwa 300 km nördlich von Kapstadt befindet sich der Gebirgszug der Cederberg Mountains. Diese Berge sind für ihre atemberaubenden Felsformationen bekannt. In der felsigen Gegend gibt es etliche Felsmalereien der San zu bestaunen und eine Vielzahl von Wandermöglichkeiten.
Wir entscheiden uns für die Wanderung zu den "Malgat Rock Pools".
Dies ist ein in Jahrtausenden durch Erosion entstandener Krater, der mit Wasser gefüllt ist. Von den hohen Felswänden springen wir ins klare Wasser und geniessen dieses Pool ganz für uns alleine. Eine gute Alternative zu den heißen Rundwanderungen zu dieser Zeit des Jahres. 3 Tage verbringen wir in verschiedenen Camps, degustieren die feinen Cederberg Weine und erleben einen Sternenhimmel, den man sich in Europa aufgrund der vielen Lichtquellen kaum noch vorstellen kann.

Alte Bekannte

In Wolseley besuchen wir unsere alten Bekannten Baty und Peter. Nicht viel hat sich in diesem Jahr verändert. Der Preis für ein kg Trauben hat sich auf 16 Euro Cent verschlechtert, dafür ist der Preis für die Schweine besser geworden. Nun bauen sie vermehrt Kernobst an, da dies einen besseren Preis generiert.
Peter meint: "Hier ist es nicht so wie in der Schweiz, wo man einfach produzieren kann unabhängig was der Konsument will und dafür Subventionen kriegt. Es braucht vermehrt ein Unternehmerisches Denken. Was will der Konsument? Wie entwickeln sich die Preise? Wie ökologisch kann ich produzieren?"
Es ist immer wieder interessant, mit Farmern, speziell mit ausgewanderten Schweizern, über Land und Leute zu diskutieren.

Erneut parkieren wir unser Wohni neben ihrem Gästehaus und wandern am nächsten Tag zu seinem Wasserfall hoch. Das ganze Tal mit dem Fluss und dem herrlich klaren Wasserfall gehört zu seiner Farm.
Es ist das schönste Pool, wo wir je gebadet haben. Kristallklares Wasser, das über bewachsene Granitblöcke in einen 2 Meter tiefen Pool plätschert. Weit und breit keine Menschenseele. Einfach ein herrlicher Fleck.

In Tulbagh besuchen wir noch Reisefreunde, die dort einen Hardware Store besitzen, bevor wir endgültig nach Stellenbosch aufbrechen. Schon auf dem Weg dorthin reiht sich ein Weingut an das nächste. Viele davon kennt man aus Weinregalen der hiesigen Supermärkte: Spier, Zoonenbloom u.v.m.
Insbesonders diese Region schmückt sich mit den weltweit schönsten Weinrouten, strahlen weissen Herrenhäuser vor einem blauen Bergpanorama, umringt von Jacaranda- und Lavendel Bäumen, sowie hervorragenden Restaurants. Speziell für uns Schweizer ist das Preis / Leistungs- Verhältnis infolge des günstigen Wechselkurses sehr interessant.

Das Weingut von Jill und Mike Backs, liegt am Fusse des malerischen "Simonsberg". Sie führen schon seit Generationen die "Backsberg Winery" und kennengelernt haben wir sie damals in Nepal.
Sie freuen sich immer uns zu sehen, denn uns beide begeistert eine gemeinsame Leidenschaft, das Reisen. Wir stellen unser Wohnmobil auf dem Hügel zwischen ihre Weintrauben und haben einen atemberaubenden Ausblick auf die umliegenden Weinfarmen und die herrliche Landschaft
zwischen den beiden berühmten Anbauregionen Paarl und Stellenbosch.

