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Reisebericht 21 / Mumbai - Mumbai / 9. Oktober 2015 - 15. Dezember 2015

Kilometerstand: 51'600 km (Total 180'200 km)

Reiseroute: Mumbai, Pune, Panchgani, Nipani, Amboli, Kerim Beach (Goa), Anjuna, Agonda, Gokarn, Mangalore, Kannur, Manantavadi, Ooty, Mudumalai, Mysore, Halebid, Mampi, Goa, Mumbai

Die unglaubliche Gastfreundschaft der Inder

Wie im letzten Bericht erwähnt, mussten wir kurzfristig aus Indien ausreisen. Das hat seinen Grund in den indischen, undurchschaubaren Visa Formalitäten. Obwohl man ein 6-monats Visum besitzt, kann man nicht länger als 90 Tage in Indien verweilen.
Ursprünglich wollten wir aus diesem Grund das Land Richtung Nepal kurz verlassen, aber der lange Weg und die momentanen Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern haben uns davon abgehalten.
So lassen wir unseren Suri bei Rahul in Bombay stehen und fliegen für eine Woche nach Bangkok.
7 Tage später, nach ein paar kg mehr auf den Rippen, angenehmen Massagen und vielen tollen Eindrücken in der Mega-City sind wir wieder zurück in Mumbai.
Eigentlich haben wir uns schon ein wenig an den Dreck von Indien gewöhnt, aber nach der Sauberkeit der Thailändischen Grossstadt und dem diszipliniertem Fahrstil der Thais, sitzen wir wieder geschockt im Taxi, das uns zurück zu unserem Fahrzeug bringt. Das indische Chaos hat uns wieder!

Mit Rahul, unserem indischen Gastgeber, haben wir interessante Gespräche. Er möchte in 2 Jahren mit seiner Familie und dem eigenen Auto über Asien, China und die Mongolei nach Europa fahren, was für einen Inder sehr aussergewöhnlich ist. So ist natürlich für Gesprächsstoff gesorgt.

In Mumbai gibt es für uns noch einiges zu erledigen, denn wir möchten von hier aus unsere Verschiffung nach Südafrika organisieren. Zu diesem Zweck suchen wir Mustafa von der Secoshipping auf.
Wenn alles klappt, man bedenke, wir sind in Indien und hier klappt nicht immer alles, werden wir unseren treuen Begleiter am 28. November von Mumbai nach Durban, Südafrika, verschiffen. Dies dauert etwa 3 Wochen und in dieser Zeit wollen wir uns ein Bungalow in Goa nehmen und anschliessend ebenfalls nach Durban fliegen. So sehen unsere Pläne aus.

Doch Mumbai, die Hauptstadt Maharashtras, hat gewiss ein paar Sehenswürdigkeiten, die man sich anschauen sollte. So schlendern wir zum 26 m hohen "Gateway of India", dem Triumphbogen und Wahrzeichen von Mumbai. 1947 verliessen durch diesen Bogen die letzten britischen Truppen ihre ehemalige Kolonialmacht.
Gleich daneben kühlen wir uns im edlen "Taj Mahal Intercontinental" ein wenig ab. Nicht im Swimmingpool oder im gepflegten Speisesaal, die Preise sind astronomisch, sondern wir schlendern einfach ein wenig durch die riesige Hotelhalle entlang von exquisieten Boutiquen.
Vor knapp 7 Jahren haben hier Terroristen ein Blutbad angerichtet. Mindestens 80 Leute sind damals gestorben.
Auch da, wo wir wir nun unser Bier trinken, im Café Leopold, haben die Täter wahllos um sich geschossen. Unter einem Tisch sieht man noch deutlich das Loch einer explodierten Handgranate und die Einschusslöcher an den Wänden und Fenstern sind noch Zeuge dieser Taten, die wahrscheinlich von Islamisten begangen worden waren.

