Reisebericht 23 /Johannesburg - Vioolsdrif (Grenze nach Namibia) / 27. Januar 2016 - 14. März 2016

Kilometerstand von der Schweiz über China, Indien und Afrika: 59'400 km (Total 188'000 km incl. Panamericana)

Reiseroute: Johannesburg, Oranjeville, Golden Gate Highland N.P., Royal Natal N.P., Cathedral Peak N.P., Sani Pass, Lesotho, Katse Staudam, Sehonghon, Maseru, Mountain Zebra N.P., Graaff Reinet, Valley of Desolation, Karoo N.P., Prince Albert, Oudtshoorn, Plettenberg Bay, Knysna, George, Mossel Bay, Heidelberg, Struisbaay, Cape Angulhas, Hermanus, Strand, Cape Town, Cape of Good Hope, Stellenbosch, Wolseley, Paternoster, Lamberts Bay, Springbok, Vioolsdrif

JB, ein No-go Area oder doch einen Besuch Wert?

Aus Sicherheitsgründen haben wir unser Wohnmobil auf dem Camping gelassen, der in einer sicheren Gegend ausserhalb Johannesburg liegt. Calvin, unser Taxifahrer meint: "Ich bringe euch gerne in meine Heimatstadt und zeige euch, wo ich aufgewachsen bin."
Also fahren wir in die Wiege des Aufstandes, nach Soweto.
Auf dem Weg zum Mandela Haus erklärt uns Calvin: "Im Kampf gegen die Apartheid spielte dieses riesige Township eine tragende Rolle. Es ist die grösste schwarze Millionenstadt in Südafrika. Ich lebe gerne hier und fühle mich wohl."
Auf eine weitere Frage meinerseits meint er: "Nein, Weisse leben hier keine. Ich jedenfalls kenne keinen einzigen Weissen der hier lebt. Die kommen alle nur mit einem Touristenbus hier rein, machen ein paar Fotos und verschwinden wieder."
Wir sind nicht viel besser. Nach dem Besuch der Orlando Towers, 2 bunt bemahlte, ehemalige Kraftwerktürme und dem kleinem Backsteinhaus, wo Nelson Mandela mit seiner ersten Frau Evelyn und später mit Winnie Mandela lebte, verlassen wir das erstaunlich saubere Township wieder. Die bunt zusammen gewürfelten Hüttenverschläge sehen wir nur von der Schnellstrasse aus.

Wenn wir schon mal hier sind, machen wir doch gleich das komplette Touri Programm. Mit dem roten Doppeldeckerbus lassen wir uns durch die City von JB kutschieren. So fahren wir durch das ehemalige Minen Distrikt, steigen im Viertel Newton kurz für einen Cappuccino aus und besuchen zum Schluss das Apartheid Museum.
Anhand vieler Fotografien und Ausstellungsobjekten wird uns auf beeindruckende Weise der Aufstieg und der Fall der Rassentrennung aufgezeigt. Auch sind Filmaufnahmen zu sehen, die die Massenaufruhren in verschiedenen Grossstädten zeigen.
Was die Menschen zu dieser Zeit alles durchgemacht haben, lassen beklemmende Gefühle in uns hochsteigen.

Am Abend sind wir bei Thomas und Jessica zum Essen eingeladen. Schon seit Kirgistan haben wir regen Mailkontakt. Thomas ist Deutscher und Jessica eine dunkle Südafrikanerin. Gemeinsam haben sie zwei Kinder und leben im noblen Vorort Sandton. Erst kürzlich hat er sein Geschäft verkauft und möchte wie wir mit einem eigenen Wohnmobil quer durch Afrika fahren. So ist natürlich für Gesprächsstoff gesorgt. Nochmals vielen Dank für deine Gastfreundschaft. Es war sehr interessant, etwas über die Lebensweise eines ausgewanderten Europäers zu erfahren.

