47 Auf dem Ozean

Reisebericht 47 / Montevideo (Uruguay) - Hamburg / 31. August 2012 - 2. Oktober 2012 / 116'800 km - 117'100 km

Reiseroute: (Mit dem Schiff) Montevideo (Uruguay), Santos (Brasilien), Victoria (Brasilien), Dakar (Senegal), Tilbury (England), Hamburg

Einschiffung (4. September 2012)

Da auf einem Frachter nur wenige Kabinen für mitreisende Passagiere zur Verfügung stehen, haben wir schon 3 Monate im voraus die Passage Buenos Aires - Hamburg gebucht. Vor einem Monat bekamen wir dann die Nachricht, dass Grimaldi den Hafen von Buenos Aires nicht mehr anläuft, dafür aber der weiter im Ladesinnere gelegene Hafen Zarate. Kurz darauf kam dann die nächste Nachricht, dass wir nun definitiv am 31. August von Montevideo aus verschiffen können.
Ist das wohl die letzte Verschiebung?
Ganz trauen wir der Sache nicht und so beschliessen wir, weiterhin auf dem in der Nähe von Montevideo gelegenen Camping von Heiz und Silvia zu verbleiben um auf eine erneute Verschiebung schnellstmöglich reagieren zu können.
Und tatsächlich, eben kommt ein Mail herein, dass wir uns 4 Tage später auf der Agentur in Montevideo einzufinden hätten, da sich unser Schiff verspätet habe.
Für uns nicht weiter schlimm, denn wir fühlen uns auf dem Camping "El Sueño" pudelwohl. Immer wieder trudeln Schweizer und Deutsche bei uns ein, die alle eine eigene, interessante Story auf Lager haben. Wieso Sie ausgewandert sind, wie sie das Leben in der Fremde meistern usw.

Pünktlich am 4. September um 10.00 Uhr befinden ich mich auf der zuständigen Agentur in Montevideo, um die Ausreisevormalitäten zu erledigen. Ruth bleibt im Auto, damit wir das Fahrzeug nicht alleine in der düsteren Hafengegend zurücklassen und zum Abschluss noch einen Einbruch riskieren.
Der Agenturleiter, Herr "Suarez", klärt uns dann auch auf, aus welchem Grund die ständigen Verschiebungen stattgefunden haben. Die neue linke Regierung in Argentinien, unter Christine Kirchner, hat die Import Steuer auf fast alle Güter, sowie die Hafengebühren drastisch erhöht. Zudem wurde bei den Frachtschiffen der Zustieg, sowie das Verlassen von Passagieren in Buenos Aires untersagt. Der kleinere Hafen von Zarate wäre weiterhin eine Option, doch dort will die Behörde 1500 US Dollar pro Person für die Zollvormalitäten. Die "Grimaldi" Schifffahrtsgesellschaft liess sich nicht auf diese horrenden Vorderung ein und beschloss kurzerhand, die Passagiere nicht mehr in Argentinien auf- und zusteigen zu lassen, sonder nur noch in Montevideo, Uruguay.
Das war also der Grund für die grosse Unsicherheit und die ewigen Verschiebungen!

Ich sitze im Vorzimmer der Reederei und nach und nach treffen die anderen Reisende ein, die ebenfalls auf die "Grande San Paolo" wollen. Neben uns sind es noch ein älteres Östrreicher-Pärchen mit einem Sprinter, ein Franzose mit einem MAN, dessen Familie schon vorausgeflogen ist, sowie ein Paar aus Lyon mit einem Landy.
Nach einer kurzen Instruktion fahren wir gemeinsam ins Hafengelände, um die ganzen Zollvormalitäten zu erledigen. Das Fahrzeug austragen, die Pässe abstempeln und kurz danach geht es die steile Auffahrtsrampe empor, bis zu unserem Parkplatz im sechsten Unterdeck.
Die Grimadi Schiffe sind klassische Autotransporter. Bis zu 5000 Fahrzeuge können im stählernen Schiffsrumpf verstaut werden, sowie etwa 1200 Container auf dem Oberdeck und den zwei untersten Etagen.
Nach der Grösse des Schiffes befragt meint unser Capitän: "Nein, die Grimaldi Schiffe sind bei weitem nicht die Grössten. Die Grössten Containerschiffe haben ein Fassungsvermögen von bis zu 18'000 Containern.

