16 Mexico Baja Süd



Reisebericht 16 / Todos Santos (Baja California) - Topolobampo (Ankunft der Fähre auf dem Festland) / 14. Dezember 2009 - 9. Januar 2010 / km 39'100 - 39'400

Reiseroute:
Todos Santos, Cabo San Lucas, Cabo Pulmo, La Ventana, La Paz, Fähre nach Topolopambo (Los Mochis)

Weihnachten am Sandstrand
Cabo San Lucas, die touristische Hochburg der Baja, ist fest in nordamerikanischer Hand. Hier reit sich ein Ferienkomplex an den andern und man kommt sich vor, wie auf Mallorca. Der Strand jedoch ist sauber, das Wasser klar und zum schwimmen sicher, da keine starke Strömung vorherrscht.
Trotzdem, die aufdringlichen Strandverkäufer sind uns schon bald überdrüssig und wir setzen unsere Fahrt Richtung Nordwesten fort
Nur eine Autostunde entfernt, holt uns der Spirit der Baja wieder ein. Eine Wellbrett- Schotterpiste führt direkt an der Beach entlang und offenbahrt uns einsame Buchten mit grandiosen Ausblicken. An diesen abgelegenen Orten haben wir allabendlich ein privates Schauspiel. Wenn sich die Sonne hinter dem Horizont zur Ruhe legt und die funkelnden Sterne über unserem Suri stehen, staunen wir über die Sternschnuppen, die jene Momente so magisch erscheinen lassen. Weit weg von jeglicher Lichtverschmutzung betrachten wir all die Sternenbilder. Später in der Nacht steigt der Mond als kleine Sichel zwischen den Sanddünen auf und erhellt die Schaumkronen
Sind es diese Eindrücke und Erlebnisse, die wir in unserer technologisierten Welt so vermissen?

Immer wieder auf unserer Reise haben wir die Kitesurfer bestaunt, wie sie mit ihrem Drachen und einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über die Wellen stoben. Heute, am Weihnachtstag, sind wir im Mekka der Kitesurfer, in La Ventana, angelangt. Kurzentschlossen melden wir uns für einen mehrtägigen Kurs an. Doch zuvor wird noch Weihnachten gefeiert. Mangels Tannenbäume grabe ich unweit des Stellplatzes einen kleinenen runden Kaktus aus, den Ruth liebevoll mit Weihnachts-Kugeln verziert und in eine halbierte, 4 Liter Plastik Wasserflasche einpflanzt. Keine Weihnachten ohne Weihnachtsbaum!

Am Weihnachtsabend haben einige kanadische Dauercamper am Strand eine mexikanische Weihnachtsparty organisiert. Am späten Nachmittag wird ein mit Süssigkeiten gefüllter Stern in die Höhe gezogen. Abwechslungsweise können die anwesenden Kinder mit einem Schläger auf den Stern schlagen, bis er schliesslich in der Mitte auseinanderbricht. Kiloweise regnet es nun Bonbons, Nüsse und andere Schleckereien aus dem demolierten Stern. Mit einem Gekreische, das an ein Rudel Wölfe erinnert, stürzen sich die Kinder auf diese Süssigkeiten. Anschliessend kommt der Weihnachtsmann mit weissem Bart und rotem Gewand und überreicht den Kinder ein kleines Geschenk mit ein paar mahnenden Worten, wie wir es vom Samichlaus her kennen.
Als es eindunkelt wird ein Feuer entfacht und alle setzen sich plaudernd um die lodernden Flammen. Jemand holt ein Saxaphon, verteilt Textblätter mit amerikanischen Weihnachtliedern und alle singen aus voller Kehle. Zum Schluss wird noch "Stille Nacht, heilige Nacht" gesungen und das auf 6 verschiedenen Sprachen. Bei der deutschen Fassung müssen unsere Stimmbänder an ihre Leistungsgrenze gehen, in der Hoffnung, die Daheimgebliebenen könnten ein wenig mitbekommen, dass wir speziell in diesen Minuten fest an sie denken.