Auf der Suche nach den Drachen in den "Drakensbergen"

Durch die dicht besiedelte Provinz Gauteng, das Wort heisst übrigens in der Sotho Sprache Ort des Goldes, fahren wir entlang von riesigen Maisfeldern Richtung Süden. Langsam weicht die weite Landschaft geschwungenen Hügeln, die von kleinen Rinderherden bevölkert sind. Eukalyptusbäume, die aus Australien eingeführt wurden, säumen die Strassen der höheren Lagen.
Einsame, unbesiedelte Höhenregionen sind typisch für die Drakensberge. Hier gibt es die grösste Konzentration an Wegen und Trails ganz Südafrikas.
Auf einer Tour im "Golden Gate Highlands National Park" bekommen wir etliche Berg-Zebras, Antilopen und Springböcke zu Gesicht. Grüne Hänge kontrastieren mit gelben Felsabbrüchen aus Sandstein. In der Ferne ist ein Donnern zu hören und die Bewölkung nimmt rasant zu. Kaum sind wir beim Suri angelangt, prasselt ein Regenschauer mit Blitz und Donner auf das Autodach.

Auch beim nächsten National Park, dem "Royal Natal N.P." werden wir nach der Wanderung von einem gewaltigen Gewitter heimgesucht. Am Morgen war es noch wolkenlos. Da man in dieser Gegend kaum einem andern Trekker begegnen wird, muss man aus Sicherheitsgründen am Parkeingang die geplante Route angeben und sich einschreiben. Wir haben uns für den "Plowmans Kop" entschieden, eine Strecke, die es in sich hat. Mehrere Flüsse müssen durchquert werden und um den 2000 Meter hohen Gipfel zu erklimmen, sind an den neuralgischen Punkten Strickleitern und Eisenketten vorhanden. Die Aussicht auf den 3100 Meter hohen "Sentinel" und das Amphitheater ist schlicht fantastisch. Dieser Park ist DAS Wanderparadies schlechthin.

Drei Tage später sind wir wieder am wandern. Doch im Gegensatz zu den vorhergehenden Parks läuft uns dieses Mal das Wasser aus den Schuhen. Wir befinden uns im "Cathedral Peak National Park" und das Wetter meint es nicht gut mit uns. Seit 2 Tagen regnet es ununterbrochen. Dies hat uns aber nicht davon abgehalten, erneut den Rucksack zu packen und los zu ziehen.
Speziell nach den 6 Tagen im Krüger Park, wo man nur fahrend die Gegend erkunden darf, haben wir das extreme Bedürfnis uns in der freien Natur zu bewegen. Dazu sind die Drakensberge, wie keine andere Gegend in Südafrika, bestens geeignet.

Lesotho, das Königreich hinter den Wolken

Bevor wir die Fahrt zum Sani Pass und weiter hinein nach Lesotho unter die Räder nehmen, wird noch zünftig eingekauft. Als wir von unserer Einkaufstour im Städtchen Eastcourt zurückkommen, steht ein älterer Herr vor unserem Suri.
"Schöne Tour habt ihr da gemacht", meint Rodney und zeigt dabei auf unsere Weltkarte, die schon seit vielen Jahren unser Auto mit der zurückgelegten Strecke ziert.
"Ich wohne nicht weit von hier und wenn ihr noch keine Bleibe für die Nacht habt, könnt ihr gerne bei mir übernachten". Wenn das kein Vorschlag ist!
Rodney und Myra bewohnen effektiv nicht weit von hier ein Bijou von Einfamilienhaus. Unser Vorschlag, dass wir im Auto übernachten, wird energisch abgelehnt. Selbstverständlich steht für uns ein eigenes Zimmer mit Bad zur Verfügung.
Unter anderem erklärt uns Rodney: "Wisst ihr, früher hatte ich ein grosses "Game Resort". Es brauchte alleine 40 km an Zäunen, um diesen Tierpark zu umschliessen. 24 Giraffen, Gnus, Zebras und allerlei Antilopen bevölkerten den Park. Kurz nachdem die neue Regierung ans Ruder gelangt war, zwangen sie mich, ihnen dieses Wildreservat zu einem Spotpreis zu verkaufen. Was konnte ich tun? Ich wurde förmlich enteignet. Ein paar Tiere konnte ich noch verkaufen oder an andere Parks weitergeben. Die restlichen Tiere wurden kurze Zeit später von Wilderern erschossen. Der einstige Camping ist nur noch eine Ruine, die Zäune wurden gestohlen und das Land verwilderte. Es ist schlicht ein Desaster, was in der Zwischenzeit aus der einst blühenden Anlage geschehen ist. So wie mir ist es vielen Weissen ergangen."
Am nächsten Tag verlassen wir Rodney und Myra und machen uns auf nach Lesotho. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft.