Am nächsten Morgen treffen wir die Zwei zum gemeinsamen Frühstück. Mike erzählt uns von seiner Passion, dem Züchten von Insekten. "Weisst du" erzählt er uns voller Begeisterung, "die Weltbevölkerung wächst und wächst. Irgendwann stossen wir mit unserer Produktion von Lebensmitteln an unsere Grenzen. Die Anbaufläche wird immer kleiner und darum sind alternative Ernährungsformen gefragt. Ich bin überzeugt, Insekten helfen uns in Zukunft die Ernährung der Menschheit sicherzustellen. Insekten sind nahrhaft, haben einen hohen Proteingehalt und brauchen zur Züchtung wenig Ressourcen."
Eigentlich sind wir seiner Meinung, aber zur Zeit ist uns ein saftiges Steak doch noch lieber.

Jill hat ganz andere Probleme. Ihre Rückenoperation verlief nicht ohne Komplikationen. Ein Wirbel war gebrochen und darum versteiften die Ärzte den oberen sowie unteren Rückenwirbel mit Zement. Dies hatte zur Folge, dass diese Wirbel ebenfalls brachen und sie nun mit erheblichen Schmerzen zu kämpfen hat. Erneute Krankenhausbesuche wechseln sich ab mit alternativ Therapien.
Trotzdem haben sie erneut gemeinsame Reisepläne. Ende April fliegen sie nach England zurück, wo ihr Landrover steht. Von dort geht es über Kontinentaleuropa in den Iran und nach Kirgistan, wo sie den Landy erneut einstellen wollen. Die ganzen Pläne stehen und fallen natürlich mit den Schmerzen von Jill.
Wir wünschen den Beiden alles gute und hoffen, sie während unseres Schweizer Aufenthaltes im Sommer 2017 bei uns begrüssen zu dürfen.


2 Monate in der Foto Galerie

Am nächsten Morgen verlassen wir die Weinregion mit dem Ziel Prince Albert. Vor einem Jahr haben wir die beiden Schweizer Sabine und Stephan hier in Prince Albert kennengelernt und vereinbart, dass wir im nächsten Jahr für 2 Monate ihre Photo Galerie führen werden.
Das war vor einem Jahr und nun sind wir hier.
Die nächsten 2 Tage vergehen mit dem Einarbeiten in die Galerie und dem Vertrautmachen mit ihren zwei Häusern. Nebst der Galerie besitzen sie ein traumhaftes Anwesen mit Schwimmbad und Jaccuzi, einen blumenreichen Garten, sowie ein Gäste Bungalow.
Gewiss, hier lässt es sich aushalten.

Am 28. Februar bringe ich Sabine und Stephan zum Flughafen in George, von wo sie nach Neuseeland fliegen.
Ab nun sind wir auf uns gestellt mit ihren Häusern und der Galerie
Es ist ein Abenteuer der ganz anderen Art. Keine Stellplatzsuche mehr, dafür einen stetigen Wohnsitz.
Prince Albert ist ein schmuckes, kleines Dorf am Rande der kleinen Karoo Wüste. Viele Maler, Schriftsteller, Photografen und andere Künstler haben sich hier niedergelassen. Es gibt einen kleinen Supermarkt, etliche nette Restaurants und in der weiteren Umgebung zahlreiche Schaf-, sowie Feigenfarmen. Doch das Dort lebt vorwiegend vom Tourismus. Dabei machen die Europäischen Touristen den kleinen Anteil aus. 90 % der Besucher sind Südafrikaner. Dabei fahren sie eine beliebte Rundtour über Oudtshoorn, den Swartbergpass nach Prince Albert und zurück zum Ausgangspunkt durch die impossnte "Meiringspoort" Schlucht nach Oudtshoorn.