Kaum parkiert, ruft uns der mufflige, italienische Stewart, der gleichzeitig auch Kellner und "Mädchen für alles" ist, zur Eile an. Wir fahren mit dem Lift zum 12. Stock rauf und staunen nicht schlecht, als er uns die Kabinen-Tür aufschliesst. Meistens befinden sich 6 einfache Zimmer für maximal 12 Personen auf den Frachtschiffen. 4 Aussen- und 2 Innenkabinen. Gegen einen Aufpreis wäre die sogenannte Eigners-Kabine zu haben, die nebst dem Schlafzimmer noch einen Aufenthaltsraum mit Sofa, Kühlschrank, Schreibpult und Badewanne hat. Da niemand diese Kabine gebucht hat, wird sie uns zugeteilt. Welch ein Glück!

Doch im Gegensatz zu einem klassischen Kreuzfahrtschiff sind die Kabinen eher bescheiden. Das Wichtigste aber, die Betten sind bequem, die Räume sauber und die Bullaugen lassen sich öffnen. Nur der marmorierte Teppich ist gezeichnet von einer grösseren Überschwemmung in der Vergangenheit.
Zeit zum Einräumen der Kabinen bleibt kaum. Der Stewart ruft zum Dinner. "Die Essenszeiten müssen eingehalten werden", meint er in seinem gewohnt mürrischen Ton. "7.30 Uhr ist Frühstück, 11.00 Uhr Mittagessen und um 18.00 Uhr beginnt das Nachtessen. Seit pünktlich, denn anschliessend kommt der Capitän mit seinen Offizieren zum Essen." OK, nun wissen wir Bescheid!

Das Essen jedoch ist reichlich und schmackhaft. Nur die Reihenfolge des vier Gang Menus ist gewöhnungsbedürftig. Meistens gibt es zu Beginn eine Minestrone oder eine Pizza. Unnötig zu sagen, der Koch ist Italiener! Als Vorspeise Salat oder Pasta und dann entweder ein Stück Fleisch oder Fisch, das nie mit einer Beilage serviert wird. Als Krönung seiner Kochkünste serviert uns der Koch zum Dessert noch einen Apfel oder eine Banane.

Auf der Fahrt nach Santos, Brasilien ( 4. Sept. - 9. Sept.)

Eigentlich sollten wir bereits auf hoher See sein, doch die Abfahrt verzögert sich laufend. Seit zwei Tagen warten wir auf 25 Container, gefüllt mit Soja, Weizen und Honig, die immer noch nicht eingetroffen sind. Gegen Mittag werden sie endlich angeliefert und bei Einbruch der Dunkelheit schiebt sich unser Dampfer, mit Hilfe von zwei Schleppern, langsam und gemächlich aus dem Hafengelände. Es dauert eine Zeit, bis sich das 58'000 Tonnen und 220 Meter lange Schiff auf seine Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 31 kmh eingefahren hat.
Mit dem Erreichen der offener See, nimmt auch der Wind zu und die weiss schäumenden Wellenberge krachen tobend gegen den stählernen Schiffsrumpf. An Board ist nur ein leichtes fibrieren zu vernehmen und im Gegensatz zu den stark schwankenden Fischerbooten, bewegt sich unser Kahn nur sanft schaukelnd im Wellental. Wenn das rytmische Brummen des Dieselmotors nicht wäre, man wüsste gar nicht, dass wir uns auf dem Meer befänden.
Kurz nach Mitternacht des dritten Tages auf hoher See, werden wir geweckt durch laute, metallische Geräusche und den Lichteinfall von Scheinwerfern in unsere Kayüte. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, wir befinden uns im Hafen von Santos und das Be- und Entladen hat bereits begonnen. Da an ein Weiterschlafen nicht mehr zu denken ist, begeben wir uns auf das 13. Oberdeck und betrachten das emsige Treiben von der Brücke aus.
Einerseits werden riesige Caterpillar's, Maschinenteile und Scania LKW's für Hamburg und Antwerpen eingeladen und adererseits hunderte von argentinischen Fiat "Palado" ausgeladen. Diese Arbeiten dauern die ganze Nacht und gegen Mittag des nächsten Tages werden erneut die schweren Taue an der Hafenmole gelöst und ein PS-starker Schlepper zieht uns in die schmale Fahrrinne hinaus.