Über eine staubige und extrem steile Naturpiste fahren wir Richtung Sani Pass. Dieser verbindet die südafrikanische Ostküstenprovinz KwaZulu-Natal mit dem Bergstaat Lesotho. Auf 2700 m trotzt eine Grenzstation dem kalten Wind. Nach dem abstempeln der Pässe fahren wir durch eine kahle Hochebene auf der kaum ein Busch, geschweige ein Baum, die Eintönigkeit unterbricht.
Doch dies ist nur der erste Eindruck. Schon bald sind die ersten Hütten zu erkennen. Aus Bruchsteinen gemauerte Rundhütten mir Reet gedecktem Dach. Hirten in Wolldecken und Gummistiefeln reiten auf stämmigen Ponys und bewachen ihre Schafherden, die, so scheint es, den letzten Grashalm schon längst abgenagt haben.
Das Königreich Lesotho, rundum von Südafrika eingeschlossen, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Viele der gut 2 Millionen Einwohner arbeiten in den Minen Südafrikas, da es hier so gut wie keine andere Verdienst Möglichkeit gibt.

Wir suchen uns irgendwo abseits der Strasse einen Stellplatz für die Nacht, doch es dauert nicht lange, bis wir von den Hirten entdeckt werden. "Give my sweets", werden wir von ihnen angesprochen. Nebst "OK" und "Yes and No" sind dies die einzig Englischen Worte die sie können. Wir geben ihnen zu verstehen, dass sie ohne Gegenleistung nichts von uns bekommen und wir betteln nicht gut heissen.
Also laden sie uns am nächsten Tag ein, ihre Hütte zu besichtigen.
Schon früh am Morgen stehen sie in ihren dunklen Wolldecken und tief ins Gesicht gezogenen Mützen, aus denen nur die Augenschlitze schauen, vor unserem Suri. Wir nehmen ein paar Gastgeschenke wie Obst, Mehl und Süssigkeiten mit und begeben uns auf den Weg zu ihren Behausungen.
Zusammen sitzen wir in der russgeschwärzten Hütte, die mangels Holz mit Dung beheizt wird. In einem gusseisernen Topf mitten im kleinen aus Lehm gestampften Boden, dampft eine Art von vergorener Milch friedlich vor sich hin.
"Mehr haben wir nicht, das ist unser Grundnahrungsmittel", geben sie uns mit Zeichensprache zu verstehen. Geschlafen wird auf einem streng riechenden Schaffell, das uns zugleich als Sitzgelegenheit dient.
Die drei jugendlichen Hirten sind verantwortlich für 10 Kühe und 20 Schafe. Die Kühe werden im Winter in tiefere Regionen getrieben, während die gut isolierten Schafe das ganze Jahr auf den fast 3000 m hoch gelegenen Weiden verbleiben.
Dies ist ein hartes Leben. Verwegene Burschen, die tagein und tagaus jedem Wetter trotzen. Die Cowboys auf dem Dach des südlichen Afrikas.

In Katse besuchen wir den gleichnamigen Staudamm. Auf einer Tour lassen wir uns erklären, dass dieser Stausee fast die ganze Stadt Johannesburg mit Wasser versorgt. Ein kompliziertes Röhrensystem verbindet verschiedene Stauseen miteinander, die wiederum hunderte von km bis in die grösste Stadt Südamerikas gelangen.