Kite Surfen
Leider sieht das Kite Surfen vom Strand aus gesehen viel einfacher aus, als es tatsächlich ist. Diesen wiederspänstigen Drachen halbwegs unter Kontrolle zu bringen ist schwieriger, als eine Kuh tanzen zu lernen. Beherrscht man den kleinen Übungsdrachen und weiss man, wie er reagiert, wird uns der 9 Quadratmeter grosse Kite in die Hand gedrückt. An der Bar, dem Steuerknüppel, sind die 5 Steuerleinen befestigt und am Ende, nach 25 Meter, ist der Drachen. Die Kunst dabei ist, die verschiedenen Windböen mit der Bar auszugleichen und den Kite mit sanften Bewegungen in die richtige Richtung zu lenken. Im Gegensatz zum Windsurfen wirkt sich eine Fehlmanipulation viel krasser aus, da die Segelfläche des Kite um mehr als das doppelte grösser ist.
Am zweiten Schultag bekommen wir den grossen Drachen und lassen uns noch ohne Board durch den Ozean ziehen. Wir hoffen insbrünstig, dass die Haie schon gefrühstückt haben.
Am letzten Schultag üben wir das ganze mit Board. Nur schon das Reinschlüpfen in die Fusschlaufen im wilden Ozean ist ein warer Balanceakt. Mit einer Hand den Bar mit dem Kite halten und mit der anderen Hand das Brett nach vorne schieben und die Startposition einnehmen. Endlich, bereit! Startmanöver ausführen wie gelernt und schon stehe ich auf dem Brett. Doch schon nach zwei Meter falle ich kopfüber wieder ins feuchte Nass. Der Kite macht eine Schlaufe, zieht in die Luft und katapultiert mich mit einer ungeheuerlichen Gewalt aus dem Wasser. Unfreiwillig fliege ich so 10 Meter über die Wasseroberfläche. Leider ist es Ruth nicht viel besser ergangen. Nach einer ähnlichen Flugphase schmerzt ihr der ganze Körper und wir sind beide demoralisiert.
Glücklicherweise sind unsere Zeltnachbarn österreichische Kiter. Monika und Fritz sind seit 9 Jahren auf grosser Reise und sie haben vor zwei Jahren in Equador, bei einem bekannten Kitestrand, ein eigenes Haus gebaut. Sie trösten uns ein wenig und meinen: "So hat noch jeder angefangen. Solche Stürtze muss man erlebt haben. Kiten kann man nicht in 3 Tagen erlernen, es brauch viel mehr Zeit, Übung und Durchhaltewille."
Also kaufen wir kurzentschlossen eine gebrauchte Kiteausrüstung und nun verdeckt ein Kite Board unsere Sandbleche.

Mit Leni, einem ehemaligen deutschen "Bäcker-Dirndl" und ihrem Freund Jeff, dem kanadischen Bergführer, verbringen wir einen herrlichen Silvesterabend unter dem Dach des unendlichen Sternenhimmels. Die zwei betreiben in den kanadischen Rocky Mountains eine Heli Ski Hütte, www.kmhbc.com, und haben sich eben in der Wüste ein kleines Stück Land mit Meersicht gekauft.

Auch die Manser Familie, die wir schon im Bryce Canyon angetroffen haben, ist inzwischen in La Ventana eingetroffen. Mit ihnen verbringen wir 3 vergnügliche Abende mit Spiel und Spass und das wieder mal auf Schweizerdeutsch.

Fähre zum Festland
Eigentlich wollten wir ursprünglich nur 2 Wochen auf der Baja bleiben und nun sind es bereits 7 Wochen. Aber warum weiterreisen, wenn es uns hier so gut gefällt. Das ist die grosse Freiheit, nach der wir uns in den vergangenen Jahren so gesehnt haben.

Doch heute geht es definitiv weiter. Wir haben gehört, dass die Fähre zum Festland, nach Topolobampo, für Wohnmobile extrem teuer sei. Ein PW kostet etwa 80 Dollar, ein mittlerer Lastwagen 300 Dollar und ein kleines Wohnmobil 500 Dollar. Die Begründung der etwas merkwürdigen, mexikanischen Preispolitik lautet: "Die Amis fahren meistens die Wohnmobile, die haben das grosse Geld, also sollen die auch mehr bezahlen.
Nicht mit uns!
Zügig fahren wir mit unserem Suri vor das Ticket Office und ich erkläre der hübschen Dame: "Schauen sie mal aus dem Fenster. Da steht unser Fahrzeug. Es sieht aus wie ein Wohnmobil, ist aber in Wahrheit unser Dienst-Fahrzeug. Wir schreiben für eine Schweizer Zeitung einen Bericht über ihr schönes Land und die netten Leute hier in Mexiko. Es wäre natürlich toll, wenn sie uns den PW Tarif geben könnten, da wir einfache Medienschaffende sind!"
Sie schaut mich erstaunt an, lächelt und telephoniert trotzdem noch mit ihrem Chef um das abzuklären. Sie meint, der PW Tarif sei OK!
Ruth und ich schauen uns erleichtert an und bezahlen die Fähre, bevor sie sich das ganze noch anders überlegt.

Endlich, nach 6 ruhigen Stunden auf hoher See, erreichen wir Topolopambo, das Festland von Mexiko. Als nächstes wollen wir den Kupfer Canyon in Angriff nehmen. Auf keiner Strassenkarte ist ein Weg durch den Canyon eingezeichnet und auch die Einwohner hier wissen nichts von einer zu befahrenen Strasse. Trotzdem, wir haben gehört, es soll eine Durchfahrt geben und so fahren wir Richtung Norden zum Canyon.
Ob wir wohl durchkommen? Alles weitere im nächsten Bericht!




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