Mumbai, am Arabischen Meer gelegen, ist das Finanzzentrum und wird auch als "Bollywood" bezeichnet. Mit rund 20 Millionen Einwohnern im Großraum ist die Metropole im Westen des Landes noch vor Kalkutta und der Hauptstadt Neu Delhi die größte Stadt Indiens. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unter erbärmlichsten Umständen in übervölkerten Slums, die vor allem rund um den Flughafen angesiedelt sind. Normalerweise fährt man hier nicht hin, aber beim Abflug nach Bangkok hatten wir eine gute Sicht auf die unzähligen Blech- und Kartondächer der einfachen Behausungen.
Der aus der portugiesischen Kolonialzeit stammende Name Bombay (gute Bucht) wurde Mitte der neunziger Jahre nach einer hinduistischen Göttin in Mumbai abgeändert.

Ein paar Tage später verabschieden wir uns von Rahul und seiner Familie und fahren südwärts. Das Ziel liegt auf 1200 Meter Höhe und heisst "Panchgani".
Dieser kleine Ort war früher eine Sommerresistenz der Engländer. Beim Schild "Il Palazzo" biegen wir links ab und fragen den freundlichen Eigentümer des Ressorts, ob wir hier im Garten eine Nacht bleiben dürfen. Wir dürfen und gleichzeitig sind wir schon bei ihm zum Essen eingeladen.
Wie so oft, sind wir überwältigt von der Gastfreundschaft der Inder.

Es ist eine wunderschöne Anlage mit vielen Vögeln und blühenden Blumen, die 1925 von den Engländern gebaut wurde. Wir schlafen so gut bei angenehmen 20°C, dass wir gleich 3 Tage bleiben.
Am nächsten Tag feiern die Hindu eines ihren vielen Feste. Fast keine Woche vergeht, ohne dass die Inder einen Grund finden, ein Fest zu veranstalten. Alles wird mit gelb-orangen Blumengirlanden dekoriert. Häuser, Eingangstore, Mofas und zum Schluss bekommt unser Suri auch noch einen Blumenschmuck auf die Motorhaube verpasst.
"Sharook" hat sich ebenfalls mit seiner Familie hier im Hotel einquartiert. Er interessiert sich sehr für unsere Reise und bietet uns an, für die Zeit der Wohnmobilverschiffung sein Strandhaus in Goa zu benützen. Ich meine: "Dies ist wirklich ein sehr schönes Haus an bester Lage und das Schwimmbad ist toll, doch ich befürchte, das überzieht unser Budget gewaltig."
"In keiner Weise", sagt Sharook, "ihr könnt die 2 Wochen gratis dort wohnen. Sobald ihr dort seit, setzt euch einfach mit "Shaya" der Putzfrau in Verbindung, sie wird euch alles zeigen."
Manchmal können wir unser Glück kaum fassen. Einfach weil wir irgendwo in den Bergen links abbogen sind wir Gäste in einem herrlichen Ressort und dann noch diese Einladung für 2 Wochen in ein Strandhaus in Goa mit eigener Wohnung und Küche. Kaum zu glauben.

Entspanntes Strandleben in Goa

Seit 2 Tagen sind wir in Goa, genauer gesagt Nordgoa, an der Kerim Beach. Goa ist der kleinste indische Bundesstat, gelegen in der Mitte der indischen Westküste und hat eine Fläche von 3702 Quadratkilometern, was der Ausdehnung der Hälfte des Kantons Graubünden entspricht. In diesem Bundestaat herrscht eine relativ hohe Bildungsrate und die meisten der schulpflichtigen Kinder werden auch tatsächlich eingeschult und nicht für die Feldarbeit benützt. Knappe 30% der Bevölkerung Goas sind Christen. Das ist darauf zurück zu führen, dass Goa eine portugiesische Kolonie war. 1498 landete der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama an der indischen Westküste und danach blieb die Region bis 1961 unter portugiesischem Einfluss, was bis heute an den vielen christlichen Kirchen ersichtlich ist.

Vorerst steht aber nicht die Kirchenarchitektur auf unserem Program, sondern, wie könnte es anders sein in Goa, wir geniessen einfach das einfache Strandleben.
Nordgoa ist noch wenig verschandelt mit Hotelburgen und den auswüchsen des Pauschaltourismus. Ideal also, um unseren Suri unter Fichtenbäumen direkt am einsamen Sandstrand zu parkieren. Es gibt ein paar einfache Strandbaars an der Keri Beach, die allesamt noch am einrichten sind. Über unserem Nachtplatz hat sich ein Seeadler Pärchen sein Nest aufgebaut. Im Ort selbst gibt es einfache Unterkünfte für umgerechnet 7 sFr. Eine richtig kleine Strandidylle.