Eine Woche verbringen wir auf durchschnittlich 2000 Meter Höhe. Geniessen die Abgeschiedenheit in den Bergen, beobachten die einfache Lebensweise der hier ansässigen "Basothos" und sind erstaunt, wie sie seit Generationen in ihren strohbedeckten Rundhütten die kalten Winter überstanden.
Etwas ist jedoch sehr auffällig. Vor jeder mit Lehm verputzten Rundhütte wurde auf ein Zementfundament ein WC Häuschen gebaut, mit Wellblech überdacht und ein PVC Rohr leitet den Geruch aus der Jauchegrube in den Himmel.
Manchmal haben die Menschen das Dorf aufgegeben und sind umgezogen. Davon zeugen noch die halbverfallenen Rundhütten. Das Strohdach ist schon längst verrottet, aber die allgegenwärtigen WC Häuschen stehen noch wie Denkmäler quer in der Landschaft.
Für viele westliche Länder oder NGO's ist Lesotho ein Schwerpunkt in ihren Entwicklungsprojekten. Die allgegenwärtigen WC Häuschen sind ein Produkt davon. Dazu wurde die Bevölkerung grosszügig mit Nahrungsmittel-Lieferungen, Kleidern und Geldspenden beschenkt. Das hat zur Folge, dass sich die Leute an die verschiedenen Spenden gewöhnt haben und sobald sie einen Weissen sehen wird gebettelt.
"Give me sweets, give me money, I want your watch" rufen die Kinder im Chor am Strassenrand. Dies ist das Produkt der gut gemeinten, aber in der Wurzel falsch gemachten Hilfeleistung der verschiedenen Organisationen. Sie sähen die Abhängigkeit.
Wieso soll der Bauer noch sein Feld bepflanzen, wenn er sowieso gratis Maismehl erhält? Wieso soll die Schneiderin noch Kleider nähen, wenn die Dorfbevölkerung Säcke voll Altkleider zum Nulltarif bekommt?
Tausende von Milliarden US Dollar wurden schon in die Entwicklungshilfe gesteckt und was hat es gebracht? Nichts, als eine Abhängigkeit von diesem direkten und indirekten Geldsegen.
Entwicklungshilfe ist ein riesiger Industriezweig. Die Profiteure sind mehrheitlich die westlichen Staaten und Afrika ist der Verlierer. Jeder, der lange in Afrika gelebt hat, auch die schwarze Bevölkerung, wird dies Bestätigen. Afrika muss versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen. Zu diesem Thema wurde schon viel geschrieben und wird noch viel geschrieben. Die Interessen sind einfach zu verschieden.

Heute wollen wir Lesotho bei "Sehlebathebe" verlassen. Die Piste wird immer schlechter bis sie nur noch ein Eselspfad ist. Schon seit Stunden ist uns kein Fahrzeug mehr entgegengekommen. Ein schlechtes Omen. In einer Kurve fahre ich über eine Bodenwelle und anschliessend in eine vom Wasser ausgewaschene Rinne. Das Vorderrad steht 60 cm in der Höhe und unser Suri scheint zu kippen. Vorsichtig steigen wir kreidebleich aus dem schwankenden Fahrzeug. Mit Steinen versuchen wir die Schräglage zu stabilisieren und die Furche mit Erde aufzufüllen. Anschliessend fahre ich vorsichtig aus dieser misslichen Situation.
Es ist noch einmal gut gegangen. Nur mit knapper Not konnten wir ein Überschlagen verhindern. Dies ist ein Zeichen, wir kehren um. Einen Tag lang fahren wir die gleiche, holprige Strecke zurück und atmen auf, sobald wir den ersehnten Asphalt erreicht haben.

Wird das "Café Photo Albert" bald vom Reisevirus geführt?

Es zieht uns weiter in Richtung Westen und bald schon sind wir an unserem nächsten Ziel angelangt, dem Mountain Zebra National Park. Dieses Schutzgebiet hat sich zur Aufgabe gemacht, vom Aussterben bedrohte Berg Zebras das Überleben zu sichern. Das Tier hat eine kürzere Mähne als das normale Zebra und ein schmaleres Streifenmuster. Diese wurden in der Vergangenheit stark gejagt und fast ausgerottet.

Auf der Rundstrecke können wir genüsslich die Zebras, sowie Pferdeantilopen, Strausse und Springböcke beim grasen und spielen beobachten. Anschliessend waschen wir uns den Staub im nahe gelegenen Swimming Pool von unseren Körpern. Dieses Pool müssen wir uns aber mit den hier ansässigen Pavianen teilen, die, sobald sie uns erblicken, reiss aus nehmen.

Das "Valley of Desolation" ist alles andere als Trostlos. Auf einer Wanderung hat man eine wunderbare Aussicht auf die bizarren Felsformationen und ein atemberaubender Ausblick über die Weite der Karoo. Eine Wüstenlandschaft, in der nur wenige Büsche und Sträucher gedeihen.

Eine schöne Stimmung herrscht auch in "Graaff Reinet", das wir nach einsamen Strassenkilometern erreichen. Schmucke weisse oder bunte Häuschen umgeben durch üppiges Grün, veredeln die gepflegten Strassenzüge. Und neben all dem Fast Food und Instant Café gibt es wieder ein richtiges Dessert im schönen Café Polka & Bakery. Wir geniessen Café und Kuchen, so wie es sich für ein Altes Bäcker Ehepaar gehört. Die Stadt ist wie eine Oase, eine kulinarische Oase in der staubigen Wüste der Karoo.

