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Reisebericht 13 / Stung Treng (Nordkambodscha) - Trat (Grenze zu Süostthailand) / 28. Dezember 2014 - 22. Januar 2015

Kilometerstand: 34'200km (Total 161'800 km)

Reiseroute: Stung Treng, Kratie, Kampong Cham, Kampong Thom, Siem Reap, Kampong Thom, Phnom Penh, Kampot, Sihanoukville, Koh Kong

Im Land der Khmer

Dank unseres "Carnet de passage" geht die Zollabwicklung ziemlich flott von statten. Was neu ist, alle Einreisenden werden auf ihre Körpertemperatur geprüft. Hat man eine erhöhte Temperatur, ist man sofort als Ebola Infiszierten gebrandmarkt und dementsprechend wird einem die Einreise verweigert. Bei uns ist alles im grünen Bereich und so können wir beruhigt in ein neues, für uns fremdes Land einreisen.
Was uns sofort auffällt, hier gibt es viel mehr Dreck am Strassenrand und mehr Leute. Es herrscht ein ständiges Gewusel auf und neben der Strasse.
Mopeds, Tuk Tuks, Fahrräder und Autos, jedes maximal ausgelastet. Fünf, sechs Menschen auf einer kleinen Honda sind keine Seltenheit. Mit 15 Millionen Einwohnern hat das Land mehr als doppelt so viele Bewohner wie Laos, obwohl es kleiner ist.

Wir fahren über eine teils unbefestigte Strasse über Stung Treng nach Kratie. In Kampi, etwa 15 km nördlich von Kratie, mieten wir uns ein Boot, um die seltenen "Irrawaddy Delfine" zu besuchen. Während es in den 70-er Jahren in den Mekonggewässern Kambodschas noch einige Tausend Exemplare gab, sind derzeit nur noch etwa 120 Delphine erhalten, deren Zahl aber seit Jahren stabil geblieben ist.
In diesem Pool vor uns sollten noch etwa 60 Tiere anzutreffen sein. Das Fotografieren erweist sich als eine fast unmögliche Aufgabe, da sie immer nur kurz auftauchen. Das schönste ist einfach, den Apparat beiseite zu legen und dem gemächlichen Spiel der Delfine zuzuschauen.

Die Übernachtungssuche gestaltet sich nicht immer als einfach.
Nach langem Suchen haben wir am Mekong einen einsamen Stellplatz gefunden. Wir sind schon am einschlafen, als lautes Stimmengewirr und die Strahlen von Taschenlampen uns aufschrecken. Es stehen etwa 10 Leute in der dunklen Nacht und wir werden aufgefordert, auszusteigen. Draussen vor der Tür steht die Polizei mit Kalaschnikows bewaffnet. Der Polizist mit den vielen Abzeichen an der Brust meint: "Hier ist es viel zu gefährlich für euch. Jederzeit können Banditen aus den Büschen kommen und euch abstechen". Mit einer eindeutigen Bewegung quer über den Hals unterstreicht er seine warnenden Worte noch deutlicher. Auf jeden Fall erlaubt er uns nicht hier zu übernachten. Wir sollen ihm bis zur Polizeiwache folgen. Was bleibt uns anderes übrig, als dem Moped-Konvoi in tiefer Nacht zu folgen. Dort angekommen, beziehen wir unser Nachtlager unmittelbar neben dem Polizeigebäude und gut bewacht durch etliche bewaffnete Soldaten.

Tags darauf nehmen wir eine Nebenstrecke, die uns entlang des Mekong führt. Ein Dorf löst das Andere ab. Hier pulsiert das Alltagsleben. Gemüse und Früchte werden am Strassenrand zum Kauf angeboten. Eisblöcke werden nach Wunsch zurechtgesägt und die vielen Garküchen machen gute Geschäfte. Heuschrecken, Käfer, Kakerlaken, knusprige Schlangen und Taranteln duften verführerisch auf dem Holzkohlengrill. Die Preise sind niedrig. Das müssen sie auch, denn 80% der Kambodschaner müssen mit einem Dollar pro Tag auskommen. Trotzdem lachen sie uns zu und winken freudig.