Vor knapp zwei Monaten fuhren wir hier mit unserem Suri vorbei. Jedoch haben wir diesen geschäftigen Hafen, übrigens der grösste seiner Art in Südamerika, grossräumig umfahren. Nun stehen wir an der Reeling und betrachten den sichelförmigen, mit unzähligen Hochhäusern und Palmenaléen gespickte Sandstrand, der wohl das Zentrum der Metropole bildet.
Die Kehrseite der Medallie liegt am gegenüberliegenden Ufer. Fawelas, die brasilianischen Elendssiedlungen, ziehen sich von den Hängen bis zum Flussufer hinunter. Fuhren wir eben noch an prunkvollen Jachhäfen und Villen vorbei, leben hier die Menschen in ihren einfachen Behausungen am untersten Ende der sozialen Hirarchie.

Auf der Fahrt nach Vitoria, Brasilien ( 9. Sept. - 11. Sept. )

Die meisten der 7 Passagiere haben es sich in ihren Liegestühlen auf Deck bequem gemacht und lesen ein Buch. Doch plötzlich erschallt der Ruf: "Wale voraus!"
Vorbei ist es mit der Gemütlichkeit und es bricht Hektik aus. Fasziniert stehen wir an der Reeling und beobachten das Spiel der Wale, wie sie ihre Wasserfontainen gegen den Himmel spritzen und aus dem Wasser springen. Zu den Walen gesellen sich noch Delphine, welche knapp neben der Bugwelle neben uns her schwimmen.

Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir in den Hafen von Vitoria ein. Als erstes sehen wir die Hochhäuser der "Ilha de Vitoria", die sich entlang des Strandes aufreihen. Unser Anlaufdock befindet sich etwas weiter flussaufwärts. Dazu begleiten uns ,wie schon vorgestern, zwei Schlepper und ein Lotse, die genauestens darauf achten, dass wir die schmale Fahrrinne unter der stark befahrenen Brücke nicht verlassen.
Beim Anlanden entsteht dann eine grosse Hektik. Erstmals passier überhaupt nichts und dann will der erste Offizier die riesen Rampe in dem Moment runterlassen, wo der tonnenschwere Container-Kran vorüber fährt. Es wird geflucht und gezehtert von allen Seiten. Wir sehen dem ganzen Chaos heiter und gelassen von der Brücke aus zu.

Da wir auf ein paar Container warten müssen, wird uns Passagieren kurzfristig ein Landgang nach Vitoria angeboten. Als einzige nehmen wir das Angebot an und fahren mit dem Taxi ins Zentrum der halb Millionen Stadt.
Mehrere Brücken verbinden die verschiedenen Stadtviertel. In der Oberstadt besuchen wir die imposante "Catedrale Metropolitana", die 1552 erbaut wurde. Ansonsten hat die Stadt, die von seinem Hafen und der Industrie lebt, nicht viel zu bieten.

Inzwischen haben sich die brasilianischen Hafenarbeiter, die nicht gerade vor Elan strotzen, doch noch bemüht, die letzten verbleibenden Kaffee-Container einzuladen, so dass wir mit etlichen Stunden Verspätung auslaufen können.
Eben serviert uns "Giro", unser Steward, das leckere Dessert, eine überreife Banane, da geht ein Rucken durch den Schiffskörper begleitet mit einem langen ächzen und schrammen, wie von einer Metall-Schleifmaschine. Die verbleibenden Offiziere in der Kantine jucken auf und stürzen ans Fenster. Nicht anders muss es wohl tönen, wenn wir einen Eisberg gerammt hätten. Eisberge in Brasilien? Der Grund muss ein anderer sein!
Später klärt uns der 1. Offizier auf: "Obwohl wir einen Lotsen an Bord hatten und genau in der Mitte der Fahrrinne fuhren, hatten wir eine Grundberührung. Macht euch keine Sorgen, alles ist OK."
Hat das nicht auch der Kapitän der Titanic zu seinen Passagieren gesagt und was danach geschah, wissen doch alle!
Auf jeden Fall vergewissern wir uns noch einmal, ob die Schwimmwesten an ihrem Platz sind.

In tieferen Gewässern angelangt, geht der Kapitän vor Anker und bis zum Morgengrauen wird das Schiff auf Herz und Nieren geprüft.
Beim Frühstück sind wir wieder auf flotter Fahrt und der 3. Offizier meint, sie hätten nichts gefunden, das auf einen Defekt hinzeigt.
Naja, wir werden sehen, die Fahrt ist noch lang!

Auf der Fahrt nach Dakar, Senegal (12. Sept. - 18. Sept)

Am Nachmittag werden wir vom Capitän "Angelo Bellabuono" und seiner Crew eingeladen, den Komandoraum auf der Brücke zu besuchen. Fasziniert steht unsere kleine Gruppe vor den flimmernden Monitoren, ratternden Faxgeräten und piepsenden Funkgeräten, während dem der Capitän uns jedes Gerät geduldig erklärt. Sicher muss es aufregend sein, einen solchen Kahn zu steuern.