Ganz anders sieht es später, es ist Sonntag, am beliebten Candolim Strand aus. Bussladungen von indischen, sonnenhungrigen Touristen spucken ihre Fracht aus. Als erstes wird ein grosses Kingfisher getrunken, denn nirgends in Indien ist Alkohol so billig wie in Goa und dann spazieren sie Richtung Strand.
Wie in einer Pinguin Kolonie stehen die Inder im knietiefen Wasser. Alle sind mit langen Hosen und die Frauen zusätzlich mit einer langärmligen Bluse oder einem Sari bekleidet (siehe Bilder). Hier in der Masse wird gekreischt und gejohlt. Es ist ein Gaudi, ihnen zuzusehen, da die meisten von ihnen sowieso nicht schwimmen können.
Links und rechts hätte es noch viel Platz zum planschen aber nein, alle stehen sich gegenseitig auf den Füssen. Es ist im Naturel der Inder, dass man die Gemeinschaft sucht. Hier fühlen sie sich wohl.
Die wenigen, europäischen Frauen in ihren Bikinis werden von den Indischen Männern lustvoll beäugt. Soviel Haut auf einmal ist für sie wie Weihnachten und Ostern zusammen.
Doch diese Tendenz macht uns schon nachdenklich. Das indische Parlament gibt keine Verbote raus es sagt nur, dass jede gute Frau sich sittlich bekleiden soll. Das heisst mit kompletter Montur soll sie ins Wasser steigen und ja keine Haut zeigen. Es geht soweit, dass das Parlament über ein Bikini Verbot an indischen Stränden diskutiert. Immer mehr nehmen die Hardliner im Parlament die Macht an sich. Früher war Indien bekannt als eines der tolerantesten Länder mit seinen multikulti Religionen, doch die Spannungen nehmen mehr und mehr zu.
Was die wenigsten wissen, Indien hat mit seinen 250 Millionen Moslem mehr Moslems als Pakistan. Auch das könnte sich mal als Pulverfass erweisen.

So genug der Politik. In der Zwischenzeit stehen wir auf dem legendären Overlander Parkplatz in Agonda. Hier trifft sich die Gemeinde der Langzeit Traveller. Wie gesagt, der Monsun ist erst vorbei und die Saison beginnt. So ist es nicht verwunderlich, dass wir nur zu zweit am langen Sandstrand stehen. André und Vanessa sind ebenfalls mit ihrem VW Buss über den Iran und Oman nach Indien gefahren. In ein paar Wochen, speziell zur Weihnachtszeit wird der Strand vermutlich voll sein mit europäischen Wohnmobilen. Viele davon sind Wiederholungstäter.

Doch nun stehen wir fast alleine an diesem langen Strand, packen die Liegestühle aus und werfen die Zwänge des Reise-Alltages über Bord. Kein nerviger Verkehr mehr und keine Suche nach einem Übernachtungsplatz, das manchmal auch sehr stressig werden kann. Die Tage vergehen mit langen Strandspaziergängen und gegen Abend haben wir schon bald ein Bier in der Hand und werfen den Blick auf den hinter dem Horizont des indischen Ozeans verschwindenden, orange-roten Sonnenballes.
Wir lernen Pière kennen, einen ausgewanderten Yoga Lehrer aus Strassburg. Vor Sonnenuntergang setzen wir uns an den Strand und er führt uns in die Geheimnisse des Yogas ein. Wir verrenken unsere verrosteten Glieder bis zum Anschlag, verharren in unbequemen Stellungen bis wir zu uns selber finden. Soweit zur Theorie, denn die Wahrheit fühlt sich weit unbequemer an.