Ankor Wat, zwischen Heiligtümern und Würgefeigen

In Siem Reap kaufen wir uns ein 3-tages Ticket, das wir an verschiedenen Tagen innerhalb einer Woche einlösen können. Angesagt ist die Besichtigung eines der grössten Weltwunder der Erde. Hier befindet sich die grösste Ansammlung an Tempeln auf der ganzen Welt, das gerne als achtes Weltwunder bezeichnet wird und UNESCO Weltkulturerbe ist. Die Region Ankor, die vom 9. bis 15. Jahrhundert das Zentrum des Khmer Reiches war, hat eine Gesamtfläche von 200 Quadratkilometer.
Wir nehmen uns für 15$ einen Tuk Tuk Fahrer, der uns den ganzen Tag begleiten wird. Als erstes fahren wir den berühmtesten an. Zweifelsfrei ist dies "Ankor Wat, eine architektonische Meisterleistung aus dem 12. Jahrhundert.
Dieses grossartige Bauwerk der Khmer-Klassik wurde von König Suriyavarman dem Zweiten in 40 Jahren erbaut und wurde erst an seinem Lebensende vollendet. Es sollte als königliches Mausoleum errichtet werden und ihm dementsprechend als Grabmal dienen. Alle Tempelanlagen waren hinduistischen Göttern gewidmet, in erster Linie Gott "Shiva".

Mit unzähligen Touristen aus aller Welt, vornehmlich Asiaten, schreiten wir über die breiten Wassergräben, die die Tempelanlagen umgeben. Am Eingangstor erwarten uns die siebenköpfigen Kobras, die sogenannten "Nagas". Sie dienten schon immer als Schmuckmotive an Balustraden der Zufahrtswege und Brücken. Die Gebäude selbst, wurden aus kunstvoll gestalteten Sandsteinen zusammengesetzt. Die zahlreichen Kanäle der Anlage dienten den Arbeitern auch dazu, die riesigen Steinbrocken mit Flössen zu transportieren. Für den Bau wurden die Blöcke mit besonderen Schleifanlagen so bearbeitet, dass sie ohne Zwischenräume aufeinandergesetzt werden konnten.
Alleine das Areal von Ankor Wat, das grösste Sakralbauwerk der Welt, misst inklusive des Wassergrabens 1,5 x 1,3 km. Dieser stellt nach der gängigen Interpretation den "Ur-Ozean" dar. In der Mitte steht der Hauptturm, flankiert von 4 kleineren Türmen, genannt "Prasat", die Lotusknospen nachempfunden sind.
Am meisten sind wir von den faszinierenden und gut erhaltenen Reliefs beeindruckt, die auf einer Fläche von 1000 Quadratmeter in den Sandstein gehauen wurden. Sie stellen historische Szenen, kriegerische Bilder und Episoden aus der Mythologie, sowie der Khmer Zeit dar. Es ist eine Wahnsinnsleistung, was die Menschen zu dieser Zeit erbaut haben.

Als nächstes bringt uns der Tuk-Tuk Fahrer zum nördlichen Teil der Ankorhauptstadt, nach "Ankor Thom". Hier ist vor allem der Tempel "Bayon" erwähnenswert, der wegen seiner Türme mit den meterhohen aus Stein gemeisselten Gesichtern so beeindruckend ist. In jede Himmelsrichtung blicken die rund 200 übergrossen Köpfe und man kommt sich immer irgendwie beobachtet vor.
Hier am "Bayon" stehen der König und seine Kriegszüge im Mittelpunkt der Reliefszenen.

Kaum ein anderer Tempel lässt die Üppigkeit und zerstörerische Kraft der tropischen Vegetation so deutlich werden wie "Ta Prohm". Als französische Forscher die Anlage entdeckten, liessen sie die Baumriesen und ihr mächtiges Wurzelwerk, das sich wie eine Riesenschlange um die Tempel legt, stehen. Diese Urwaldriesen, meist Würgefeigen, umschlingen das Mauerwerk wie Tentakel einer Riesenkrake. Man weiss nicht so recht, stützen sie das Mauerwerk, oder die Mauer den Baum. Gewiss, etwas unvergleichliches das seinesgleichen sucht.

Das Beste kommt zu Schluss. Der Sonnenuntergang vor dem Ankor Wat.
Die Untergehende Sonne spiegelt die Türme und Mauern in einem eindrucksvollen Licht im naheliegenden Lotusteich. Tausende von Kameras klicken und die Sprachen aus aller Welt sind zu hören.

Es gäbe noch viel zu schreiben, aber dies ist ein Reisebericht und keine geschichtliche Abhandlung.