Prince Albert liegt am südlichen Ende der grossen Karoo, direkt an den schroffen "Swartberg Mountains". Es sind in erster Linie nicht die schmucken Kap Holländischen und viktorianischen Häuser, die uns in dieses kleine Städtchen ziehen, nein, wir haben hier abgemacht mit einem ausgewanderten Schweizer Ehepaar.
Sabine und Stephan haben vor 5 Jahren die Zelte in der Schweiz abgebrochen und sich hier eine neue Existenz aufgebaut. Stephan betreibt ein Fotostudio, wogegen sich Sabine ganz dem Aufbau und Betrieb des Restaurants "Café Photo Albert" gewidmet hat. Spontan laden sie uns zu sich nach Hause ein und es wird ein langer und interessanter Abend.
Zum Schluss verbleiben wir so, dass wir voraussichtlich Ende Jahr für 4 Wochen ihr Café führen werden. In dieser Zeit wollen sie eine längere Auszeit in der Schweiz einplanen und endlich mal wieder Weihnachten mit ihren Kindern verbringen.
Also, liebe Leserinnen und Leser, falls ihr über Weihnachten nichts los habt, kommt doch auf ein Café zu uns nach Prince Albert. Es ist eine wunderbare Gegend und garantiert wärmer als zu dieser Zeit in der Schweiz.

Am nächsten Tag fahren wir über eine schmale, unbefestigte Strasse über den "Swartberg Pass". Immer wieder haben wir tolle Ausblicke auf die rot in der Abendsonne leuchtenden Sandsteinfelsen. Diese Bergkette trennt die Kleine Karoo von der grossen im Norden.
Nicht weit entfernt, liegt Südafrikas bedeutendste Höhle.
Die Standart-Führungstour erschliesst nur den vordersten Teil der 1,6 km langen Höhle. Somit entscheiden wir uns für den "Adventure Trail". Wir denken, allzu schlimm ist dies sicher nicht, doch wir irren uns!
Unsere kleine Gruppe startet schon bald zum "Dom", einer 100 Meter langen Eingangshalle. Es ist mucksmäuschen Still, als die Höhlenführerin das Ave Maria singt. Die Akustik ist fantastisch.
Der zweite Raum, etwas kleiner, ist voller riesiger Stalagmiten und Stalaktiten. Riesige Orgelpfeifen aus jahrtausend altem Kalk hängen von den Decken.
Doch nun wir es abenteuerlich. Schon beim ersten Hindernis kneifen zwei aus unserer Gruppe. Sie getrauen sich nicht durch den "Kamin des Teufels". Eine horizontale, enge Röhre von 5 Metern Länge muss durchkrochen werden. Als unsere Führerin sagt: "Erst kürzlich ist eine Touristin 9 Stunden hier steckengeblieben", wird uns allen etwas bange zu Mute. Behutsam nehmen wir die Aufgabe an und kriechen ohne Halt durch den glitschigen Tunnel.
Doch kaum sind wir durch müssen weitere enge Spalten und niedrige Durchbrüche gemeistert werden. Kopfvoran schieben wir uns durch den Schlitz des 30 cm hohen "Briefkasten", der seinem Namen alle Ehren macht.
Am Schluss waren wir uns alle einig, diese Tour hatte es in Sich.

Auf der weiteren Strecke zieren unzählige Straussenfarmen die Landschaft. Wir befinden uns in "Oudtshoorn", dem Zentrum der südafrikanischen Straussenzucht. Wir verzichten auf eine Besichtigungstour, kaufen uns aber ein Langhals-Steak, das wir am Abend genüsslich auf dem südafrikanischen "Braii" grillieren.
Genüsslich ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Das Wetter hat umgeschlagen. Kaum ist die Kohle am glühen, fängt es an zu regnen. Mit dem Schirm versuche ich das Straussensteak und die Maiskolben vom Regen zu schützen. Doch der Schirm ist nicht gross genug, dass auch ich noch Platz darunter hätte. Mit der einen Hand halte ich den Schirm und mit der andern das Bier. Der Vorteil dieses Platzregens ist, obwohl man aus der Dose trinkt, es ist immer gleichviel drin!

Wer das Meer liebt, findet an den endlosen Sandstränden von Plettenberg Bay sein Paradies. Doch diese Gegend hat für uns keine Seele. Endlose Ferienhäuser und B & B's kleben an den Hängen mit Sicht auf das Meer. Doch die Meisten haben nur den Blick auf den eigenen Stacheldraht und die hohe Mauer. Es herrscht eine immerwährende Angst vor der ausufernden Kriminalität.