Ein ganz gewöhnlicher "Arbeits" Tag

Am Morgen um 8 Uhr essen wir gemeinsam Frühstück. Kurz vor 9 gehe ich zu Fuss die kurze Strecke zur Galerie, schalte die Alarmanlage aus, öffne die Türen, stelle einige der grossen Bilder auf den Vorplatz, sozusagen als Blickfang und kehre mit dem Besen den Wüstenstaub vor dem Eingang. Ein wenig Schweizer Reinlichkeit kann nicht schaden. Um 11 Uhr kommt Ruth auf einen Besuch und wir trinken zusammen einen Espresso auf der Terrasse.
Nach der Mittagspause von 1 bis 2 Uhr öffne ich die Galerie erneut bis halb fünf. Und dazwischen? Ja was wohl, da verkauft man jede Menge Bilder. Schön wärs, die Realität sieht manchmal anders aus. Es gibt Tage, einmal eine ganze Woche, da verkauft man trotz regem Interesse der Besucher kein einziges Bild. Dann hat man den ganzen Tag fast keine Kunden aber die wenigen kaufen zwei, drei oder noch mehr Bilder. So ein Bild kostet im Durchschnitt zwischen 50 und 250 Euro. Es ist sehr schwer abschätzbar, was man pro Tag verkaufen kann.
Tatsache ist, man hat viel freie Zeit dazwischen. Ideal, um am Buch zu schreiben.
Da es im Gegensatz zur Panamericana oder zu Afrika noch nicht viele Reisebücher auf dem Markt gibt, habe ich mich entschlossen, ein Buch über unsere Reise von der Schweiz über die Seidenstrasse bis nach Indien zu schreiben.
Der Titel heisst "Abenteuer Seidenstrasse" oder "Mit dem Buschtaxi zum Dach der Welt". Definitiv ist noch nichts. Auf jeden Fall sind wir dankbar über ein paar Ideen von euch, liebe Leser. Der Titel sollte kurz und prägnant sein.
Was definitiv ist, ein Verlag hat Interesse angemeldet, nämlich der "Reise Knwo-How" Verlag und der Vertrag ist bereits unterschrieben.

Wenn ich in der Galerie bin hütet Ruth das Wohnhaus, putzt, schwimmt im herrlichen Pool ihre Runden, liest und hält sich fit im hauseigenen Fitnessraum. Einmal pro Woche wechseln wir uns ab und Ruth hat Galeriedienst. Zeit, um den Drahtesel zu aktivieren und diesen über den Swarzbergpass zu quälen. Wobei der darauf sitzende bei weitem mehr an Qualen erdulden muss!

Da viele Reisende wissen, dass wir im März / April die Galerie hüten, haben wir oft Besuch.
Einmal sind es Marion und Michael aus Dresden mit ihrem MAN. Kennengelernt haben wir die Beiden auf unserer ersten Reise auf der Panamericana in Bolivien und nun besuchen sie uns hier.
Ein ander Mal besuchen uns Betti und Klaus. Zusammen haben wir vor ein paar Monaten die 6-köpfige Deutsche Familie aus der überfluteten Kalahari evakuiert. Da gibt es natürlich viel zu erzählen.
Auch der Motorradfahrer Thierry, www.worldbiker.ch, den wir erst kürzlich in Stellenbosch kennengelernt haben, kommt auf einen Schwatz vorbei.
Gelegentlich besuchen uns auch südafrikanische Kollegen, die wir auf der Reise kennengelernt haben.

Die Freude ist natürlich riesig, als wir unsere Schweizer Freunde bei uns begrüssen dürfen. Thery und Marianne bleiben gleich eine ganze Woche bei uns in Prince Albert. Sie bewohnen ein eigenes Garten Cottage gleich neben dem Swimming Pool. Zusammen machen wir Ausflüge in die Weinregion nach "Calitzdorp", machen Wanderungen, kochen zusammen und haben es "sau" lustig bei einer Runde südafrikanischen Weins. So lustig, bis sich die Tischnachbarn beschweren!

Kaum sind sie abgereist besuchen uns Roli und Sandra. Extra wegen uns fliegen sie für 4 Tage nach Südafrika und bewohnen das selbe Garten Bungalow wie zuvor die Swiss Girls.
Den Sonnenuntergang verbringen wir meist mit einem Glas Wein in der Hand mitten in der Karoo Wüste. Kaum ist der glutrote Feuerball hinter den letzten Dünen verschwunden, gehts zurück nach Hause um den Grill einzuheizen. Bei der anschliessenden Gartengrillparty, einem südafrikanischem Braii, wird dann getratscht bis spät in die Nacht.