Ein neues Jahr

Am späten Nachmittag schlendern wir zum "Old Market", zum Zentrum von Siem Reap. Es ist der 31. Dezember und hier soll ein riesen Fest das alte Jahr ausklingen lassen. Schon von weitem hören wir die ohrenbetäubende Musik, die aus allen Restaurants klingt. Jeder versucht den andern an Lautstärke zu übertönen. Touristen aus aller Welt schlendern durch die autofreien Gassen.
Eine einheimische Gruppe hat sich eigens für diesen Tag ein Zelt aufstellen lassen, wo eine live Band gute Musik spielt. Wir gucken ein wenig hinein und sofort werden wir freundlich herein gebeten. 2 Stühle werden freigemacht und man deutet uns an, Platz zu nehmen, wo wir sofort mit Bier versorgt werden. Unter dem Tisch befindet sich schon eine grosse Ansammlung an leeren Bierflaschen, was ein exaktes Spiegelbild der Gäste wiedergibt.
"Trinkt so viel ihr wollt, heute seit ihr unsere Gäste. Alles geht auf meine Rechnung," meint der freundliche Gastgeber.
Gerne nehmen wir das Angebot an und schwingen uns auf die Tanzfläche. Wir tanzen einen Tango, danach eine Art Rock-en-Roll und zum Schluss einen Foxtrott. Das Volk hat sichtlich Freude an uns. Es wird geklatscht und gefilmt.
Sie alle sind sich unsere Tänze nicht gewohnt. Ihr Styl ist eher gemächlich mit rythmischen Schritten und kreisenden Handbewegungen. Dabei geht man langsam im Kreise herum.
Mitternacht wird freudig zugeprostet und mit vielen "happy", "happy" ein neues Jahr eingeleitet.

Die schwimmenden Dörfer

Am nächsten Tag, bevor wir den Tempel Koller erhalten, bringt uns der Tuk-Tuk Fahrer zu den schwimmenden Dörfern auf dem "Tonle-Sap". Dieser grösste und fischreichste See in Südostasien, erklärte die UNESCO 1997 zum Biosphärenreservat.
Gewiss, dieser Ausflug ist im Vergleich zum Leben hier in Kambodscha ziemlich überteuert, aber wir nehmen uns trotzdem ein Boot mit Führer, der uns durch schmale, stinkende Wasserkanäle entlang von Mangrovenwäldern hinaus auf den See bringt.

"Highlights" sind dann die "schwimmenden Dörfer", in denen sich das gesamte Leben auf dem Wasser abspielt. Es gibt schwimmende Schulen und Pagoden, schwimmende Gemüsegärten und Schweineställe, schwimmende Bootswerkstätten und Restaurants. Einfach die ganze Infrastruktur die eine Dorf braucht, befindet sich hier im Wasser.

Viele vom Fischfang lebende Menschen ziehen direkt an den Tonle-Sap-See, wo sie sich wie seit alters her den Natur gegebenen Wasserschwankungen anpassen. Entweder bauen sie Hütten auf hohen Stelzen, oder entscheiden sich, in schwimmenden Häusern zu leben, um den grossen Wasserschwankungen nicht ausgesetzt zu sein. Diese werden oft mit Seilen aneinander gebunden und von Motorbooten herumgezogen:
Viele der Häuser haben Grünpflanzen und Blumen auf der Veranda. Doch was alle vereint ist ein Fischerboot fest verankert vor ihrem schwimmenden Zuhause.
Wir fragen unseren Bootsführer, was hier für Leute wohnen. Er meint: "Hier leben 3 Ethnien. Kambodschaner, Vietnamesen und Moslems".
Wir wussten gar nicht, dass Moslems eine Eigenen Ethnie darstellen!!!!

Der Tonle Sap See ist schon was Besonderes.
Ende April, Anfang Mai schwillt der Mekong infolge der Schneeschmelze im Himalaja und den zusätzlichen Niederschlägen des Monsuns dermassen an, dass das Mekong-Delta die riesigen Wassermassen nicht sofort aufnehmen und ins Südchinesische Meer fliessen lassen kann. Deshalb staut er den Tonle-Sap-Fluss, den er in Phnom Penh aufnimmt, zurück. Dieser fliesst nun zurück und vergrössert den Tonle-Sap-See von 2500 km2 während der Trockenzeit auf das Vierfache seiner Fläche. Im Extremfall wird der ohnehin schon grösste See Kambodschas bis 20'000 km2 gross. Die ausserordentliche Vergrösserung der Oberfläche ist wegen der flachen Topografie und der geringen Höhe über Meer möglich. Wechselt Ende Regenzeit, Ende Oktober, Anfang November die Strömung wieder, lässt der See die Wassermassen gleichmässig wieder abfliessen.