Im Anschluss begeben wir uns an den tiefsten Punkt des Schiffes. Zusammen mit dem Chef-Ingenieur, einem Inder, wie übrigens alle, die hier im Machinenraum beschäftigt sind, besuchen wir das Herz des Schiffes.
Wahrlich, es gibt angenehmere Arbeitsplätze! Die 8 wuchtigen Motoren erzeugen einen unheimlichen Lärm und es riecht nach Öl und Diesel. Die stickige Temperatur von beinahe 38°C ist fast nicht auzuhalten. In diesem Bunker arbeiten Tag für Tag die indischen Arbeiter, meist zu einem kleinen Lohn, die unsere volle Hochachtung verdienen.

Hier ein paar interessante Zahlen zum Schiff:

- Baujahr: 2003
- Wenn der Capitän bei der nächsten Zapfsäule sagt: "Einmal volltanken bitte", dann verschwinden 3200 Tonnen Schweröl im Bauch der "Grande San Paolo".
- In 24 Stunden verbraucht der Koloss 70 Tonnen Schweröl
- Das entspricht bei einem Tempo von durchschnittlich 30 km in der Stunde einen Verbrauch von 9'722 Liter auf 100 km.
-
Die Sulzer Maschine hat eine Leistung von 24'495 PS, oder 18'280 KW.

Am nächsten Tag werden wir mit einem markdurchdringenden Hupton der Boardsirene und zwei langen Pfiffen aus dem Nebelhorn aufgeschreckt. Das bedeutet nichts anderes als: "Feuer an Board". Wir schnappen unsere Schwimmwesten und den Überlebens-Thermoanzug und begeben uns zum Sammelpunkt. Ich muss jedoch voraussagen, das ist nur eine Übung! Ein DRILL!

Einer der indischen Crewmitglieder zwängt sich in einen feuerfesten Anzug, während der erste Offizier den ganzen Aufenthaltsraum mittels einer Rauchpetarde einnebelt. Ein wenig desorientiert stolpern die übrigen Crewmitglieder mit dem Feuerwehrschlauch durch die Gänge und versuchen, den imaginären Brand zu löschen. Leider erfolglos! Von der Brücke aus gibt der Kapitän anschliessend den Befehl zur Räumung des Schiffs. So begiebt sich die ganze Crew samt Passagieren zu den Rettungsbooten und kurz darauf sitzen wir alle zusammengepfercht auf der Bank des Schiffchens, das unsere letzte Rettung sein soll.
Ob im Notfall alles so reibungslos funktioniert, darüber herrschen berechtigte Zweifel! Besser, es kommt nicht erst dazu.

Inzwischen hat sich eine gewisse Board-Routine eingestellt. Wenn wir nicht am essen, und das ist definitiv die Hauptbeschäftigung, sind wir meistens am lesen in unseren Liegestühlen auf dem Oberdeck. Zwischendurch wird geschrieben, Fotos werden sortiert und Sport betrieben. Das letzte ist nicht so einfach. Niemand ausser uns spielt Tischtennis. So bleibt noch der defekte Homtrainer und der Berglauf! Beim "Berglauf" nehme ich den Lift und fahre vom 12 Stock hinunter zum Maschinenraum. Anschliessend werden die 122 Stufen hinaufgesprungen, nur um danach ernäut den Lift zu nehmen, um wieder hinunter zu fahren. Dieses Spielchen wird dann 10 x wiederholt, zum Erstaunen der indischen Besatzungs-Mitglieder und zur Reduzierung der Kalorienanhäufung durch unseren italienischen Pasta-Koch.
Unzählige Stunden verbringen wir auf Deck, blicken über den grünen Atlantik, atmen die frische, salzige Seeluft ein und betrachten die glänzenden Wellen, die sich endlos bis zum Horizont ziehen.