Zu den Klischees von Goa:

-Dass hier hauptsächlich Aussteiger, Drögeler und Trancemusik Anhänger herumlungern, stimmt schon lange nicht mehr. Gewiss, es gibt sie noch, aber diese haben sich schon längst an weniger bevölkerte Strände zurückgezogen.
- Das andere, dass die Inder gerne Touristen gucken gehen, das stimmt noch. Speziell am Sonntag muss sich der Europäer, genauer die spärlich bekleidete Europäerin, als Anschauungsobjekt für extra diesen Zweck her gereisten Wochenendausflügler herhalten.
-Die Inder fotografieren gerne und sein Lieblingsobjekt ist schnell gefunden. Der westliche Tourist! "Can I make a snap?" werden wir immer wieder gefragt. Noch bevor wir eine Antwort geben können werfen sie sich in Pose, legen den Arm um unsere Schultern und es wird geklickt was das Zeug hält. Wo landen nur all diese Bilder später einmal? Keine Ahnung, doch vielmehr geht es den fröhlich, unschuldig dreinblickenden Indern nur um die Berührung und den Kontakt mit uns Westlern.

Und so vergehen die Stunden am Strand unter der sengenden Sonne des indischen Ozeans und am Ende des Tages weiß man nicht, was man eigentlich gemacht hat außer Fotozeremonien, und dem Studium der Strandkühe.

Eine Woche später verlassen wir dieses kleine Paradies Richtung Süden. In Gokarn sind gerade Vorbereitungen für das Diwali Fest im Gange. Eifrig werden Blumenkränze geflochten und die kleinen Haustempel in Schuss gebracht. Währen wir nur ein paar cm länger oder breiter, wir würden garantiert nicht durch die engen Gassen dieses Pilger Ortes passen. Der Strand im Ort ist laut und schmutzig. So fahren wir zum Ende der langen Beach und quartieren uns im Garten eines kleinen Guesthouses ein. Es ist das einzige weit und breit. Unsere unmittelbare Nachbarschaft besteht aus einheimischen Fischern und Bauern, die ihre Felder in der Nähe des Meeres bewirtschaften.
Wir laufen im Zick-Zack um die kleinen Häufchen die die Fischer im Sand hinterlassen. Hier ist es ganz selbstverständlich, dass sich die Einheimischen am Morgen zum Strand begeben und ihr Geschäft in unmittelbarer Nähe des Meeres verrichten.
Für uns Europäer ein ungewohnter Anblick, aber für die hier lebende Bevölkerung ein Jahrhundert alter Brauch, kennen sie doch keine Toiletten. Die Flut wird es richten.
Am nächsten Tag sehen wir die Auswirkung der gestrigen Vorbereitungen für das Fest. Nun hängen die Blumengirlanden quer über den Gassen, durch die wir zurück müssen. Ruth hat alle Hände voll zu tun um die Dekorationen mit unserer Stange, die eigentlich für die Sonnenstore gedacht ist, in die Höhe zu hieven, damit der Suri unten durch fahren kann.

Unser eigentliches Ziel sind die Backwaters von Kerala. Hier möchten wir uns ein Hausboot mieten und uns durch die Kanäle in unmittelbarer Nähe des Meeres schippern lassen. Doch die verrückten indischen Autofahrer machen uns einen Strich durch die Rechnung. Schon mehrmals wurden wir von den Indern selbst gewarnt: "Nehmt euch in Acht vor den gefährlichen Bussfahrern in Kerala".
Und tatsächlich, der Verkehr auf dieser schmalen Küstenstrasse ist mörderisch. Immer wieder müssen wir im letzten Moment in den Strassengraben ausweichen, weil uns in einer Kurve ein Buss entgegen kommt. Die Kleinwagen-Fahrer überholen unübersichtlich, während sie ein SMS schreiben.
Die Unfallstatistik hier in Indien ist die höchste der Welt gemessen am Anteil der Verkehrsteilnehmer.
Am Abend sind wir total erledigt von der Anspannung. Unser Schutzengel hat einige Überstunden für uns in Kauf genommen. Wir glauben, unser Glück ist nun überstrapaziert und wir beschliessen, nicht weiter in den Süden zu fahren.
So biegen wir bei Kanur ab und fahren östlich in die Berge Richtung Ooty.