Eine beispielslose Lebensaufgabe

Am Abend besuchen wir das Konzert des Schweizer Arztes Dr. Beat Richner beim Kinderspital "Kantha Bobha". Mit seinem geliebten Cello bewaffnet betritt er die Bühne des angrenzenden Konzertsaales.
Er spielt ein paar "Bach" Sinfonien und erzählt danach aus seiner Zeit hier in Kambodscha. Hier ein paar Auszüge:

"In Siem Reap nehmen die Patientenzahlen zu. Im Oktober haben wir dort insgesamt 5308 schwer kranke Kinder hospitalisiert – 1000 mehr als im Vorjahr. In der Maternité kamen 1452 Babys zur Welt, das sind 200 Geburten mehr als im Oktober 2008. In Phnom Penh bleiben die Zahlen hingegen stabil, dort brachten wir in einem Monat 6032 Kinder im Spital unter.

Das Leben ist karg und einfach, das Leben – zumindest mein Leben hier. Einsiedlertum, auf weniges beschränkt, manchmal unglaublich schwer, manchmal auch sehr erbauend; es ist auf Wesentliches konzentriert. Die Ablenkungen der strukturierten Welt fehlen, das macht dann manchmal Gespräche mit Menschen aus Europa oder Amerika quälend. Da werde ich manchmal auch ungerecht: Es gibt Sorgen von Westlern, die mich nicht mehr interessieren, sondern eher ärgern. Was ist wesentlich?

Die kambodschanische Regierung zahlt ihren jährlichen Beitrag von 2 Millionen Dollar auch direkt an uns und nicht über die Ministerien – dort würden 90 Prozent der Gelder «verloren» gehen. Die Behandlung ist kostenlos, denn 95% der kambodschanischen Familien seien ohnehin zu arm, um bezahlen zu können.

Ich wünsche mir, dass wir bis kommenden März 250 Millionen Franken für die Kantha-Bopha-Spitäler zusammenhaben – somit wäre der Betrieb für die nächsten zehn Jahre gesichert. Und ich könnte nach 18 Jahren zum ersten Mal wieder aufschnaufen."

Es ist eine riesen Aufgabe, die Dr. Beat Richner hier in Kambodscha erfüllt. Diese Last hat Ihn sichtlich gezeichnet. Er wirkt auf uns etwas depressiv und niedergeschlagen. Am liebsten möchte man zu ihm auf die Bühne, den Arm um seine Schulter legen und ihm für alles Danken.

Viele spenden schon in der Schweiz für sein Kinderspital "Kantha Bobha", das übrigens "aufgehende Lotusblüte", heisst. Wir konnten uns selbst vor Ort überzeugen, dass die Gelder hier optimal eingesetzt werden.
Tief beeindruckt von seinem übermenschlichen Einsatz zur Rettung, von jährlich tausenden von Kindern, nehmen wir Abschied von Dr. Beat Richner.
Sein Engagement ist schlichtweg beispiellos.
Hier nochmals sein direktes Spendenkonto in der Schweiz: Postcheckkonto Nr. 80-60699-1