Euch allen vielen Dank für den Besuch. Wir haben uns sehr darüber gefreut.

Erst noch haben wir uns gefragt, was machen wir bloss 2 Monate in Prince Albert, wenn wir nicht mehr ständig auf reisen sind und nun neigt sich die letzte Seite eines weiteren Kapitels dem Ende entgegen. Für uns war es wie ein Urlaub vom Urlaub, eine Pause der ständig neuen Eindrücke, eine Verarbeitung der Reise durch das südliche Afrika.

Wie vor knapp 2 Monaten hole ich Sabine und Stephan am Ostermontag am Flughafen wieder ab und am nächsten Tag verabschieden wir uns von ihnen. Sie sind sehr zufrieden mit uns sowie dem Umsatz in der Galerie und würden dieses Experiment jederzeit wieder mit uns machen. Das heisst eigentlich schon alles.
Vielen herzlichen Dank an euch Sabine und Stephan für das in uns gesetzte Vertrauen.

Die weiteren zwei Wochen verbringen wir in Brenton on Sea. Es ist das Ferienhäuschen von Sabine und Stephan und sozusagen unser Lohn für das Hüten der Galerie. Direkt oberhalb der tosenden Brandung gelegen hat man eine wundervolle Aussicht auf den indischen Ozean. Einmal sehen wir direkt von der Terrasse aus mindestens 50 Delphine wie sie die Wellen absurften und miteinander spielen.
In Knysna, dem Nachbarort von Brenton on Sea leben viele ausgewanderte Europäer. Deswegen ist auch das Angebot an gutem Brot, deutschen Lebensmitteln, sowie an einer guten ärztlichen Versorgung sehr gut.
Das nützen wir aus für einen rundum Check. Montag Augendruck Kontrolle, Dienstag Zahnhygiene und am Mittwoch lassen wir unsere Haut scannen bezüglich des Hautkrebses. Eine reine Vorsorge die wir übrigens allen über 50 Jahre empfehlen.
Auch in Knysan treffen wir uns mit alten Freunden. Janneke und der Urner Max leben schon seit über 40 Jahren in Südafrika, genauer auf der kleinen Insel "Thesen Island" in der Knysna Bucht. Mit ihnen verbringen wir mehrere Tage und vernehmen allerlei interessantes über die südafrikanische Politik. "In Südafrika musst du immer einen Plan B haben", meint Max, "Wenn du am Morgen aufwachst weist du nie, was dich heute erwartet."

Diebstahl im Ferienparadies

Der letzte Tag in Brenton ist angebrochen. Alles, was wir zuvor ins Haus gezügelt haben wird nun zurück in den Suri gebracht. Doch wo ist das Fahrrad. Gestern war ich noch auf einer Velotour über den Phantompass und anschliessend habe ich es wie immer im Vorgarten abgestellt. Dieser Vorgarten ist durch eine über 2 Meter hohe Mauer abgeschirmt und eine massive Tür schliesst diesen Teil des Hauses ab.
Ein scheinbar sicherer Ort. Doch leider nur scheinbar!

Die Täter müssen über die Mauer geklettert sein und meinen alten Drahtesel darüber getragen haben. Wir fragen einen Nachtwächter sowie unsere Nachbarn, ob sie letzte Nacht verdächtige Personen gesehen hätten. Negativ!
Das erstaunliche an der Geschichte ist, diese Gegend wird vorwiegend von Weissen bewohnt. Eigentlich fühlt man sich hier sicher. 7 Jahre haben wir ein Fahrrad mit dabei gehabt. Weder in Amerika, auf der Seidenstrasse oder in Asien wurde uns irgendwas gestohlen. Dieses Fahrrad ist das Erste überhaupt, was uns auf der ganzen Reise gestohlen wurde.