Ein weisses Mercedes Cabriolet hält neben unserem Suri und die Dame mit der weissen Sonnenbrille fragt in Schweizerdeutsch: "Seit ihr die ganze Strecke von der Schweiz bis hierher gefahren?"
In letzter Zeit passiert uns das öfter. Speziell an der "Gardenroute" hat es viele ausgewanderte Europäer oder solche, die ferienhalber mit dem Mietwagen unterwegs sind. Ohne Auto werden wir kaum beachtet, doch halten wir irgendwo mit unserem abenteuerlich aussehenden Fahrzeug werden wir angesprochen und über die Reise ausgefragt. Der Suri ist eine Art "Türöffner".

Zurück zu unserer Lady mit der weissen Sonnenbrille. Ihr Name ist Janneke und sie lädt uns zu sich nach Hause ein. Sie haben eine wundervolle Villa auf Thesen Island, direkt an der Lagune. Max, ihr Mann ist ursprünglich aus Uri und als Willkommensgruss flattert die Urner Fahne vor ihrem Haus.
Die zwei haben fast ihr ganzes Leben in Pretoria verbracht und sind nach der Pensionierung nach Knysna gezogen. "Wisst ihr", meint Max, "so wie wir machen es die Meisten. Rund um Johannesburg spielt das "Big Business", aber um das Leben geniessen zu können, ist es der falsche Ort. Die Gardenroute hat eines der Besten Klimas der Welt. Hier ist die Kriminalität kleiner, es gibt viele Sport Möglichkeiten und auch das kulturelle Leben kommt nicht zu kurz."
Liebe Janneke, lieber Max, vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Es ist immer wieder interessant, für eine kurze Zeit in das Leben von Auswanderer zu blicken.

Über Mossel Bay fahren wir zum südlichsten Punkt Afrikas. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir charmante Städtchen wie Witsand und Struisbaay, die ein Easy Living Ambiente verbreiten. Spektakuläre Ausblicke auf den indischen Ozean und wilde Küstenszenerien inklusive.

Über die Seidenstrasse zum südlichsten Punkt Afrikas

Gewiss, es gibt kürzere Routen zum südlichsten Punkt Afrikas, aber keine davon ist abenteuerlicher.
Wir befinden uns nach 2 Jahren Fahrzeit am Cape Agulhas, dem Kap der Stürme. Unermüdlich peitschen die Wellen des indischen und atlantischen Meeres auf die steinige Küste. Wir machen ein paar Fotos von der Meishu Maru, des Fischkutters, der ein paar Meter vor der Küste auf Grund gelaufen ist und lassen unsere Füsse von den 2 Ozeanen umspülen.

1488 umschiffte Bartolomeu Diaz das Kap und gab ihm den Namen Agulhas, Nadelkap. Vielleicht wegen den nadelspitzen Felsen, auf denen wir gerade herumturnen und weiter draussen seitdem mehr als 130 Schiffe zerschellten und über 5000 Menschen mit in die Tiefe rissen.
Oder weil erst hier die Kompassnadel wieder nach Norden zeigte und nicht schon am Kap der guten Hoffnung.

Struisbaai mit seinen schönen Fischerhäusern, seinem alten Leuchtturm aus dem Jahre 1848, seinen Manta-Rochen, die allabendlich zur Flut im Hafen ihre Runden drehen und nach Fischfutter Ausschau halten, sowie seinem herrlichen Sandstrand, machen uns die Weiterreise schwer.

Morgen geht es weiter! Doch ist der Morgen erst Mal angebrochen, verschieben wir die Weiterreise auf den nächsten Tag.
Doch irgendwann geht es weiter zum historischen Städtchen "Elim", wo einst 1824 die Brüdergemeinschaft der Herrnhuten ausschliesslich für Farbige eine Missionsstation gründeten. Die ganze Siedlung mit ihren Reed überdachten Dächern ist Denkmalgeschützt. Nur wer farbig ist, ist in der Kirche willkommen. Weder Schwarz noch Weiss können wirklich dazugehören, selbst wenn sie der Kirche beitreten sollten.