Die Seidenfarm

Tags darauf fahren wir zur Silkfarm, wo wir die Erstellung der kambodschanischen Khmer Seide von der Raupe bis zum fertigen Kleid begutachten können. Dieses Projekt holt die Leute von der Strasse, bildet sie aus und schickt sie in ihre Dörfer zurück, damit das Wissen um die Seidenproduktion weiterverbreitet wird.
Auf unserem Rundgang wird einem schön erklärt, dass die Paarung der Schmetterlinge sechs bis acht Stunden dauert und das Weibchen danach ca. 400 Eier legt, welches anschliessend stirbt. Aus den befruchteten Eiern schlüpfen nach dem Überwintern die Seidenraupen, die sich ausschliesslich von den Blättern der Maulbeerbäume ernährt.
Die kleinen Raupen stossen danach eine Fasermasse aus, die sogenannte "Wattseide". Schon nach kurzer Zeit sind sie von einem dichten Seidengespinst, dem Kokon, eingeschlossen. Dieser Kokon besteht aus einem einzigen bis zu 900 Meter langen Faden
Acht Tage nach dem Einspinnen verpuppt sich die Seidenraupe und nach weiteren acht Tagen schlüpft der Schmetterling,
Um das Garn zu gewinnen, werden die Puppen etwa am zehnten Tag nach Fertigstellung des Kokons mit kochendem Wasser oder heißem Dampf getötet. Der Spinnfaden wird vorsichtig abgewickelt, gereinigt und danach auf grosse Spinnräder aufgezogen.
Es ist sehr interessant, dem ganzen zuzusehen und wir haben grossen Respekt vor den Arbeiterinnen, die den ganzen Tag auf ihren alten Webstühlen zu einem Lohn von 2 $ pro Tag, diese edlen Stoffe weben.

Phnom Penh, die Perle Asiens

Auf einer üblen, staubigen Strasse fahren wir entlang des Tonle Sap Richtung Hauptstadt. Die Strasse ist auf einer Länge von 200 km eine ewige Baustelle. Warum die Arbeiter nicht ein Stück aufreissen und fertig stellen, sondern die ganze Strecke zeitgleich erneuern wollen, bleibt uns ein Rätsel.
Doch am Meisten bedauern uns die Leute am Strassenrand. Immer sind sie von einer dicken, roten Staubschicht eingehüllt, die die vorbeifahrenden Autos erzeugen. Alles ist Staub überzogen. Ihre Häuser, die Marktstände, die Werkstätten, das Gemüse, die Reisfelder und die offenen Klassenräume der Schulen. Was uns aber ins staunen bringt ist ihre Kleidung. Wie bringen sie es fertig, immer sauber auzusehen in ihren weissen Blusen und der tadellosen Schuluniform.

Wir beziehen unseren Standplatz auf einem bewachten Parkplatz direkt an der "Waterfront" des "Tonle Sap" Flusses und besichtigen erstmals den Königpalast mit den goldenen Dächern, wo König Sihamoni residiert. Die Silberpagode mit unermesslich wertvollen, edelsteinbesetzten Buddha Statuen und 5000 Bodenfliesen aus reinem Silber, von denen jeder ein Kilo wiegt.

Ganz anders sieht es im "Tuol Sleng" aus, das unter Pol Pots grausamen Regiment Konzentrationslager und die berüchtigte Folterkammer "S21" war. In einem grossen Schweigen, wie man es sonst nirgendwo findet in dieser lärmigen Grossstadt, sehen wir uns die engen Zellen, die Folterwerkzeuge, die Fesseln und Ketten an. Die Fotos der Gequälten und der Peiniger. Die Galgen, an denen Gefangene mit den Füssen nach oben aufgeknüpft wurden. In einem Gebäude hängen die Bilder der Opfer und dazu ihre Lebensläufe.

Später erreichen wir das berüchtigte "Killing Fields", das Vernichtungslager "Choeng Ek". Als 1979 vietnamesische Truppen das geknechtete Land befreiten, war jeder Vierte der rund acht Millionen Kambodschaner tot, verhungert, an Krankheit und Schwäche verendet oder einfach ermordet.

Um Munition zu sparen, wurden die Todgeweihten in diesem Exekutionszentrum nicht erschossen, sondern mit Eisenstangen, Äxten oder ähnlichem erschlagen. Kinder wurden gegen Bäume geschlagen, bis sie tot waren. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die auch heute noch deutlich sichtbar auf dem Gelände vorhanden sind
In der zentralen gläsernen Stuba sind 8985 Schädel aufgeschichtet, die man geborgen hat.