Ooty ist eine sogenannte "Hillstation" auf 2200 Meter Höhe. Der Ort selber hat kaum was zu bieten. Die Schönheit liegt in den Bergen und der üppigen Natur.
Wir fahren durch wunderschöne Tee- und Kaffeplantagen, entlang von bettelnden Affen und geniessen die nächtlichen Temperaturen von angenehmen 15°C.
Am nächsten Tag fahren wir mit der Schmalspurbahn durch die zerklüfteten "Nilgiri Blue Mountains". Der Name "blauen Berge" kommt wahrscheinlich davon, weil hier überall die schönsten Blumen in den Farben Lila und Blau blühen.

Im Mudumalai National Park haben wir wieder ein Erlebnis der schönen Art. Nach kurzer Berichterstattung, woher, wohin und wie lange unsere Reise schon gedauert hat, können wir unseren Suri zwischen die schön angelegten Bungalows des "Jungle Hut" stellen. Die gepflegte Anlage mit Swimming Pool und erstklassigem Restaurant befindet sich angrenzend zum Bandipur N.P. welcher einst als Jagdgebiet der Maharajas von Mysore herhalten musste.
Wie immer fragen wir den Besitzer: "Können wir in ihrer Anlage übernachten? Wir schlafen im Auto, dafür essen und trinken wir in ihrem Restaurant."
Vikram, der Besitzer der Anlage ist der amtierenden Rally Champion von Indien. Als Autonarr ist er natürlich fasziniert von unserer Reise und dem Fahrzeug. So ist es nicht verwunderlich, dass wir uns im Garten platzieren können. Vom Swimming-Pool aus können wir freilebende Fleckenhirsche sowie Wildschweine beobachten. Es ist ein kleines Paradies und das Essen im hauseigenen Restaurant ist das Beste, was wir in Indien je bekommen haben. Nach 2 Tagen wollen wir die Rechnung begleichen doch Vikram meint: "Auf keinen Fall müsst ihr was bezahlen, ihr seit meine Gäste."
Wie so oft sind wir überwältigt von der Gastfreundschaft der Inder

Ein Traum aus Tausendundeiner Nacht

Runter von den blauen Bergen geht die Fahrt zu einem der berühmtesten Bauten ganz Indiens, dem Palast von "Mysore". Wir haben das Glück, an einem Sonntag hier gestrandet zu sein, denn nur am Sonntagabend von 19.00 bis 19.30 Uhr wird die Palastfassade von über 80'000 Glühbirnen hell erleuchtet. (siehe Bilder)
Was muss das wohl für ein Leben gewesen sein, als im vorigen Jahrhundert der Maharaja von Mysore hier residiert hat. Zusammen mit etlichen Indern schlendern wir am nächsten Tag durch die geradezu verschwenderische Pracht dieses imposanten Palastes. Marmor- und Mosaikböden, schwere Silber- und kunstvoll geschnitzte Holztüren, unzählige Säulen, kostspieliges Mobiliar aus aller Herren Länder, Buntglasdekor und Spiegelwände sowie Gemälde und Wandbilder zeugen vom luxuriösen Lebenswandel der Mysore-Herrscher.
Zweifellos, einer der Schönsten Paläste von Indien und Sinnbild von der Verschwendungssucht der einstigen Herrscher.

Einheimische empfehlen uns wärmstens, die Gärten und beleuchteten Springbrunnen von "Brindavan" zu besuchen. Dies sei eine Wucht! Also nehmen wir die miese, löchrige Strasse in Kauf und fahren gegen Abend zu den Gärten. Der Andrang von indischen Familien ist riesig. Es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Doch was geboten wird ist unserer Ansicht nach mickrig. Als die Dämmerung hereinbricht sitzen wir mit hunderten von Indern auf der Tribüne und lauschen den sich überschlagenden Klängen riesiger Boxen. Dazu speit ein bescheidener Springbrunnen seine kümmerliche Wasser-Fontäne gegen den Abendhimmel.
Sind wir schon zu sehr verwöhnt, dass wir uns anmassen, so negativ über diese Sehenswürdigkeit zu schreiben? Den Indern scheint es zu gefallen.