Wir beschliessen, diesen Diebstahl der Polizei zu melden. Auf der Polizeistation in Knysna steht schon eine lange Schlange vor dem Schalter. "Nehmt auf dem Stuhl nebenan Platz", befielt uns der schwarze Offizier. "Es wird sich sofort jemand um euch kümmern."
Wir warten und warten. Niemand nimmt sich die Mühe, sich uns zu erbarmen. Auf eine Frage meinerseits, wann endlich jemand kommt meint der Polizist: "Eben kam ein Alarm rein. Es gab in der Nähe einen Überfall und so mussten die Polizisten abgezogen werden."
Das kann ja heiter werden! Nach einer Stunde kommt doch noch ein Uniformierter zu uns und wir können ein Protokoll aufnehmen. Nach einer weiteren halben Stunde hat er 4 Seiten voll geschrieben und meint: "Ihr könnt jetzt gehen. Wenn wir den Täter gefasst haben, müsst ihr vor Gericht erscheinen und den Dieb identifizieren."
Ich sage ihm, dass wir nächstens in die Schweiz zurück fliegen und sicherlich nicht wegen dem Täter zurück nach Südafrika fliegen werden. Doch er bleibt dabei: "Ihr müsst kommen, das ist Pflicht."
Kopien vom Rapport gibt es auch keine. Der Kopierer ist defekt! Wer es noch nicht gemerkt hat, wir sind in Afrika!
Wenigstens dürfen wir die vollgeschriebenen Blätter fotografieren.

Ob die Anzeige was gebracht hat, wir bezweifeln es sehr. In einem Land, wo die Kriminalitätsrate dermassen hoch ist, haben sie wahrscheinlich andere Probleme als nach einem alten Drahtesel zu fahnden.

Über die Garden Route fahren wir erneut in die Weingebiete rund um Stellenbosch.

Ein Schweizer Auswanderer hat sich seinen Traum erfüllt

Eigentlich kennen wir ihn nicht. René Reiser hat vor vielen Jahren mit dem Bruder von Ruth das Abend-Tech besucht. Durch ihn haben wir erfahren, dass René inzwischen in Wellington, der Weinregion Südafrikas, ein Weingut besitzt und sich immer über Schweizer Besuch freut.
Es ist Sonntag, als wir vor den Toren des kleinsten Weingutes Südafrikas stehen. Auf dem Schild steht "closed". Trotzdem rufen wir ihn an und kurze Zeit später sitzen wir mit René auf der Veranda seines Hauses und trinken Café.
Es steht auf einem Grundstück mit prächtigen Jacaranda Bäumen, die dem kleinen Weingut seinen Namen gaben.

Auf unsere Fragen wie alles begann meint René: "Seit ich 15 Jahre alt war wollte ich ein Weingut besitzen. Alle haben mich belächelt und dachten, träume weiter. 5 Jahre lebte und arbeitete ich in China. Später im Jahre 2002 schickte mich meine Firma nach Südafrika und kurz darauf wurde die Firma verkauft. Wir wollten aber nicht in die Schweiz zurück und gründeten ein Exportunternehmen. Da halfen mir meine chinesischen Kontakte. Schon bald konnten wir Weine nach Asien exportieren.
Doch die Visionen und Träume waren immer noch vorhanden. Ich wollte ein Weingut besitzen seit mir meine Eltern zu 15. Geburtstag ein Buch über die Weinproduktion geschenkt haben. Auch meine Frau Birgit wünschte sich schon immer ein eigenes Gästehaus. Hier in Wellington haben sich unsere Träume erfüllt. Wir blieben und wurden Winzer sowie Gastwirt.
Doch der Anfang war nicht einfach. Lange suchten wir nach dem passenden Grundstück und die Hoffnung wurde immer kleiner dass wir was finden würden. 2009 entdeckten wir in einer Lokalzeitung ein Inserat. Der Zustand des Hauses war miserabel. Wir mussten alles renovieren oder ersetzen. Zwischenzeitlich standen nur noch die Mauern auf dem Grundstück.
Doch 2010 war es unser neues Zuhause und die drei Gasthäuschen umgebaut. Wir besuchten Crash-Kurse zur Weinproduktion und bekamen Tipps von einem Weinproduzenten im Elsass. Und jetzt besitzen wir das kleinste Weingut Südafrikas.
Die 30'000 Flaschen die wir heute produzieren, liefern wir mehrheitlich in die Schweiz und nach Asien. Hier ist das Klima hervorragend, um einen SMV zu produzieren - einen sogenannten Shiraz, Mourvèdre,Viognier - der gut zu Schweizer Schokolade passt."