Die Killing Fields unter der Regierung von Pol Pot und den Roten Khmer von 1975 bis 1979 eine Art Konzentrationslager für alle Gebildeten, Intellektuellen und denen, die nur so aussahen. Pol Pot wollte einen kommunistischen Bauernstaat errichten und ließ erbarmungslos alle hinrichten, die dem im Wege stehen konnten! Ausgestattet mit einem guten deutschsprachigen Audioguide kann man das Gelände völlig ungezwungen ablaufen. Und es ist wirklich grausam, zu sehen, wie beispielsweise noch Zähne, Knochen und Kleidungsstücke herumliegen, von denen, die umgebracht wurden. Es kann einem an mancher Stelle sogar ein wenig schlecht werden! Wir verbringen lange an diesem schauderhaften Ort und sind total geschockt, wie Kambodschaner einst ihre eigenen Landsleute umbrachten und hinrichteten! Wirklich sehr schlimm, was da geschehen ist. Man kann nur hoffen, dass so was nie wieder geschieht. Doch leider lehrt uns die Geschichte und die Gegenwart, dass ähnliches immer wieder ausbrechen kann. Seht nur was im Moment in der Ukraine passiert, oder die IS in Syrien und im Irak für Gräueltaten anrichtet.
Wird der Mensch eigentlich nie gescheiter?

Diese Verbrechen wurden übrigens zur Grundlage für den britischen Anti-Kriegsfilm The Killing Fields – Schreiendes Land aus dem Jahre 1984, der auf der wahren Geschichte einer Freundschaft des Kambodschaners Dith Pran mit dem amerikanischen Journalisten Sydney Schanberg während der Revolution in Kambodscha 1975 beruht.


Beach Live

Die nächsten 2 Wochen verbringen wir an der Otres Beach in Sihanoukville. Genau der richtige Ort, um die vielen Sehenswürdigkeiten und Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten.
Hier sind wir bei weitem nicht die einzigen Langzeitreisenden. Wir verbringen viele schöne Tage mit unseren Nachbarn Verena und Wolfi
www.gritsch.at.tt, die schon viele Jahre mit ihrem Hund Apollo durch Südostasien reisen. Beim grillieren an der Beach, schwimmen im klaren Meer und tollen Sonnenuntergängen vergehen die Tage wie im Fluge.
Zusätzlich gesellen sich noch unsere "China Gang" Freunde Beni und Verena, sowie Christian und Gaby, zu uns.
Doch eine ganz besondere Bekanntschaft machen wir hier mit Urs Odermatt. Er heisst nicht nur wie wir, nein, er kommt auch aus der gleichen Schweizer Ortschaft wie wir, aus Stans. Man muss bedenken, diese Ortschaft ist nicht Zürich, sondern eine kleine Gemeinde mit 8000 Einwohnern. Beide haben schon viel über den andern gehört, aber kennengelernt haben wir uns hier, im Süden Kambodschas. (siehe Tipps / Begegnungen)

Routenänderung

Eigentlich wollten wir die nächsten paar Monate hier in Südostasien verbringen und dann nach Australien weiterreisen. Doch je mehr wir mit andern Reisenden über Alternative Routen und Länder, die erst vor knapp 2 Jahren für private Fahrzeuge aufgegangen sind, diskutierten, desto mehr wurden wir unschlüssig, über den weiteren Reiseverlauf.
So werden wir nach Thailand eine andere Route nehmen, als ursprünglich geplant.
"Grüezi" heisst übrigens in der Landessprache dieses Landes "ming-guh-la-ba". Alles klar?

Die ersten 3, die uns schreiben, welches Land, bezüglich welche Landessprache gemeint ist, bekommen von uns zu Hause einen echten Seelisberger Alpkäse geschenkt, oder diejenigen auf der Reise, ein lokales Bier mit Widmung geschenkt.

Doch nun wird es langsam Zeit, Abschied von Kambodscha zu nehmen.
Wir verlassen ein kontrastreiches Land mit einer interessanten Kultur, sowie einer blutigen Vergangenheit. Wenn man bedenkt, dass vor 40 Jahren hier noch ein brutales Regime herrschte, so ist es doch sehr erstaunlich, dass nun die Menschen, die soviel in ihrem Leben durchgemacht haben, schon wieder so nett und aufgeschlossen sind.
Trotzdem, die Menschen in Laos haben uns mehr zugesagt und dort fühlten wir uns wohler. Die Lebenseinstellung und der Charakter des nördlichen Nachbarn haben wir als relaxter und zufriedener empfunden, was aber nicht heissen mag, dass es so ist.
Viele unserer Reisekollegen sehen das anders. Das Beste ist jedoch, jeder sollte sich selbst vor Ort eine Meinung bilden und weniger auf andere, sowie die Massenmedien hören.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen zu Hause einen schneereichen Winter, keine Erkältung und immer etwas Spass neben der täglichen Arbeit.
Ruth und Walter