Über die "Wal-Metropole Hermanus", wo man zur Richtigen Zeit den "Southern Right Wale", den südlichen Glattwal, sowie Buckelwale aus nächster Nähe beobachten kann, kleine Anmerkung des Schreibers, wir sind leider nicht zur Richtigen Zeit in Hermanus, fahren wir weiter der herrlichen Küste entlang nach Cape Town.
Als erstes bekommt unser Suri ein paar neue Reifen. Nach fast 60'000 km ist sein Schuhwerk abgelaufen. Wir sind gespannt, wie sich die neuen Cooper Reifen bewähren. All die Jahre sind wir mit BF Goodrich unterwegs gewesen, aber schon seit Monaten sind sie im ganzen Land ausverkauft. Keiner kann uns zuverlässig sagen, wann die nächste Lieferung aus den USA eintrifft. Nach Rücksprache mit dem "South African Landcruiser Club" haben wir uns schliesslich für den Cooper Discoverer S/T entschieden.

Kapstadt ist nach Johannesburg und Durban mit knapp 4 Millionen Einwohnern die drittgrösste Stadt Südafrikas. Dies erklärt auch, warum wir schon seit längerem auf dem Weg in die Innenstadt im Stau stecken. Irgendwann erreichen wir dennoch die Herzkammer des touristischen Kapstadts, die "Waterfront". Dutzende von Restaurants, Open Air Musikgruppen und unzählige Shops versuchen den Touristen aus aller Welt das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wer durch Südafrika reist kommt an Nelson Mandelas Spuren kaum vorbei. Eine dieser Spuren ist Robben Island, die Gefängnisinsel 20 km ausserhalb Kapstadt's. Das Eiland in Sichtweite des Tafelberges ist UNESCO-Welterbe und der bedeutendste Erinnerungsort des Landes. Im Rahmen einer Besichtigungstour haben wir die Möglichkeit, die gerade einmal vier Quadratmeter grosse Zelle zu besichtigen, wo der berühmte Gefangene 466/64 hausen musste.
Abgeschirmt mit meterhohen Mauern, Stacheldraht und Wachtürmen, liegt dieser Hochsicherheitstrakt, wo Südafrikas Rassisten einst ihre politischen Gefangenen verschwinden liessen.
Eine Matte und ein paar Filzdecken liegen auf dem blanken Betonboden. Der Blecheimer in der Ecke war die Toilette, ein Holzschemel steht unter dem vergitterten Fenster. 27 Jahre verbrachte Nelson Mandela im Gefängnis, 18 Jahre davon hier.
In dieser winzigen Zelle liegt der Schlüssel zum Charakter des Friedensnobelpreisträgers. Hier, wo andere nur Rache geschworen hätten, fand er die Kraft zu vergeben. Seitdem riefen ihn alle Madiba, der Versöhner.
Mandela hat sich Zeit seines Lebens für das Wohl seiner Landsleute eingesetzt.

Plötzlich herrscht auf der Rückfahrt eine riesen Aufregung auf dem Boot. Alles schreit und zeigt mit dem Finger auf das Meer. Die Wal-Saison und mit ihr die Paarungszeit ist längst vorbei und trotzdem sichten wir in unmittelbarer Nähe eine Gruppe von Glattwalen. Mit den Fontänen, die sie pusten und dem Zeigen ihrer eindrucksvollen Schwanzflosse beim Abtauchen, bieten diese gewaltigen Meeresbewohner eine spektakuläre Show.

Stellenbosch das Mekka der Weine

Wir sind unterwegs an der Weinstrasse, entlang von historischen Herrenhäusern und modernen Weinkellern. Franschhoek, Paarl und Stellenbosch lassen das Herz eines jeden Weinliebhabers höher schlagen. Doch wir sind nicht auf der Suche nach irgendeinem Weingut, nein, unser Ziel ist die "Backsberg" vinery.
Treue Leser unserer Reiseberichte mögen sich noch erinnern, als wir von Nepal berichtet haben. Auf dem Camping in Pokahra campten neben uns Jill und Mike Back aus Südafrika. Wir hatten eine schöne Zeit zusammen und wenn wir einmal in Südafrika sein sollten, müssten wir sie unbedingt besuchen. Sie hätten dort ein Weingut.