Kultur pur und eine gesegnete Rüsselauflegung

Halebid ist nicht die grösste, aber sicherlich eine der best erhaltenen Tempel Stätte. Vom 12. bis 14. Jh. war sie die Hauptsstadt des mächtigen Hoysala-Reiches.
Vor den Toren des weitläufigen Areales müssen wir uns noch gegen die aufdringlichen Souvenirverkäufer erwehren, aber sind wir mal drin, können wir unbelästigt auf Besichtigungstour gehen.
Am meisten beeidrucken uns die gut erhaltenen Aussenwänden des Hoysaleshvara Tempel. Der Figurenschmuck an den Reliefbändern zeigt in schöner Weise, wie das Leben von hunderten von Jahren einmal war. Elefanten, Löwen, Pferde mit stolzen Reitern, Kampfszenen und jede Menge hinduistische Götterwelt ist fein säuberlich in den Sandstein gemeisselt worden.

Zwei Tage später erkunden wir die nördlich gelegene Tempelstadt "Hampi". Sie war einst die Hauptstadt des letzten grossen Hindu Reiches in Südindien.
Leider sind die Tempel zu einem grossen Teil zerstört.
Irgendwie haben die Inder ein grosses Talent zuzuschauen, wie die Dinge verrotten. Tempel, Fassaden, Strassen, Bahnhofstoiletten, Städte, Busse, Züge, die ganze Infrastruktur und das alles mit einer grandiosen Gleichgültigkeit.
Hampi ist auch unter den Rucksacktouristen bekannt. Viele Westler suchen hier die Nähe zu Shiva oder die eigene Erleuchtung. Mit wallenden Gewändern und Haaren aus einer Mischung aus Rasta und der Verweigerung des Kammes. Doch bei dieser Art von Tourismus wird nicht der indischen Götterwelt gehuldigt, sondern viel mehr der Vergötterung des Haschhisch.

Wir haben die Erleuchtung auf ganz andere Weise erfahren. Durch Rüsselauflegung.
Doch der Reihe nach.
Wir schlendern durch die Tempelanlage von Hampi. Schon längst hat der Schleier der Nacht die Ruinenstätte erfasst. Überall brennen Kerzen, die Leute verehren mit Opfergaben ihre Götter und es herrscht eine mystische Stimmung.
Plötzlich hören wir das rhythmische Getrampel eines Elefanten der um die Ecke biegt. Eine Menschentraube umringt ihn sogleich und gespannt verfolgen wir, was nun von statten geht.
Die Gläubigen nehmen einen 10 Rupie Schein aus der Tasche, halten ihn dem Elefanten hin und der nimmt ihn behutsam mit dem Rüssel, bevor er diesen seinem Führer übergibt.
Als nächstes nimmt der Dickhäuter unseren Geldschein aus der Hand, gibt ihm seinen Mahut und als Dank legt er wie zuvor bei den Indern seinen groben Rüssel sachte auf unseren Kopf. Es ist wie eine Segnung. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.

Die Rundreise durch den Süden Indiens führt uns zurück nach Goa. Da ist die Stimmung wieder entschieden entspannter. Hier beginnt, wie schon 3 Wochen zuvor, Indien "Light". Ein echter Kulturschock bei soviel Tourismus. Gehören wir da überhaupt hin nach all der Zeit unter Indern?
Wir fahren zurück zur altbekannten Agonda Beach. Stellen unseren Suri an die tropische Sonne und bestaunen einmal mehr, wie die Götter Indiens Küste mit ihrer Pracht gesegnet haben.

Doch jedes Paradies hat seine Schattenseiten. Wir stehen auf einem öffentlichen Platz und immer öfter kommen die Einheimischen mit lauter Techno-Musik in unsere Nähe. Dies veranlasst uns, schneller als geplant die Reise nach Mumbai anzutreten.
Dort angekommen nehmen wir sogleich die Organisation der Verschiffung in Angriff. (Details siehe unter Verschiffung) Vieles ist schon im Vorfeld per Mail erledigt worden. Nach Bezahlung der Frachtkosten fahren wir den Suri zum Hafen. Dort wartet schon der Fahrer auf unser Fahrzeug, der unser vier rädriges Heim in die abgeschottete Hafenanlage fährt. (siehe Fotos) Wehmütig schauen wir ihm hinterher wie er verloren hinter den vielen Tracks entschwindet. Bye bye in Südafrika.