Wir verstehen, dass Birgit und René, der gebürtige Nidwaldner, hier nicht mehr wegwollen. Doch in die Erfüllung ihrer Träume haben sie viel Arbeit, Schweiss und Herzblut gesteckt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Die meisten Weingüter rund um Stellenbosch, Paarl und Wellington ähneln Palästen, Herrenhäuser, edlen Anwesen wie in der Toscana. Da denkt man unweigerlich, mit Wein lässt sich viel Geld verdienen. Das dem nicht so ist, erzählt uns Lance, von der "Black Pearl Vinery", als wir bei ihm in der einfachen Stube sitzen und seinen Wein degustieren. "Das Weingeschäft ist ein hartes Business. Die meisten Weingut-Besitzer sind reiche Ausländer oder Leute, die das Geld sonst wo verdient haben. Die erfüllen sich nun ihren grossen Traum vom eigenen Weingut. Es gibt nicht mehr viele Weingüter in Südafrika, die seit Generationen Wein produzieren. Wir haben nun seit 3 Jahren viel zu wenig Regen und dieses Jahr konnten wir statt der 27 Tonnen Trauben nur deren 2 ernten. Das gute daran, wir haben Verträge mit Hollywood und die nehmen uns alle Flaschen ab." Ich frage ihn, ob das wohl am Namen liegt? Mit einem Augenzwinkern meint er: "Natürlich nicht! Nur an der hervorragenden Qualität unseres Spitzenweins. Doch geschadet hat der Name Black Pearl bestimmt nicht. Doch wir hatten den Namen schon lange bevor Brad Pitt mit seiner Black Pearl die Weltmeere unsicher machte."

Bunte Fischerboote am Strand, weisse Cottages, die aber grösstenteils als Ferienhäuser genutzt werden, zieren diesen kleinen Küstenort an der südafrikanischen "West Coast". Bevor wir nach Namibia fahren, wollen wir noch ein paar Tage an der wilden Atlantikküste verbringen, genauer gesagt in "Paternoster", dem "Vater unser." Es riecht nach Seetang und Salz. Der frische Wind aus der Antarktis bläst uns seinen kühlen Atem voll ins Gesicht. Kein Grund, lange Spaziergänge zu unternehmen und bis spät mit Gleichgesinnten fröstelnd draussen zu diskutieren.

Zurück in Namibia

Ein Tag, bevor unser 3-monatiges Visa abläuft, sind wir am Zoll. Die Formalitäten sind schnell erledigt, aus stempeln und hinter dem Grenzfluss auf Namibischer Seite wieder ein stempeln. Ganz in der Nähe der Zollstation gibt es einen wunderschönen Stellplatz, den Amanzi Camping. Er liegt oberhalb des "Oranje" Rivers und von hier haben wir einen tollen Blick auf den träge dahin fliessenden Fluss. Die Temperaturen sind im Gegensatz zur Küste wieder angenehm warm bei ca. 25° Grad. So lassen wir unser gemietetes Kanu am nächsten Tag 15 Kilometer flussaufwärts bringen und paddeln gemütlich mit der Strömung hinunter zum Ausgangspunkt. Der Oranje ist die Lebensader aller Menschen und Tiere die von ihm Leben. Ausserhalb des Flusses befindet sich eine trockene, savannenartige Steppenlandschaft, aber ein paar hundert Meter links und rechts von ihm spriesst das Leben.
Obst- und Gemüse Plantagen, sowie bereits abgeerntete Rebstöcke zeugen von der Fruchtbarkeit des so dringend benötigten Nasses. Die Flussufer sind ein Habitat von Ibis, Reiher und Kingfisher, ein Vogelparadies.