Und nun, ein Jahr später, stehen wir vor ihrem gewaltigen Anwesen.
Die Weine von Backsberg sind hier im südlichen Afrika ein Begriff. So ist es kein Wunder, dass wir schon bald mit ihnen im Restaurant sitzen und einen köstlichen Chardonnay vor uns haben. Es gibt viel zu erzählen über unsere gemeinsamen Reisen. Leider mussten sie damals ihre geplante Reise von Nepal über China nach Europa abbrechen. Das Erdbeben hatte die einzige Zugangsstrasse nach Tibet total verschüttet.
Alles Warten nützte nichts. Ihnen blieb nur die Rückreise, das heisst die Verschiffung nach Südafrika.

Übernachten können wir auf ihrem Weingut zwischen den Reben mit einer herrlichen Aussicht auf Stellenbosch. Zum Abschied drücken sie uns noch eine Flasche Chardonnay Reserva in die Hand, die wir jetzt zum Sonnenuntergang vor unserem Suri gemütlich leeren. So schön kann reisen sein.

Am nächsten Morgen treffen wir uns mit Jill und Mike zum Frühstück. Sie übergeben uns noch die Credit Karte, die Kurt, der Bruder von Ruth, uns geschickt hat. DHL sei Dank, alles hat geklappt.

Mit dem Versprechen, uns wieder zu sehen, setzen wir unsere Fahrt fort. Wir haben noch weitere Bekannte, den wir besuchen wollen.
Nördlich von Stellenbosch in "Wolseley" betreiben Batie und Peter eine Schweine- und Trauben Farm. Der Toggenburger ist schon in früheren Jahren ausgewandert und hat hier seine südafrikanische Frau Batie kennengelernt.
Bei ihnen bekommen wir einen guten Einblick in das Farmersleben. Grosse Weingüter können ihre Weine selbst vermarkten. Produziert man aber nur die Trauben bekommt man zur Zeit 3 Rand pro kg. Das ist etwa 20 Rappen. Ihr könnt euch selber ausrechnen, wie viel Profit da noch bleibt. Auch der Preis von Schweinefleisch ist im Keller. Infolge der lang andauernden Trockenzeit konnte viel zu wenig Mais geerntet werden. Dieses Futter für die Schweine muss nun von Mexiko importiert werden, natürlich zu einem viel höheren Preis als das Einheimische.
Viele Farmer, denen es gleich geht, studieren über Alternativen. Peter hat sich entschieden, den Anbau von Kernobst zu forcieren, sowie Blaubeeren für den Europäischen Markt anzupflanzen.
Am nächsten Tag wandern wir zum Wasserfall, der auf dem Grundstück von Peter liegt. Wer kann schon von sich behaupten, einen eigenen Wasserfall zu besitzen! Trotz der Trockenheit in weiten Teilen des Landes fliesst hier immer noch klares Bergwasser den Fluss hinunter.
Am Abend verwöhnt uns Batie mit Käse-Makaronen, allerlei Grillfleisch und zum Dessert gibt es Nespresso Café mit Willisauer Kirsch.
Liebe Batie, lieber Peter. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft und bis später einmal bei uns in der Schweiz.

Von einem Italienischen Overlander Pärchen haben wir den Tipp bekommen: "Geht unbedingt nach Paternoster, dies war unser Lieblingsplatz in Südafrika".
Tatsächlich, dieser Ort ist traumhaft. Im nahegelegenen "Cape Columbine National Reserve" bleiben wir ein paar Tage an der Beach. Es gibt zwar keinen Strom auf dem weitläufigen Camping, dafür Natur im Überfluss. Manchmal bildet der kalte Atlantik Strom zwischen den Steinen kleine Pools in denen man baden kann und kilometerlange Wanderwege führen an der Küste entlang. Was will man mehr.

In wenigen Tagen läuft unser 3-monatiges Visa aus. Dies ist der Grund, dass wir etwas mehr Gas geben und die schöne, wenig bevölkerte Westküste im Eiltempo durchfahren.

Südafrika hat extrem viel zu bieten. Traumhafte Strände, Berge zum wandern, Flüsse zum fischen, Seen zum baden und eines der besten Klimas der Welt. Doch, und hier kommt das Ausrufezeichen, eine latente Unsicherheit bezüglich einer unberechenbaren Politik und der Kriminalität. Wem es nichts macht sich einzukerkern, der lebt hier gut. Doch will man das?

Wie Peter sagte: "Früher hat man die bösen Buben hinter Schloss und Riegel gesteckt. Heute lebt die rechtschaffende Bevölkerung wie hinter einem Hochsicherheits-Gefängnis und die Kriminellen sind draussen".