Als nächstes steht uns ein Interview mit einem Reisemagazin bevor. Vor dem Hotel erwartet uns schon die Crew aus Interviewer, Kameramann und Beleuchtungs-Spezialist.
Im Hotel Zimmer geben wir dann bereit willig Auskunft über unsere Reise, unsere Eindrücke von den Indern und den vielen Fragen des Gesprächsleiters. War wirklich sehr interessant, denn die Meisten Indern könnten sich eine so lange Reise, fernab von ihrer Familie und Freunden, überhaupt nicht vorstellen.

Die Überfahrt unseres Campers dauert etwa 3 Wochen. Diese Zeit verbringen wir, wie schon erwähnt, im Strandhaus unsers Freundes Shahrook, bevor wir ebenfalls nach Südafrika fliegen werden.
Die Anlage umfasst mehrere Bungalows, ein Restaurant, sowie ein Swimmingpool. Hier lässt es sich aushalten. Mit dem gemieteten Scooter fahren wir die Strände ab, machen lange Spaziergänge und essen in den Strandkneipen unser Lieblingsessen, "Gobi Manchurian". Das ist Blumenkohl in einer Gemüsekruste, lecker gewürzt und angerichtet an einer scharfen Chili / Knoblauch-Sauce. Für 2 Gerichte und 2 Colas bezahlt man hier umgerechnet 4 bis 5 sFr. Unglaublich!


Résumé

Als Besucher Indiens brauch man eine übermenschliche Kraft um in diesem masslosen Chaos überhaupt zu überleben und die Momente richtig einzuordnen und zu verarbeiten.
Meistens waren es doch persönliche Erlebnisse die sich bei uns einbrannten, denn in Indien ist überall Leben, eben manchmal mehr als man gerade ertragen kann. Viele sagen: "Indien libt man oder man hasst es".
Bei uns war es irgendwas dazwischen. Es gab Momente, da wollten wir nur raus und kurz darauf waren wir wieder total begeistert von der Landschaft, den Kulturdenkmälern und seinen lieben Menschen.

Langsam geht unsere Reise auf dem asiatischen Kontinent dem Ende entgegen.
18 Monate und manche Erinnerungen kommen uns schon wie eine Ewigkeit vor.
Es waren fast zu viele Geschichten und Erlebnisse für diese Zeit.

Hier ein paar Eindrücke von Indien:

- Hitze und Kälte, nicht enden wollende Rumpelpisten und einsame Nächte auf über 4000 Meter...
- die ganze bunte Herzlichkeit und Freundlichkeit Indiens...
- bezaubernde Orte, traumhafte Natur und das Essen war alles ausser fad...
- das Chaos, der Lärm, die Armut und den Dreck in unseren Nasen am Ende eines Tages...
- spielende Kinder im Müll, Kühe die sich vom Müll ernähren und die Inder die vom Müll leben...
- eine Kultur zum verlieben, man wandelt auf geschichtsträchtigem Boden...
- Menschenmassen so weit das Auge reicht...
- rumrotzenden, ungeniert rülpsenden und überall hinpinkelnden Männern...
- man steht dauernd unter Beobachtung, wird angeredet und Privatsphäre gibt es nur im Auto...
- dann trifft man wieder Leute, die so unglaublich nett und gastfreundlich sind...
- die ganze Bandbreite des Reisens konzentriert sich in Indien...
- Indien geht gewiss mehr an die Substanz als andere Länder, man staunt und lebt intensiver...
- wahrlich, einer der interessantesten Teile der Welt....
- wir sind überglücklich, dies erleben zu dürfen...
- Indien, schrecklich, schönes Indien

Mitte Dezember werden wir nach Durban fliegen und unser Abenteuer auf dem Afrikanischen Kontinent fortsetzen.

Somit wünschen wir euch eine schöne Weihnacht und dass eure Wünsche und Träume im nächsten Jahr in Erfüllung gehen.

If you can dream it, you can do it