Auge in Auge mit einer "Cheeta", einem Geparden. Keinen Meter vor uns fressen die zwei Geparden Männchen genüsslich ein Stück rohes Fleisch. Kein Gitter trennt uns von den beiden Katzen. Wir bräuchten nur die Arme auszustrecken um ihr glänzendes Fell berühren zu können.
Das ganze findet auf der Gariganus Farm statt, nicht weit von Keetmanshoop, einer alten Missionsstadt.
Eigentlich sind wir nicht wegen der Geparden Fütterung hier, sondern wegen dem Köcherbaumwald. Hier wachsen ca. 300 sogenannte Baum Aloen, die zu den Sukkulentenarten gerechnet werden. Die Gruppe der Sukkulenten ist vor allem durch ihre Fähigkeit der langfristigen Wasserspeicherung gekennzeichnet. Diese Pflanzen können in grosszelligen Geweben Wasser speichern.
Der Name Köcherbaum kommt eigentlich von den Buschmännern, den San. Diese höhlten die Äste aus und die Rinde diente ihnen als Köcher für die Pfeile.
Am späteren Abend machen wir einen Spaziergang durch diese eindrucksvolle Gegend. Bei Sonnenuntergang, wenn sich gegen den rotblauen Horizont die Köcherbäume silhouettenhaft abheben, können wir nicht genug Fotos schiessen. Dabei werden wir aufmerksam von den hunderten von "Rock Dassies" beäugt.

Am nächsten Tag bewundern wir auf einer Wanderung den "Giant's Playground", den Spielplatz der Riesen. In dieser rauen und äusserst trockenen Gegend liegen Steine und Felsen wie von Märchenhand aufeinander getürmt. Dazwischen gibt es immer wieder skurrile Köcherbäume.

Langsam nähert sich unsere Reiseetappe dem Ende entgegen.
An unserem Suri müssen noch ein paar Wartungsarbeiten erledigt werden. Zu einem ist durch das jahrelange rütteln des Aussenspiegels das Blech der Fahrertüre eingerissen und der Rost am Chassis muss noch behandelt werden. Zusätzlich gibt es noch allgemeine Servicearbeiten und das Solar muss ersetzt werden.

Wir werden fündig bei der Car-Tech Namibia. Ein junges Paar aus Deutschland hat sich vor 9 Jahren selbständig gemacht und vor 3 Jahren sind sie mit ihrer Garage in den Norden von Windhoek gezügelt. Hier haben sie im Industriegebiet eine neue Werkstatt errichtet.
Alles sieht sauber und vertrauensvoll aus und wir beschliessen, dass Robert, der Eigentümer, in unserer Abwesenheit das Fahrzeug aus der Einstellhalle holt und alle Arbeiten erledigen wird.

Später sind wir bei ihnen noch zum grillen eingeladen. Es wird ein interessanter Abend, sind sie doch schon seit 19 Jahren mit ihrer Tochter Chiara hier in Namibia. Vielen Dank, Beate, Robert und Chiara für eure Gastfreundschaft.

In drei Tagen ist unser Flug zurück in die Heimat.
Wir freuen uns auf zu Hause und hoffen, viele von euch anzutreffen, sei es bei einem Café oder bei uns in Seelisberg.

Im Oktober 2017 fliegen wir erneut nach Namibia und anschliessend versuchen wir an der afrikanischen Ostküste bis nach Hause zu fahren.

In der Zwischenzeit wünschen wir euch einen schönen Sommer, bleibt gesund und vergesst nicht, das Leben zu geniessen.