Kurz nach dem Frühstück laufen wir in den Hafen von Dakar ein. Wir stehen an der Reling und lassen den Blick über die Silhouette dieser Grossstadt gleiten.
Erst müssen wir noch die Immigration abwarten und danach ist der erster Landgang auf afrikanischem Boden angesagt. Danach vergewissern wir uns, ob unsere Autors sicher abgestellt sind. Nur zu oft hört man von Diebstahl in afrikanischen Häfen. Zu diesem Zweck haben die Passagiere meistens eine sogenannte "Bürgerwehr" aufgestellt, wo sie abwechslungsweise ihre Wohnmobile bewachen. Zu unserer Beruhigung ist "Deck 6" komplett mit stabilen Eisengittern verschlossen, sodass wenigstens hier eine Infiltrierung von Schwarzen, besser gesagt, blinden Passagieren, ausgeschlossen werden kann.
Während an die 200 Container auf- und abgeladen werden, schlendern wir durch das geschäftige Gewusel der Hafenanlage Richtung Zentrum der 1,5 Millionen Metropole.

Es ist 42°C, die Luftfeuchtigkeit hoch und das T'Shirt klebt am Körper. Andauernd werden wir von irgendwelchen selbsternannten "Guides" am Leibchen gezupft, die uns irgendwas zeigen, verkaufen oder sonst was wollen. Der Markt ist recht interessant, aber in Anbetracht der Hitze, der aufdringlichen Bevölkerung und dem Gedränge, kehren wir schon bald an Board des Schiffes zurück.

Auf der Fahrt nach Tilbury, England (20. Sept.- 2. Okt.)

Am nächsten Morgen verlassen wir schon zeitig den Hafen von Dakar mit Kurs auf Hamburg.

Doch ein paar Stunden später stoppt das Schiff. Wir uns der Boardmechaniker mitteilt, haben wir ein Problem mit den Motoren. Der Zylinderkopf hat einen Riss, aus dem kontinuierlich Öl ausfliesst. So bleibt uns nichts anderes übrig, als den Schaden auf offener See zu beheben. 36 Stunden dauert die Reparatur, während der Frachter im Einklang der Wellen vor sich her dümpelt. Die Plätze am Tisch, wo die Ingenieure gewöhnlich ihr Essen einnehmen, bleiben für die nächsten 1 1/2 Tage verweist. Es wird pausenlos gearbeitet, damit der Zeitplan eingehalten werden kann. Endlich, am übernächsten Tag, geht ein Rucken durch das Schiff und wir nehmen wieder Fahrt auf.

Es klopft an der Kabinentür. Der Stewart steht draussen und meint, wir sollen doch alle zum Kapitän kommen, er hätte eine Mitteilung für uns.
So versammelt sich unser kleines Trüppchen von 7 Passagieren in der Kajüte vom "Master" und dieser teilt uns mit: "Leider gibt es kurzfristige Änderungen. Wir laufen nicht wie ursprünglich Hamburg an, sondern "Tilbury", London. Dort wartet schon das Schwesterschiff, die "Grande Brasil", welches sämtliches Frachtgut sowie die Passagiere der "Grande San Paolo" übernimmt.
Unser Schiff muss geräumt werden, da es zur Reparatur in ein anderes Dock muss."
Das sind wieder Neuigkeiten! Wahrscheinlich hat die Grundberührung in Brasilien doch mehr Schaden angerichtet, als ursprünglich gedacht. Wenn wir etwas auf dieser Schiffsreise gelernt haben dann dies! Nichts ist so unvorher sehbar, wie eine Frachtschiff Reise. Immer wieder werden Pläne geändert, andere Häfen angefahren und Thermine kurzfristig verschoben. Auch der Kapitän wird immer wieder von der Reederei zu Änderungen gezwungen.

Ein typisches Beispiel ist Tilbury. Aus den anfänglich "ganz bestimmt, höchstens 1- 2 Tage", wurden 5 Tage Zwangsaufenthalt. Wenigstens können wir die Zeit optimal nutzen mit Ausflügen nach London oder in die nähere Umgebung von Tilbury. Trotzdem, wir sind nun ein Monat an Bord des Schiffes und möchten endlich in Hamburg anlanden.

"Am 3. Okt. werden wir bestimmt in Deutschland sein", meint unser Capitän. Wir alle quitieren seine Aussage mit einem müden Lächeln und sagen: "Wir werden sehen"!

Voraussichtlich werden wir am 10. Okt. in der Schweiz eintreffen. Wir freuen uns riesig, unsere Familie, Freunde und Bekannte wieder zu sehen.
Einen speziellen Dank geht an all jene, die uns via Mail immer über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden gehalten haben.

Unsere Wurzeln sind und bleiben in der Schweiz und es ist ein Geschenk, ein sogenannter "Zeitnomade" zu sein. Dadurch konnten wir die Welt aus einer anderen Perspektive und mit anderen Augen betrachten.

Bis später

Ruth und Walter














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